Berlin, 18. September 2013. Qualität ist wichtig. Doch nicht in allen Bereichen der Wertschöpfungskette der Photovoltaik ist es notwendig oder gar sinnvoll, in eine Verbesserung der Qualität zu investieren. So können in Unternehmen auch Einsparpotenziale erschlossen werden. Wo sind höhere Qualitätsstandards gefordert? Wo reichen sie bereits aus oder gehen sogar über das, was benötigt wird, hinaus? Diese und andere Fragen wurden auf der Konferenz „Quality for Photovoltaics – The key driver for sustainable growth” diskutiert, die am 12. September in Berlin stattfand. Organisiert wurde die Veranstaltung, an der rund 100 Experten teilnahmen, vom Berliner Wissensdienstleister Solarpraxis AG. Weitere Fragen zum Thema „Qualität in der Solarbranche“ werden auch auf dem 14. Forum Solarpraxis, das am 21. und 22. November 2013 in Berlin stattfindet, diskutiert:http://www.solarpraxis.de/konferenzen/forumsolarpraxis/allgemeine-informationen/.
Qualität in der Photovoltaik-Industrie ist nach wie vor ein wichtiges Thema. Ein umfassender, einheitlicher Standard existiert in der relativ jungen Branche noch nicht. Das ist u. a. das Ergebnis eines Inspektionsergebnisses an 125 Großanlagen, die der TÜV Rheinland ausgewertet hat. Danach zeigen 20 Prozent der Anlagen schwere Mängel, bei denen direkter Handlungsbedarf besteht, weil die Anlage in dem Zustand nicht einspeisen kann oder darf. Zehn Prozent weisen eine große Fehlerhäufigkeit auf. Ein Viertel der Mängel tritt trotz Zertifikat an den Modulen auf.
Jörg Althaus, Geschäftsfeldleiter Solarenergie beim TÜV Rheinland, betonte, dass die Zertifizierung keine Lebensdauerprüfung ist. Sie sagt nur aus, ob Fertigungsstandards, auf die man sich geeinigt hat, eingehalten wurden. Es gibt Möglichkeiten, die Qualität besser zu prüfen, unterstrich er. So sieht die Zertifizierungsordnung des TÜV Rheinland zum Beispiel vor, dass die Prüfexperten auch nach Vergabe eines Zertifikats die Qualität der zertifizierten Module auf dem Markt kontrollieren. Das ist aber nicht in dem Umfang der Fall, wie es wünschenswert sei. Jörg Althaus sprach daher von einem „absoluten Werteverfall bei Zertifikaten und der Qualität“, denn auch unter den Zertifizierern herrscht ein harter Wettbewerb. Wenn es Zertifizierer gibt, die auf solche Kontrollen verzichten, ist es nicht möglich, solche Kontrollen durchzusetzen, erklärte Althaus. Der Druck zu mehr Kontrolle könne am Ende nur von den Moduleinkäufern kommen, wenn diese sich genauer ansehen, wer mit welchen Anforderungen das Zertifikat des entsprechenden Moduls ausgestellt hat.
Jan Willem Vos von Solar Insurance & Finance sieht es ähnlich wie Jörg Althaus. Sein Unternehmen erstellt deshalb bei den Produzenten eigene Begutachtungen, bevor es eine Versicherung anbietet. Dabei sei wichtig, dass jede einzelne Produktionslinie, aus der ein zu versicherndes Modul kommen könne, geprüft werden müsse. Dazu zählen auch OEM-Produkte.
Im Rahmen der Konferenz wurden Qualitätsaspekte sowohl bei verschiedenen Komponenten des PV-Systems als auch beim Betrieb der Anlage diskutiert. Nach der Analyse vom TÜV Rheinland machen Fehler an der Verkabelung 14 Prozent der insgesamt festgestellten Mängel aus, danach folgen Mängel im Bereich Wechselrichter-Anschlusskästen, an Gestellen und bei der Erdung. Diese schlagen mit 18 Prozent zu Buche. Rund die Hälfte aller Mängel entsteht bei der Installation. Um diese zu vermeiden, helfen vor allem Schulungen der Fachhandwerker.
In puncto Modulqualität ging es in diesem Jahr auch um das Thema der potentialinduzierten Degradation (PID), also Leistungsverluste bei Silizium-Modulen, die aufgrund von positiven oder negativen Spannungen auftreten. Dr. Juliane Berghold vom Photovoltaik Institut (PI) erklärte, dass mehr als 50 Prozent der vom PI getesteten Module PID-anfällig waren. In ihrem Vortrag wurde deutlich, dass das Risiko der PID signifikant vom jeweiligen Standort abhängt.
Auch die aktuell in der Branche heiß diskutierten Energiespeicher waren Bestandteil der Konferenz. Stephan Scheuer vom TÜV Rheinland erklärte, dass die Frage der Qualität von Speichern angesichts des hohen Marktpotentials immer wichtiger werde. Es lohne sich daher, früh über standardisierte Anforderungen, Tests und Zertifizierungen für die Sicherheit und Leistungsfähigkeit von Speichern zu sprechen.
Bei Montagesystemen und Wechselrichtern sieht die Situation hingegen anders aus. Beide Komponenten sind über entsprechende Vorschriften reglementiert. Wie Dr. Cedrik Zapfe vom Ingenieurbüro Dr. Zapfe GmbH betonte, ist die wichtigste Anforderung für Montagesysteme laut Bauordnung die Standsicherheit. „Aber nur ein qualitativ hochwertiges Produkt ist standsicher“, so Zapfe. Ingo Ernst von der Firma Schneider Electric betonte, dass internationale Kooperationen und Know-how Transfer zwar eine Annäherung der unterschiedlichen nationalen Standards im Bereich Wechselrichter bewirken werden, dass es aber das „world-wide universal pv plant“ nicht geben werde.
Bei den anschließenden „Plädoyers für Qualität“, einem neuen Konferenzblock, sprach sich eine Mehrzahl der Teilnehmer dafür aus, bestehende Normen in der PV-Industrie in Anbetracht der trotz Einhaltung der Normen aufgetretenen Mängel zu prüfen und anzupassen. Ein anderer Redner plädierte dafür, die Qualitätsdiskussion in der PV-Branche „weniger normgetrieben“ zu führen. Stattdessen solle die Qualität der Produkte auch über andere Indikatoren wie z. B. die Reklamations- oder Rücklaufquote gemessen und daraufhin abgestimmt werden.
Weitere Informationen:http://www.solarpraxis.de/konferenzen/quality-for-photovoltaics-2013/allgemeine-informationen/ Über die Solarpraxis AG:
Die Solarpraxis AG ist einer der führenden Wissensdienstleister der Erneuerbaren-Energien-Branche. Sie bietet Fachkompetenz und professionellen Service in den Bereichen Engineering, Konferenzen und Verlag. Seit 1998 richtet die Solarpraxis Branchentreffen für Entscheider aus. Dazu gehören neben der ältesten Veranstaltung der Solarpraxis AG – dem Forum Solarpraxis – zahlreiche weitere Konferenzen, unter anderem in Europa, im Nahen Osten und China.
Kontakt:
Judith Hübner
Solarpraxis AG
Tel: 49 30 – 726296 – 327
E-Mail:judith.huebner@solarpraxis.de
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