Bereits im IHS-Ranking 2012 waren chinesische EPC-Unternehmen (EPC steht für Engineering, Procurement and Construction) die großen Aufsteiger. Dieser Trend hat sich 2013 weiter fortgesetzt. Zwar ist First Solar immer noch weltweit das größte EPC-Unternehmen und installierte 2013 Projekte mit einer Leistung von mehr als 1,1 Gigawatt. Doch die beiden anderen „Platzhirsche“ aus den USA, Sunedison und Sunpower, mussten deutlich Federn lassen. Dagegen kamen drei chinesische Unternehmen, Shanghai Solar Energy, Zhongli Talesun Solar und Astronergy, neu in die Top Ten.
Der Aufsteiger 2013 ist TBEA Sun Oasis: Das chinesische Unternehmen konnte seine Installationsleistung auf ein Gigawatt vervierfachen. Stark zugelegt hat auch GD Solar. An Boden verloren haben europäische Unternehmen. Belectric rutschte als letztes verbliebenes deutsches Unternehmen auf Platz zehn ab, und Enerparc fiel raus. Weil Abengoa Solar im vergangenen Jahr einen großen Solarpark in Kalifornien installierte, schaffte es das spanische Unternehmen mit Platz neun in das Ranking.
„Das Ranking spiegelt die Marktentwicklung vor allem bei großen Projekten in China und den USA wider“, sagt Josefin Berg, Senior Analyst im Solarbereich bei IHS . Denn vor allem in China und den USA brummte das Geschäft im vergangenen Jahr. Projekte in den beiden Ländern machten rund 50 Prozent der weltweiten Projektpipeline von 114 Gigawatt aus. Die großen EPC-Firmen aus China und den USA bedienten deshalb überwiegend den Heimatmarkt. Der boomende japanische Markt sei dagegen wesentlich kleinteiliger mit vielen örtlichen Anbietern. Auch in Europa überwiegen kleinteilige Strukturen mit Restriktionen beim Bau großer Freiflächenanlagen.
Charakteristisch für die führenden EPC-Unternehmen ist Berg zufolge, dass sie nicht nur die klassische Projektentwicklung abdecken, sondern oft auch selbst in Projekte investieren, alles aus einer Hand anbieten und über „genügend Cashflow verfügen“. Meist verbauen sie eigene Module, denn unter den großen EPC-Firmen finden sich viele vertikal integrierte Hersteller. In China sind es allerdings bisher meist kleinere Produzenten, die oft zu größeren Unternehmensgruppen gehören und mit dem eigenen Markenmodulverkauf nicht so erfolgreich sind. Berg rechnet jedoch damit, dass die führenden chinesischen Modulhersteller, die fast allesamt ihr EPC-Geschäft ausbauen, künftig eine wichtigere Rolle spielen werden.
Wie Berg sieht auch Adam James, Solar Analyst Global Demand bei GTM Research, eine Herausforderung in einer stärkeren geographischen Diversifizierung der führenden Firmen. Sich nur von einem starken Heimatmarkt abhängig zu machen, berge beachtliche Risiken, unter anderem wegen möglicher Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen. „Künftig wird sicherlich eine stärkere regionale Differenzierung wichtig für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit“, sagt James. Kurzfristig jedoch könnten vor allem die chinesischen EPC-Unternehmen voraussichtlich ganz gut mit der Fokussierung auf den heimischen Markt leben. Denn angesichts der starken Binnennachfrage rechneten sich bei ihnen die Kosten für die Auslandsmarkterschließung kurzfristig nicht.
First Solar – wieder Spitzenreiter
Wie schon im Jahr davor liegt First Solar beim IHS-Ranking vorne. Das US-Unternehmen konnte im vergangenen Jahr eigene Projekte mit einer Nennleistung von 1,113 Gigawatt realisieren, mehr als doppelt so viel wie 2012 (516 Megawatt). 94 Prozent davon befanden sich in den USA. Das Unternehmen habe stark von seiner großen Projektpipeline in den USA profitieren können, die es sich in den Vorjahren aufgebaut habe, sagt Josefin Berg. Aufgrund seines starken Projektgeschäfts stehe First Solar finanziell gut da und habe genügend Cashflow, um weiter zu expandieren. Adam James und Josefin Berg erwarten, dass First Solar in diesem Jahr weiter wachsen wird. „Ich rechne für 2014 mit einem realisierten Projektvolumen von rund 1,3 Gigawatt“, so Berg. Die IHS-Analystin geht davon aus, dass First Solar aufgrund seiner weiterhin sehr Das Wichtigste in Kürze Von den weltweit zehn größten EPC-Unternehmen kamen 2013 fünf aus China und drei aus den USA.
Eine Herausforderung für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der führenden EPC-Firmen ist eine stärkere geographische Diversifizierung.großen Projektpipeline in den USA in seinem EPC-Geschäft auch in diesem Jahr hauptsächlich auf dem heimischen Markt aktiv sein wird. Adam James sieht dies ähnlich, doch rechnet er mit einem stärkeren Engagement in neuen Märkten. Er verweist darauf, dass First Solar allein in Chile eine Projektpipeline von 1,5 Gigawatt aufgebaut habe. Allerdings könnte First Solar dieses Jahr seine Spitzenposition im weltweiten Ranking verlieren. „Wir erwarten, dass TBEA First Solar in diesem Jahr um ein paar hundert Megawatt überholen kann“, sagt Berg.
TBEA Sun Oasis – der große Aufsteiger
Den steilsten Aufstieg im IHS-Ranking, von Platz neun auf Platz zwei, legte TBEA Sun Oasis hin. Projekte mit einer Leistung von einem Gigawatt konnte das chinesische Unternehmen 2013 in seinem Heimatmarkt realisieren, viermal so viel wie 2012. Das in dem Autonomen Gebiet Xinjiang ansässige Unternehmen ist eine Tochter von Tebian Electric Apparatus Stock Co. (TBEA). Anteilseigner des im Jahr 2000 gegründeten Unternehmens sind neben TBEA die Tsinghua University und die China Energy Conservation and Environmental Protection Group. Die beiden Analysten rechnen damit, dass TBEA Sun Oasis in diesem Jahr weiter wachsen wird. IHS erwartet sogar, dass das Unternehmen Projekte mit einer Leistung von 1,5 Gigawatt in China realisieren und damit First Solar überrunden wird. Zusätzlich sei TBEA in verschiedenen Auslandsmärkten aktiv, unter anderem soll in Pakistan ein 100-Megawatt-Solarpark bis 2015 fertiggestellt werden.
GD Solar – stark gewachsen
Um vier Plätze stieg GD Solar im IHS-Ranking auf und liegt nun auf Platz drei. Im vergangenen Jahr realisierte das Unternehmen Projekte in China mit einer Kapazität von 715 Megawatt (2012: 470 Megawatt). Wie die anderen führenden chinesischen EPC-Firmen stellt auch GD Solar eigene Module her und gehört zur China Guodian Corporation, einem der fünf größten Energieerzeuger in China. GD Solar hat den Hauptsitz in Jiangsu, wurde 2009 gegründet und hat nach eigenen Angaben 5.000 Beschäftigte. Für Photovoltaikprojekte kaufe GD Solar auch Module zu, so Josefin Berg.
Shanghai Solar Energy – neu im Club
Auf Anhieb auf Platz vier ist Shanghai Solar Energy Science & Technology Co. geklettert. Das Unternehmen realisierte Juni 2014 Marktentwicklung Freiflächen Projektierer 2013 Projekte mit einer Leistung von 550 Megawatt, fast dreimal so viel wie im Jahr davor (191,5 Megawatt). Shanghai Solar Energy wurde 2009 gegründet, hat 3.500 Mitarbeiter und stellt ebenfalls eigene Module her. Die Produktionskapazität lag laut IHS-Analystin Berg bei 500 Megawatt. Das Mutterunternehmen ist Shanghai Aerospace Automobile Electromechanical Co. Berg weist darauf hin, dass Shanghai Solar in den vergangenen Jahren auch schon etliche Projekte weltweit unter anderem in Deutschland und Italien umsetzte. 2013 befanden sich IHS zufolge jedoch alle realisierten Projekte in China.
Sunedison – abgerutscht
Um drei Ränge auf Platz fünf abgerutscht ist Sunedison. Das vertikal integrierte US-Unternehmen realisierte im vergangenen Jahr Projekte mit einer Leistung von 505 Megawatt (2012: 389 Megawatt) und verwendete hierzu laut IHS ebenfalls eigene Module. Obwohl das Unternehmen im Ranking etwas an Boden verlor – und im ersten Quartal 2014 Nettoverluste von 300 Millionen US-Dollar meldete –, sehen die beiden Analysten die Zukunft optimistisch. Josefin Berg rechnet damit, dass das Unternehmen in diesem Jahr aufgrund seiner großen Projektpipeline Solarparks und kommerzielle Anlagen mit einer installierten Leistung von annähernd einem Gigawatt realisieren kann. Der Großteil der Projekte von Sunedison befinde sich in den USA, doch das Unternehmen ist auch in vielen neuen Märkten wie Jordanien, Südafrika oder Chile aktiv. In Chile ist Sunedison derzeit Adam James zufolge das führende EPC-Unternehmen. Mehrere Projekte seien in Mexiko und in Indien geplant. James sieht die weltweite Präsenz von Sunedison als einen großen Vorteil. Bereits 2013 hat der internationale Anteil ihres Geschäftes nach IHS-Angaben 47 Prozent betragen.
Zhongli Talesun Solar – erstmals dabei
Erstmals im Ranking ist Zhongli Talesun Solar. Der integrierte Zell- und Modulhersteller konnte im vergangenen Jahr Projekte mit einer Leistung von 400 Megawatt realisieren, davon nach IHS-Angaben rund 97 Prozent in China. Nach Ansicht von Adam James profitierte das Unternehmen vor allem vom Installationsboom in seinem Heimatmarkt. Für dieses Jahr sieht Josefin Berg für das Unternehmen allerdings kein größeres Wachstum im Projektgeschäft. Die Analystin rechnet auch für 2014 mit einer installierten Leistung von rund 400 Megawatt. Das Unternehmen gehört zur Zhongli-SCI-Tech-Gruppe.
Astronergy – von null auf sieben
Neu im Club ist auch Astronergy, das Platz sieben belegt. Das chinesische Unternehmen realisierte im vergangenen Jahr Projekte mit einer installierten Leistung von 350 Megawatt. Der vertikal integrierte Hersteller gehört zur Chint Group. „In früheren Jahren war Astronergy mit seinem Projektgeschäft auch in einigen europäischen Ländern wie Bulgarien unterwegs, nun konzentriert es sich zu 100 Prozent auf den chinesischen Heimatmarkt“, sagt Berg. Sie rechnet für dieses Jahr mit einem leichten Wachstum des EPC-Geschäfts auf gut 500 Megawatt. Adam James geht ebenfalls davon aus, dass Astronergy seine Position leicht verbessern oder halten kann, auch wegen seiner breiten Produktpalette bei Modulen.
Sunpower – Marktanteile verloren
Leicht abgerutscht im Ranking ist Sunpower. Nach Platz fünf 2012 liegt es nun auf Platz acht. Das Unternehmen mit Sitz in Kalifornien realisierte 2013 Projekte mit einer Leistung von 319,3 Megawatt, allesamt auf dem Heimatmarkt. Berg und James rechnen damit, dass der vertikal integrierte Systemanbieter sein EPC-Geschäft in diesem Jahr internationalisieren wird. So realisiert Sunpower laut James derzeit in Chile ein erstes 70-Megawatt-Projekt. Eine größere Projektpipeline besteht laut Berg auch in Südafrika. Sie erwartet, dass Sunpower in diesem Jahr Projekte mit mindestens 800 Megawatt realisieren wird.
Abengoa Solar – Zwischenspiel
Ein Projekt mit einer installierten Leistung von 266 Megawatt realisierte Abengoa Solar im vergangenen Jahr und ist damit auf Anhieb auf Platz neun. 2013 war herrschte laut Berg eine besondere Situation, weil Abengoa Solar zusammen mit dem US-Projektentwickler 8-Minuteenergy den Solarpark „Mount Signal“ in Kalifornien baute. Weitere größere Projekte habe Abengoa allerdings nicht in Planung. Deshalb sei zu erwarten, dass das Unternehmen in diesem Jahr wieder aus dem Ranking falle.
Belectric – stark Federn gelassen
Von Platz drei auf Platz zehn rutschte Belectric ab. Das bayerische Unternehmen installierte im vergangenen Jahr Projekte mit insgesamt 246 Megawatt. „Belectric ist vor allem in Deutschland noch sehr stark, verlor jedoch im vergangenen Jahr vor allem aufgrund der dortigen Beschränkungen für den Bau großer Solarparks Marktanteile“, sagt Berg. Mehr als die Hälfte seines Projektgeschäfts machte das Unternehmen im vergangenen Jahr laut IHS in Deutschland, gefolgt von Frankreich und den USA mit einem Anteil von jeweils 17,7 Prozent. James sieht die bereits eingeleitete Internationalisierung als langfristigen Wettbewerbsvorteil. Das internationale Projektgeschäft von Belectric werde mittelfristig weiter anziehen, sagt Berg mit Verweis auf das Joint Venture mit Solar Frontier sowie die Kooperation mit First Solar im BOS-Bereich. Für das laufende Jahr geht sie allerdings davon aus, dass das Unternehmen es nicht mehr in das Ranking der weltweit zehn größten EPC-Firmen schaffen und voraussichtlich nur noch 230 Megawatt installieren wird.
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