„Um in der Energieversorgung die Widerstandfähigkeit gegenüber globalen Krisen zu erhöhen, bedarf es jetzt dringend einer Renaissance der Solarindustrie in Europa“, so Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar). Der Verband setzt sich auf Bundesebene demnach zurzeit für einen Investitionsbooster zum Wiederaufbau einer starken Solarindustrie in Deutschland und in Europa ein. Körnig zufolge haben die unterbrochenen Lieferketten während der Corona-Pandemie sowie die Energiekrise die Sensibilität dafür geschärft, wie wichtig ein möglichst hoher Grad an technologischer Souveränität und industrieller Selbstversorgung sei.
„Die Lücken in der industriellen solaren Wertschöpfungskette müssen mit Hilfe einer beherzten industriepolitischen Offensive geschlossen werden. Jetzt entscheidet sich, ob ein Comeback der deutschen Solarindustrie gelingt“, so Körnig weiter. Deutschlands Solarbranche verfüge über starke Akteure im Handel, Handwerk, bei Betreibern und Projektierern sowie in der Forschung. Insbesondere im Bereich der Fertigung hätten politische Fehlentscheidungen in den vergangenen zehn Jahren aber teilweise große Lücken gerissen.
Um die künftigen solaren Giga-Fabriken ist aus Sicht des BSW-Solar längst ein harter Standortwettbewerb entbrannt. Wegen umfangreicher staatlicher Subventionsregime seien die Investitionsbedingungen in anderen großen Volkswirtschaften wie den USA, Indien und China inzwischen oft attraktiver. Das werde zunehmend dringend benötigtes Investitionskapital aus Europa ab. Daher müssten die Subventions- und Handelspraktiken globaler Wettbewerber jetzt schnell politisch beantwortet und in angemessener Form ausgeglichen werden, damit sie sich nicht zum Nachteil des Industriestandortes Europa auswirken.
Unverzichtbarer Standortfaktor für eine wieder erstarkende Solarindustrie in Europa ist nach Überzeugung des BSW-Solar ein verlässlich wachsender, qualitätsbewusster und bürokratiearmer Photovoltaik-Heimatmarkt. Für das Wachstum der Industrie würden attraktive staatliche Angebote zur Förderung und Risikoabsicherung beim Auf- und Ausbau von Fertigungskapazitäten und für eine Anlaufphase auch bei den Betriebskosten gebraucht. Als Beispiele nennt der BSW-Solar innovative Hybridfinanzierungsinstrumente zur temporären Stärkung des Eigenkapitals sowie zusätzliche Qualitätskriterien, etwa Umweltstandards, bei öffentlichen Ausschreibungen und einem Teil künftiger Auktionen. Zudem sei eine langfristige Flexibilisierung beihilferechtlicher Vorgaben der EU erforderlich, um im internationalen Standortwettbewerb zu bestehen. Gleichzeitig müssten jedoch faire und barrierearme Handelsbedingungen international erhalten bleiben.
Der BSW-Solar geht davon aus, dass mit einem engen Schulterschluss zwischen Politik und Solarwirtschaft und mit Hilfe konzertierter politischer Anstrengungen auf nationaler wie europäischer Ebene eine Renaissance der Solarindustrie in Europa gelingen kann. Nach einer Hochlaufphase und erfolgreicher Skalierung könne diese ohne staatliche Förderung auskommen und global wettbewerbsfähig sein.
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