Strommarkt der Zukunft benötigt breiten Mix der Erneuerbaren Energien

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Berlin, 5. September 2013. Mit dem Ausbau Erneuerbarer Energien übernehmen die Anlagen zur umweltfreundlichen Stromproduktion immer mehr Verantwortung für eine sichere Energieversorgung. Das gilt für Strom aus Wind- und Solaranlagen ebenso wie für die Bioenergie. Wie aus einem neuen Hintergrundpapier der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hervorgeht, haben vor allem Biogasanlagen mit ihren Möglichkeiten zur flexiblen Stromproduktion besonders wertvolle Eigenschaften für den Strommarkt der Zukunft. Sie können die wetterabhängige Erzeugung von Solar- und Windenergieanlagen gut ausgleichen. „Für eine saubere und sichere Versorgung mit Erneuerbaren Energien ist ein breiter Mix an Technologien die beste Voraussetzung“, betont AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer.

Dass Erneuerbare Energien mittlerweile knapp ein Viertel zur deutschen Stromerzeugung beitragen, ist einer großen Vielfalt an Technologien zu verdanken. So haben beispielsweise die Produzenten von Solar- und Biogasstrom im vergangenen Jahr ihren Anteil am Strommix deutlich gesteigert, während die Windenergie leicht zulegte. Wind und Sonne ergänzen sich gut, denn häufig wechseln sich gute Wind- und Photovoltaikphasen witterungsbedingt bzw. saisonal ab. Gleichzeitig können technisch entsprechend ausgerüstete Biogasanlagen einspringen, wenn der Wind einmal nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Mit den künftigen Anforderungen an eine von Erneuerbaren Energien dominierte Stromversorgung gewinnt diese Möglichkeit für Betreiber von Biogasanlagen an Interesse.

Wie aus dem neuen AEE-Hintergrundpapier „Bioenergie im Strommix der Zukunft“ in der Reihe Renews Spezial hervorgeht, könnten flexibilisierte Biogasanlagen ein verfügbares Ausgleichspotenzial von insgesamt rund 16.000 MW anbieten. Innerhalb weniger Minuten könnte diese Kapazität bei Überangebot im Netz gedrosselt oder bei steigender Nachfrage hochgefahren werden. Zum Vergleich: Die Kapazität der deutschen Braunkohlekraftwerke wird von der Bundesnetzagentur auf rund 18.000 MW beziffert. Diese fossilen Großkraftwerke könnten wegen ihrer technisch bedingten Trägheit jedoch nur wenige Tausend Megawatt für den kurzfristigen Ausgleich von Solar- und Windstrom zur Verfügung stellen.

Wachsende Anforderungen an Erneuerbare-Energien-Anlagen

Mit den richtigen Anreizen können bestehende Biogasanlagen künftig verstärkt für den Strommarkt der Zukunft fit gemacht werden. Einzelne Sparten der Erneuerbaren haben sich bereits gewachsenen Anforderungen an eine verbesserte Integration ins Versorgungssystem gestellt. Beispiel Solarenergie: Um eine stabile Frequenz im deutschen Stromnetz zu gewährleisten, müssen neue Solarstromanlagen seit 2012 durch die Netzbetreiber regelbar sein; ältere Anlagen werden ab einer gewissen Größe nachgerüstet. Moderne Windkraftanlagen können ebenfalls ferngesteuert werden. Wie Erneuerbare-Energien-Anlagen ihr Potenzial zur Stabilisierung des Stromnetzes entfalten können, zeigt das von der AEE betreute Projekt Kombikraftwerk. Dort testen Wissenschaftler und Fachleute aus Unternehmen unter anderem die Leistungsfähigkeit Erneuerbarer-Energien-Anlagen zum Management von Engpässen oder zum Wiederaufbau der Versorgung. Biogasanlagen spielen dabei aufgrund der Speicherbarkeit des Brennstoffs eine besonders wichtige Rolle. „In ihrer Leistungsfähigkeit zur Wahrung eines stabilen Stromnetzes steht das Zusammenspiel der Erneuerbaren Energien den fossilen Großkraftwerken in nichts nach“, betont Vohrer.

Technologiesprünge machen die Erneuerbaren immer besser

Etabliert haben sich die Erneuerbaren Energien in Deutschlands Strom-versorgung durch differenzierte Einspeisevergütungen, die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt sind. „Erst das EEG mit seiner technologiespezifischen Förderung hat das jetzt beginnende Zusammenspiel von Wind, Sonne, Biomasse und Co. ermöglicht. Zudem haben die durch das EEG ermöglichten Lerneffekte und Technologiesprünge die Erneuerbaren Energien immer besser und billiger gemacht“, unterstreicht Vohrer. Nicht umsonst hat sich eine überwältigende Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten von den Vorzügen der Einspeisetarife überzeugen lassen. In der Wissenschaft sind die Stimmen zahlreich, die in Deutschland vor einem Systemwechsel vom EEG-Modell für Erneuerbare Energien etwa zu einem Quotenmodell warnen. Angesichts der aktuellen Funktionsdefizite der Strommärkte werden Landwirte und andere Betreiber von Bioenergieanlagen ohne eine ausreichende, stabile Vergütung allerdings kaum die Flexibilisierung ihrer Anlagen als „erneuerbarer Teamplayer“ angehen können.