2012 hatten die vielen kleinen neu gebauten Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern zusammen eine Leistung von etwa 670 Megawatt. 2013 waren es 11 Prozent weniger. Rechnet man die in 2014 bisher installierten kleinen Dachanlagen auf das gesamte Jahr hoch, reduziert sich das Segment noch einmal um 35 Prozent. Dabei hat sich gar nicht so sehr verändert, wie hoch die Renditen sind. Damals wie heute lagen sie in diesem Segment zwischen drei und sechs Prozent.
Ein Indiz dafür, was der Grund für den nachlassenden Zubau ist, gibt Dietmar Meyer, der mit seinem Betrieb Solmey im württembergischen Aspach letztes Jahr rund 50 Anlagen installiert hat. Beratungsgespräche seien heute schwieriger als noch vor zwei Jahren. „Sie dauern heute dreimal so lange“, sagt er. Heute müssen nämlich viel mehr Faktoren bedacht werden als damals. Insbesondere der Eigenverbrauch des selbst erzeugten Solarstroms macht es komplizierter. Er fing erst 2012 an, eine Rolle zu spielen. Dieser war aber nicht zentral, um eine Anlage wirtschaftlich zu betreiben, da es genauso lukrativ war, den Strom einzuspeisen. Heute ist das umgekehrt. Das führt dazu, dass sich Kunden überlegen können, zusätzlich Batteriespeicher einzubauen, Photovoltaik auch zur Heizungsunterstützung einzusetzen oder einige Geräte mit Funksteckdosen zu steuern. Internetanbindung, Prognose, Überwachung – das erschwert die Wirtschaftlichkeitsberechnung, unter anderem weil man entscheiden muss, mit welcher Strompreissteigerung man rechnet. Davon hängt die Höhe der eingesparten Stromkosten und damit die Rendite ab. Da niemand genau vorhersagen kann, wie sich die Stromkosten entwickeln, ist heute das Risiko höher, mit der Rechnung danebenzuliegen. Meyer geht damit übrigens offen um. Er legt Kunden keine fertige Renditerechnung vor, sondern diskutiert die Faktoren und erstellt die Rechnungen gemeinsam mit den Interessenten. „Die Strompreissteigerung wird allerdings selten hinterfragt“, berichtet er.
Motivation Klimaschutz und Energiewende
Die Frage, inwiefern die Wirtschaftlichkeit für die Investition von Hausbesitzern entscheidend ist, wurde schon oft diskutiert. Sicherlich spielen auch andere Faktoren mit hinein, die helfen, einen potenziellen Käufer zu überzeugen. Bei manchen reichen diese Faktoren auch, damit die Frage nach der Wirtschaftlichkeit gar nicht mehr gestellt wird. Eine Photovoltaikanlage für ein Hausdach kostet schließlich kein Vermögen mehr, sondern ist je nach Größe für 5.000 bis 10.000 Euro zu haben.
Diese zusätzlichen Faktoren sind zum einen individuelle, wie der Wunsch nach einer gewissen Autarkie. Das Gefühl, zumindest wenn der Solarstrom fließt, saubere Energie zu verbrauchen. Da muss man dann ja auch nicht mehr unbedingt Strom sparen. Ebenso wichtig dürften gesellschaftliche Faktoren sein. Allen voran der Klimaschutz und der Atomausstieg. Das gibt Menschen das Gefühl, zur Energiewende beizutragen. In Zeiten der Ukraine-Krise könnte ja auch überzeugen, dass eine Stromversorgung mit Sonnen- und Windkraft und anderen Erneuerbaren die Abhängigkeit von Ländern reduziert, die bisher Öl und Gas liefern. Diese Abhängigkeit ist nicht nur politisch ein Nachteil, sondern kostet die EU richtig Geld, 2011 waren es rund 98 Milliarden Euro, die bei einer regenerativen Energieversorgung in lokale Wertschöpfung investiert würden, in die Betriebe, die die regenerativen Energieanlagen bauen, und in die Hersteller, die die Komponenten liefern.
Es sind diese Argumente, die in den letzten Jahren im Zusammenhang mit der Diskussion um die EEG-Umlage unter die Räder gekommen sind. Es ist die Verunsicherung, ob die Photovoltaikanlage, die man vielleicht baut, dem Klimaschutz dient oder ob sie die Stromkosten erhöht, weil es schon viel zu viel „teuren“ Solarstrom gibt. Ob man dadurch die Nachbarschaft „abzockt“, die keine Photovoltaikanlage hat, die aber angeblich durch Solarstromanlagen höhere Stromkosten zahlen muss. Es ist die Verunsicherung, ob eine Stromquelle, die für sich betrachtet nur tagsüber liefert und im Winter schwächer ist als im Sommer, die Energiewende weiter voranbringt.
Die Photovoltaik hat also auch ein Imageproblem. Ein Schelm, wer glaubt, dass das einige Marktteilnehmer freuen dürfte. An einen Haushalt, auf dessen Einfamilienhaus eine Photovoltaikanlage steht, verkaufen die Betreiber von Kern- und Kohlekraftwerken ein Drittel weniger Strom. Letztes Jahr kamen insgesamt rund 5,7 Prozent des Stroms in Deutschland aus Photovoltaikanlagen. Strom, den RWE, Eon, Vattenfall und andere nicht mehr erzeugen können und der entsprechend weniger Einnahmen bedeutet. Dazu kommen die Verluste durch die anderen erneuerbaren Energien und weitere Einnahmeverluste durch zusätzliche Preiseffekte der Photovoltaik an der Strombörse. Die Konzerne haben also ein Problem. Wer auch immer die Diskussion um die Strompreise in den Vordergrund gerückt hat, es dürfte sie freuen.
Die Politik hört auf Eon und RWE
Die große Koalition hat sich der Konzernsorgen angenommen und die Diskussion in einer Weise geführt, die maßgeblich zum Imageproblem beigetragen hat. Das politische Ziel ist recht eindeutig. Die Konzerne sollen mehr Zeit zum Wandel bekommen, Zeit, sich auf die Energiewende einzustellen. Bis auf Vattenfall in Deutschland, das sich nach wie vor als Energie-Dinosaurier gebärdet, tun sie das inzwischen. RWE und Eon entwickeln neue Geschäfts- und Vertriebsmodelle für Photovoltaikanlagen. „Darin sehe ich auch eine Chance für den PV-Markt in Deutschland“, sagt Günter Haug, Geschäftsführer des Projektentwicklers und Großhändlers Baywa r.e. „Dass bereits die Flächenenergieversorger in neue Geschäftsmodelle rund um PV-Anlagen einsteigen, zeigt, dass dieses Thema Potenzial hat.“ Da ist es dann ja nicht mehr sonderlich glaubwürdig, nicht für die Energieproduzenten und nicht für ihre Interessensvertreter in der Politik, zu mauern. Installateur Dietmar Meyer sagt übrigens, dass man das Vertrauen potenzieller Kunden durchaus gewinnen kann, wenn man ehrlich berät.
Auf den
zur Frage der Wirtschaftlichkeit siehe auch auf derThemenseite Wirtschaftlichkeit (frei)
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.