Jede Finanzierungsform hat zwei Seiten: Die derjenigen, die Kapital einwerben wollen, und die derjenigen, die Anlagemöglichkeiten für ihr Kapital suchen. In diesem Glossar sind die Finanzierungsarten aus Sicht derjenigen dargestellt, die Kapital einwerben, also ein Photovoltaik-Projekt entwickeln und umsetzen wollen.
Was aus dieser Sicht als Nachteil genannt ist, kann aus Sicht der Anlager wiederum ein Vorteil sein. So ist das Mitbestimmungsrecht in Genossenschaften unter Umständen aufwendig und daher als Nachteil gelistet. Für den Anleger kann dieses Recht jedoch positiv sein, und zum Beispiel das Risiko reduzieren, da Kontrolle und Einfluss möglich sind.
Im Folgenden erläutern wir in Kurzform folgende Anlagemöglichkeiten:
- Börsennotierte Aktie / Yieldco
- Anleihe / Green Bond
- Bankdarlehen
- Genossenschaft
- Genussrecht
- Geschlossener Fonds
- GmbH&Co. KG
- Nachrangdarlehen
Eine ausführlichere Betrachtung finden Sie im Magazinartikel in der Ausgabe Juni 2020:
Eine Frage der Verpackung
Zahlreiche Ansätze erlauben Investitionen in Solarparks. Verschiedene Investorengruppen haben verschiedene Vorlieben. Wer Photovoltaikanlagen an Anleger verkaufen will, sollte sich daher überlegen, welche Gruppe er im Fokus hat.
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Glossar:
(Autor: Jochen Bettzieche)
Börsennotierte Aktie / Yieldco
Erläuterung: handelbare Wertpapiere, deren Eigentümern die Gesellschaft gehört
Vorteile: erschließt Investorengruppen, die sonst keinen Zugang zu Photovoltaik-Anlagen haben
Nachteile: hoher Aufwand, streng reguliert, unter anderem zahlreiche Veröffentlichungspflichten
Zielgruppe: Aktien- und Mischfonds, Kleinanleger, institutionelle Investoren, vermögende Privatpersonen, Family Offices
Risiko für Anleger: häufige Kurs- und damit Wertschwankungen, schlimmstenfalls Totalverlust
Anleihe / Green Bond
Erläuterung: meist handelbare Wertpapiere, deren Eigentümern die Gesellschaft Geld schuldet und denen sie regelmäßig Zinsen zahlt
Vorteile: erschließt Investorengruppen, die sonst keinen Zugang zu Photovoltaik-Anlagen haben/ wer den Bond als Green Bond auflegt, bekommt am Kapitalmarkt unter Umständen günstigere Konditionen
Nachteile: Je nach Gestaltung hoher Aufwand/ streng reguliert, unter anderem zahlreiche Veröffentlichungspflichten
Zielgruppe: Renten- und Mischfonds, Kleinanleger, institutionelle Investoren, vermögende Privatpersonen, Family Offices
Risiko für Anleger: häufige Kurs- und damit Wertschwankungen, schlimmstenfalls Totalverlust
Bankdarlehen
Erläuterung: Kredit von einer Bank, für den in regelmäßigen Abständen Zins und Tilgung fällig werden
Vorteile: zeigt Investoren, wie ein Finanzinstitut den wirtschaftlichen Erfolg des Solarparks einschätzt/ wird von Eigentümern oft als erstes genutzt, um das eingesetzte Eigenkapital zu reduzieren und damit die Rendite auf das Eigenkapital zu erhöhen
Nachteile: oft nur bis zu einer gewissen Höhe zu erhalten/ Banken machen Vorgaben für Sicherheiten
Zielgruppe: Banken
Risiko für Anleger: das Risiko für Banken ist vergleichsweise gering, da die Darlehen in der Regel besichert sind. Bei einer „non-recourse“-Projektfinanzierung scheidet eine persönliche Haftung der Kreditnehmer aus.
Genossenschaft
Erläuterung: Genossenschaften treten direkt als Betreiber von Solarparks auf oder gewähren den Betreibergesellschaften Darlehen
Vorteile: Einfach und kostengünstig gegründet, bei regionalem Ansatz sorgt die Genossenschaft oft für Akzeptanz in der Bevölkerung, Erweiterung des Geschäfts möglich, keine Prospektpflicht (mit zwei Ausnahmen)
Nachteile: jeder Genosse hat Mitspracherechte und eine Stimme auf der Versammlung, aufwendige Betreuung der Investoren
Zielgruppe: Kleinanleger, oft regional, aber auch vermögende Privatpersonen
Risiko für Anleger: Totalverlust, kein liquider Handel mit Anteilen
Genussrecht
Erläuterung: Mezzanine Anlageform, in der Regel erhalten Investoren einen konstanten, regelmäßigen Ertrag plus eine Rendite-Komponente in Abhängigkeit vom Erfolg des Unternehmens
Vorteile: Einfach und kostengünstig aufgelegt, wird dem Eigenkapital zugerechnet
Nachteile: Betreuung der Investoren erforderlich
Zielgruppe: Kleinanleger, institutionelle Investoren, vermögende Privatpersonen, Family Offices
Risiko für Anleger: Totalverlust, obwohl dem Eigenkapital zugerechnet kein Mitspracherecht/ Ansprüche im Falle einer Insolvenz in der Regel erst nach den Kreditgebern im ersten Rang (zum Beispiel Bankdarlehen)
Geschlossener Fonds
Erläuterung: Beteiligungsgesellschaft, die direkt in eine oder mehrere vorab definierte Anlagen investiert oder den Betreibergesellschaften Geld leiht.
Vorteile: einfacher Übertrag der Anteile
Nachteile: geringe Nachfrage bei vermögenden Privatinvestoren, schlechter Ruf, aufwendige Betreuung der Investoren, keine Erweiterung des Geschäfts möglich, unter Umständen Prospektpflicht
Zielgruppe: Kleinanleger, institutionelle Investoren, vermögende Privatpersonen, Family Offices
Risiko für Anleger: Totalverlust, Anteile kaum handelbar, unter Umständen Nachschusspflicht
GmbH & Co. KG
Erläuterung: eigentlich Gesellschaftsform, die sowohl auf Kleinanleger als auch auf große Investoren zielen kann
Vorteile: geringes Haftungsrisiko, einfacher Übertrag der Anteile
Nachteile: bei vielen Investoren ist Betreuung aufwendig
Zielgruppe: geschlossene und offene Fonds, Energieversorger, institutionelle Investoren, als Gesellschaftsform eines geschlossenen Fonds auch private Investoren
Risiko für Anleger: Totalverlust
Nachrangdarlehen
Erläuterung: Darlehen im 2. Rang
Vorteile: schließt unter Umständen eine Finanzierungslücke zwischen Eigenkapital und Fremdkapital im ersten Rang
Nachteile: oft höherer Zins als bei Darlehen im ersten Rang
Zielgruppe: Kleinanleger, Förderbanken, Gesellschafter des Unternehmens
Risiko für Anleger: Totalverlust, im Falle einer Insolvenz werden Gläubiger im ersten Rang (zum Beispiel Banken) zuerst aus der Insolvenzmasse bedient, Gläubiger von Nachrangdarlehen erhalten nur einen eventuellen Rest