In Folge der geopolitischen Verwerfungen durch den russischen Krieg gegen die Ukraine hat der Nationale Wasserstoffrat (NWR) seine Prognosen zum Bedarf an klimaneutralem oder weitgehend klimaneutralem Wasserstoff erhöht. In einem Grundlagenpapier geht er nun von 53 bis 90 Terawattstunden aus. Dies entspricht einer Elektrolyseleistung von bis zu 37 Gigawatt.
Vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hatte der NWR mit einem Bedarf an grünen Wasserstoff von circa 44 Terawattstunden im Jahr 2030 gerechnet, ohne Wärmemarkt, Rückverstromung und den Ersatz von konventionellem, also grauem Wasserstoff. Dies hätte einer Elektrolyseleistung von mehr als 18 Gigawatt entsprochen. Mittlerweile geht er als Ergebnis der geopolitischen Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg und der Einbeziehung des Wärmemarktes von einer Gesamtmenge von 53 bis 90 Terawattstunden aus, was einer Elektrolyseleistung von 22 bis 37 Gigawatt gleichkommt. Allein die Stahlindustrie komme auf einen Bedarf von 20 bis 28 Terawattstunden.
Im Energiesektor könnte der Wasserstoffeinsatz zur Produktion von elektrischer Energie zunehmend bedeutend werden. Denn die EU-Vorgaben zur CO2-Reduktion ließen sich für die in den 2020er Jahren zugebaute Kraftwerke teils nur mit signifikanter Beifeuerung von Wasserstoff erfüllen, so der NWR. Er erwartet eine Nachfrage von bis zu 20 Terawattstunden für das Jahr 2030.
Die Analyse bestätigt auch die Bedeutung von klimaneutralem Wasserstoff für das Erreichen der Klimaziele. So könne in der Stahlindustrie pro Tonne grünem Wasserstoff 25 Tonnen CO2 vermieden werden. Für die untersuchten Sektoren (ohne Wärme) errechnet der NWR, dass im Jahr 2050 der Einsatz von klimaneutralem oder weitgehend klimaneutralem Wasserstoff 170 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verhindert.
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17 TWh für schwere Nutzfahrzeuge? Es sieht so aus als würde sich dies glücklicherweise vermeiden lassen (siehe 800km-Fahrt des Tesla SEMI). 6 TWh für eFuels, welche nicht Flugzeugen oder Schiffen zugeordnet werden – wer soll die nachfragen? Und 5-10 TWh für „Wärmeanwendungen“ – wer soll das bezahlen wollen?
Diese 28-33 TWh sind also schonmal recht unwahrscheinlich.
eigentlich könnten ja etliche Wh quasi kostenneutral hergestellt werden, da ja etliche Windkraftwerke und auch PV-Anlagen abgeschaltet werden (die Einnahmen laufen natürlich weiter), weil die Netze überlastet sind (zumindest habe ich das so verstanden). Statt dessen könnte Wasserstoff erzeugt werden.
Entwicklungsland Deutschland hat da wohl noch einiges nachzuholen.
Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Wasserstoff aus „Überschussstrom“ günstig zu haben wäre. Es gibt da eine Studie vom ffe, die enthält eine Grafik der H2-Kosten in Abhängigkeit von der Auslastung des Elektrolyseurs. Alles unter 4.000 Volllaststunden ist teuer wegen der Elektrolyseurkosten. Aber EE-Überschüsse treten nur an 500-1000h im Jahr auf. Und das wird auch in einem 100%-EE-System nicht viel anders sein, das lässt sich ja heute schon berechnen.
Man hat bei der H2-Erzeugung also die Wahl: entweder teure Kapital- oder teure Betriebskosten.
Ich denke, der „Wasserstoffrat“ sollte noch mal eine Weiterbildung in Sachen Physik von Wasserstoff besuchen.
Eine Ahnung davon, was er da lernen könnte beispielsweise zum Thema Wasserstoffimporte von flüssigem Wasserstoff gibt dieser Artikel von BloombergNEF: https://about.bnef.com/blog/liebreich-the-unbearable-lightness-of-hydrogen/
Danke für den link @ RGS.
Ab 2025 kommen ja die ersten grünen Wasserstoff-Lieferungen aus Kanada in Deutschland an 🙂
Mit dem Link ist meine letzte H2-Illusion entzaubert. Toll gemacht.
Der NWR schreibt auch dass er sich in dem Papier mit der Angebotsseite nicht beschäftigt.
In dem Artikel von Bloomberg steht dass Flüssigwasserstoff ökonomisch ungeeignet sei für den Import. Wegen der lausigen volumetrischen Energiedichte von Wasserstoff wäre er 4-6 mal teurer pro Energieeinheit als LNG. Er meint dass Gasförmiger Wasserstoff über Pipeline ökonomisch geht.
Ich will dem NWR nicht zu nahe treten. Aber er beschäftigt sich in seinen Veröffentlichungen vorwiegend mit der Nachfrage.
Wie das Angebot zu tragbaren Kosten geschaffen werden soll, dazu finde ich bisher wenig.
Hier in einem Eckpunktepapier steht:
„Insbesondere die Regionen in Südeuropa sowie im Nordsee-, Ostsee-, Mittelmeer- und Schwarzmeerraum können relativ schnell als großvolumige Lieferregionen für klimaneutralen Wasserstoff erschlossen werden.“
Siehe:
https://www.wasserstoffrat.de/fileadmin/wasserstoffrat/media/Dokumente/2022/2022-06-30_NWR-Eckpunktepapier_UEberarbeitung_NWS.pdf
Hier werden wieder mal Daten vor allem für die Zukunft an den Haren herbeigezogen. Die Glaskugel hat aber eine Glatze. Die Firma Bosch steigert seine 10 MW elektrolyseure auf 20.000 Stück pro Jahr. Es wird viele Wind und Solarparks für die Herstellung von Wasserstoff geben welche dezentral die Abwärme für die Wärmeversorgung nutzt. Hier kann Ammoniak oder Methanol erzeugt werden. Wo der Wasserstoff direkt gebraucht wird muss man ihn auch direkt erzeugen, da Pipelines noch ewig dauern. Fläche haben wir genug, denn ob auf 20% der Ackerfläche Energie Mais steht oder ob auf dieser Fläche das Hundertfache an Energie mit Solarmodulen erzeugt wird sollte außer Frage stehen.