TÜV-Verband: Tipps für die Installation und Nutzung von Balkonkraftwerken

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Rund 300.000 neue Balkonkraftwerke hat die Bundesnetzagentur 2023 registriert, im ersten Halbjahr 2024 waren es bereits 220.000. Die Dynamik überrascht Hermann Dinkler nicht: „An sonnigen Tagen und bei optimaler Ausrichtung erzeugen Stecker-Solargeräte genug Strom, um einen erheblichen Teil des Haushaltsstrombedarfs zu decken“, sagt der Energieexperte beim TÜV-Verband. Er hat Tipps zusammengestellt, wie der Betrieb eines Balkonkraftwerks sowohl wirtschaftlich als auch sicher erfolgen kann. Denn bislang gebe es zwar den Sicherheitsstandard „DGS 0001:2019-10“ der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie, aber noch keine Produktnorm. Diese werde unter der Bezeichnung „DIN VDE V 0126-95“ erst für Ende 2024 erwartet.

Zunächst: Wohnungen mit einem zur Sonne ausgerichteten Balkon, einer Terrasse, einer Dachfläche oder einer Außenwandfläche sind am besten für Stecker-Solargeräte geeignet – keine schattigen Wände hinter der Balkonbrüstung oder unter Überdachungen. Außerdem sollte sich in unmittelbarer Nähe des Solargeräts eine Außensteckdose für den Solarstrom befinden. „Es sollte immer nur ein Solargerät an eine Steckdose beziehungsweise einen Stromkreis angeschlossen werden. Niemals sollten mehrere Solargeräte an eine Mehrfachsteckdose angeschlossen werden, um eine Überlastung und damit einen möglichen Schwelbrand von Steckdose oder Stromleitungen zu vermeiden“, sagt Dinkler. Bei sachgemäßer Montage gebe es jedoch kein erhöhtes Brandrisiko im Vergleich zu anderen technischen Anlagen.

Balkonkraftwerke bestehen aus mehreren Komponenten. Bei den Solarmodulen weist Dinkler darauf hin, dass sie in der Regel eine Nennleistung von etwa 300 Watt haben. Für Balkonbrüstungen geeignet seien leichtere Solarmodule mit von 50 bis 150 Watt, trotzdem müsse auch hier auf eine ausreichende mechanische Stabilität der Brüstung geachtet werden. Weitere Teile sind der Wechselrichter, der entweder in das Solarmodul integriert oder separat montiert ist, sowie das Anschlusskabel zwischen Wechselrichter und Außensteckdose. Hier sei ein Schuko-Stecker ausreichend, der VDE empfehle jedoch die Verwendung eines speziellen „Einspeise-Steckers“ nach DIN-Norm VDE 0100-551. Dieser werde in der Praxis bei etwa 80 Prozent der Stecker-Solargeräte verwendet.

„Beim Anbringen von Stecker-Solargeräten ist besondere Sorgfalt geboten“, sagt Dinkler. „Es gibt unterschiedliche Halterungen für Balkonbrüstungen, Fassaden oder Dächer. Verbraucher sollten darauf achten, dass die Bauteile zum jeweiligen Montageort passen und vom Hersteller mitgeliefert werden.“ Schließlich müsse die Solaranlage Wind und Wetter standhalten. Bei der Montage an Außenwänden dürfe zudem die Fassadendämmung nicht beschädigt werden.

Um vereinfacht bei der Bundesnetzagentur registriert werden zu können, darf ein Balkonkraftwerk maximal 2000 Watt Modulleistung haben, so der TÜV-Verband weiter. Wichtig sei dabei eine Wechselrichterleistung von höchstens 800 Watt. „Optional kann ein passendes Strommessgerät für die Funktionskontrolle angebracht werden. So können Verbraucher:innen überprüfen, ob das Stecker-Solargerät funktioniert und nachmessen, wie viel Strom produziert wird“, sagt Dinkler.

Lohnt sich ein Speicher? „In einer normalen Arbeitswoche deckt sich der Strombedarf oft nicht mit den Produktionsspitzen um die Mittagszeit“, sagt Dinkler. Ohne Speicher könnten Haushalte durchschnittlich nur 55 bis 70 Prozent des erzeugten Stroms direkt nutzen. Speicher seien als Ergänzung zu bestehenden Balkonkraftwerken oder in Kombination mit neuen Anlagen erhältlich, bei weniger als einer Kilowattstunde Kapazität liege der Preis bei etwa 400 Euro. Bei größeren Anlagen mit vier oder fünf Modulen könne ein Speicher sinnvoll sein, insbesondere, wenn er günstig erworben werden könne.

„Unabhängig davon gibt es Möglichkeiten, den Eigenverbrauch auch ohne Speicher zu optimieren, zum Beispiel durch den gezielten Einsatz von Elektrogeräten in sonnenreichen Zeiten“, so der TÜV-Verband. Dafür könnten Zeitschaltuhren genutzt oder große Haushaltsgeräte wie die Spülmaschine in der Mittagszeit gestartet werden. Befristet auf vier Monate kann das Balkonkraftwerk auch mit einem Stromzähler ohne Rücklaufsperre betrieben werden, dieser wird automatisch vom Messstellenbetreiber gegen einen Zweirichtungszähler oder einen Smart Meter ausgetauscht.

Übrigens gibt es in den meisten Bundesländern öffentliche Förderungen für die Anschaffung und Installation von Stecker-Solargeräten. Die Mittel werden in der Regel über die Kommunen vor Ort ausgereicht. Eine Übersicht ist hier abrufbar.

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