Neue Erfindung: Eulektra macht Photovoltaikanlagen zur Dachheizung

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Vier Jahre nach dem tragischen Einsturz des Daches der Eislaufhalle Bad Reichenhall in Folge hoher Schneelasten stellt die Firma Eulektra aus Wesel eine neue technische Lösung vor, mit der ähnliche Unfälle zukünftig vermieden werden können. Mit einer neu entwickelten elektrotechnischen Umkehrschaltung, dem Solar-Reverter, werden Photovoltaikanlagen zu Schneetauanlagen aufgerüstet. Denn, so die Erkenntnis der Firma vom Niederrhein, Solarmodule können nicht nur Licht in elektrischen Strom umwandeln. Wird umgekehrt Strom in die Solarzellen selbst eingespeist, erzeugen diese Wärme, die über die Oberfläche der Module abgegeben wird und so aufliegenden Schnee abtaut.
Kombiniert mit einem ebenfalls beheizten Drainagesystem können auf diese Weise selbst große Dachflächen schneefrei gehalten werden. Dabei regelt eine Sensorautomatik, ob die Anlage im Normalmodus Strom erzeugt oder bei Schneefall beheizt wird. Um die Erfindung auch für solche Hallendächer nutzbar zu machen, die keine schweren Modulaufständerungen tragen können, bietet Eulektra zudem ein speziell entwickeltes, gewichtsreduziertes Aufbausystem.
Die Eulektra-Erfindung zur Schneeschmelze wurde im zurückliegenden Jahr von ihren Entwicklern mehrfach getestet. So zeigten Versuche in einer Skihalle, dass auch Eiskristalle problemlos abgetaut werden können, die mit minus 8 Grad Celsius deutlich kälter und ihrer Struktur nach auch kompakter sind als Schneekristalle. Seit Anfang Dezember 2009 wird nun ein Prototyp der Schneetauanlage unter realen Bedingungen eingesetzt.
Der über eine Webcam im Internet (www.eulektra.de) zu beobachtende Aufbau im bayerischen Oberstaufen zeigt, dass das System auch bei lange anhaltendem Schneefall funktioniert. Die Sensorautomatik erkennt, wenn sich Schnee auf den Modulen sammelt und aktiviert die Stromeinspeisung. Durch diese werden die Module allmählich und so lange erwärmt, bis der Schnee komplett abgetaut ist. Somit wird effektiv vermieden, dass auf Dächern Schnee zurückbleibt, der gefriert, Feuchtigkeit ansammelt und gefährliche Dachlasten entstehen lässt.
Eulektra-Geschäftsführer Siegfried Hain, der die Idee zu dem neuen Schneetausystem entwickelt hat, erläutert: „Wir sehen in unserem Modell der Dachheizung über Solarmodule eine intelligente Lösung, um Hallendächer von Schneelasten frei zu halten. Die Investitions- und Betriebskosten werden durch die Vergütung der umweltfreundlichen Solarstromproduktion mehr als aufgewogen.“ Wegen der so zu realisierenden Dachsicherheit, verbunden mit den klaren Kostenvorteilen, erwartet Hain, dass das System besonders für die öffentliche Hand interessant ist. Denn die effektive Schneelastbefreiung von Dächern bietet einen weiteren finanziellen Vorteil im Bereich der Baukonstruktion: Wenn sichergestellt ist, dass ein Dach schneefrei gehalten wird, kommen gesetzliche Auflagen für die Gebäudestatik nicht zum Tragen, und mitunter sehr kostspielige bauliche Maßnahmen, können entfallen.
Für den Einsatz der Schneetauanlage eignen sich alle kristallinen Solarmodule, die durch die Erwärmung weder beschädigt, noch in ihrer normalen Funktion für die Stromproduktion beeinträchtigt werden. Über die Regelung des Eulektra Solar-Reverter wird sichergestellt, dass bei der Umschaltung von der Stromproduktion zum Stromverbrauch keine gefährlichen Spannungsentladungen erfolgen und dass die Module nicht über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus unter Strom gesetzt werden. Für die Neuinstallation oder die Nachrüstung bestehender Anlagen müssen jedoch individuelle Berechnungen durchgeführt und alle technischen Komponenten fachgerecht aufeinander abgestimmt werden. Der Aufbau des Systems und die Installation der technischen Komponenten können hingegen von allen Elektro- bzw. Solar-Fachkräften ausgeführt werden.
"Nach den positiven Tests ist unser Modell einer Schneetauanlage über Solarmodule nun einsatzbereit. Wir führen bereits erste Gespräche mit Interessenten, die 2010 eine Photovoltaikanlage installieren und mit dem Eulektra-System aufrüsten wollen“, erklärt Hain. „Darüber hinaus laufen Gespräche mit Produzenten, um Komponenten des Systems in Serie fertigen zu lassen. Für die Montage der Anlage werden wir mit regionalen Installationspartnern zusammenarbeiten."