Wer mit Solarinstallateuren und Großhändlern spricht, hört derzeit oft, dass die Verbindung von Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen sehr attraktiv sei. Da treffen zwei Themen aufeinander, die schon für sich betrachtet in den letzten Jahren extrem emotional und kontrovers diskutiert wurden. Zum einen das Heizen mit Solarstrom, zum anderen der Einsatz der Wärmepumpe.
Besonders kompliziert wird das Thema, weil es kaum allgemein zu behandeln ist. Eine Bewertung hängt von Wärmequelle, Vorlauftemperatur der Heizung, Heizbedarf, Warmwasserbedarf, der Art der Geräte und vielem mehr ab. Nicht zuletzt vom Strom, der zum Betrieb der Wärmepumpe genutzt wird. In der Heizungsbranche wird schon lange getestet und diskutiert, welche Konzepte am besten sind. Jetzt müssen sich auch Solarinstallateure damit beschäftigen. Die Fragen und Antworten stellen verallgemeinerbare Aussagen, unter anderem aus Feldtests, und allgemeine Informationen zusammen.
Die Diskussion um die Effizienz und richtige Installation
1. Was ist sinnvoller, eine Wärmepumpe nur zur Brauchwassererzeugung oder eine Wärmepumpe, die auch die Raumheizung versorgt?
Gerade für Installationsbetriebe, die bisher hauptsächlich Photovoltaik installiert haben, ist der Verkauf der reinen Brauchwassererzeugung in Kombination mit Photovoltaik attraktiv, da die Komplexität dieses Systems deutlich geringer ist als bei einem vollständigen Heizungssystem. Das ist einer der Gründe, warum zum Beispiel Baywa r.e. Solarsysteme zunächst nur solche Wärmepumpen einführt. Die Systeme stehen in direkter Konkurrenz zu Brauchwasser-Solarthermieanlagen und werden zum Beispiel mit Gasbrennwertheizungen kombiniert, die die Raumheizung übernehmen.
Insbesondere wenn es bereits einen installierten Gasbrennwertkessel gibt, der nicht zu alt ist und erwartungsgemäß noch rund zehn Jahre laufen wird, lohnt sich ökonomisch vermutlich die Variante, nur eine Brauchwasser-Wärmepumpe einzubauen und die Gasheizung weiterzubetreiben. Einen Teil des Jahres kann der Brennwertkessel dann ganz abgeschaltet werden. Ob im Winter die Wärmepumpe auch genutzt und dann zu einem größeren Teil mit Netzstrom betrieben wird, ist allerdings eine Entscheidung des Betreibers.
Da das Brauchwasser ziemlich gleichmäßig über das Jahr benötigt wird, kann ein größerer Teil des warmen Brauchwassers mit Brauchwasser-Wärmepumpen und Solarenergie erzeugt werden. Für die Raumheizung wird die Wärme dagegen vor allem im Winter benötigt, so dass Solarenergie weniger dazu beitragen kann. Das ist nach Aussage von Elke Dehlinger, bei Baywa r.e. für dieses Segment zuständig, ein weiteres Argument, zunächst die Brauchwasser-Wärmepumpen einzuführen.
Aus ökologischer Sicht halten es viele Experten trotzdem für wünschenswert, das Heizungskonzept eines Gebäudes als Ganzes zu betrachten und auch die Raumheizung mit einzubeziehen. Feldtests des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE zeigen, dass grundsätzlich die Kohlendioxidemissionen reduziert werden, wenn man statt eines Gasbrennwertkessels eine Wärmepumpe einsetzt, vorausgesetzt, sie wird richtig geplant und installiert. Das heißt allerdings nicht, dass sei unbedingt wirtschaftlicher als ein Gasbrennwertkessel ist.
Soll die Raumheizung von der Wärmepumpe mitabgedeckt werden, muss sie deutlich größer dimensioniert werden, als wenn sie nur der Brauchwassererwärmung dient, und das System wird komplexer. „Unter Umständen benötigt man den Kältemittelschein für Splitwärmepumpen und für Erdreich-Wärmepumpen“, sagt Tim Edler von AS Solar, einem Systemhaus, das alle Wärmepumpentypen vertreibt. Wenn man bohrt, müsse man unter Umständen eine Genehmigung anfragen. Elektriker, die bisher nur Photovoltaik installiert hätten, würden meist mit anderen Unternehmen kooperieren, die das nötige Know-how hätten. Wer bisher schon Photovoltaik und Solarthermie angeboten habe, hätte es da einfacher. Derzeit würde rund ein Drittel der Photovoltaikanlagen mit Wärmepumpen vertrieben, davon wiederum ein Drittel mit Raumheizungs-Wärmepumpen.
2. Was bedeuten Leistungszahl (COP) und Arbeitszahl?
Die Effizienz eines Geräts lässt sich mit der Leistungszahl charakterisieren, die nach der englischen Bezeichnung „coefficient of performance“ als COP abgekürzt wird. Diese Größe wird im stationären Betrieb mit definierten Bedingungen bestimmt, die in der DIN 14511 festgelegt sind. Der COP gibt an, wie unter diesen Bedingungen das Verhältnis der abgegebenen Wärmeleistung zur aufgenommenen elektrischen Leistung ist. Zu einem COP muss immer auch der Betriebspunkt angegeben werden, das sind die Temperatur der Wärmequelle und des Heizkreises.
Leistungszahlen sind eine Kenngröße des Geräts. Die Arbeitszahl beschreibt dagegen die Effizienz der Wärmepumpe über einen längeren Zeitraum, wenn das Gerät in einem Gebäude eingebaut ist. Sie unterscheidet sich von der Leistungszahl, da über das Jahr hinweg sehr unterschiedliche Betriebsbedingungen herrschen. Grundsätzlich ist das Verhältnis von abgegebener Wärmeenergie zu aufgenommener elektrischer Energie umso niedriger, je weiter die Temperatur der Wärmequelle und die gewünschte Zieltemperatur auseinanderliegen.
Einen Eindruck über die Arbeitszahlen, die als gut gelten, geben die Förderbedingungen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Es fördert Wärmepumpen, die in Bestandsgebäude eingebaut werden. Wer die Förderung in Anspruch nehmen will, muss bestimmte Jahresarbeitszahlen erreichen, zum Beispiel 3,8 bei Wasser-Wasser-Wärmepumpen in Wohngebäuden und 3,5 bei Luft-Wasser-Wärmepumpen.
Eine Jahresarbeitszahl von 3,5 bedeutet, dass im Mittel über das gesamte Jahr eine Kilowattstunde elektrische Energie ausreicht, um 3,5 Kilowattstunden Heizenergie zu erzeugen. Die Jahresarbeitszahl hilft einzuschätzen, wie viel Primärenergie und wie viel Treibhausgasemissionen mit dem Umstieg auf eine Wärmepumpenheizung eingespart werden (siehe Grafik 1).
3. Wie gut funktionieren Wärmepumpen in der Realität?
Gerne wird gegen Wärmepumpen angeführt, dass sie in der Realität schlechter funktionieren als in der Theorie. Das ISE hat im Projekt WP-Effizienz 100 Wärmepumpen in neu gebauten Einfamilienhäusern vermessen. Der Heizbedarf der Gebäude lag zwischen 30 und 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Im Projekt WP im Bestand untersuchte das ISE 70 Wärmepumpen in unsanierten oder teilsanierten Gebäuden, wo sie als Ersatz für Ölkessel installiert wurden. In den Feldtests lag die Jahreszahl der Außenluft-Wärmepumpen zwischen 2,1 und 3,4, die der Erdreich-Wärmepumpen zwischen 2,6 und 4,9 (Grafik 2). An der großen Spanne sieht man, dass es sehr wichtig ist, die Einsatzbedingungen richtig zu planen und Installationsfehler zu vermeiden. Im Mittel sind die Arbeitszahlen im Neubau besser als im Altbau. Das liegt daran, dass im Neubau fast ausschließlich Fußbodenheizungen eingesetzt werden, so dass die Vorlauftemperatur der Heizung rund 20 Grad unter der in Altbauten liegt. Dort ist der Mittelwert 54 Grad.
Bei den Neubauten lagen drei Viertel aller Erdreich-Wärmepumpen im Bereich plus/minus zehn Prozent des Mittelwertes von 3,9. Dass andere Einzelwerte jedoch deutlich daneben lagen, zeigt, dass eine sorgfältige Planung erforderlich ist.
Die Bafa-Förderkriterien erfüllen in den Feldtests 60 Prozent der Erdreich-Wärmepumpen, aber nur zehn Prozent der Außenluft-Wärmepumpen. Da die Förderung auf der Berechnung nach VDI 4650 beruht, ist die Förderfähigkeit von Luftwärmepumpen trotzdem nicht ausgeschlossen.
4. Wie entscheidend ist die Arbeitszahl?
So bequem es ist, die Effizienz einer Wärmepumpenheizung anhand der Jahresarbeitszahl zu bewerten und Vergleiche anzustellen, so trügerisch kann diese Zahl sein, will man den ökologischen und energetischen Effekt bemessen. Es ist möglich, Anlagen zu konstruieren, die eine sehr gute Arbeitszahl haben, die Wärme aber nicht effektiv nutzen. Diese Anlagen sind dann am Ende schlechter als solche mit niedrigerer Arbeitszahl. Das verdeutlichen zwei Beispiele aus dem Monitoringprojekt des ISE.
Im ersten Fall hat ein Gebäude einen Heizbedarf von 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Der Raumwärmebedarf liegt damit insgesamt bei fast 16.000 Kilowattstunden, der Trinkwasser-Wärmebedarf bei 2.700 Kilowattstunden. Die Heizung erreicht in den Tests eine Arbeitszahl von 4,2.
Im zweiten Fall ist die Arbeitszahl mit 3,3 deutlich niedriger. Das liegt jedoch daran, dass das Haus besser gedämmt ist. Der Heizwärmebedarf liegt bei nur 7.500 Kilowattstunden. Der Trinkwasseranteil hat mit 3.965 Kilowattstunden einen deutlich höheren Anteil, nämlich 50 Prozent gegenüber 20 Prozent im ersten Fall. Ein höherer Heizwärmeanteil am Gesamtwärmebedarf führt dazu, dass die Wärmepumpen im Mittel eine höhere Temperatur erreichen muss. Das reduziert die Arbeitszahl.
Dieser Vergleich zeigt, dass es sich lohnt, ein Haus zu isolieren, obwohl dann die Arbeitszahl sinkt.
5. Wie kritisch ist die elektrische Zuheizung und was ist zu beachten?
Es sind am Ende nicht nur die Wärmepumpe, die Wärmequell- und die Wärmesenkentemperatur, die die Effizienz bestimmen, sondern es kommen zusätzliche Stromverbräuche dazu, die den Gesamtwirkungsgrad deutlich nach unten ziehen können. Ein solcher Zusatzverbrauch entsteht dann, wenn elektrisch mit einem Heizstab zugeheizt wird, das ist eine Art Tauchsieder im Speicher oder im Vorlauf der Wärmepumpe. In den Ergebnissen des ISE-Feldtests zu den Arbeitszahlen wird der Stromverbrauch durch den Heizstab berücksichtigt.
Der Feldtest zeigt, dass bei den Erdreich-Wärmepumpen der Heizstab in der Mehrzahl der Fälle gar nicht benutzt wurde. Nur bei zehn Prozent der Anlagen wurde mehr als ein Prozent der thermischen Energie damit erzeugt. Vermutlich lag das in diesen Fällen daran, dass er entweder in der Zeit der Bauaustrocknung benutzt wurde, die Parametrisierung der Regelung nicht gut war, die Bildung von Legionellen vermieden werden musste oder die Wärmepumpe kurzfristig ausgefallen war.
Bei den Außenluft-Wärmepumpen wurde der Heizstab öfter benutzt, vor allem im Winter. Bei 40 Prozent der Anlagen wurde mehr als ein Prozent der Wärme damit erzeugt. Außer bei einer Anlage waren es aber nie mehr als fünf Prozent. Ist die Jahresarbeitszahl ohne Heizstab beispielsweise 3, würde sie bei einem Wärmeanteil von fünf Prozent, der über den Heizstab erzeugt wird, auf 2,86 sinken.
Bei Luftwärmepumpen, deren Leistung nicht regelbar ist, kann es allerdings durchaus sinnvoll sein, eine gewisse Wärmemenge über den Heizstab zu erzeugen. Dadurch kann die Wärmepumpe nämlich etwas kleiner dimensioniert werden, was über das Jahr betrachtet zu effizienteren Betriebszuständen führt.
6. Wie hoch ist der Strombedarf für Ventilator und Pumpen und was ist dabei zu beachten?
Bei den Erdwärme-Wärmepumpen wurden im Mittel 5,9 Prozent der elektrischen Energie für die Pumpe genutzt, bei den Außenluft-Wärmepumpen 6,7 Prozent für den Ventilator. Doch die Bandbreite ist groß. Im Feldtest lagen die Werte ziemlich gleichwertig gestreut zwischen zwei und zwölf Prozent. In den Ergebnissen des ISE-Feldtests zu den Arbeitszahlen wird dieser Stromverbrauch berücksichtigt. Die Spanne zeigt jedoch auch hier, dass bei der Planung darauf geachtet werden muss, dass die Erdsonde, der Erdkollektor oder der Ventilator richtig dimensioniert werden. Außerdem lässt sich dieser Stromverbrauch reduzieren, wenn man Hocheffizienzpumpen einsetzt oder Ventilatoren, deren Leistung regelbar ist. Teilweise fanden die ISE-Experten auch zu groß dimensionierte Pumpen.
7. Wie entscheidend ist die Wahl der Wärmequelle und was ist dabei zu beachten?
Ob besser eine Außenluft-Wärmepumpe oder eine Erdreich-Wärmepumpe eingesetzt wird, hängt von vielen Parametern ab. Das fängt bei den örtlichen Gegebenheiten und der Bodenbeschaffenheit an und ist nicht zuletzt eine ökonomische Frage. Die Investitionskosten der Außenluft-Wärmepumpen sind niedriger als die der Erdreich-Wärmepumpen, dafür verbrauchen sie entsprechend der niedrigeren Arbeitszahl gemittelt über die Neubauten im Feldtest ein Drittel mehr Strom.
8. Wie kritisch sind die Pumpen und Speicher auf der Hausseite und was ist dabei zu beachten?
Wärmepumpen werden oft mit Heizpufferspeichern und Trinkwasserspeichern kombiniert, die natürlich auch Verluste haben. Wenn man die Wärmepumpenheizung mit einer Gasheizung vergleicht, muss man das berücksichtigen. Für jeden Speicher, den die Wärmepumpenheizung mehr hat als eine vergleichbare Gasheizung, muss man im Vergleich die Verluste der Speicher bei der Effizienz abziehen. Die Lokale Agenda Lahr gibt daher für ihre Feldtests (siehe Links) zusätzlich zur Jahresarbeitszahl eine Systemjahresarbeitszahl an. Jeder der beiden Speicher verschlechtert die Jahresarbeitszahl um 0,15.
Bei der Ermittlung von Speicherverlusten können sich leicht Messungenauigkeiten und Fehleinschätzungen hinsichtlich des thermischen Bilanzraumes einschleichen. Die ISE-Experten ermittelten für einen 500-Liter-Heizungspufferspeicher im Niedertemperaturheizsystem Verluste von rund 300 Kilowattstunden pro Jahr. Unter Annahme der durchschnittlichen Bedingungen aus dem WP-Effizienz-Projekt führt der resultierende Strommehrverbrauch zu einem Absinken der Jahresarbeitszahl von 3,00 auf 2,94 bei Luftwärmepumpen und von 4,00 auf 3,92 bei Erdreich-Wärmepumpen.
9. Was muss man tun, um Legionellen zu bekämpfen?
Das Stichwort Legionellen fällt im Zusammenhang mit Wärmepumpen früher oder später immer, ist es doch ein Schwachpunkt der Technik. Die gesundheitsschädlichen Legionellen breiten sich vor allem in lauwarmem Wasser aus, das kälter ist als 55 Grad. Daher regeln die Trinkwasserverordnung und als anerkannte Regeln der Technik das DVGW-Arbeitsblatt W 551, wie die Zahl der Legionellen in Trinkwassersystemen überprüft und begrenzt werden muss. Ein- und Zweifamilienhäuser sind davon in der Regel ausgenommen, da der Trinkwasserspeicher kleiner als 400 Liter ist und keine Leitung zwischen Trinkwassererwärmer und Entnahmestelle mehr als drei Liter Volumen hat. In Mehrfamilienhäusern muss man das Thema aber bedenken.
10. Sind Legionellenschutzschaltungen sinnvoll?
In der Vergangenheit haben viele Anwender von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern auf sogenannte Legionellenschaltungen gesetzt, bei denen in regelmäßigen Abständen der Trinkwasserspeicher auf Temperaturen über 60 Grad erhitzt wird, oft mit einem elektrischen Heizstab. Das Umweltbundesamt hält diese Legionellenschutzschaltungen allerdings für keine sichere Alternative zu durchgehend hohen Temperaturen.
Benedikt Schaefer von der Forschungsstelle Bad Elster des Umweltbundesamtes sagt, die allgemein anerkannten Regeln der Technik schreiben 55 bis 60 Grad im Warmwasserkreislauf vor, die Trinkwasserverordnung verweise wiederum auf die Pflicht des Unternehmers, die anerkannten Regeln der Technik einzuhalten. Das DVGW-Arbeitsblatt W 551 sehe als Ausnahme vor, dass der Betreiber nachweist, dass der technische Maßnahmenwert bezüglich der Legionellen eingehalten wird. Doch er habe in seiner langjährigen Praxis einen solchen Nachweis nie gesehen. Auch der Bundesverband Wärmepumpe sieht seit der letzten Novellierung der Trinkwasserverordnung nicht mehr, dass Legionellenschutzschaltungen ausreichen. Auch Bauherren reagierten sensibel, da eine Untersuchungspflicht eingeführt wurde. Wie man in Altinstallationen damit umgeht, wird vermutlich noch ein größerer Diskussionspunkt werden.
Es gibt allerdings hygienisch und rechtlich mögliche Wärmepumpenheizungen, die die Anforderungen an die Trinkwasserhygiene erfüllen.
11. Wie lässt sich mit Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern Brauchwasser erzeugen?
Die einfachste Möglichkeit ist, dass die Temperaturen der Trinkwasserzirkulation bei 60 Grad liegen. Das ist bei Wärmepumpenheizungen aber problematisch, da die Effizienz der Wärmepumpen abnimmt, je höher die Vorlauftemperaturen sind. Manchmal geht es auch nur mit dem elektrischen Heizstab.
Eine andere Möglichkeit ist, in jede Wohnung eine Frischwasserstation einzubauen, das ist ein Wärmetauscher. Dann sind die Kriterien denen für Ein- und Zweifamilienhäuser gleichzusetzen. Das ist allerdings eine relativ teure Lösung.
In der Praxis haben zum Beispiel die Planer des Aktiv-Stadthauses in Frankfurt, eines Vorzeige-Mehrfamilienhauses mit Wärmepumpe, in der Tat in jeder Wohnung Frischwasserstationen vorgesehen (siehe Artikel Seite 90). Das sei ökonomischer, als die Wärmepumpe durchgehend bei hohen Temperaturen laufen zu lassen, weil das ja die Arbeitszahl reduziere. Auch die Solarhäuser in Weinsberg, ein Projekt von Kaco New Energy, die über eine zentrale Wärmepumpe versorgt werden, haben eine Frischwasserstation (siehe Seite 86).
12. Welche Fehler führen sonst noch dazu, dass die Arbeitszahl der Wärmepumpenheizungen sinkt?
Die ISE-Experten haben in dem Feldtest Systeme gefunden, bei denen insbesondere die Regelung nicht sauber arbeitet. Bei fast allen Herstellern, die im Feldtest vertreten waren, gab es Systeme, bei denen die Ladepumpe teilweise auch dann in Betrieb war, wenn die Wärmepumpe nicht angeschaltet war. Die Ladepumpe pumpt das Wärmeträgermedium von der Wärmepumpe zum Puffer oder Trinkwasserspeicher. In einem extremen Fall wurde bei zusätzlicher Bilanzierung der Ladepumpe eine Verringerung der Jahresarbeitszahl von 4,2 auf 3,8 errechnet.
Bei einigen Systemen schlossen auch die Dreiwegeventile nicht richtig. Mit diesen wird gesteuert, ob der Puffer- oder der Trinkwasserspeicher erwärmt werden soll. Dadurch, dass die Ventile nicht richtig schlossen, gab es auch dann einen Volumenstrom im Trinkwasserspeicher, wenn der Pufferspeicher geladen werden sollte. Da dann die Temperatur unter der Trinkwasserspeichertemperatur liegt, führt das zu einer kontinuierlichen Entladung des Trinkwasserspeichers. Das ist vor allem im Sommer, wenn nicht geheizt wird, ärgerlich.
Bei den Kombispeichern zeigten sich vermutlich deshalb Probleme, weil die Temperaturfühler nicht richtig positioniert waren oder weil die Einstellung der Wärmepumpenregelung nicht optimal war. Auf jeden Fall waren teilweise die Temperaturen, mit denen die Wärmepumpe beladen wurde, zu hoch, was wiederum die Arbeitszahl der Wärmepumpe reduziert.
Die ISE-Experten raten außerdem bei Erdreich-Wärmepumpen dazu, den Heizstab zu deaktivieren, da er nur bei Störfällen und zur Bauaustrocknung benötigt wird. Das gilt allerdings nur für Einfamilienhäuser.
Rüdiger Grimm von Geoenergie Konzept baut Erdsonden für Wärmepumpen. Er sieht durchaus, dass es zu Planungsfehlern kommt. Er wünscht sich, dass öfter ein Geothermieplaner wie er mit einbezogen wird. Oft würden Heizungsbauer direkt Bohrfirmen beauftragen. So könne es in der Tat passieren, dass Erdsonden zum Beispiel unterdimensioniert seien. Dann regeneriert sich die Temperatur des Erdreichs im Sommer nicht und es wird jedes Jahr etwas kälter. Im Ganzen seien es aber Einzelfälle, in denen es zu einer Vereisung der Sonden komme. Bei guter Planung geschehe das nicht.
13. Was sagen die Feldtests zu den reinen Brauchwasser-Wärmepumpen?
Bei dem Feldtest des Fraunhofer ISE waren solche Systeme nicht dabei. Die Lokale Agenda-Gruppe Lahr hat einen Feldtest an 13 Systemen dieses Typs durchgeführt (siehe Links). Die Experten der Gruppe haben die sogenannte System-Jahresarbeitszahl bestimmt, bei der im Vergleich zur Arbeitszahl die Verluste eines eventuell vorhandenen Heizungspuffer- und Warmwasserspeichers einbezogen sind. Für Außenluft-Wärmepumpen lag die Arbeitszahl im Mittel bei 1,5 für im Keller aufgestellte Modelle und bei 2,5 für im Wohnraum aufgestellte Geräte. Die Maximalwerte lagen bei rund 2,6 für die im Keller und bei knapp 2,9 für die im Wohnraum aufgestellten Systeme.
Die Werte sind deutlich niedriger als die Werte für Raumheizungs-Wärmepumpen, was auch daran liegen kann, dass für die Wärmeerzeugung höhere Temperaturen erreicht werden können. Die Lokale Agenda Lahr bewertet die Ergebnisse als sehr schlecht, da sie unterhalb der Energieeffizienzkriterien diverser Organisationen wie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) und des Energieversorgers RWE lägen.
Wenn man den durchschnittlichen Kohlendioxidausstoß für eine Kilowattstunde in Deutschland produzierten Stroms berücksichtigt, trägt eine Wärmepumpe nach ISE-Angaben allerdings schon ab einer Jahresarbeitszahl von 2,2 zum Klimaschutz bei, wenn die Alternative eine fossil betriebene Heizung mit 100 Prozent Nutzungsgrad wäre.
Außerdem ist zu bedenken, dass die Feldstudie 2009 begann und die Wärmepumpen in den Jahren davor angeschafft wurden. Die Entwickler von Wärmepumpen haben gerade bei den Brauchwasser-Wärmepumpen in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und erreichen deutlich höhere COPs. Um zu sehen, wie hoch die Arbeitszahlen in der Realität sind, sind jedoch neue Feldtests nötig. „Die Effizienz ist in den letzten fünf Jahren vermutlich um rund 0,5 Punkte gestiegen“, sagt auch Patrick Schwalm, Produktmanager bei Viessmann. Die Viessmann-Experten erreichen mit ihrer Wärmepumpe auf einem Teststand, bei dem sie einen Zapfzyklus der DIN EN 16147:2011-04 abfahren, inzwischen einen Wert von 3,1.
14. Sind leistungsgeregelte Wärmepumpen effizienter?
In den letzten Jahren kamen leistungsgeregelte Wärmepumpen auf den Markt. Sie wurden entwickelt, um ein Problem zu lösen, das insbesondere bei nicht leistungsgeregelten Luft-Wasser-Wärmepumpen besteht. Prinzipiell erhöht sich der COP bei Betriebspunkten, wenn die Temperatur der Wärmequelle steigt. Andererseits sinkt die benötigte Heizleistung bei höheren Umgebungstemperaturen. Wenn die Wärmepumpe nicht regelbar ist, muss eine Wärmepumpe oft getaktet werden, was die Effizienz reduziert und mit zu den vergleichsweise niedrigen Arbeitszahlen der Luft-Wasser-Wärmepumpen beiträgt.
Die Leistungsregelung passt die Drehzahl des Kompressors mit der sogenannten Invertertechnologie an den Wärmebedarf an und regelt auf die Temperatur am Sekundärkreis der Wärmepumpe, an den der Pufferspeicher angeschlossen ist. Das erhöht die Effizienz, unter anderem weil Wärmepumpen bei niedrigen Drehzahlen effizienter arbeiten als bei hohen. Das bedeutet übrigens nicht, dass die Leistungsaufnahme entsprechend der verfügbaren Solarleistung geregelt werden kann.
Im aktuellen ISE-Feldtest sind von 35 Wärmepumpen fünf leistungsgeregelt. So wie es bisher aussieht, haben sie überdurchschnittliche Arbeitszahlen.
15. Solarthermie versus Photovoltaik mit Wärmepumpe?
Das ist ein besonders emotionales Thema. Beide Technologien unterscheiden sich im Flächenbedarf und in den Kosten und machen sich Konkurrenz, seit die Preise für Photovoltaikanlagen so stark gesunken sind. Wer mit Photovoltaik am günstigsten heizen will, kann das übrigens über einen Heizstab machen. Das ist wie bei der Solarthermie auch in Kombination mit einem Gasbrennwertkessel möglich. Dann benötigt man allerdings mit der Solarstromanlage ungefähr dreimal so viel Dachfläche wie mit einer Solarthermieanlage, um die gleiche Menge Solarwärme zu erzeugen. Dabei gibt es reine Photovoltaik-DC-Heizsysteme, zum Beispiel von Refusol, die überhaupt keinen Wechselstrom für Verbraucher oder Einspeisung erzeugen können. Sie sind damit direkt vergleichbar mit solarthermischen Heizungen.
Den Flächenbedarf der Photovoltaikanlage kann man mit einer Wärmepumpe reduzieren. Dabei spielt die Jahresarbeitszahl eine wichtige Rolle. Betreibt man mit dem Solarstrom eine Wärmepumpe und kommt auf die Jahresarbeitszahl drei, ist der Flächenbedarf ungefähr gleich dem der Solarthermieanlage. Der Feldtest des ISE zeigt, dass im Mittel auch bei den Außenluft-Wärmepumpen diese Arbeitszahlen nahezu erreicht werden. In Kombination mit Erdreich-Wärmepumpen dürfte der Flächenbedarf der Photovoltaik sogar geringer sein als mit Solarthermie. Bei reinen Brauchwasser-Wärmepumpen liegt die Arbeitszahl nach den Ergebnissen der Lokalen Agenda Lahr allerdings nicht so hoch, dass man mit Photovoltaik den gleichen Flächenbedarf wie mit Solarthermie hat (siehe oben). Wie es sich im Einzelfall verhält, hängt aber auch sehr stark von der Regelung der Wärmepumpe ab und davon, ob sie wirklich mit Solarstrom betrieben wird.
Klimaschutz mit Wärmepumpen
16. Wie viel trägt eine Wärmepumpe zum Klimaschutz bei?
Hat eine Wärmepumpe eine Arbeitszahl von 2,9, das ist der Mittelwert bei den Außenluft-Wärmepumpen, würde die Heizung nach den Abschätzungen der ISE-Experten durch den Stromverbrauch 200 Gramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde Heizenergie verursachen. Ein Gasbrennwertkessel mit 96 Prozent Nutzungsgrad emittiert dagegen im Mittel 260 Gramm. Die Wärmepumpe spart also 23 Prozent ein.
Installiert man statt der Außenluft-Wärmepumpe eine Erdreich-Wärmepumpe so, dass sie auf eine Arbeitszahl von 3,9 kommt, was ebenfalls der Mittelwert für diese Technik ist, spart sie 43 Prozent Emissionen gegenüber dem Gasbrennwertkessel ein.
Diese Abschätzungen nutzen Mittelwerte für die Kohlendioxidemission pro Kilowattstunde Strom nach dem Energiemix, den wir in Deutschland derzeit haben. Da der Anteil der erneuerbaren Energien über das Jahr schwankt, ändert sich aber genau genommen auch der Wert für die Kohlendioxidemission. Wenn Windenergie und Photovoltaik in einem günstigen Verhältnis zugebaut werden (siehe pv magazine Juni/2013, Seite 18), gleichen sich die Schwankungen jedoch relativ gut aus. Das ISE hat auch im Detail untersucht, ob sich der Klimaeffekt der Wärmepumpen ändert, wenn man ihn statt mit dem Jahresmittelwert mit stündlich aufgelösten Werten für die Emissionen der Stromerzeugung berechnet. Er ist nach Aussage der Experten dadurch im Wesentlichen gleich geblieben.
Trotzdem steigt natürlich die Wettersensitivität im Stromsystem, wenn die Zahl der Wärmepumpen zunimmt. Im Fall einer Windflaute werden dann mehr Back-up-Gaskraftwerke im Winter benötigt.
17. Ist das Kältemittel der Wärmepumpen klimaschädlich und was bedeutet das?
Die Kältemittel der Wärmepumpen sind in der Regel klimaschädlich, wenn sie in die Atmosphäre gelangen. Das sollte zwar eigentlich nicht geschehen, aber es gibt von Herstellung über Betrieb bis zum Recycling immer Leckraten. Der Treibhauseffekt, der dadurch entsteht, ist in der obigen Abschätzung zum Klimaschutz nicht enthalten.
Bei neuen Wärmepumpen wird heute meist das Kältemittel R407C mit Global Warming Factor 1,774 genutzt. Das Bundesumweltamt schätzt, dass rund 2,5 Prozent der Kältefüllmenge jährlich entweichen. Gelangen 2,5 Prozent der drei Kilogramm, die beispielsweise in einer 7,5-Kilowatt-Wärmepumpe eingesetzt werden, an die Umwelt, ist das einem Anstieg der Kohlendioxidemissionen der Wärmepumpenheizung von neun Prozent äquivalent. Rechnet man das in den Vergleich (Frage 16) mit dem Gasbrennwertkessel ein, sinkt der Vorteil der Wärmepumpenheizung insgesamt auf 16 Prozent.
Es ist ein wesentlicher Faktor, welches Kältemittel verwendet wird. Wenn statt des R407C das Mittel R404a verwendet wird, steigt die Klimaschädlichkeit um 19 Prozent und der Vorteil der Wärmepumpenheizung gegenüber dem Gasbrennwertkessel sinkt auf gerade einmal acht Prozent. Dieses Kältemitttel wird allerdings nur selten verwendet. Andererseits kann auch Kohlendioxid als Kältemittel verwendet werden. Das ist im Vergleich zu allen anderen Kältemitteln kaum klimaschädlich, hat aber einen begrenzten Einsatzbereich.
18. Welche Rolle können Wärmepumpen spielen, wenn der Strom hauptsächlich regenerativ zum Beispiel mit Sonne und Wind hergestellt wird?
Hans-Martin Henning, stellvertetender Direktor des ISE, hat bereits vor knapp zwei Jahren ein Szenario für das Jahr 2050 entwickelt, in dem der gesamte Strom und die gesamte Wärme regenerativ hergestellt werden. In diesem Szenario werden Wärmepumpen mit 145 Gigawatt elektrischer Leistung zur Heizung genutzt und mit regenerativ erzeugtem Strom betrieben (siehe Infografik www.pv-magazine.de/themen/200gw). Wichtig ist dabei, dass nicht alle Nachbarn ebenfalls Wärmepumpen nutzen. Denn sonst würde der Strombedarf an kalten Tagen zu sehr steigen.
Außer den Wärmepumpenheizungen gibt es in dem Szenario Blockheizkraftwerke, gasbetriebene Wärmepumpen und Solarthermie. Hans-Martin Henning kommt auf diesen Mix, indem er den Ausbau der verschiedenen Energieträger und der Stromspeicherung simuliert, die Kosten optimiert und die zur Verfügung stehenden Flächen so gut wie möglich nutzt. Er hat dazu in seinem Szenario die Erzeugungskurve und den Lastgang eines ganzen Jahres berücksichtigt, so dass der Strom genau dann zur Verfügung steht, wenn die Wärmepumpen ihn benötigen.
19. Wie sinnvoll ist die Kombination der Wärmepumpe mit Photovoltaik?
Es gibt in einer fortgeschrittenen Ausbaustufe der erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung nicht unbedingt einen Grund dafür, in jedem einzelnen Haus eine möglichst hohe Autarkie anzustreben. Ökologisch ist eine Vernetzung der Stromerzeugung im Vergleich zur Autarkie durchaus sinnvoll. Allerdings reduziert es den Bedarf, das Netz auszubauen, wenn dank Wärmepumpe Solarstrom direkt verbraucht und nicht eingespeist wird.
Andererseits ist es im Prinzip immer sinnvoll, eine Photovoltaikanlage zu bauen, egal ob man eine Wärmepumpe installiert oder nicht. Denn es wird auch nach den Szenarien von Hans-Martin Henning nötig sein, die vorhandenen Dachflächen gut zu nutzen, um circa 200 Gigawatt Photovoltaikleistung zu installieren.
Derzeit wird der Strom allerdings noch zu einem großen Teil mit Kohle- und Gaskraftwerken erzeugt, so dass der Betrieb der Wärmepumpe in den Kraftwerken immer noch relativ viel Kohlendioxidemissionen verursacht. Für denjenigen, der Wert darauf legt, mit der Wärmepumpe möglichst wenig Kohlendioxid zu emittieren, oder der unabhängiger von Strompreiserhöhungen werden will, kann die Kombination der Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage sinnvoll sein.
Es gibt allerdings eine natürliche Grenze für die Kombination, da eine Photovoltaikanlage in Deutschland im Winter wenig Solarstrom erzeugt. Interessant sind der Sommer, wenn im Wesentlichen Wärme für das Brauchwasser benötigt wird, und die Übergangszeiten, in denen noch eine beträchtliche Solarleistung zur Verfügung steht.
Auch im Smart Grid kann die Wärmepumpe eine größere Rolle spielen. 2011 waren Wärmepumpen mit einer elektrischen Leistung von 1,5 Gigawatt installiert. Die ISE-Experten gehen aufgrund ihrer Messdaten davon aus, dass ein Großteil der installierten Anlagen überdimensioniert ist und somit auch bei geringen Außenlufttemperaturen das Potenzial besteht, den Einschaltzeitpunkt der Wärmepumpen im Smart Grid zu steuern und damit die Last zu verschieben.
Energiemanagement für die Kombination Photovoltaik und Wärmepumpe
20. Was ist nötig, um Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen zu kombinieren?
Der Knackpunkt bei der Kombination von Photovoltaikanlage und Wärmepumpe ist, wie sehr die Leistungsaufnahme der Wärmepumpe an die momentane Leistungsabgabe der Photovoltaikanlage angepasst werden muss und kann. Das Ziel ist, die Eigenverbrauchsquote und den Solarstromanteil am Jahresstromverbrauch der Wärmepumpe zu maximieren. Nicht leistungsgeregelte Wärmepumpen laufen entweder mit einer Leistung, die vom Betriebspunkt abhängt, oder sie sind ausgeschaltet. Um die Leistung an den Wärmebedarf anzupassen, werden sie getaktet ein- und ausgeschaltet. Bei leistungsgeregelten Wärmepumpen variiert zwar die Leistungsaufnahme, sie lässt sich aber nicht von außen steuern. Wenn nur ein Teil dieser Leistungsaufnahme mit Solarstrom gedeckt werden kann, kommt der Rest des Stromes aus dem Netz. Wie sehr das toleriert wird, müssen die Energiemanagementsysteme festlegen.
21. Was ist die einfachste Möglichkeit zur Kopplung von Wärmepumpe und Solaranlage?
Die einfachste Möglichkeit, Photovoltaikanlage und Wärmepumpe zu koppeln, geschieht über Funksteckdosen. So funktioniert beispielsweise der Sunny Home Manager von SMA derzeit. Das System ist hauptsächlich für Brauchwasser-Wärmepumpen gedacht. Für einige Modelle hat SMA geklärt, dass die Wärmepumpe so geschaltet werden darf.
Auf der einen Seite ist das SMA-System sehr intelligent. Es misst die Leistungsaufnahme der angeschlossenen Verbraucher, lernt, wann in einem Haushalt voraussichtlich welche Energie benötigt wird, und optimiert die Einschaltzeitpunkte anhand von Ertragsprognosen und ebenso die Steuerung eines Batteriespeichers, falls dieser eingebaut ist. Auf der anderen Seite fließt aber keine Information über die Temperatur des thermischen Speichers zurück. Wenn man Besuch hat und unerwartet viel Duschwasser benötigt wird, muss der Hausherr von Hand am Sunny Home Manager einstellen, dass die Wärmepumpe länger oder öfter laufen soll. Die Fachwelt spricht in diesem Zusammenhang von Komfortgrenze. Bei der Steckdosenschaltung muss der Betreiber unter Umständen selbst aktiv werden, damit diese nicht unterschritten wird.
SMA sagt, dass eine solche Regelung trotzdem in vielen Fällen sinnvoll sei. Brauchwasser-Wärmepumpen haben in der Regel eine Leistungsaufnahme von weniger als einem Kilowatt. Gleichzeitig müssen viele Photovoltaikanlagen um die Mittagszeit ihre Leistung auf 70 Prozent der Nennleistung drosseln. Diese Energie könnten die Brauchwasser-Wärmepumpen gut nutzen, wenn sie sinnvoll ein- und ausgeschaltet werden. Durch die 70-Prozent-Abregelung gehen bis zu acht Prozent des Solarertrags verloren, wenn man die Energie nicht sinnvoll nutzt.
22. Wie kann die Kopplung aussehen, damit die Komfortgrenze automatisch eingehalten wird?
Einige Energiemanagementsysteme nutzen den sogenannten SG-Ready-Eingang der Wärmepumpen, der für die Einbindung der Wärmepumpen ins Smart Grid entwickelt wurde. Mit ihm lassen sich vier Betriebsmodi vorgeben. Im Status vier heizt die Wärmepumpe, so viel es geht. Im Status drei schaltet sie auf einen bevorzugten Wärmepumpenbetrieb, bei dem die Solltemperaturen der Speicher erhöht werden, so dass ein Stromüberschuss in Form von thermischer Energie gespeichert wird. Status zwei ist der Normalbetrieb, und Status eins schaltet die Wärmepumpe aus. Statt die Wärmepumpe wie bei einer Steckdosenschaltung ein- und auszuschalten, kann mit dem SG-Ready-Eingang zwischen Status zwei und Status drei hin- und hergeschaltet werden. Dann bleibt gleichzeitig die Temperatursteuerung der Wärmepumpenregelung in Betrieb. Darüber, wie diese die Signale nutzt und zusammen mit den anderen wichtigen Parametern wie zum Beispiel Soll- und Ist-Temperaturen kombiniert, hat das Energiemanagement allerdings dann keine Kontrolle mehr.
Die Energiemanagementsysteme von Solarworld und von AS Solar nutzen diesen Eingang. Beides sind Systeme, die auf Hutschienen der Elektroinstallation aufgesetzt und mit weiteren Modulen um Schnittstellen erweitert werden können. Sie arbeiten, anders als das System von SMA, nicht mit selbstlernenden Algorithmen, sondern mit einer Parametrisierung, die die Nutzer verändern können. „Der Vorteil der Parametrisierung ist, dass sie sofort funktioniert, wenn man sie eingegeben hat“, sagt Tim Edler von AS Solar. Er sieht den Vorteil von selbstlernden Systemen nur da, wo Geräte sehr regelmäßig laufen.
Die Steuerung des AS Energy Master funktioniert so, dass er ein Signal an den SG-Ready-Eingang gibt, wenn aus seiner Sicht ein Stromüberschuss besteht. Dabei optimiert er gleichzeitig die Einschaltzeitpunkte von Elektrogeräten und den Betrieb des Batteriespeichers. Er kann nach Aussage von AS Solar auch weitere Daten wie Temperaturen oder Uhrzeiten miteinbeziehen, in Zukunft auch Wetterdaten.
Vaillant nutzt ein ähnliches Konzept, hat dafür aber zusätzlich zum SG-Ready-Eingang einen weiteren Eingang geschaffen, über den das Energiemanagement drei Betriebsmodi schalten kann. Damit lässt sich die Wärmepumpe aus der Absenkung holen, also einschalten, die Solltemperatur lässt sich erhöhen, um Strom als Wärme zu speichern, und der Elektroheizstab lässt sich darüber einschalten.
Bei den Brauchwasserpumpen gibt es Modelle, so die Auskunft von Baywa r.e., die sich direkt an den Relais-Ausgang der Wechselrichter anschließen lassen. Wenn die Solarleistung einen gewissen Schwellenwert erreicht, schaltet das Relais und die Solltemperatur des Speichers wird erhöht. Dabei wird allerdings nicht berücksichtigt, ob auch noch andere Verbraucher im Haushalt angeschaltet sind.
23. Gibt es noch intelligentere Steuerungen?
Die Steuerungen, bei denen nur ein Signal zur Wärmepumpe fließt, können nicht berücksichtigen, wie groß die Leistungsaufnahme der Wärmepumpe in dem Moment ist, in dem sie eingeschaltet wird. Der nächste Schritt ist daher, dass es eine Rückmeldung der Wärmepumpe an das Energiemanagementsystem über die voraussichtliche Leistungsaufnahme gibt. Das ist bei der Regelung der Panasonic-Wärmepumpe der Fall, die auf Seite 82 beschrieben wird.
SMA arbeitet mit zwei Wärmepumpenherstellern an einem System, bei dem der Energiemanager die Leistung direkt einplanen und zusammen mit allen anderen Verbrauchern im Haushalt koordinieren kann. Die Herausforderung liegt bei den Schnittstellen. Zunächst nutzen die Entwickler ein proprietäres Protokoll, später soll es den EE-Bus nutzen und damit für eine größere Anzahl von Herstellern ein attraktiver Standard werden. Damit kann der Sunny Home Manager dann so funktionieren, wie es mit den selbstlernenden Algorithmen angelegt ist. Den Energiebedarf der Wärmepumpe fragt der Home Manager über die Kommunikationsverbindung ab, so dass er die Einschaltzeitpunkte wie gehabt anhand der Ertragsprognose und der Prognose der anderen Stromverbräuche im Haushalt optimieren kann. Die Feldtests mit dem System sollen jetzt starten.
Viessmann bietet bereits ein ähnliches System unter dem Namen Optimierungsregler Photovoltaik an, der den sogenannten Modbus nutzt. Die Wärmepumpenregelung ermittelt anhand von Messdaten und einer lernenden Logikfunktion, ob und wann Bedarf für Warmwasser oder Heizung zu erwarten ist. Auch das Nutzerverhalten bezüglich des Stroms fließe ein. Statt einer Prognose wird die über den Tag zu erwartende Sonneneinstrahlung anhand einer mehrtägigen Historie ermittelt. Die Laufzeiten der Wärmepumpe können nach Aussage von Produktmanager Andreas Schütt dadurch in Zeitfenster mit hohem Überschuss an Photovoltaikstrom verschoben werden. Allerdings berücksichtigt die Regelung nicht, wie hoch die Leistungsaufnahme der Wärmepumpe im jeweiligen Moment wirklich ist. Diese Steuerung gibt es in ähnlicher Form auch für Trinkwasser-Wärmepumpen. In der Basisversion wird allerdings ein Signal des Wechselrichters genutzt, um die Solarstromerzeugung einzubeziehen. Um auch die anderen Verbraucher im Haus zu berücksichtigen, muss man ein Modul zukaufen.
Bei diesen Steuerungen kann der Wärmepumpe jedoch auch nicht vorgegeben werden, wie hoch die Leistungsaufnahme sein darf.
24. Wie könnte die solare Deckung des Wärmepumpenstroms maximiert werden?
Aus Sicht des Photovoltaikers ist es wünschenswert, dass das Energiemanagementsystem der Wärmepumpe vorgeben kann, wie viel Leistung sie aufnehmen soll. Nur so kann verhindert werden, dass Netzstrom gezogen wird. Dann wäre es auch möglich, eine Wärmepumpe beispielsweise zwei Stunden mit einem Kilowatt statt eine Stunde mit zwei Kilowatt laufen zu lassen. Dadurch würde allerdings die Temperatur im Sekundärkreis sinken, wodurch technische Lösungen dafür sehr komplex würden. Es ist unter anderem eine ausgefeilte Kommunikation zwischen Wärmepumpe und Energiemanagementsystem nötig.
Man muss allerdings auch überlegen, um wie viel die solare Deckung in Kombination mit einer Photovoltaikanlage durch solche Regelungen überhaupt erhöht werden kann. An Wintertagen mit insgesamt geringer Sonneneinstrahlung dürfte es nämlich egal sein. Dann benötigt die Wärmepumpe an einem Tag sowieso deutlich mehr Energie, als die Solaranlage liefern kann.
25. Welche solare Deckung lässt sich mit der Kombination Wärmepumpe und Photovoltaik derzeit erreichen?
Das hängt davon ab, wie viel des Stromes für die Wärmepumpe zu den Zeiten benötigt wird, wenn die Sonne ausreichend scheint, und wie groß die Photovoltaikanlage ist. Mit einer großen Photovoltaikanlage ist die solare Deckung naturgemäß größer als mit einer kleinen. Andererseits ist dann der Eigenverbrauchsanteil sehr klein. Wie das Verhältnis zwischen Photovoltaikanlagengröße, solarer Deckung und Eigenverbrauchsanteil ist, hängt sehr stark vom Anwendungsfall ab.
In einem relativ typischen Einfamilienhaus mit Wärmepumpen-Raumheizung lassen sich mit einer vernünftigen Dimensionierung zwischen 10 und 30 Prozent solare Deckung erreichen (siehe Fallbeispiel im Artikel Seite 82 für Details). Dabei gibt es überhaupt keine Kopplung des Wärmepumpenbetriebs an den Ertrag der Solaranlage. Mit einer intelligenten Kopplung, wie sie bei der simulierten Wärmepumpe von Panasonic besteht, lassen sich sogar 25 bis 40 Prozent solare Deckung erreichen. Der Eigenverbrauchsanteil steigt in dem Fallbeispiel um zwölf Prozentpunkte.
Die Fragen und Antworten wurden erstellt von Michael Fuhs, für die Fragen 1 – 8 und 12 – 19 in enger Zusammenarbeit mit Danny Günther aus dem Bereich Thermische Anlagen und Gebäudetechnik des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg, und unter Mitwirkung der Solarpraxis Engineering GmbH.
Links
Wärmepumpenmonitor (mit Fallbeispielen) und Homepage des aktuellen ISE-Projekts zu Wärmepumpen und den Studien zum Download: https://wp-monitor.ise.fraunhofer.dehttp://wp-effizienz.ise.fraunhofer.de/german/index/index.html Die ISE-Experten haben ihr Zwischenergebnis auch im Bine-Themeninfo veröffentlicht:http://www.bine.infohttp://www.bine.info/publikationen/themeninfos/publikation/elektrisch-angetriebene-waermepumpen/ Die Lokale Agenda-Gruppe Lahr hat in einem Feldtest 56 Wärmepumpen beobachtet:http://www.agenda-energie-lahr.de/leistungwaermepumpen.html SEasonal PErformance factor and MOnitoring for heat pump systems in the building sector (SEPEMO-Build) (mit Fallbeispielen):http://www.sepemo.eu/ Prüfresultate des Wärmepumpen-Testzentrums der Interstaatlichen Hochschule für Technik Buchs:http://institute.ntb.ch/ies/kompetenzen/waermepumpen-testzentrum-wpz.htmlThemenseite „Heizen mit Solarstrom“ des pv magazine, unter anderem mit:
• Tjarko Tjaden im Interview über den ökonomischen Vergleich von Wärmepumpe und Solarthermie (aus pv magazine September 2013)
• Steuerungsmöglichkeiten und Schnittstellen zur Photovoltaikanlagehttp://www.pv-magazine.de/themen/heizen-mit-solarstrom/
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