Zwischen Deutschland und Norwegen wird bis 2030 eine Pipeline zum Transport von Wasserstoff entstehen. Eine entsprechen Vereinbarung haben Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck (Bündnis 90/ Die Grünen) und Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre am Donnerstag in Oslo unterzeichnet. Der Energieversorger RWE ist mit eigener Delegation mitgereist und hat mit dem norwegischen Öl-, Gas und Energiekonzern Equinor eine Vereinbarung für die Lieferung beziehungsweise Abnahme von blauem und grünem Wasserstoff unterzeichnet.
Dem Memorandum zufolge plant Equinor Investitionen in den Aufbau der Produktionskapazität von blauem Wasserstoff. Bis 2030 sollen die Produktionskapazität von 2 Gigawatt blauem Wasserstoff aus Erdgas aufgebaut werden. Bis 2038 sollen es 10 Gigawatt sein. Bei der Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas fallen Kohlenstoffdioxid-Emissionen an, die über eine Abscheidung und Speicherung (CCS) ausgeglichen werden sollen. Einem Bericht der ARD zufolge hat Habeck in Bezug auf die Kohlenstoffabscheidung und Speicherung in Oslo gesagt, dass er anstrebt, dafür den Weg auch in Deutschland freizumachen. „Lieber das CO2 in die Erde als in die Atmosphäre“, sagte der Bundesminister.
Norwegen wichtiger Energielieferant
„Durch die Zusammenarbeit werden wir die langfristige Energiesicherheit für Europas größtes Industrieland stärken und gleichzeitig Möglichkeiten zur Energiewende für Industrien schaffen, die nicht durch Elektrifizierung dekarbonisiert werden können“, sagt Anders Opedal, CEO und Präsident von Equinor. „Die Zusammenarbeit hat das Potenzial, Norwegen zu einem wichtigen Lieferanten von Wasserstoff für Deutschland und Europa zu machen. Dies ist eine einmalige Gelegenheit, eine Wasserstoffindustrie in Norwegen aufzubauen, in der Wasserstoff auch als Rohstoff für die heimische Industrie verwendet werden kann.“
Über eine Pipeline durch die Nordsee kommt der Wasserstoff nach Deutschland und soll dort von RWE sicher abgenommen und in eigenen wasserstofffähigen Gaskraftwerken verstrom werden. Als Teil der Übereinkunft zwischen RWE und Equinor wollen die Unternehmen an dem Aufbau von solchen Gaskraftwerken mit einer Leistung von 3 Gigawatt arbeiten. Diese sollen dazu dienen, die flexible Erzeugung von erneuerbaren Energien auszugleichen. Die Anlagen sollen vom Zeitpunkt der Inbetriebnahmen an zu 50 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden können. Bis Mitte der 2030 wollen RWE und Equinor einen reinen Wasserstoffbetrieb dieser Kraftwerke erreichen.
Erst blau, dann grün
Zudem wollen RWE und Equinor zusammen mit Ländern, die an die Pipeline grenzen, bei Projekten zur Erzeugung von grünem Wasserstoff zusammenarbeiten. Dabei soll es allen voran um Offshore-Windkraftanlagen gehen. Anfänglich werde nur blauer geliefert. Sobald Offshore-Windanlagen mit Elektrolyseuren gebaut werden, wird der daraus resultierende grüne Wasserstoff beigemischt. Ziel sei es, dass nur noch grüner Wasserstoff durch die Pipeline geleitet werden soll.
Schon jetzt arbeiten beide Unternehmen am einem 300 Megawatt Offshore-Windpark, der direkt mit einem Elektrolyseur verbunden sein soll, wie es aus der Mitteilung von RWE heißt. Der Wasserstoff soll direkt auf dem Meer hergestellt werden.
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Hat irgendwer mal Habeck erklärt, dass die derzeit besten industriellen CO2-Abscheider ca. 10% des CO2 abscheiden und 90% in die Umwelt blasen. Und das sind diejenigen Anlagen, welche hervorragend funktionieren (es gibt auch schlechtere). Dafür verbrauchen wir aber 40-60% mehr Erdgas als bei einer Direktverfeuerung.
Was für ein Wahnsinn!
Nach Gas-Gerd kommt jetzt Gas-Robert. Haben wir wirklich nichts Besseres verdient?
Warum so umständlich? Warum wird nicht einfach direkt das Gas aus Norwegen und der Strom aus den Offshore-Anlagen geliefert? Nur damit es den tollen Namen Wasserstoff bekommt, soll über 50% der Energie durch die Umwandlung vernichtet werden.
Lasst uns lieber weiter schnell PV und Wind in Deutschland aufbauen, damit solche Aktionen unnötig werden.
Was erlaube Habeck? CCS für Deutschland fordern? Zentrale Supergrid-Strukturen in der Nordsee intelligent finden? Die Energiewende torperdieren? Den Energiedino RWE hofieren? Manchmal fällt mir fast nichts mehr ein. Vielleicht hilft das hier:
Lieber Robert Habeck: Lesen Sie bitte das 2010 erschienene Buch von Hermann Scheer: „Der energethische Imperativ“, lesen Sie es bitte mindestens zweimal und folgen einigen Hinweisen, die dort stehen.
Dabei sollte man nicht vergessen, dass der Habeck den ehemaligen Chef der Agora „Denkfabrik“ als Staatssekretär an seiner Seite hat.
Bei dem Bericht gestern im TV fiel mir glatt die Kinnlade runter. Ist der Mann noch ganz dicht? Das ist ja gemeingefährlich, was dieser grüne Wirtschaftsminister produziert.
Wasserstoff… aus Norwegen… will der uns – sorry – komplett „verarschen“?
Dann lieber das Gas in Reinform und bestmöglich effizient verwerten. Aber doch nicht so einen Transformations-Unsinn betreiben, nur damit am Ende Wasserstoff draufsteht.
Das geniale an der Nummer: Auf diese Weise waschen sich (ich vermute) alle die Hände sauber, jeder macht nachhaltig Wasserstoffwirtschaft. Man muss das CO2 nur geschickt wegzaubern, s.d. es in keiner Bilanz mehr unmittelbar auftritt. Mir wird schlecht.
Nach der LNG-Zirkusnummer legt Herr Habeck also noch einen drauf. Chapeau. Auch dieser Verein wird langsam unwählbar. Ich verstehe die Leute von Extinction Rebellion, Last Generation etc. immer besser. Da helfen auch keine Balkonmodule mit Schukostecker.
Das ist der gleiche Herr Habeck, der den Streckbetrieb von alten AKW mit einem „Stresstest“ durchgeboxt hat, in den seine Behörde falsche Eingangsparameter eingeschleust hat: falsche Angaben zum vorhandenen Stromnetz (real mehr Leitungen nach Bayern als im Netzmodell), falsche Angaben zu vorhandener Kraftwerksleistung (Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur) – und der gleichzeitig verschwiegen hat, dass es gar nicht genug Leitungen nach Frankreich gibt, die den ganzen Strom liefern könnten, der dort fehlt („positiver Redispatch im Ausland“). Unfähigkeit? Böswilligkeit?
… kann die Intention von Habeck nachvollziehen. Er möchte frühzeitig die Strukturen und Skalierungen für Wasserstoff erreichen und durchstarten können, wenn die grünen Mengen in den Dreißigern mal wirklich bereit stehen. Ich hoffe nur, das hat jetzt mehr „Entwicklungscharakter“, als dass das wirklich ein großer CO2 Beitrag zur Energiewende sein soll. Ich glaube schon die guten Absichten Habecks, dass es möglichst schnell grüner Wasserstoff sein soll. Ich halte diesen Weg aber für riskant, denn zu viele Player haben ganz anderes im Sinn und nutzen die tollen Zukunftsversprechungen nur als Deckmäntelchen, außerdem können sich ganz schnell die Mehrheiten verändern und plötzlich werden die guten Absichten zum Albtraum…
Mir fehlt der Glaube, dass die auch nur auf einen Bruchteil ihrer Gewinne verzichten werden, nur damit Deutschland und wer auch immer sich seine grüne Weste weiß waschen kann. Das spielt für sie doch gar keine Rolle. Wie Sie schon sagen, andere haben eben andere Interessen.
„Norway Launches 30 GW by 2040 Offshore Wind Investment …“
Gebaut haben sie davon bisher 4 GW mit ca 1,5 GW Zubau pro Jahr.
Ich bin jetzt nicht so der Experte in diesen Größenordnungen, aber ist das nicht etwas wenig im Vergleich zu ca. 115 Billionen Kubikmetern Gas pro Jahr? Bei Pi mal Daumen 10 kwH[elektr] pro qm Gas. ich sehe so viele Nullen auf dem Taschenrechner. Gruselig.
Einen unscharfen Schnellvergleich:
1.150.000.000.000.000 in kwH[elektr] aus Gas jedes Jahr
versus
30.000.000 kWh[elektr] aus Wind in 2040
Kneiff mich bitte einer, wenn ich (sehr) falsch liege. Bei der Menge Nullen kann man schonmal durcheinander kommen.
Also die Hoffnung und der gute Glaube in allen Ehren. Um Himmels Willen, ich hoffe, ich liege total daneben.
@Hd Du wirfst hier Leistung und Energie durcheinander. Gute Offshore Windanlagen laufen mit 50% Volllaststunden im Jahr. Die Nennleistung musst also mit 4200h multiplizieren um auf die Jahresenergieerzeugung zu kommen. Die Ergaslieferungen jetzt mit H2 zu vergleichen ist auch Schwachsinn, weil wir das nur für Industrieprozesse und tagelange Dunkelflauten brauchen, nicht um die aktuelle Grundlast aus Kohle und Gas zu ersetzen. 50% H2 in Gaskraftwerken ist mal wieder saubere Lobbyarbeit unserer großen Energieunternehmen um ihre alten Gaskraftwerke ohne kostspielige Umbauten weiter am Netz zu halten.
Detlef K. schrieb:
„wenn die grünen Mengen in den Dreißigern mal wirklich bereit stehen.“
Bei der derzeitigen Entwicklung mit angezogenen Bremsen ist auch bis in die fünfziger Jahre nicht mit nennenswerten Kapazitäten außerhalb der Fossilbrennstoffindustrie zu rechnen.
Ich hatte das mal projiziert und kam auf eine wahrscheinlichere Verfügbarkeit nach den Achtzigern, vorausgesetzt ein Wunder geschieht. Jahrzehnte zu spät um noch irgend etwas Positives zu erwirken.
Der Zug für die dreißiger Jahre ist mittlerweile abgefahren. Selbst wenn wir mit verkuerzten Projektlaufzeiten rechnen, werden erste Pilotprojekte in dem Zeitraum verwirklicht werden. Mit einem nennenswerten Anfang ist nicht vor den Vierzigern zu rechnen, eine breite Basis wird sich in den darauffolgenden Jahrzehnten etablieren.
In der Zwischenzeit passiert genau das, was schon (mit staatlichen Milliarden gefördert) am Rollen ist, der gigantische Aufbau von fossilbrennstoffverarbeitender Wasserstoff-Industrie. Deren Assets haben Laufzeiten bis weit in die siebziger/achtziger Jahre und wird wirksam verhindern, dass tatsächlich irgendwo etwas Grünes wächst. Selbst die Achtziger sind mittlerweile mehr als ambitioniert und können eigentlich bereits abgeschrieben werden.
Danke für den Hinweis Holger.
So bleibt mein tumbes Bauchgefühl, dass 1,5 Billionen qm Gas doch „ganz schön viel“ sind. Wenn man 1,5 GW Windturbinen danebenstellt, dann sind diese wohl eher „Peanuts“, wie man so schön sagt.
Siehe weitere Kommentare unter diesem.
Dass Blauer Wasserstoff mehr CO2 emittiert sagen Wissenschaftler schon länger:
https://eandt.theiet.org/content/articles/2021/08/blue-hydrogen-more-carbon-intensive-than-gas-and-coal/
Langsam muss sich die letzte Generation an die Haustüren der Grünen kleben! Wir haben sicherlich Verständnis um die Energiesicherheit aufrecht zu erhalten. Aber hier soll sich nur die Energiewende der großen player durchsetzen. Mit blauem Wasserstoff treibt man weiter nur Raubbau an unserem Planeten. Wir brauchen Wasserstoff dezentral für die nächsten Jahre und nicht erst ab 2030! Für die energieintensiven Bundesländer im Süden hilft diese Maßnahme gar nicht. In Deutschland stehen bereits 10 MW Windräder. Von dieser Bauart mit 10 Megawatt müssen wir halt 3000 Stück im Jahr bauen. Damit braucht man nur
50% an Windkraftanlagen um dieselbe Leistung zu erzielen. Die Verspargelung unseres Landes müssen wir halt mal 30 Jahre akzeptieren. Was dann wichtig ist weiß jetzt eh niemand. Die verschlafene Politik um Herrn Altmaier kostet uns jetzt 200 Milliarden Euro. Mit diesem Geld hätte man tausende Projekte mit Wind, Sonne und Wasserstoff subventionieren können bis es sich wirtschaftlich rechnet. In Bayern sind jetzt einige Projekte zwischen 10 und 100 Megawatt geplant, da Pilotprojekte sehr erfolgreich waren und sind. Die CSU hat jetzt auch erkannt dass Bayern ohne Energie von außen massive Probleme bekommt. Die einzige Alternative für den nächsten und übernächsten Winter ist der Transport von Ammoniak über Wasserstraßen oder über die Schiene. Der Krieg in der Ukraine sollte drei Tage dauern und jetzt dauert er vielleicht drei Jahre. Auch die Nachbarländer werden ihren Strom selber brauchen und manche haben sogar durch die Festlegung auf AKWs große stromlücken durch Niedrigwasser und Reparaturen. So wird Bayern Baden-Württemberg und auch Hessen sehr viel erneuerbare Energien im eigenen Land aufbauen müssen, da das die einzige kurzfristige Alternative ist. Auch Flüssiggas kann da nur ein bisschen helfen.