Die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) hat die Strombörsendaten für Deutschland und Europa für das vergangene Jahr ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich in Deutschland der Base-Strompreis sowie der durchschnittliche europäischen Day-Ahead-Strompreise auf 235 Euro pro Megawattstunde mehr als verdoppelt haben.
Der Base-Strompreis gibt den durchschnittlichen Preis der Grundlast an. Nach Auswertungen der bayerischen Forscher lag der durchschnittliche Preis der Spitzenlast im vergangenen Jahr bei 267 Euro pro Megawattstunde du für Schwachlast bei knapp 218 Euro. Gegenüber den Vorjahren ist dies ein dramatischer Anstieg.
„Der starke Anstieg der Strompreise, der schon im 4. Quartal 2021 begann, ist im Jahr 2022 durch politische Einflussfaktoren noch einmal deutlich verschärft worden. Abbildung 2 stellt hierzu die Brennstoffpreise und CO2-Preise für das Jahr 2022 im Vergleich zum täglichen Base-Strompreis am Day-Ahead-Markt dar“, heißt es vom FfE. Da die Gaspreis stark gestiegen sei und die Gaskraftwerke oftmals preissetzend sind, habe sich dies massiv auf die Börsenstrompreise ausgewirkt – gerade nach Beginn des Ukraine-Krieges und den damit verminderten russischen Liefermengen.
Der preisdämpfende Einfluss einer hohen Einspeisung von Photovoltaik oder Windkraft sei im vergangenen Jahr zu beobachten gewesen. Allerdings habe es im vergangenen Jahr nur 69 Stunden mit negativen Börsenstrompreisen gegeben, wobei der mittlere Preis dann bei -2 Euro pro Megawattstunde lag. Die ist sowohl bei den Stunden als auch ein Preis deutlich geringer als noch in den Vorjahren.
Das höhere Strompreisniveau führte auch zu größeren Strompreisschwankungen, was sich wiederum auf die Erlösmöglichkeiten von Flexibilitäten ausgewirkt hat. „Sowohl der maximale Preisspread als auch die mittleren Standardabweichungen der Strompreise als Maß der Volatilität stiegen im Jahr 2022 um auf mehr als das Doppelte der Werte von 2021“, so die Auswertung der FfE. Dies habe den Handel für Flexibilitäten sehr attraktiv gemacht, weshalb auch eine steigende Zahl an Großspeicherprojekten sowie das Bestreben des bidirektionalen Ladens von Elektrofahrzeugen gegeben habe. Die Erlöspotenziale für bidirektionales Laden hätten sich so nach FfE-Simulationen gegenüber 2021 auf etwa 3000 Euro pro Megawattstunde verdreifacht. Die Erlöspotenziale bezögen sich dabei auf die Differenz gegenüber dem Referenzfall des Direktladens mit einer kombinierten Vermarktung an Day-Ahead und Intraday-Markt, wobei auch die Befreiung der Fahrzeuge von Abgaben und Umlagen auf zwischengespeicherten Strom berücksichtigt worden sei.
Auch europäischer Strompreis mehr als verdoppelt
Doch nicht nur in Deutschland, sondern allen europäischen Ländern sind die Strompreise 2022 stark gestiegen. Der durchschnittliche europäische Day-Ahead-Strompreis habe sich gegenüber 2021 auf 235 Euro pro Megawattstunde mehr als verdoppelt, gegenüber 2020 sogar versiebenfacht. Die Analyse des FfE umfasst alle europäischen Länder, deren Daten auf der Entso-e-Transparenzplattform verfügbar sind. Demnach wies Italien die höchsten Strompreis 2022 auf. Er lag bei mehr als 300 Euro pro Megawattstunde. Grund dafür sei die enge Kopplung des Strom- an den Erdgaspreis. „Im Gegensatz dazu basiert die Stromerzeugung in Polen vor allem auf Kohlekraftwerken, so dass der starke Anstieg der Gaspreise hier weniger Einfluss hatte“, so die Forscher weiter.
Neben Polen weisen Skandinavien, Portugal und Spanien die niedrigsten Strompreise im vergangenen Jahr auf. In Skandinavien sei dies insbesondere auf die günstige Stromerzeugung aus Wasserkraft zurückzuführen. Spanien und Portugal wiederum hatten Mitte 2022 einen umstrittenen Deckel für den Erdgaspreis bei 40 Euro pro Megawattstunde eingeführt, was letztendlich die Strompreise niedriger als in anderen europäischen Ländern hielt.
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Zitat aus dem Artikel.
Am stärksten sind die durchschnittlichen europäischen Day-Ahead-Strompreise 2022 in Italien gestiegen, was stark abhängig von Gaskraftwerken ist. Für am Strommarkt angebotene Flexibilitäten, etwa durch Großspeicher oder bidirektionales Laden von Elektrofahrzeugen ergaben sich jedoch größere Erlöspotenziale. Zitat Ende.
In dieser Aussage bestätigen sich exakt meine Thesen die ich hier zum reformbedürftigen Strommarktdesign vertrete.
Siehe dazu im Folgenden meinen Kommentar vom 11. Jan. Um 10.41 Uhr.
https://www.pv-magazine.de/2023/01/10/kleine-verbesserungen-fuer-erneuerbare-im-jahre-2023-aber-immer-noch-kein-klimaschutz/#comments
Bekanntlich muss der Ökostrom seit 2010 separat am Spotmarkt der Börse verkauft werden .
Für neu hinzukommende Leser siehe im Folgenden unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Zum Verkaufen gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen den Day Ahead Handel. Da wird nach Angebot und Nachfrage der Preis bestimmt. Das heißt wenn die Erneuerbaren dort angeboten werden, verdrängen sie nach dem Merit Order Prinzip die teuren Gaskraftwerke und der Börsenpreis bleibt niedrig, und gleichzeitig sparen wir Gas. Werden die Erneuerbaren allerdings Intra Day angeboten, mit anderen Worten nach dem Prinzip alles muss raus, dann bleiben die Börsenpreise hoch, und lediglich die Schnäppchenjäger freuen sich über die „Flexibilitäten“ womit sie ihre Speicher füllen können.
Fazit: Am preis mindernden Day Ahead Markt kann da logischerweise nicht allzu viel angeboten worden sein, wie jeder gesunde Menschenverstand, der sich damit beschäftigt selbst nachvollziehen kann .
Man sieht, die ursprüngliche Energiewende sollte eigentlich etwas Entmonopolisierung in den Strommarkt bringen.
Dazu stand 2010 im Referentenentwurf zu der obigen bekannten Ermächtigungsverordnung, groß aufgemacht, dass der Ökostrom höchstens zwei Jahre von den Netzbetreibern verkauft werden darf, und spätestens dann, von einem unabhängigen Dritten „Diskriminierungsfrei“ zu Höchstpreisen vermarktet werden muss.
Man sieht wenn der Bock erst mal als Gärtner im Einsatz ist, bekommt man ihn nicht mehr los, und wundert sich, in den allabendlichen Talkshows, über die „Tierischen“ Ergebnisse bei denen keiner der Experten mehr durchblickt.
Hohe Strompreise,
jetzt letztens wo der Wind so geweht hatte, 100%EE, aus Windstrom, Leute wir müssen Speichern, Speichern und nochmal Speichern und nicht Geld in neue Parks stecken, je mehr wir zubauen, umso mehr verpufft EE und die ollen Dampfmaschinen laufen an, wie bei uns im Süden. In Leipheim wird eine neue Gaskraftwerk gebaut, dass verballert uns den Strompreis, werde mich doch vom Netz unabhängig machen, und dass was meine Solaranlagen jetzt im Dezember nicht bringen, hänge ich an meinen Traktor ein Notstromaggregat an, dass kommt mir billiger.
Schneider Michael schreibt.
Hohe Strompreise,
jetzt letztens wo der Wind so geweht hatte, 100%EE, aus Windstrom, Leute wir müssen Speichern, Speichern und nochmal Speichern und nicht Geld in neue Parks stecken, je mehr wir zubauen, umso mehr verpufft EE
@ Schneider Michel.
Schauen Sie sich das Folgende an
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Zitat:… Bis 2009 hatten erneuerbare Energien sowohl einen Einspeisevorrang als auch einen Verbrauchsvorrang. Wurde viel regenerativer Strom ins Netz eingespeist, mussten konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden, damit der Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland verbraucht wurde. Zitat Ende.
Wir müssen die Kohlekraftwerke „wieder“…an die EE anpassen, anpassen…. und noch einmal anpassen, nur so profitieren Sie von der Tatsache, dass Sonne und Wind keine Rohstoffrechnungen schicken, und müssen nicht die teure Kohle und Gas bezahlen, während der billige Ökostrom ins Ausland verscherbelt wird. „Virtuell“ wohlgemerkt, denn „Physikalisch“ kommt der gar nicht weiter als bis zum nächsten Verbraucher um der Ecke.
Schauen Sie mal wer das damals gefordert hat.
Zitat: Für die Reform wurden verschiedene Gründe genannt. Befürworter waren vor allem die liberalen Wirtschaftspolitiker der FDP sowie die großen Elektrizitätsversorgungsunternehmen mit ihren Lobbyorganisationen wie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.