Technologieforschung wirksamster Treiber für Klimaschutz

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Die Erforschung und Entwicklung von CO2-armen Technologien könnte nach Einschätzung maßgeblicher Fachleute derzeit am ehesten für zusätzlichen Schwung beim globalen Kampf gegen die Erderwärmung sorgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie unter Federführung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). Sie basiert auf der Befragung von rund 900 Personen, die an den Berichten des Weltklimarats IPCC mitarbeiten oder als Delegierte an den Weltklimakonferenzen UNFCCC teilnehmen. Die Studie wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht.

„Unser Ziel war es, die Prioritätensetzung sowohl im politischen Prozess als auch in der Forschungsagenda zu unterstützen“, erklärt Erstautorin Ulrike Kornek, die am MCC die Arbeitsgruppe Governance leitet. „Auf beiden Ebenen sind ja die Ressourcen begrenzt – und bislang herrschte wenig Klarheit darüber, warum der Klimaschutz nicht besser vorankommt, da die Erderwärmung uns vor so viele verschiedene Herausforderungen stellt.“ Mehr als 70 Prozent der Fachleute halten die Technologieforschung für eine sehr oder sogar extrem wichtige Option zum Erreichen des 2-Grad-Ziels, und auch im Durchschnitt wird dieser Aspekt am stärksten betont. Weitere wichtige Optionen sind demnach etwa Maßnahmen in den Bereichen Kommunikation und Bildung sowie veränderte Lebensstile und Verhaltensmuster in der Gesellschaft.

Das Autorenteam fragte auch ab, was derzeit die größten Hindernisse für Klimaschutz sind. Am stärksten betont und ebenfalls von mehr als 70 Prozent als sehr oder sogar extrem wichtig bezeichnet wird dabei die Opposition durch spezielle Interessengruppen, etwa Industrien mit einem hohen Ausstoß an Treibhausgasen. Ebenfalls als besonders problematisch eingeschätzt werden der Zeitverzug zwischen den Kosten und dem Nutzen von Klimaschutz sowie die Furcht vor negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung. „Insgesamt betrachtet man jeweils rund ein Dutzend Hindernisse und mögliche Antworten als ziemlich relevant“, berichtet Kornek. „In der Bewertung gibt es wenig Unterschiede zwischen Weltklimarat und Weltklimakonferenz oder zwischen Frauen und Männern – wohl aber mit Bezug zur geografischen und fachlichen Herkunft.“

So werde ein verstärkter Kapital- und Technologietransfer besonders im Globalen Süden als wichtiges Instrument angesehen, CO2-Bepreisung hingegen besonders im Globalen Norden. Es sei wichtig, dass beide Maßnahmen innerhalb globaler Forschungs- und Politikprozesse Platz finden, so sind am Ende alle Seiten mit dem Prozess zufrieden.  Deshalb zieht die Studie, auch wenn sie die Bedeutung von Lobbyeinflüssen und Forschungsanstrengungen akzentuiert, unter dem Strich das Fazit: Klimaschutz braucht eine breitgefächerte Agenda – und ein Verfahren, an dem alle Regionen der Welt gleichberechtigt mitwirken. „Die inhaltliche Stoßrichtung kann regional durchaus unterschiedlich sein“, betont Kornek. „Denn unsere Umfrage macht deutlich: Was in der einen Weltgegend eher nebensächlich erscheint, kann anderswo vielleicht den Durchbruch bringen.“