Seit mehr als 100 Jahren schippern die Dampfschiffe der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) Touristen über das landschaftlich spektakuläre Gewässer in den Schweizer Alpen. Künftig geschieht das zumindest beim historisches Schiff Gallia klimaneutral: Das Unternehmen hat mit dem Schweizer Unternehmen Synhelion einen Abnahmevertrag über jährlich knapp 100 Tonnen Solartreibstoff abgeschlossen. Die Antriebstechnik der Schiffe muss dafür nicht angepasst werden. Der Liefervertrag erstreckt sich über fünf Jahre.
Bis es losgeht, wird es allerdings noch etwas dauern, da Synhelion die kommerzielle Produktion voraussichtlich erst 2027 aufnimmt. Die Anlage soll in Spanien entstehen und jährlich 1.000 Tonnen Treibstoff liefern. Im vergangenen Juni hatte das Unternehmen in Jülich eine Pilotanlage in Betrieb genommen. Damit will Synhelion zeigen, dass die Technologie für die Skalierung im großen Massstab bereit ist.
Die Technologie nutzt Hochtemperatur-Solarwärme für die Herstellung von Synthesegas: Bei Temperaturen von bis zu 1.500 Grad werden Wasser und Kohlendioxid in einem einzigen Prozessschritt umgewandelt. Aus diesem Synthesegas kann dann in industriellen Standardprozessen flüssiger Treibstoff wie Kerosin, Benzin oder Diesel synthetisiert werden, der sich in herkömmlichen Flugzeugtriebwerken und Verbrennungsmotoren einsetzen lässt. Diese Treibstoffe gelten als klimaneutral, da bei ihrer Verbrennung nur so viel CO2 freigesetzt wird wie zuvor für deren Herstellung verwendet wurden.
Synhelion ist 2016 als Spin-off der ETH Zürich gestartet und hat sich zum Pionier für Solartreibstoffe etabliert. Eine erste kleine Pilotanlage entstand 2019 auf dem Dach der Universität.
„Wir sind bestrebt, unseren CO₂-Fußabdruck zu reduzieren, indem wir weniger fossile Brennstoffe verbrauchen. Die erneuerbaren Solartreibstoffe von Synhelion bieten die ideale Lösung, um unsere historischen Dampfschiffe zu defossilisieren“, sagt Stefan Schulthess, Geschäftsführer der SGV AG.
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Es wird also in Spanien Treibstoff teuer erzeugt.
Und dann wird der teuer erzeugte Treibstoff in einen LKW gefüllt um den ebenfalls erzeugten Treibstoff im Hänger in die CH zu transportieren? Wo er dann mit einem Wirkungsgrad von 20% ins Wasser und der Rest in Wärme umgewandelt wird?
Klingt nett und effizient. Wobei ich mir hier bei dem Wort effizient unsicher bin, was das bedeutet. 😀
Das Transportproblem liegt natürlich sofort auf der Hand. Mich würde noch interessieren, wo das CO2 herkommt, das da in Spanien in den Reaktor kommt. In der Luft ist die Konzentration (0,04%) zu gering. Aus einem Kohlekraftwerk? Aus Norwegen, wo Deutschland sich „blaues“ H2 herstellen lässt?
Mit den gesteuerten Spiegeln sollte man eine entsprechende Anlage doch mit fast der gleichen Effizienz in der Schweiz, am Vierwaldstädter See, errichten können? Dann hätte man wenigstens einen Transport weniger.
nein, sehr effizient ist das nicht. und deswegen auch teurer als fossiler treibstoff.
aber darum gehts hier ausnahmsweise auch nicht, historische dampfschiffe brauchen nun halt einen brennbaren treibstoff und lassen sich nicht auf batteriebetrieb umrüsten. gleiches gilt auch für historische strassenfahrzeuge, genau dafür brauchts in zukunft einen klimaneutralen treibstoff. dafür und für den motorsport, aber nicht für den normalen verkehr – weil elektrische fahrzeuge deutlich effizienter und somit günstiger im betrieb sind.
Exakt richtig. Das ist wie wenn man über Digitalisierung spricht und dann alle Mails ausdruckt um diese zu archivieren. Man muss davon ausgehen, dass etwas grundlegend falsch verstanden wurde oder zwanghaft an alten Verhaltensmustern festgehalten wird.
Ähnlich wie beim Thema Wasserstoff macht auf mich immer den Eindruck als wäre nie das Ziel, dass es irgendwann man funktionieren könne. Es dient lediglich dem Zweck aktuell nicht das Richtige tun zu müssen. Nach dem Prinzip „ich warte auf das Wasserstoffauto“ höre ich seit über 20 Jahren von denjenigen die gar nicht vor haben irgendetwas ändern zu wollen.
Ich finde diesen Zynismus unangebracht. Wir müssen alles ausprobieren dürfen, ohne uns von bereits komplett klimaneutral lebenden Mitbürgern die Sinnlosigkeit unserer Projekte vorführen lassen zu müssen. Ist der nächste Schritt möglicherweise die Erzeugung des Synhelions direkt auf dem Vierwaldstättersee? Oder widerstrebt das anderen klimaneutralen Mitbürgern, die meinen, so eine Anlage passt dort nicht ins Landschaftsbild?
@musicman
In dieser Schublade liegt das Buzzword „Wasserstoff“ derzeit bei mir auch wieder/noch. Ganz dicht neben „Tierbabys“, „Streichelzoo“ und „Einweihung neues Feuerwehrauto“.
Das kann sich allerdings auch schnell wieder ändern, wenn denn endlich etwas ernsthaft und in „ernstzunehmender“ Skala realisiert wird.
Die Nachrichten der letzten Tage rund um die Verlässlichkeit von Wasserstoff-Zügen hat der eine oder andere der LeserInnen hier sicher mitbekommen. Daher: Lieber das richtige konsequent, als inkonsequent das nicht zielführende tun. Wie lange will man noch an der Wasserstoff-Story festhalten?
Ich meine, wir haben bald 2025, bauen Raketen, die ins All fliegen und wieder verwendbar landen…. und wir kriegen diese H-Technik nicht auf die Reihe? Dann muss das wirklich sehr sehr sehr sehr schwierig sein.
Solartreibstoff???
Bitte genauer erläutern.
Wasser und Kohlendioxid in einem einzigen prozessschritt. Und wie? Normale eFuels werden aufwändig erst mittels Strom und Salzwasser mittels elektrolyse Wasserstoff spalten und dann in einem weiteren Prozess mit Kohlenstiffdioxid dann eFuels herzustellen. Wenn dann auch wieder der eFuel transportiert werden muss und ineffizient verbrannt zu werden, ist der wirkungsgrad extrem gering, wenn man den Strom direkt nutzen würde oder über akkus und e Antrieb.
Wie ist der Wirkungsgrad vom mysteriösen „solartreibstoff“ in vergleich zu eFuels?
Märchenstunde bei PV Magazine?
Eine tueferfehende Recherche und Darstellung hätte ich mir gewünscht.
Solartreibstoff mit nur einem einzigen Prozessschritt. 🙂
Und der benötigte Kohlendioxid wird wie gewonnen?
Zum nachlesen:
https://www.energiezukunft.eu/mobilitaet/kerosin-aus-luft-und-sonnenlicht
In unsrem Mitteleuropa werden wir nicht ganz darum herumkommen, Verbrennungstechniken zum Heizen zu benutzen.
Weil ES -vor Allem in Ballungsgebiten UND Lagen in Talkesseln widersinnig ist, einer dort relativ stehenden Luft
etwa ab bzw unter minus 10 Grad Aussentemperatur
DRAUSSEN noch weiter „Wärme zu entziehen“, um mit Wärmepumpen DRINNEN zu heizen.
In SO einer Lage wäre es dann etwaig überlegenswert, die Abgase
ein es zentralen Verbrenner-Heiz-Kraftwerks dann direkt vor Ort zur Erzeugung von E-Fuels zu nutzen –
als ?optimalere? Alternative zur Hoch-Temperatur-Nutzung/Umwandlung in Spanien?!
Alles Gute – und Glück auf !
Wolfgang Gerlach
Da sollten wir uns vielleicht erst einmal die vorliegende Realität betrachten.
a) Die skandinavischen Länder, allen voran Norwegen verwenden in der Überwiegenden Zahl Wärmepumpen als Heizsysteme und dies bei bedeutend niedrigeren Temperaturen im Jahresvergleich zu dem von Ihnen beschriebenen „unsrem Mitteleuropa“. Dort wird heute schon knapp zu 70% mit WP geheizt und funktioniert sehr gut.
b) Geht es bei Wärmepumpen als Umweltwärmesystemen nicht um die relative Temperatur von -10°C sondern um die absolute von 263 Kelvin und der damit verbundenen inneren Energie der in der Umgebungsluft vorhanden Moleküle, denen letztendlich die Wärme entzogen wird. Auch haben wir in Mitteleuropa zahlenmäßig im Jahresmittel kaum Tage an denen es dauerhaft unter -10°C ist, in den letzten Jahren waren es pro Jahr meist weniger als zwei (für DE). Den Datensatz dazu finde ich auch die schnelle jedoch nicht, bitte gerne eigene Recherche betreiben.
Die Wärmepumpe ist letztendlich nur so raffiniert weil sie eigentlich keinen Wirkungsgrad sondern einen COP aufweist und damit eben gemäß der thermodynamischen Herleitung -> IMMER IMMER <- überlegen ist, da diese keinen Wirkungsgrad von 100% erreichen kann.
Realistische Grüße
HM
der Fehlerteufel hat sich eingeschlichen:
Die Wärmepumpe ist letztendlich nur so raffiniert weil sie eigentlich keinen Wirkungsgrad sondern einen COP aufweist und damit eben gemäß der thermodynamischen Herleitung -> IMMER IMMER <- überlegen ist, da diese bei einem Wirkungsgrad von mindestens 100% beginnt und reguläre Verbrennungen (Öl/Gas) eben keine 100% erreichen
HM
Das ist aber Quatsch pur … die Wärme entweicht ja auch wieder aus den Häusern!
Ich wollte gerade darauf antworten, aber Manfred Ostertag hatte es mir vorweg genommen. Die der Umgebung entnommene Wärme ist weniger als die in die Umgebung abgegebene Wärme. Damit sind (Luft-)Wärmepumpen besonders gut für Großstädte geeignet.
Danke, Heiner Mosch !
Nobody is perfect – und ich lerne gern -manchmal täglich- dazu.
ABER Du scheinst über-lesen zu haben, dass es mir um Tal-Kessel und Ballungsgebiete ging ?!
UND – was mich -und wohl auch noch viele andre Mit-Leser zusätzlich interessiert- :
wie kommen denn die Norweger mit der Vereisung der „Aussen-Einheit“ bei tefen Temperaturen klar ?!
Alles Gute – und Glück auf !
Wolfgang Gerlach
Wolfgang Gerlach schrieb:
„wie kommen denn die Norweger mit der Vereisung der „Aussen-Einheit“ bei tefen Temperaturen klar ?!“
Hier empfehle ich ein wenig Lesen zu absoluter und relativer Luftfeuchtigkeit. Das größte Vereisungsproblem besteht knapp über dem Gefrierpunkt. Darunter nimmt die absolute Luftfeuchtigkeit, also der Wasserdampfanteil, rapide ab und ohne Wasserdampf kann auch kein Eis entstehen.
Bei sehr tiefen Temperaturen muss weniger enteist werden. Und der Prozess ist heutzutage recht flott durch Wärmeeintrag aus gespeicherter Wärme und die Wärmepumpe steht nach wenigen Minuten wieder zum Heizen zur Verfügung.
Gehen wir in einem hypothetischen und frei konstruierten Fall mal davon aus, dass aus welchen Gründen auch immer, eine Beheizung per Wärmepumpe in den von Ihnen beschriebenen Talkesseln (Ballungsgebiete mal ausgeschlossen weil nicht sinnhaft), nicht funktioniere da sich die Luft sich dort nur vermindert bewegt bzw. ausgetauscht wird.
Warum sollte eine Beheizung durch Verbrennung dann sinnhafter sein, werden hier die Toxine Stickoxid, Feinstaub, Kohlenmonoxid auch unter dieser „Talglocke“ verbleiben?
Bezüglich Ihres zweiten Punktes dürfen Sie eine Suchmaschine Ihrer Wahl benutzen.
Heiner Mosch