Schlau eingefädelt

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„Fummelkram wollen wir nicht“, sagt Axel Drefs. Besonders in der kalten Jahreszeit sind die Installateure mit Handschuhen und zuweilen mit steif gefrorenen Fingern auf den Dächern zugange. Der Wind pfeift ihnen um die Ohren. Wer dann auch noch kleine Bauteile, wie beispielsweise einzelne Muttern, aus der Tasche fingern muss, um diese unterhalb des Dachhakens in die Schraube einzufädeln, die die Montageschiene hält, darf sich ärgern. Nicht nur darüber, dass im Laufe der Montage jede Menge Kleinteile in der Regenrinne landen, sondern auch über die kostbare Zeit, die das Gefummel kostet. Photovoltaikanlagen sollen nach Ansicht des Inhabers von Hellenbrand Elektrotechnik schnell und unkompliziert aufs Dach. Axel Drefs hat auch schon Montagesysteme aus seinem Lager verbannt, bei denen die Handwerker sich auf dem Dach verrenken mussten, um ihre Schrauben festzuziehen. Da habe auch der Großhändler reagiert und das System aus dem Sortiment genommen.
Besonders in diesem Jahr ist Beschleunigung angesagt. Denn die Vergütungssätze für Solarstrom purzeln. Im Januar, Juli und Oktober – gleich drei Mal hat die Bundesregierung den Betrag herunter gesetzt. Und die nächste Absenkung im kommenden Januar steht auch schon vor der Tür. Die Kunden möchten ihre Anlagen noch vor dem nächsten Stichtag am Netz wissen, um in den Genuss einer maximalen Vergütung zu kommen. Das Termingeschäft setzt jedoch die Handwerker zusätzlich unter Druck – denn wer nicht rechtzeitig montieren kann, verliert Aufträge. Außerdem müssen auch sie preiswerter installieren. Der Kostendruck erfasst inzwischen die gesamte Wertschöpfungskette.
Die Montagesystemhersteller reagieren darauf mit neuen Kleinteilen, die die Arbeit auf dem Dach erleichtern sollen, oder sogar mit komplett neu ausgelegten Systemen. Die Marktübersicht ab Seite 100 zeigt, dass viele Hersteller sowohl die Anzahl der Werkzeuge als auch die benötigte Montagezeit für ihre Produkte reduziert haben. Von 129 Systemen, zu denen die Hersteller Angaben gemacht haben, lassen sich 19 mit nur einem Werkzeug montieren. Fast alle sind nach Herstellerangaben in weniger als 25 Minuten pro Quadratmeter installiert. 65 Systeme benötigen laut Marktübersicht immerhin nur zwei Werkzeuge. Aber auch davon lassen sich viele in weniger als 25 Minuten aufbauen. Es hängt also noch von anderen Details ab, wie viel Zeit sich sparen lässt. photovoltaik hat sich vier Systeme im Detail angeschaut, um herauszufinden, an welchen Stellen die Montagezeit reduziert werden kann: das System Rapid2+ von Marktführer Schletter, Diconal von Newcomer Contecta, Tectosun 3 von Phoenix Solar und das EFA-System von VM Edelstahltechnik. Um sein System gezielt zu überarbeiten, hat Projektentwickler und Montagesystemhersteller Phoenix aus Sulzemoos bei München eine Umfrage unter seinen Stammkunden durchgeführt. Die Verbesserungswünsche sollten diesmal direkt von der Baustelle kommen. Die Rückmeldungen lassen sich recht einfach auf den Punkt bringen. Die Solarteure wollen von allem wenig. Wenig Werkzeug für die Montage und wenige Bauteile, sowohl auf dem Dach als auch in der Lagerhalle. Denn jedes Wechseln des Werkzeugs kostet Zeit. Das Verschrauben der Profilbefestiger am Dachhaken und das Zusammensetzen der Modulklemmen wollen die Handwerker am liebsten an den Hersteller abgeben. Die Phoenix-Umfrage ergab, dass die Installateure die Teile auch dann gerne vormontiert beziehen wollen, wenn sie dadurch etwas teurer werden. „Bei dem System, das wir bis jetzt eingesetzt haben, gab es viele Einzelteile, die wir von Hand vormontieren mussten, bevor es überhaupt aufs Dach ging“, bestätigt auch Axel Drefs. „Durch den großen Zeitaufwand konnten wir insgesamt weniger Projekte annehmen.“

Der Trick: sehr wenige Bauteile

Arbeitserleichterung durch möglichst wenige Bauteile bieten alle vier Systeme. Die Hersteller konnten sie auf drei Hauptbauteile reduzieren: den Dachhaken mit einem vormontierten Schienenverbinder, die Schiene selbst und die Modulklemme mit vormontierter Schraubverbindung zur Schiene. Umgesetzt haben die Konstrukteure die montagefreundlichen Verbindungen allerdings auf unterschiedliche Weise. Aus der Reihe fällt zum Beispiel das neue System von Phoenix Solar, das seit Juli auf dem Markt ist. Für die dritte Generation hat das Unternehmen das Grundprinzip seines Montagesystems Tectosun komplett auf den Kopf gestellt. Die alte Schiene mit mehreren Hohlkammern ist einem schlichten Profil mit rechteckigem Querschnitt gewichen, das außen vier Nasen ausbildet. Alle zusätzlichen Bauteile werden in Zukunft nur noch außen an diesen Nasen befestigt. „Die alte Schiene mit den verschiedenen Kammern für die Hammerkopfschrauben war teurer in der Herstellung und brachte trotzdem statisch kaum Vorteile“, erklärt Produktentwickler Jörg Fernsler die Entscheidung. Durch die einfache Geometrie könne die Schiene problemlos für unterschiedliche Lastfälle angepasst werden, indem die Wandstärke nach innen vergrößert wird. Auch die Außenmaße könnten verändert werden, da der Querschnitt der Montagenasen trotzdem gleich bleibe. Alle Verbindungsstücke passen also weiterhin. Einen positiven Nebeneffekt hat die Neuentwicklung außerdem: Das neue System ist 30 Prozent leichter als das alte. Da sich der Preis bei Aluminiumbauteilen direkt am Gewicht orientiert, bringt die Schlankheitskur gleichzeitig auch einen 30-prozentigen Preisvorteil mit sich.
Für die Befestigung der Schiene am Dachhaken greift dann der vormontierte Schienenverbinder wie eine Kralle in die außenliegende Nase. Damit ist die Schiene bereits gegen das Wegrutschen gesichert. Von oben kann der Installateur dann in Ruhe die Schraube festziehen.
Auch bei den drei anderen Systemen ist kein Einfädeln von Hammerkopfschrauben in die Schiene mehr notwendig. Das ergonomische Arbeiten von oben hat sich durchgesetzt, so wie es sich Installateure immer wieder wünschen. Schiene in das vormontierte Verbindungsstück einhaken oder einlegen, Schraube von oben eindrehen, fertig. Oder von vorne, wie bei Schletters Rapid-Schienenverbinder, der an dem senkrechten Steg des Dachhakens verschraubt ist.

Komfortable Modulklemmen

Sind die Schienen verlegt, werden im nächsten Schritt die Module aufgelegt und befestigt. Bei gerahmten Modulen wird dafür die Modulklemme mit der Schiene verschraubt, so dass der Rahmen auf die Schiene gedrückt wird. Hierbei bestimmt das Verbindungselement zwischen Klemme und Schiene, wie leicht die Montage gelingt.
Die Modulklemme Rapid2+ von Schletter arbeitet nach dem Prinzip eines Dübels. Sie wird in die obere Kammer der Montageschiene hineingesteckt. Damit ist sie in der Schiene fixiert, kann aber immer noch verschoben werden. Sobald der Installateur die Schraube in die Profilschiene herunterdreht, spreizen sich die Widerhaken nach rechts und links und geben der Klemme ihren Halt in der Schiene. Beim System Diconal wird die Klemme von oben mit zwei Haken in die Schiene eingehängt. Dreht man die mittig sitzende Schraube nun einige Millimeter herunter, ist die Klemme gegen ein Herausrutschen gesichert und kann sicher in Position gerückt werden. Die Tectosun-Schiene von Phoenix hat für die Befestigung der Modulklemme eine besondere Nase mit dem Querschnitt eines Halbkreises. Die Klemme wird im Winkel von 45 Grad eingehakt und nach unten abgelegt. So kann sie nur herausrutschen, wenn sie wieder angehoben wird. Liegt das Modul einmal oben drauf, bewegt sich hier nichts mehr.
Als einziges der vier untersuchten Systeme nutzt das EFA von VM Edelstahl technik eine Gewindeplatte zur Befestigung der Modulklemme. Sie wird in die Schiene eingesetzt und rastet bei einer 90-Grad-Drehung an beiden Seiten ein. Auch die Kreuzverbinder für eine zweite Schienenlage werden mit dieser Gewindeplatte verschraubt. Das kleine Bauteil hat VM Edelstahltechnik auch statisch verbessert – durch den sogenannten Formschluss mit der Schiene. Bisher haben Platte und Schiene durch das Anpressen der Riffelung an das Schienenprofil lediglich einen Reibschluss erzeugt, also das Zurückdrehen der Platte durch den Reibungswiderstand verhindert. Das neue Bauteil dreht sich mit seinen zwei Rillen in eine feste Position im Hohlraum der Schiene. Ist die Schraube einmal angezogen, kann sich die Gewindeplatte nicht mehr zurückdrehen.
Auch Phoenix verbindet seine Bauteile formschlüssig – sowohl die Dachhakenklemme als auch die Kreuzschienenklemme mit der Schiene. Wenn der Installateur dann die Schraube anzieht, drücken sich zwei kleine Erhebungen in die Nase der Schiene hinein und schaffen damit eine Barriere, so dass die Schiene sich nicht mehr seitlich verschieben lässt.
Allen vier Klemmvarianten ist gemein, dass sie an jeder beliebigen Stelle von oben in die Montageschiene eingesetzt und von dort aus in Position geschoben werden können. Und damit die vormontierte Modulklemme während der Montage nicht um die Schraube herumschlackert, sondern so positioniert bleibt, dass Platz für den Modulrahmen besteht, setzen drei der Hersteller zwischen Klemme und Verbindungsstück eine Feder ein, die die Klemme nach oben drückt. Diese wird dann beim Festschrauben zusammengedrückt. Phoenix erzielt den gleichen Effekt mit einer Gummihülle, die die Schraube umgibt. Drei der vier Systeme können sogar mit nur einem Werkzeug montiert werden. Zum Beispiel steht der Name EFA bei VM Edelstahltechnik für den Slogan „Einer für alle“. Gemeint ist ein Sechs-Millimeter-Inbusschlüssel. Andere Werkzeuge braucht der Installateur nämlich nicht, nachdem er die Dachhaken gesetzt hat. Auch das Rapid2+ von Schletter und Tectosun 3 von Phoenix können mit einem einzigen Inbusschlüssel montiert werden.

Dachhakenmontage braucht Zeit

Mit nur wenigen Bauteilen auf dem Dach, einer ergonomischen Anordnung der Schraubverbindungen und nur einem Werkzeug für alle Schrauben kann der Handwerker Montagesystem und Module zügig montieren. Der aufwändige Arbeitsschritt des Dachhakensetzens allerdings bleibt. „Auf Ziegeldächern macht mittlerweile das Hakensetzen den größten Anteil der Montagearbeit aus“, meint Hans Urban, stellvertretender Geschäftsführer der Firma Schletter. „Und daran können wir nicht viel bewegen, die Haken müssen auf die Sparren geschraubt werden.“ Ein Einhängen der Dachhaken in die Lattung bringe leider keine ausreichende statische Sicherheit.
Die Marktübersicht zeigt, dass nicht nur die vier Beispielfirmen die darauf folgenden Schritte verbessern, sondern auch viele andere. So sehen 22 der 129 Systeme einfache Modulbefestigungen mit Klicksystemen vor. Soweit es in der Tabelle Angaben dazu gibt, gehören sie alle zu den schnell zu installierenden Systemen. Da es aber auch andere Systeme gibt, die schnell zu installieren sind, ist das nur ein Beispiel für Verbesserungen, die dafür sorgen, dass der Handwerker auf dem Dach auch bei niedrigen Temperaturen hoffentlich nicht mehr fluchen muss.

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