Die Agentur für Erneuerbare Energien zeichnet Merzig zur Energie-Kommune des Monats aus. Die saarländische 30.000 Einwohnerstadt im Naturpark Saar-Hunsrück will die Folgen des Klimawandels eindämmen. Das hat sie in einer Resolution Anfang des Jahres zur Priorität erklärt. Die Gemeinde will in Klima- und Energiefragen Vorbild sein und so weitere Kommunen ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen.
Die ersten Maßnahmen der Kommune für den Klimaschutz liegen inzwischen schon mehr als zwei Jahrzehnte zurück. Mit Projekten, wie der Installation eines ersten Holzschnitzel-Heizkraftwerks im Jahr 2000, setzt die Kommune seitdem auf Erneuerbare Energien zur lokalen Wärmeversorgung. Dieses Engagement ist nicht unbemerkt geblieben. Seit 2006 darf die Kreisstadt den Titel „Klimaschutzkommune“ tragen. Damals wurde Sie von der Deutschen Umwelthilfe für das Engagement im Klimaschutz ausgezeichnet. 2009 ging dann der erste Windpark „Merchingen I“ ans Netz. 2011 folgte die nächste Auszeichnung, als die Landesregierung des Saarlands die Kommune zur Solarhauptstadt erklärt hat. 2012 verabschiedete die Stadt ihr erstes Klimaschutzkonzept, welches 2019 durch das Teil-Konzept „Kommunale Liegenschaften“ um einen weiteren Baustein ergänzt wurde. „Um dem Klimawandel wirksam zu begegnen, braucht es globale Ansätze. Deren Umsetzung muss aber vor Ort erfolgen. Merzig ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Kommune durch den konstanten Ausbau der verschiedenen Technologien lokal und dezentral seine Energieversorgung umstellt und einen wichtigen Beitrag leistet, die Klimaschutzziele zu erreichen“, sagt Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE).
Windenergie sichert Stromversorgung aller privaten Haushalte
Heute beträgt die Gesamtleistung der PV-Anlagen der Solarhauptstadt 14 Megawatt und macht damit rund ein Drittel der installierten Leistung des nachhaltig produzierten Stroms der Stadtwerke aus. Das war nicht immer so. Seit der Installation der ersten Photovoltaik-Anlage 1998 auf dem Dach eines städtischen Kinderhorts sind die Produktionskapazitäten beständig gestiegen. Heute befinden sich mehr als 700 PV-Anlagen auf den Dächern mehrerer Schulen, der Stadthalle, dem Jugendhaus und weiterer kommunaler Liegenschaften. Alleine der Solarpark Fitten, eine auf der ehemaligen Mülldeponie installierte PV-Freiflächenanlage, produziert auf einer Fläche von 22.000 m2 Strom, der jährlich bis zu 900 Haushalte versorgt.
Auch die Nutzung von Windenergie in der Kommune wird zusehends wichtiger. Nach der Inbetriebnahme des ersten Parks 2009, verfügt Merzig seit 2015 über drei Windparks mit einer Leistung von 22,5 Megawatt (MW) beziehungsweise einem jährlichen Ertrag von 50 Gigawattstunden – zum Vergleich: Das entspricht ungefähr dem Stromverbrauch aller privaten Haushalte der Kleinstadt. Aktuell befindet sich ein weiterer Windpark auf dem Bachemer Berg in Bau. Zwei weitere Windenergieanlagen sollen dort im Sommer 2021 mit einer Gesamtleistung von 8,4 MW den Betrieb aufnehmen und weitere 6.800 Haushalte versorgen. Schon heute tragen Wind und Sonne maßgeblich zur Versorgung der Bürger*innen mit Strom bei. So werden circa 45 Prozent des in Merzig verbrauchten Stroms vor Ort nachhaltig produziert.
Im Wärmesektor setzt die Gemeinde auf Bioenergie. 2011 nahm die Kommune ihre erste Biomethan-Anlage in Betrieb. Versorgt durch die lokale Landwirtschaft wird dort Wärme für bis zu 2.400 Haushalte produziert. Zusätzlich nahm in Merzig 2013 das erste saarländische Biomethan-Blockheizkraftwerk den Betrieb auf. Dort werden durch die nachhaltige Produktion von Strom und Wärme jährlich weitere 700 Tonnen CO2 eingespart.
Einsparpotenziale der kommunalen Liegenschaften identifizieren
Die Anstrengungen der Stadtverwaltung gehen über die Nutzung von Erneuerbaren Energien zur Strom- und Wärmeversorgung der Bürger*innen der Gemeinde hinaus. Das im Jahr 2019 verabschiedete Klimaschutz-Teilkonzept legt den Fokus auf die Analyse von Einsparpotenzialen in den kommunalen Liegenschaften. Insgesamt sollen 39 Gebäude begutachtet und energetisch bewertet werden. Durch Optimierung des Verbrauchs und Investitionen von über zwei Millionen Euro im Projektzeitraum, soll so der Energiebedarf aller städtischen Liegenschaften um bis zu 29 Prozent gesenkt werden. Das entspricht etwa 290 Tonnen CO2 pro Jahr. Langfristig profitiert die Stadt damit von eingesparten Energiekosten in Höhe von geschätzten 60.000 Euro jährlich. Das hilft dem Klima – und die Stadt kann dieses Geld in neue Projekte reinvestieren.
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