Die Arbeit der Ampelkoalition aus den vergangenen Jahren hat den Zubau an Erneuerbaren Energien-Anlagen spürbar vorangebracht. Das zeigt der neue BDEW-Jahresbericht zur Energieversorgung 2024. So wurden 2024 über eine Million PV-Anlagen zugebaut und an das Netz angeschlossen. Das ist eine Vervierfachung der Inbetriebnahmezahlen von 2021. Auch die Inbetriebnahmen von Windkraftanlagen an Land liegen nach einem sehr guten Jahr 2023 (+60 Prozent) auch in 2024 immer noch um 28 Prozent über den Niveau von 2021. Auch dank des kräftigen Zubaus erreichten Erneuerbare Energien einen Anteil an der Bruttostromerzeugung von 58 Prozent (2023: 54 Prozent). Auch bezogen auf den Stromverbrauch ist der Anteil der Erneuerbaren Energien gestiegen: Von 53 auf 55 Prozent. Insbesondere die Stromerzeugung aus PV (+20 Prozent) und aus Offshore-Windkraft (+11 Prozent) haben dazu beigetragen. Somit wurde in nahezu jedem Monat mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs durch Erneuerbare Energien gedeckt.
Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass nach vorläufigen BDEW-Berechnungen die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft deutlich unterhalb des indikativen Zielpfads liegen: 2024 wurden 188 Millionen Tonnen CO2 im Sektor Energiewirtschaft emittiert. Das sind um 60 Prozent niedrigere Emissionen im Vergleich zum Referenzjahr 1990. „Die Energiewirtschaft ist bei den Klimazielen weiter auf Kurs: Trotz leichtem Anstieg des Stromverbrauchs (512 Mrd. kWh) sinken die CO2-Emissionen im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent. Diese positiven Zahlen sind auch dem wachsenden Anteil Erneuerbarer Energien im Strommix zu verdanken“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung auf der Jahresabschluss-Pressekonferenz des Verbandes.
„Die guten Ausbauzahlen bei der Photovoltaik sind auch ein Erfolg der Netze, aber auch eine Herausforderung für das Stromsystem: Die Anlagen wurden an das Stromnetz angeschlossen. Rund die Hälfte der installierten Leistung der PV-Anlagen liegt allerdings unter der Grenze von 100 kW und speist damit nach heutiger Rechtslage potenziell ungesteuert ins Netz ein. Wird mehr Strom ins Netz eingespeist als verbraucht, gefährdet dies die Stabilität des Gesamtsystems. Um das Problem der sogenannten PV-Spitzen abzumildern, bedarf es angemessener Regelungen zur Steuerbarkeit der Anlagen. Dafür müssen in dieser Legislaturperiode noch dringend die hierfür rechtliche Grundlage geschaffen und verabschiedet werden. Auch die Verstetigung der Genehmigungsverfahren aus der RED III müssen fristgerecht zum 21.05.2025 umgesetzt werden, um die Beschleunigungseffekte für den Ausbau Erneuerbarer Energien zu sichern. Dringlich ist ebenfalls die Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes, um Investitionssicherheit auch für Anlagen zu gewährleisten, die nach 2026 in Betrieb gehen.“
„Wichtig ist, dass zusätzlich flexible Kraftwerke in den Markt kommen, um die Schwankungen von Wind- und Solarenergie auszugleichen. Der Zubau steuerbarer Kraftwerkskapazitäten bleibt hochgradig zeitkritisch und gehört auf die 100-Tage-Agenda der kommenden Bundesregierung. Wir brauchen Gigawatt! Nur so können wir die Versorgungs- und Systemsicherheit langfristig gewährleisten und gleichzeitig den Kohleausstieg umsetzen.“
„Die Umsetzung der Energiewende wird Jahrzehnte dauern. Dafür brauchen wir einen konsistenten und verlässlichen Regulierungsrahmen, der sich nicht an Legislaturperioden orientiert, sondern die Energiewende weiterentwickelt. Hierzu gehört die Entscheidung für ein praktikables, zukunftsfähiges Strommarktdesign, um den Ausbau steuerbarer Kraftwerkskapazitäten zu flankieren, ein Wärmepaket aus Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW), AVBFernwärmeverordnung, Wärmelieferverordnung und Vereinfachungen im Gebäudeenergiegesetz, um der Wärmewende neuen Schub zu geben sowie neue Impulse für den Aufbau eines Wasserstoffmarktes.
Für die Umsetzung der Energiewende ist für die Unternehmen die Frage der Finanzierbarkeit von zentraler Bedeutung. Um die anstehenden Investitionen zu realisieren, brauchen wir private Investments in großem Maßstab. Damit ausreichend Mittel für die deutsche Energiewende mobilisiert werden können, müssen wir einfacher, attraktiver und unbürokratischer werden – gerade im internationalen Vergleich.
Der Zubau Erneuerbarer Energien führt auch zu stärkeren Preisschwankungen am Spotmarkt. Das ist weder überraschend noch besorgniserregend. Preisspitzen entstehen typischerweise dann, wenn die Stromproduktion aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen niedrig ist und gleichzeitig kein günstigerer Strom aus EU-Nachbarstaaten importiert werden kann. Gegenteilig dazu führen Zeiten hoher Stromerzeugung aus Photovoltaik- und Windenergieanlagen zu stark sinkenden bis hin zu negativen Strompreisen. „Klar ist: Das Stromsystem der Zukunft braucht mehr Speichertechnologien und Flexibilitäten, damit die Erzeugung, der Verbrauch und die Speicherung künftig besser und kostengünstiger in Einklang gebracht werden können. Das Preissignal ist vor diesem Hintergrund auch ein Anreiz für Investitionen in innovative Technologien wie Wasserstoff-Elektrolyseure und Batteriespeicher“, so Andreae.
Auch wenn die durchschnittlichen Strompreise zuletzt wieder gesunken sind, liegen sie aber immer noch auf einem relativ hohen Niveau. Eine Entlastung bei den Strompreisen könnte die neue Bundesregierung zum Beispiel über eine Senkung der Stromsteuer für alle, nicht nur für die Industrie, erreichen. Zudem würde dadurch die Elektrifizierung von Verkehr und Wärme und die Sektorkopplung würden attraktiver. Ein weiteres wirksames Instrument, um Haushalte und die Wirtschaft von den Transformationskosten zu entlasten, ist ein Zuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten. Mit einer Haushaltsfinanzierung dieser Kosten würde der Staat Bürgern und Wirtschaft spürbar entlasten und gleichzeitig für mehr Akzeptanz sorgen.“
Der BDEW-Jahresbericht zur Energieversorgung 2024 kann hier heruntergeladen werden:
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