Forum Solarpraxis: Neue Studie zu Erfolgsmodellen für Energieunternehmen

Teilen

Berlin, 11.11.2015: Anlässlich der Fachkonferenz „16. Forum Solarpraxis – Wege in die neue Energiewelt“ veröffentlichen die Marktforscher des „Büro F – New Energy Markets“ eine neue Studie zu aktuellen Erfolgsmodellen für Energieunternehmen. Zentrales Ergebnis: Erfolgreiche Energieversorger (EVUs) vereinen künftig verschiedene Rollen unter einem Dach und werden zu Poolmanagern. Sie erzeugen ihre Energie dezentral, vermarkten erneuerbaren Strom, finanzieren neue Energieanlagen und steuern flexible Energieverbraucher. Diese Geschäftsmodelle knüpfen einerseits an die gewohnten Aufgaben von EVUs an. Andererseits können die Unternehmen durch digitale Lösungen und Speichertechnologien weitere Geschäftsbereiche für sich erschließen und bekannte neu kombinieren.
Für die Studie wurden 42 Manager von Forschungsinstituten, Energietechnik-Herstellern, Energieversorgern, staatlichen Institutionen, Beratungsunternehmen und Verbänden befragt. Die Vermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien wurde von 47 Prozent der Befragten als eines der interessantesten neuen Geschäftsmodelle genannt, das Lastmanagement von 44 Prozent und Finanzierungslösungen von 28 Prozent. Dabei wurden die Antwortmöglichkeiten nicht vorgegeben und es waren Mehrfachnennungen möglich.
„Die erneuerbare Energieproduktion war das Energie-Eldorado der vergangenen Jahre. Die neuen Potenziale liegen in der besseren Koordinierung von Erzeugung und Verbrauch. Die technischen Lösungen stehen aus Sicht der Befragten längst bereit. Diese Meinung teilen die Vertreter der erneuerbaren Energiewirtschaft, genauso wie Manager aus klassischen EVUs“, sagt Stephan Franz, Gründer des Büro F und Autor der Studie.
Die wichtigsten technischen Lösungen, die sich in den kommenden fünf Jahren endgültig durchsetzen werden, liegen nach Meinung von 97 Prozent der Experten im Bereich der Speicher und nach 87 Prozent in der Digitalisierung. Erst diese Technologien ermöglichen es den Energieversorgern, ihrer neuen Rolle als Poolmanager gerecht zu werden. Ihre Aufgabengebiete bewegen sich dabei zwischen der Aggregation der Stromerzeugung und des Stromverbrauchs sowie der Vermarktung von Energie.

Bei der Aggregation kombiniert der Poolmanager die Energieerzeugung aus verschiedenen Quellen mit dezentralen Home- und Großspeichern in virtuellen Kraftwerken. Parallel bündelt und steuert er flexible Verbraucher vor allem in Gewerbe und Industrie.
Im Rahmen der Vermarktung verkauft der Poolmanager den aggregierten Strom über Abnahmeverträge und über Börsen. Zusätzlich kann er die gebündelten Kapazitäten dezentraler Energieerzeuger und Speicher an den Märkten für Regelleistung vermarkten.
Im Bereich der Finanzierung entstehen in Kooperation mit Partnern neue Angebote für Investoren und Prosumer, so etwa durch das Pooling von Kapital über Crowd Funding oder über Genossenschaften. Als Prosumer werden Energieverbraucher bezeichnet, sie selbst Energie erzeugen.
Ein weiteres Geschäftsfeld ist der Verkauf von Anlagen an Prosumer, z.B. in kompletten Produkt- und Dienstleistungspaketen, die die Finanzierung und die Vermarktung überschüssigen Stroms beinhalten. Die vielversprechenden Direktstromprodukte, so zum Beispiel Regionalstrom oder Mieterstrom, benötigen allerdings passende politische Rahmenbedingungen, um sich durchzusetzen. Hier liegt aus Sicht der Solarpraxis Neue Energiewelt AG, des Veranstalters der gleichnamigen Konferenz, ein großes Defizit:
„Neue Modelle, bei denen Bürger und Unternehmen Grünstrom direkt vom Erzeuger kaufen können, fördern nicht nur Investitionen, sondern fördern auch Akzeptanz der Energiewende. Die jüngste Ablehnung des Grünstrommarktmodells durch das Bundeswirtschaftsministerium zeigt jedoch erneut, dass die Bundesregierung dieses enorme Potenzial unterschätzt. Es ist höchste Zeit für notwendige politische Weichenstellungen, damit die Stromverbraucher nicht länger von den Vorteilen der Energiewende abgekoppelt bleiben“, sagt Karl-Heinz Remmers, Vorstand der Solarpraxis Neue Energiewelt AG.