München, 15. Februar 2023 – Der Gesetzesentwurf zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) macht derzeit seine Runden durch die politischen Gremien. Im Frühjahr soll das Gesetz zum Tragen kommen, dem Smart-Meter-Rollout neues Leben einhauchen, ihn beschleunigen und letztlich auch – wie der Name schon sagt – die Digitalisierung der Energiewende deutlich voranbringen. Auf welche Vorteile Privatpersonen durch das Gesetz hoffen können und welchen potenziellen Missverständnissen Verbraucher nicht aufsitzen sollten, erklärt ein Experte des Smart-Energy-Unternehmens gridX.
Smart Meter: Fundament der Energiewende
Smart Meter sind intelligente Messsysteme, die den bislang noch üblichen analogen Ferraris-Stromzähler ersetzen sollen. „Ein erster Versuch zur flächendeckenden Modernisierung von Zählern wurde bereits 2016 gestartet – ohne nennenswerten Erfolg”, sagt Willi Appler, Team Lead Business Development und Regulatory Affairs bei gridX. Diesmal soll es besser klappen, daher der angekündigte Neustart mittels GNDEW. Die smarten Zähler können Stromverbrauch in Echtzeit erfassen und haben auch das Potenzial, nicht nur den Energiekonsum, sondern auch die Einspeisung darzustellen. „Smart Meter sind wichtiger Bestandteil der digitalen Infrastruktur und werden nicht umsonst häufig als grundlegendes Fundament für unser zukünftiges, von erneuerbaren Energien geprägtes, Energiesystem bezeichnet”, erklärt Appler. Durch sie wird eine granulare Datenerhebung möglich und damit einhergehend auch die potenzielle Abschaffung von Standardlastprofilen. Das ist, so der Regulatorik-Experte, eine zentrale Weichenstellung des Gesetzes für eine erfolgreiche Energiewende, denn: Wenn keine Standardlastprofile – also pauschale Verbrauchsannahmen anhand definierter Kundengruppen – angewendet werden, hätten Lieferanten ein echtes Interesse daran, den Stromverbrauch ihrer Kunden in günstigere Zeiten zu verlagern und das würden Haushalte am Ende finanziell spüren, ist sich Appler sicher.
Finanzielle Entlastung und effiziente Energienutzung winken
„Die Kenntnis über individuelle Verbräuche wird die Verbreitung von dynamischen Tarifen oder die Aggregation von Flexibilität beispielsweise aus Ladesäulen stark fördern”, sagt Appler. Dieser finanzielle Anreiz sei wichtig, so der Experte weiter, damit die neuen großen Verbraucher wie Ladesäulen und Wärmepumpen dann ihren Strom beziehen, wenn erneuerbare Energien Strom günstig generieren. Das würde die Gesamtkosten im Stromsystem senken und letztlich insbesondere den Kunden zugutekommen. Außerdem könnten Stromkosten künftig zum Beispiel monatlich abgerechnet werden; Pauschalbeträge sowie Vorauszahlungen und Nachzahlungen würden dabei entfallen. Dazu könnte sich das Gefühl für den eigenen Stromverbrauch deutlich verbessern. „Sogar Stromfresser könnten künftig selbst identifiziert und durch effizientere Geräte ersetzt werden. Damit würde wirklich jeder einen Beitrag zur Energiewende leisten und gleichzeitig sich und der Umwelt einen Gefallen tun“, erklärt Appler. Zu guter Letzt wäre der Kauf und die Nutzung von Photovoltaik-Aufdachanlagen, Wärmepumpen oder E-Autos – am besten alles kombiniert mit einem intelligenten Energiemanagement-System – für Privathaushalte dann attraktiver denn je. Auch das käme letztlich der Umwelt zugute. Ein Energiemanagement-System sei, laut dem gridX-Experten, ohnehin ein Geheimtipp. „Ein solches System automatisiert Prozesse und kennt allerhand Daten, wie Preise an Strombörsen oder Wetterdaten. Die nutzt es, um den Stromverbrauch und die -erzeugung so zu optimieren, dass Strom am effizientesten und kostengünstigsten genutzt wird – ohne dass Besitzer von elektrischen Verbrauchern und Anlagen aktiv werden müssen”, sagt Appler.
Smart-Meter-Rollout wird erneute Geduldsprobe
Appler warnt allerdings vor zu großer Euphorie aufgrund des GNDEW: „Die grundlegenden Probleme sind noch nicht gelöst. Es wird in den nächsten Jahren wegen des globalen Chipmangels voraussichtlich nicht genug Smart Meter geben, um schnell jeden Haushalt mit intelligenter Messtechnik auszustatten”, sagt der Experte. Zudem fehlten auch beim Einbau der Zähler die nötigen Installateure – Stichwort Fachkräftemangel. Obendrein müssten Messstellenbetreiber, deren Aufgabe die Umsetzung des Smart-Meter-Rollouts ist, stärker in die Pflicht genommen werden, die gesetzten Ziele zu erreichen – vielleicht bräuchte es dafür Pönalen. Und letztlich sieht Appler auch auf Seiten der Regulatorik noch Nachholbedarf: Beispielsweise könnten hierzulande aktuell Haushalts-Batteriespeicher nur unter sehr hohen Auflagen mit Netzstrom geladen werden. Damit behinderen die momentan geltenden Regelungen Haushalte daran, sich gegen hohe Preise abzusichern und das Stromsystem zu stabilisieren. Neben den mahnenden Worten vor zu großem Überschwang blickt der gridX-Experte aber dennoch auch optimistisch in die Zukunft: „Mit dem GNDEW geht es grundlegend in Deutschland in die richtige Richtung und auch andere Vorstöße, wie zum §14a des Energiewirtschaftsgesetzes, weisen einen guten Weg, damit die Energiewende hierzulande doch noch gelingt.”
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