Durch einen Scherz lernte ich DZ-4 kennen. „Mein alter Arbeitgeber hätte uns bestimmt keinen Kredit gegeben“, sagte damals Tobias Schütt, heute einer der beiden Geschäftsführer von DZ-4. Bis Sommer 2011 hat er für die Deutsche Bank große Solarprojekte geplant und umgesetzt. Seinen Kompagnon Florian Berghausen, der seinen Job bei einem renommierten Wechselrichterhersteller ebenfalls kündigte, kennt er seit über 15 Jahren. Zusammen gründeten sie die DZ-4 GmbH. Der Name steht für „dezentrale Energieversorgung und die vierte Revolution“. Gemeint ist die Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien.
Das Geschäftsmodell: Einfamilien- und Zweifamilienhausbesitzer können ihr Dach an DZ-4 verpachten und die Anlage im Gegenzug zurückleasen. Dafür schließen sie Zehnjahresverträge ab. Sie können auch entscheiden, die Anlage zu einem späteren Zeitpunkt zu kaufen. Die Anlage gibt es als reine Photovoltaikanlage oder im Paket mit einem Batteriespeicher. Dabei ziehen Florian Berghausen, Tobias Schütt und ihre Partner nicht durchs Land und preisen den Solaranlagenbau an. „Wir wollen der Ansprechpartner sein für die Stromversorgung“, sagt Berghausen. Die Besitzer nutzen den Strom der geleasten Photovoltaikanlage als Eigenverbrauch und speisen den Überschuss ein. DZ-4 organisiert den Reststrombezug mit Ökostrom, auch wenn der Lieferant offiziell noch Naturwatt ist.
DZ-4 ist ein Start-up mit inzwischen drei abgeschlossenen Finanzierungsrunden, entsprechenden Durststrecken davor und vielen anfänglichen Hürden. Eine war, das Geschäftsmodell juristisch wasserdicht zu bekommen. Das hat ungefähr ein Jahr gedauert. Seitdem können sich große Investoren entweder an der Unternehmensfinanzierung oder an der Asset-Finanzierung beteiligen, also den Photovoltaikanlagen. „Es gibt eine Community um uns herum, Menschen, die kein eigenes Haus haben, die es aber gut finden, in Solaranlagen zu investieren“, erzählt Berghausen.
Die Idee stammt übrigens aus den USA, wo die Anbieter Sunrun, Solarcity und Sungevity gerade große Erfolge feiern. Als Tobias Schütt in Kalifornien gearbeitet hat, hat er die Konzepte kennen gelernt. Übertragen lassen sie sich aber nicht eins zu eins, da in den USA Net-Metering erlaubt ist und damit Eigenverbrauchsmodelle schon länger funktionieren. In Deutschland wurde der Eigenverbrauch dagegen erst in den letzten zwei Jahren wirklich relevant. Aus damaliger Zeit kennt Tobias Schütt auch Jigar Shah, den prominenten Buchautor und Gründer der globalen Solarservicefirma Sun Edison. Er sitzt jetzt im Beirat von DZ-4.
Es gibt allerdings auch skeptische Stimmen, ob ein Markt für das Geschäftsmodell da ist. Wollen Hausbesitzer die Anlage leasen, statt gleich selbst zu bauen? „Wir sehen, es gibt sie“, sagt Berghausen. Die Anzahl eigener Anlagen liege mittlerweile im „zweistelligen Bereich“. Genauer will er nicht werden. Inzwischen gibt es auch Nachahmer, die diese Information nicht im letzten Detail bekommen sollen. Damit DZ-4 langfristig funktioniert, müssen es allerdings über 1.000 werden. Dieses Jahr soll die Kundenzahl in den dreistelligen Bereich gesteigert werden, im Jahr darauf in den vierstelligen.
Dass sich das Unternehmen gegenüber den Nachahmern durchsetzen kann, da ist Berghausen optimistisch. „Wir brauchen auch keine 100 Prozent Marktanteil“, sagt er. Ihr Netzwerk sei groß und stark. Sie hätten jetzt 25 sehr starke Vertriebspartner gefunden, die zusammen bundesweit aktiv sind. Das sind vor allem Solarinstallateure, die das DZ-4-Produkt mit anbieten und zugleich Installationspartner sind. Damit lasse sich eine neue Endkundengruppe erreichen, nämlich die, die sich mit dem Bau nicht beschäftigen will oder die das Kapital nicht aufbringen will oder kann. Dazu trage auch bei, dass DZ-4 eben die Stromversorgung in den Vordergrund stelle und nicht den Solaranlagenbau.
An dieser Stelle kommt dann die Asset-Finanzierung ins Spiel. DZ-4 organisiert die Solaranlagen in Betreibergesellschaften, in die die Investoren einsteigen können. „Damit bieten wir eine Alternative zu Investitionen in große Solarparks“, sagt Berghausen. Enttäuschungen gab es übrigens auch. Sie hätten seit der Gründung immer wieder mit Stadtwerken gesprochen. „Ich hätte mir da mehr erwartet, viele reagieren bei Innovationen sehr langsam.“ Von der Diskussion um die EEG-Umlage auf Eigenverbrauch ist DZ-4 bisher nicht betroffen. „Wir haben nur eine Anlage über zehn Kilowatt, mit allen anderen liegen wir darunter.“ (Michael Fuhs)
DZ-4 ist einer der drei Gewinner des pv magazine awards: top business model, die eine unabhängige Juri des pv mgazine im März 2013 gekürt hat. Alle Gewinner haben neue Geschäftsmodelle etabliert. Das Grünstromwerk gibt Stromverbrauchern die Möglichkeit, selber zu entscheiden, ob sie Solaranlagen außerhalb des EEGs mit finanzieren wollen. Teuer ist es nicht. DZ-4 schafft ein Modell, mit dem Investoren ihr Geld eben nicht mehr nur in große Solarparks stecken können, sondern in kleine dezentrale Anlagen. Suntility macht ähnliches für Gewerbebetriebe. Es wird meist nur thematisiert, dass es dadurch für Dachbesitzer (DZ-4 im Eigenheim, Suntility im Gewerbe) einfacher wird, zu installieren. Der Knackpunkt ist aber, dass damit ein Modell für investoren geschaffen wird.Mehr in dem Übersichtsartikel und den dort verlinkten Artikeln zu den einzelnen Unternehmen.
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