Türkei: Gewerbliche Aufdachanlagen als vielversprechender Markt

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Berlin, 10.06.2013. Die Türkei ist einer der vielversprechendsten neuen Photovoltaikmärkte. Dies war das Fazit des ersten Investitionsworkshops von der Solarpraxis AG und pv magazine aus der Reihe „PV in …“. An der Veranstaltung zum türkischen Photovoltaikmarkt, die am 6. Juni 2013 in Berlin stattfand, nahmen etwa 50 interessierte Zuhörer teil. Die Workshop-Reihe bietet aktuelle Informationen und Expertenwissen zu Wachstumsmärkten im Bereich Photovoltaik.
Bis zum Jahr 2020 wird in der Türkei ein Zubau von vier bis über sechs Gigawatt erwartet. Hürden sind zurzeit die Finanzierung sowie die Bürokratie. Die besten Chancen bieten kurzfristig Investitionen im Bereich gewerblicher Aufdachanlagen zum Eigenverbrauch mit einer Nennleistung von bis zu einem Megawatt. „Treiber des türkischen Photovoltaikmarktes sind vor allem der stark wachsende Energiebedarf des wirtschaftlich boomenden Landes sowie die hohen Strompreise“, betonte Matthias Kittler vom Beratungsunternehmen Apricum. Derzeit kostet die Kilowattstunde Strom für den gewerblichen Bereich rund 14 US-Cent (26 Türkische Lira) und für private Haushalte rund 16 US-Cent (32 Türkische Lira). Die Strompreise stiegen seit 2006 um jährlich durchschnittlich 11 Prozent. Um den wachsenden Strombedarf zu decken, würden bis zum Jahr 2021 neue Kraftwerke mit einer Kapazität von 29 Gigawatt benötigt und es müssten veraltete Kraftwerke mit einer Stromerzeugungskapazität in Höhe von 20 Gigawatt ersetzt werden, sagte Kittler. Gepaart mit dem politischen Wunsch nach einer stärkeren Unabhängigkeit von russischen und iranischen Gasimporten sowie stark gesunkenen Preisen von Photovoltaikanlagen biete dies enorme Chancen für Solarstrom.
„Das Interesse an der Photovoltaik wächst derzeit sehr stark“, sagte Kittler. Die Zeit sei nun reif, dass der Solarstrom in der Türkei aus der Nische herauskomme. Bis zum Ende vergangenen Jahres waren in der Türkei Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von weniger als zehn Megawatt installiert. Kittler rechnet bis zum Jahr 2020 mit einer jährlichen Verdopplung des Zubaus von PV-Anlagen und einem Anstieg der installierten Leistung auf 500 bis 800 Megawatt im Jahr 2015 beziehungsweise 3,8 bis 6,5 Gigawatt bis zum Jahr 2020. Dabei sieht er durchschnittliche PV-Stromgestehungskosten von unter 15 US-Cent pro Kilowattstunde als erreichbar an. Als Hauptwachstumsbereiche gelten gewerbliche Aufdachanlagen bis zu einem Megawatt Nennleistung sowie Freiflächenlagen über einem Megawatt.
Derzeit gilt in der Türkei ein Einspeisetarif in Höhe von 13,3 US-Cent/Kilowattstunde mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Für Solarstrom aus Anlagen mit einem hohen Anteil lokal produzierter Komponenten wird ein Zuschlag von bis zu 6,7 US-Cent bezahlt mit einer fünfjährigen Laufzeit. Anlagen mit einer Leistung von bis zu 500 Kilowatt können lizenzfrei betrieben werden. Laut Engin Yaman von China Sunergy Europe (CSUN) soll diese Lizensierungsgrenze innerhalb der kommenden Wochen auf ein Megawatt erhöht werden, ein entsprechender Gesetzentwurf stehe kurz vor der Verabschiedung.
Das Lizenzverfahren für größere Anlagen (über 500 Kilowatt/ein Megawatt) läuft am 10. Juni an, Anträge können bis zum 14. Juni bei der Regulierungsbehörde EPDK eingereicht werden. Für diese erste Lizensierungsrunde für Großanlagen gilt eine Obergrenze von 600 Megawatt. Bisher seien die Erfahrungen mit der türkischen Bürokratie allerdings „sehr ernüchternd“ und die ausführenden Behörden würden oftmals verabschiedete Gesetze nur sehr schleppend umsetzen, erklärte Niels Kröner von der AEE Renewables Group. Sogar bei den eigentlich lizenzfreien kleineren PV-Anlagen zögen sich die Genehmigungen oft bis zu neun Monaten hin. Weitere Hürden stellten die komplizierten Landrechte, das geringe kulturelle Verständnis für langfristig Verträge sowie vor allem die schwierige Finanzierung dar. Zum einen seien Photovoltaikprojekte für die Banken Neuland, zum anderen lägen die Erwartungen an die Projektrenditen oft im zweistelligen Bereich. Die besten Erfahrungen habe die AEE Renewables Group bisher mit Pilotprojekten ohne Beteiligung heimischer Banken gemacht, wie mit einer zehn Kilowatt Aufdachanlage auf der Hondafertigung in Gebze.
Stefan Müller, Vorstand von Enerparc, sieht besonders großes Potential für die Realisierung gewerblicher Aufdachanlagen zum Eigenverbrauch, die von den türkischen Unternehmen selbst finanziert werden. Für das Engagement deutscher Unternehmen in der Türkei seien zudem die vielfältigen wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen beider Länder sehr förderlich. Auch die logistische Anbindung beider Länder sei sehr gut, ebenso die Visafreiheit für Deutsche in der Türkei sowie die Möglichkeit zollfreier Importe.
Das nächsten Investitionsworkshops zu den vielversprechenden Märkten Frankreich, Lateinamerika und Dubai finden am 3. und 4. September 2013 in Berlin statt.
Weitere Informationen zur Workshop-Reihe und zu den Programmen sind auf der Internetseitehttp://www.solarpraxis.de/en/conferences/investment-workshop-series/general-information/ zu finden.

Pressebilder zur freien Verfügung können unterftp://ftp606470:hEWANuJu1YmejupU@ftp.solarpraxis.de heruntergeladen werden.
Über die Solarpraxis AG
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