Achim, November 2024. Die Bundesregierung plant, die Fördergrenzen für die verpflichtende Direktvermarktung von Solarstrom schrittweise abzusenken. Derzeit liegt diese Grenze bei einer Anlagenleistung von 100 Kilowatt (kW), ab der die Betreiber ihre erzeugte Energie direkt vermarkten müssen. Geplant ist eine Senkung dieser Leistungsgrenze in den nächsten Jahren, zunächst auf 75 kW, dann auf 60 kW und schließlich ab dem 1. Januar 2027 auf 25 kW. Ziel ist es, Überförderungen zu vermeiden und der Marktintegration erneuerbarer Energien Vorschub zu leisten.
Die geplanten Kürzungen und Änderungen der Einspeisevergütung greifen auf den ersten Blick nur für große Solarparks, jedoch sind auch kleinere Unternehmen mit Dachanlage betroffen. Markus Struck, Geschäftsführer von Kleines Kraftwerk, befürchtet, dass so der PV-Ausbau gebremst und die Amortisationszeiten für Investoren verschleiert werden könnten: „Amortisationszeiten sind ein fundamentaler Bestandteil der Preisrechnung für Käufer, egal um welche Leistung es geht. Ohne eindeutig berechenbare Vergütung gibt es hier Unklarheit, ab wann sich die Investition in eine Solaranlage rechnet und wie sie am Markt performt. Das könnte zu Zurückhaltung bei Investoren führen“, so Struck.
Das Vertrauen in bestehende Förderkonditionen auch für kleinere Anlagen sei damit erschüttert, sagt Sebastian Hirt, Co-Founder von Kleines Kraftwerk: „Die Politik zeigt uns ihren Ansatz, ein strukturelles Problem langfristig über den Verbraucher lösen zu wollen. Wenn wir zukunftsfähige Energiemodelle leben und ausbauen wollen, darf dies nicht zu Lasten der Verbraucher passieren. Strukturell muss gesichert sein, dass jeder, der in erneuerbare Energien investiert, auch auf seine Kosten kommt. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Energiewende Tempo braucht – und dafür auch Investitionssicherheit“, gibt Hirt zu bedenken.
Auswirkungen auf Balkonkraftwerke: Eigenverbrauch im Fokus
Besitzer von Steckersolaranlagen haben hinsichtlich der geplanten Förderstreichungen nichts zu befürchten – die Änderungen gelten erst ab einer Leistung, die aktuell mit Balkonkraftwerken allein nicht erreicht werden kann. Andererseits könnte eine gezielte Förderung des Eigenverbrauchs und der Speichertechnologien, wie sie im Entwurf angedeutet wird, Balkonkraftwerke attraktiver machen, da diese Anlagen zur Stabilität des Stromnetzes beitragen können. Jedoch ist unklar, ob die geplanten Maßnahmen ausreichend auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten dieser kleinen Anlagen einzahlen.
Appell an die Politik: keine zusätzlichen Lasten für private Betreiber
Die Gründer von Kleines Kraftwerk Markus Struck und Sebastian Hirt sehen in den Kürzungen auch eine Verschiebung der Verantwortung auf private und dezentrale Erzeuger, statt grundlegende Investitionen in Netzstabilität und Speichertechnologien zu fördern. „Wenn die Rahmenbedingungen unvorhersehbar werden, sinkt das Interesse am Ausbau, und das Ziel, die Energiewende flächendeckend voranzutreiben, rückt in weite Ferne. Wir brauchen Anreize, die den Zubau fördern, ohne die Rentabilität zu untergraben“, so Struck.
Zukunft der Energiewende: lokale Speicherung und Flexibilisierung als Schlüssel
Neben der Förderung von Balkonkraftwerken sollten auch Investitionen in Speichertechnologien und intelligente Netzanbindungen im Fokus stehen, um die Netzstabilität zu sichern und den Eigenverbrauch zu stärken. Struck appelliert an die Politik, genau hier anzusetzen: „Langfristig wird die Verschiebung der Lasten auf kleinere PV-Anlagenbetreiber die Energiewende nicht voranbringen. Es ist bedauerlich, dass die Politik die fehlende Grundlastfähigkeit jetzt auf die Verbraucher abwälzt. Mit modernen Speichertechnologien und Smart-Metering könnten wir das Netz stabilisieren und Flexibilität schaffen – doch anstatt diese Technologien konsequent zu fördern, wird das Risiko auf die Endverbraucher verlagert.“
Ausblick
Die geplanten Kürzungen und Änderungen der Einspeisevergütung sind langfristig eine große Herausforderung für die Geschwindigkeit der privaten Energiewende. „Die Zukunft der Energiewende ist lokal und dezentral. Statt Verbraucher zu belasten, sollte die Politik den Eigenverbrauch und die lokale Speicherung konsequent unterstützen“, betont Markus Struck abschließend.
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