Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz wird seinen Standort bei Bad Lauchstädt im südlichen Sachsen-Anhalt zu einer wichtigen Drehscheibe für den Transport von Erneuerbaren Energien ausbauen. Dort sind hohe Investitionen in die Umspannwerkstechnologie geplant, die demnächst zusammen mit regionalen und internationalen Partnerunternehmen umgesetzt werden. Insgesamt vier High-Tech-Anlagen zur sogenannten Blindleistungskompensation sollen zukünftig der Spannungshaltung und damit einem sicheren Stromtransport dienen. Nach Vergabe der Aufträge haben die vorbereitenden Arbeiten begonnen. Das Umspannwerk Lauchstädt ist unter anderem Ausgangspunkt für die Südwestkuppelleitung („Thüringer Strombrücke“), auf der regenerativer Strom Richtung Süden transportiert wird.
Beim US-amerikanischen Hersteller General Electric Renewable Energy (GE) hat 50Hertz die schlüsselfertige Lieferung von zwei statischen Synchronkompensatoren (STATCOMs) beauftragt. Außerdem erhielt die Maschinenfabrik Reinhausen (MR) mit Standort Erfurt (Thüringen) in Kooperation mit der Omexom EBEHAKO GmbH aus Zwickau (Sachsen) den Auftrag zur Errichtung von zwei sogenannten MSCDN-Anlagen. Die Aufträge haben ein Gesamtvolumen im zweistelligen Millionen Euro Bereich.
Dr. Frank Golletz, Technischer Geschäftsführer von 50Hertz: „Wenn unsere Stromversorgung in Zukunft nahezu ausschließlich über Erneuerbare Energien gesichert werden soll, dann brauchen unsere Netze bewährte und auch innovative Betriebsmittel zur Spannungs- und Frequenzhaltung. Die von uns beauftragten Blindleistungskompensationsanlagen liefern, allgemeinverständlich ausgedrückt, den Schmierstoff für einen reibungslosen und sicheren Stromtransport. Der Standort Lauchstädt ist enorm wichtig, weil hier unter anderem die leistungsstarke Südwestkuppelleitung Richtung Bayern, die sogenannte „Thüringer Strombrücke“, beginnt und auch andere Höchstspannungsleitungen zusammenlaufen.“
Die Anlagen sind erforderlich, weil in Zukunft immer weniger thermische Kraftwerke mit großen Generatoren die Spannung über die Bereitstellung von Blindleistung automatisch mitregulieren. Bei Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, vorwiegend Wind- und Solarkraft, muss die bisher durch Großkraftwerke gesicherte Blindleistungsbereitstellung zur Spannungshaltung abgelöst werden. Dazu dienen die STATCOMs und MSCDN, die an bestimmten Stellen im Übertragungsnetz installiert werden. Nur mit dem richtigen Verhältnis von Wirk- zu Blindleistung kann in einem Wechselspannungsnetz überhaupt Strom fließen. Sie wird benötigt, um 50x in der Sekunde ein Magnetfeld auf- und abzubauen und damit die Spannung während des Stromtransportes zu halten. Bei zu viel Blindleistung im Netz wird weniger Strom transportiert, bei zu wenig Blindleistung fällt die Spannung ab und es kann zu Störungen der Stromversorgung kommen.
Die beiden von GE zu errichtenden STATCOMs (Static Synchronous Compensator) stellen Blindleistung dynamisch bereit und haben eine Leistung von jeweils +/- 300 Mvar. Ihre Fertigstellung ist für 2025 und 2027 geplant.
Auch die beiden Blindleistungskompensationsanlagen der Maschinenfabrik Reinhausen / Omexom haben eine Leistung von jeweils 300 Mvar. Dabei steht die Abkürzung MSCDN für Mechanically Switched Capacitor with Damping Network. Sie stellen statische Blindleistung bereit. Der Abschluss der Arbeiten sowie die Inbetriebnahme ist ebenfalls für 2025 geplant.
„Das STATCOM-System von GE ist äußerst zuverlässig und lässt sich sowohl in bestehende als auch in neue Infrastrukturen integrieren. Außerdem bietet es 50Hertz eine wirtschaftliche Lösung“, so Johan Bindele, Grid Integration Leader bei GE Grid Solutions.
“Wir können Energiewende”, freut sicht Wilfried Breuer, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Reinhausen. “Mit MSCDN-Anlagen wie der in Lauchstädt stellen wir unsere umfassende Systemkompetenz im eigenen Land unter Beweis. Unser Expertenteam in Erfurt hat diese Technologie mehrfach weltweit installiert und wird auch in Sachsen-Anhalt für eine zuverlässige Fertigstellung sorgen.“
“Wir von Omexom sind sehr stolz darauf, durch dieses Projekt gemeinsam mit der Maschinenfabrik Reinhausen eine technisch anspruchsvolle Lösung zur Spannungshaltung in unseren Netzen realisieren zu dürfen. Unsere Mitarbeitenden montieren die MSCDN-Anlagen der MR im Umspannwerk, wodurch wir unseren Beitrag für die Netze der Zukunft leisten. Durch Technologien wie diese sorgen wir gemeinsam für den Umbau der Energiesysteme zu einer nachhaltigen Stromversorgung“, so Frank Westphal, CEO von Omexom Deutschland.
Insgesamt wird 50Hertz in seinen Umspannwerken in den kommenden Jahren eine zweistellige Anzahl von STATCOM-Anlagen sowie an zahlreichen Standorten weitere Anlagen zur Spannungshaltung und – stabilisierung installieren. Dafür wurde im Netzentwicklungsplan 2035 (2021) eine Leistung von über 12.000 Mvar bestätigt.





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