Dass die Einführung von Verschlechterungen, etwa im sozialen Bereich, denjenigen politischen Kräften überlassen wird, von denen es die Bevölkerung am wenigsten erwartet, ist eine bewährte Methode, um den Widerstand klein zu halten. Der betroffene Teil der Bevölkerung kann es gar nicht fassen, dass die Partei, die er immer gewählt hat, etwas so Schlechtes vorhat und ist verunsichert. So wurde der in den frühen 2000er-Jahren geplante Sozialabbau dem SPD-Kanzler Schröder überlassen. Seine „Agenda 2010“ wurde zwar heftig kritisiert, aber nicht verhindert. Wären die gleichen Vorhaben von der CDU eingebracht worden, wäre der Protest von Gewerkschaften und Sozialorganisationen überwältigend gewesen.
Hinsichtlich „Energiewende-Abbau“ können wir ein analoges Geschehen beobachten. Auch CDU-Wirtschaftsminister Altmaier bemühte sich bereits, den Wechsel zu den Erneuerbaren auf eine Wende von der Kohle zum Erdgas umzumünzen. Doch hielt er seine Aktivitäten eher im Hintergrund. Sie fanden zum großen Teil im Mittelmeerraum statt und wurden in Deutschland nur eingeschränkt wahrgenommen. Sein Nachfolger mit dem grünen Parteibuch hält sich nicht zurück. Der haut auf die Pauke. Vor unseren Augen und in unserem Land lässt er die Strukturen für ein auf LNG beruhendes System aufbauen. Die Mitglied- und Wählerschaft seiner Partei ist damit wohl nicht glücklich, akzeptiert aber die Entschuldigung mit dem Ukraine-Krieg – obwohl gerade dieser das stärkste Argument darstellt, das es für einen maximal forcierten Ausbau der Erneuerbaren überhaupt geben kann. Wenn die Politik, die Habeck macht, von einem CDU-Minister versucht worden wäre, hätte dem der Wind ins Gesicht geblasen.
Habeck aber sieht sich ermutigt, nun das nächste Kettenglied des Energiewende-Abbaus anzupacken: die CO2-Verpressung (Carbon Capture and Storage, CCS), woran CDU und SPD von den umwelt- und klimaschützenden Teilen der Bevölkerung bisher gehindert wurden.
CCS fällt den erneuerbaren Energien in den Rücken
In den 2010er-Jahren wurde CCS als kompletter Gegenentwurf zur Energiewende dargestellt. Die Stromerzeugung durch per CCS „klimafreundlich“ gemachte Kohlekraftwerke sei billiger als der Aufbau einer Versorgung durch Erneuerbare. Als diese Behauptung angesichts überwältigender wissenschaftlicher Widerlegungen nicht mehr aufrechterhalten werden konnte, trat man einen Teilrückzug an, der gerade auch von den Grünen befürwortet wurde. Oliver Krischer schlug ein „kleines“ CCS-Gesetz vor, wonach CO2 nicht aus Kohlekraftwerken, sondern nur aus industriellen Prozessen unterirdisch endgelagert werden sollte.
Unter Verweis auf andere technische Möglichkeiten, wie etwa die Stahlherstellung mit Hilfe von Wasserstoff oder die verstärkte Nutzung von Holz als Baumaterial, lehnten die CCS-Gegner auch dies entschieden ab. Zusätzlich prophezeiten sie, dass, wenn „Industrie-CCS“ etabliert wäre, auch Kohlekraftwerke angeschlossen würden. Dass die Erwartung eines solchen scheibchenweisen Vorgehens realistisch war, kann man heute etwa am Atomausstieg sehen: Erst wurde er als unumstößlich hingestellt, dann erfolgte der sogenannte Streckbetrieb, und jetzt wird darüber diskutiert, die AKWs längerfristig am Netz zu lassen.
Wenn Habeck heute sagt, dass CCS nur für industrielle Emissionen eingesetzt werden soll, ist das noch weniger verlässlich als die damalige Aussage Krischers. Denn es gibt heute – über die Industrie hinaus – mehr „Kandidaten“ für CCS: die Gasverbrennung wird im großen Stil hochgefahren, zusätzlich wird Bedarf von „blauem Wasserstoff“ kreiert, der auf CCS basiert, und wie es mit dem Kohleausstieg wirklich weiter geht, muss sich auch noch herausstellen.
Die Einführung von CCS würde allemal das Terrain der Verbrennung fossiler Energieträger ausweiten und festigen und im gleichen Maß den erneuerbaren Energien in den Rücken fallen. Der derzeit laufende Steuererlass für Photovoltaik-Investitionen lenkt davon zwar ab, ist gegenüber den großen Linien der deutschen Energiepolitik aber von untergeordneter Bedeutung.
CCS hat mit Klimaschutz nichts zu tun
Nach dem deutschen CCS-Gesetz ist alle vier Jahre ein Evaluierungsbericht fällig. Da es 2012 in Kraft trat, wäre der erste Termin 2016 gewesen. Der wurde auf 2018 verschoben, da es zuvor vermutlich keinen Stoff gab. Der aktuelle Bericht präsentiert sich zwar in dem stolzen Umfang von über 200 Seiten, doch sind diese nicht etwa mit neuen Erkenntnissen gefüllt.
Wie auch schon in den 2010er-Jahren dienen die meisten als Belege erfolgreichen CCS-Betriebs aufgeführten Anlagen (nach dem aktuellen Evaluationsbericht weltweit 21 von 30) dem „Enhanced Gas Recovery“ (EGR) oder „Enhanced Oil Recovery“ (EOR). Hierbei wird das CO2 in die Lagerstätte gepresst, um dort den Druck zu erhöhen, so dass Gas oder Öl besser durch die Bohrlöcher aufsteigen – wobei natürlich auch dem CO2 sogleich der Weg nach oben offen steht. Hier von „Carbon Capture and Storage“ zu reden, ist schlicht unzutreffend. Speicherung wird gar nicht intendiert. Das ganze Verfahren ist das Gegenteil von Klimaschutz, da fossiles Material in größerem Umfang und schneller seiner Verbrennung zugeführt wird. Dafür zahlt der Öl- oder Gasförderer für das angelieferte CO2 dann auch einen Preis, mit dem der ganze Aufwand finanziert werden kann.
Altbekannt ist auch die Auflistung von CCS-Projekten, die „geplant“ oder „im Bau“ seien. Bei diesen vom Global CCS Institute zusammengestellten Angaben lässt sich bei genauerem Hinsehen vermuten, dass man für CCS werben will und daher Probleme nicht an die große Glocke hängt. Diese Tendenz scheint auch im Evaluierungsbericht selbst spürbar. Dort heißt es auf Seite 19: „Widerstände aus der Zivilgesellschaft führten bereits bei der Diskussion des ersten Entwurfs des KSpG [Kohlendioxid-Speicherungsgesetz] zu Anpassungen. … Aus diesen Gründen sind in Deutschland über einzelne Pilotprojekte hinaus keine CCS-Projekte realisiert worden.“ Genannt werden die angeblich realisierten „einzelnen Pilotprojekte“ nicht. Allgemein bekannt ist jedenfalls nur ein einziges: der „Reagenzglasversuch“ in Ketzin, wo 67.000 Tonnen CO2 verpresst wurden.
Auch zum Kardinal- und Grundsatzproblem der ganzen CCS-Idee, nämlich der Dichtigkeit der sogenannten „geologischen Speicher“, hat der Evaluierungsbericht nichts Neues zu vermelden. So liest man auf Seite 115:
„Wenn CO 2 oder salzreiches Formationswasser aus dem Speichergestein entweicht und entlang von Migrationswegen (z. B. undichte Bohrungen oder Störungen) aufsteigt, könnte oberflächennahes Grundwasser durch CO 2 oder salzreiches Formationswasser beeinträchtigt werden….
Das migrierte CO 2 kann sich im Grundwasser lösen und Kohlensäure bilden, wodurch der pH-Wert absinkt und das Grundwasser versauert. Wenn dann Minerale durch die Versauerung gelöst werden, können sich einzelne Elemente, z. B. Eisen oder Arsen … oder Spurenelemente, z. B. Schwermetalle … als Feststoffphase oder gelöst im oberflächennahen Grundwasser anreichern.
Der Zutritt von verdrängtem salzreichem Formationswasser kann zu einer Erhöhung der Salzfracht (Versalzung) des oberflächennahen Grundwassers führen. Je nach Zusammensetzung des zutretenden Formationswassers können auch Schwermetalle oder andere potenziell schädliche
Substanzen, z. B. Kohlenwasserstoffverbindungen, mobilisiert werden ….
Auch der Boden kann durch aufsteigendes CO 2 oder salzreiches Formationswasser beeinträchtigt werden. Neben Schwankungen von Grund- und Oberflächenwasser kann es zu Änderungen des pH-Wertes und des Redox-Potenzials im Boden selbst kommen. Dabei könnten beispielsweise kohlensaure Lösungen zu Schäden an Gebäuden oder Infrastrukturelementen führen. Zudem können Mensch und Umwelt beeinträchtigt werden, z. B. durch die Mobilisierung von Schwermetallen aus dem Boden und deren Anreicherung in Grund- und Oberflächenwasser.“
Dass sich ausgetretenes CO2 in Gruben und Senken sammeln kann, wird angesprochen (Seite 116). Dass dies ab einer Konzentration von 7 Prozent in der Luft für Mensch und Tier durch Sauerstoffentzug tödlich ist, wird jedoch verschwiegen. Statt dessen werden nur gesundheitliche Gefahren durch Beistoffe des CO2 benannt.
Ansonsten ist die obige Darstellung zutreffend – sofern man das Wörtchen „kann“ durch „wird“ ersetzt! Die aufgeführten Auswirkungen sind nämlich zwangsläufig. Indem sie durch das „kann“ als bloße Möglichkeit hingestellt werden, wird die Situation gezielt verharmlost.
Man vergleiche dies mit den Ausführungen, die der Geologe Ralf E. Krupp am 06.06.2011 vor dem Bundestagsausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zum gleichen Thema machte:
„Das schwerwiegendste Problem der Verpressung von CO2 in saline Aquifere (salzwasserführende Gesteinsschichten) liegt in der Verdrängung der zumeist hoch salzhaltigen (bis 350 Gramm Salz pro Liter) Formationswässer. Bei einer Dichte des CO2 von ca. 0,6 t/m³ verdrängen 0,6 Tonnen CO2 jeweils einen Kubikmeter Salzwasser. Die Verdrängung ist unter realen geologischen Gegebenheiten der einzige relevante Mechanismus zur Raumschaffung für das CO2.
Das durch die Injektionsmaßnahme unter Überdruck gesetzte Formationswasser wird die erste sich bietende Wegsamkeit (z.B. geologische Störung) nutzen um in Richtung geringeren Drucks, also nach oben, zu entweichen. … Die Verdrängung der salinen Formationswässer durch das CO2 ist keine hypothetische Möglichkeit oder ein „Restrisiko“, sondern sie ist eine zwingende physikalische Folge der CO2-Verpressung, die mit Sicherheit eintreten wird.
Wegen seiner gegenüber Süßwasser höheren Dichte wird sich das Salzwasser in den oberflächennahen, Süßwasser führenden Schichten ausbreiten, seinerseits Teile des Süßwassers verdrängen und durch Vermischung versalzen. Jeder Liter Salzwasser kann so, durch Überschreitung des Chlorid-Grenzwertes der Trinkwasserverordnung (250 mg/L Cl), bis zu 1000 Liter Süßwasser verderben. Nimmt man auf Grundlage der geschätzten deutschen CCS-Speicherkapazitäten (BGR, 2010) eine verpressbare Menge von rund 10 Mrd. Tonnen CO2 an, so wäre das verdrängte Salzwasser-Volumen etwa 17 Mrd. Kubikmeter oder 17 km³. Bei einem Versalzungspotential von 1:1000 könnten theoretisch bis zu 17 000 km³ Süßwasser vernichtet werden (Bodensee: 49 km³).“
Die Speicherundichtigkeit könnte denn auch geradezu als Leitmotiv des CCS-Gesetzes bezeichnet werden. In dessen 46 Paragraphen kommen die Begriffe „Leckagen und erhebliche Unregelmäßigkeiten“ mindestens 20-mal vor. Der Referentenentwurf verdeutlichte: „Die Leckagedefinition erfüllen sowohl geringfügige ‚schleichende‘ Leckagen als auch plötzlich auftretende große Leckagen“. Das Gesetz verlangt, diese unverzüglich zu beseitigen. Wie das technisch realisierbar sein soll, wird nicht gesagt.
Die CCS-Lobby selber hebt das Thema „Leckagen“ hervor: Nach der von ihr initiierten und im Januar 2014 vom EU-Parlament verabschiedeten CCS-Resolution soll der Betreiber im Fall von Leckagen keine CO2-Zertifikate zurückgeben müssen, da er durch seine „kostenintensiven Abhilfebemühungen“ schon genug benachteiligt sei und andernfalls das Interesse an CCS-Projekten schwinden könnte. Um mit der Problematik möglichst nichts zu tun zu bekommen, soll die Haftung für gefüllte Speicher frühzeitig auf den Staat, der sie genehmigt hat, abgeschoben werden.
Woher die Verfasser des Evaluierungsberichtes wissen „Insgesamt kann das mit CO 2 -Leckagen verbundene Risiko jedoch als gering eingeschätzt werden“ (Seite 23) verraten sie nicht.
Will Habeck CCS auf dem norddeutschen Festland wirklich?
Wenn CO2 in den Nordseeboden gepresst wird, verbleibt es dort nicht sicherer als in einer Formation an Land, aber einige Probleme, wie insbesondere die Kontaminierung des Trinkwassers, gibt es dort nicht. Außerdem bleibt der Öffentlichkeit verborgen, wo und wieviel CO2 entweicht, und Bürgerinitiativen haben praktisch keine Aktionsmöglichkeiten.
Wenn in den vergangenen Jahren von CCS die Rede war, ging es daher immer nur um CCS offshore. Dass Habeck nun anscheinend auch das norddeutsche Festland einbeziehen will, ist daher bemerkenswert.
Haben wir es mit der „Basar-Taktik“ zu tun: etwas planen, was in Wirklichkeit gar nicht gewollt ist – daran die zu erwartende Widerstandsbewegung sich abarbeiten lassen – dann dieser das Gefühl geben, einen Erfolg erreicht zu haben, indem man vom CCS onshore Abstand nimmt – dann ohne weitere Behinderung das geplante Vorhaben, CCS offshore, realisieren?
Oder will der Wirtschaftsminister tatsächlich das Grundwasser Norddeutschlands verderben? Dann müsste ein neuer Wirtschaftszweig aufgebaut werden, der trinkbares Wasser nach Norddeutschland schafft. Dieses hätte natürlich einen anderen Preis als das vor Ort geförderte, aber alle wären darauf angewiesen. Eine bisher immer noch mögliche teilweise Freiheit aufgrund frei verfügbarer Naturgaben wäre dann vorbei, ein weiterer Schritt in Richtung eines alle Lebensbereiche umfassend technisierenden Systems getan.
Lässt hier Klaus Schwab vom World Economic Forum mit seiner „Vierten Industriellen Revolution“ grüßen? Technisierung von allem, einschließlich von uns selbst, unseren Gefühlen, unserem Innenleben? Wird auch dieser Prozess gerade von der Partei vorangetrieben, die aus einer hingebungsvollen Verbeugung vor der Natur – ihren Geschenken und ihren Geheimnissen – entstanden ist?
— Der Autor Christfried Lenz war unter anderem tätig als Organist, Musikwissenschaftler und Rundfunkautor. Politisiert in der 68er Studentenbewegung, wurde „Verbindung von Hand- und Kopfarbeit“ – also möglichst unmittelbare Umsetzung von Erkenntnissen in die Praxis – zu einer Leitlinie seines Wirkens. So versorgt er sich in seinem Haus in der Altmark (Sachsen-Anhalt) seit 2013 zu 100 Prozent mit dem Strom seiner PV-Inselanlage. Nach erfolgreicher Beendigung des Kampfes der BI „Kein CO2-Endlager Altmark“ engagiert er sich ganz für den Ausbau der Erneuerbaren in der Region. Als Mitglied des Gründungsvorstands der aus der BI hervorgegangenen BürgerEnergieAltmark eG, wirkte er mit an der Realisierung einer 750 Kilowatt-Freiflächenanlage in Salzwedel. Lenz kommentiert das energiepolitische Geschehen in verschiedenen Medien und mobilisiert zu praktischen Aktionen für die Energiewende. —
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Statt Horrorszenarien von der Qualität des „man kann nicht ausschließen, dass…“ zu diskutieren, sollte man lieber mal fragen, wieviel Energie für Transport, Verpressung und Überwachung des CO2 draufgehen werden. Fossile Energieträger sind da ohnehin problematisch. Die Steinkohle verbraucht beispielsweise 10% ihres Energieinhalts für den Bergwerksbetrieb, transportiert werden muss sie auch noch, weitere 10% gehen dann für die Rauchgasreinigung drauf. Beim LNG gehen auch mehr als 10% für Verflüssigung und Regasifizierung drauf. Meine Schätzung ist: CO2-Verpressung braucht nochmal etwa so viel, was dann bedeutet, dass man, zählt man alle größeren und kleineren Ineffizienzen zusammen, 50-100% mehr Primärenergie braucht, als dann letztlich genutzt werden können, und das für 100% der genutzten Energie.
Den schlechten Wirkungsgrad der Wasserstoffwirtschaft wird man nur bei einem Teil der Energie haben, der größere Teil des Stroms wird direkt verbraucht oder mit höherem Wirkungsgrad gespeichert, dennoch können sich die einschlägigen Lobbyisten darüber sehr ausführlich das Maul zerreissen. Auch werden gerne (meist völlig veraltete) Zahlen zur energetischen Amortisationszeit von EE-Anlagen durchgekaut, ohne über den schlechten Wirkungsgrad der fossilen Energieträger ein Wort zu verlieren.
Hallo JCW,
Ihr Punkt wurde im Offenen Brief der BI Gegen CO2-Endlager (Schleswig-Holstein) an Habeck vom 07.12.2022 bereits aufgegriffen. Deren Vorsitzender Dr. Reinhard Knof schreibt darin:
„CCS (Abscheiden und Speichern von Kohlendioxid im Untergrund) ist sehr energieaufwendig. Bei Kraftwerken mit CCS-Technik wird allein ca.1/3 der erzeugten Energie für das Abscheiden, Transport und Verpressen des Kohlendioxids benötigt. Der erforderliche Stahl für die Anlagen und die Gasleitungen zum Transport benötigt sehr viel Energie und verursacht eine hohe Klimabelastung.“
Den gesamten Brief mit weiteren sehr wichtigen Infos finden Sie hier:
https://keinco2endlager.de/offener-brief-an-den-bundesminister-fuer-wirtschaft-und-klimaschutz-dr-robert-habeck-ccs/
Der Newsletter vom heutigen Tag ist echt „spannend“…
Ein Artikel, dass RWE mit Norwegen einen Wasserstoffliefervertrag geschlossen hat und beiläufig, dass es da auch um blauen Wasserstoff geht. Und dann dieser CCS Artikel, wo CO2 in die Erde verpresst werden soll. Mich würde interessieren, wo liegt denn der Unterschied? In beiden Fällen wird CO2 in die Erde verpresst. Ich erwarte schon lange, dass die Energiekonzerne die Maske fallen lassen und unter der Maske Wasserstoff fleißig andere Farben als grün liefern, weil billiger und rentabler und der „Bürger“ freut sich über „sauberen“ Wasserstoff.
Beim Verbrennen von Kohle geht es nicht nur um das Klimagas CO2, sondern auch um andere unfeine Dinge. Ich zitiere den BUND: „Die großen RWE-Braunkohlenkraftwerke und die RWE-Fabriken im Rheinland emittieren jährlich etwa 1.500 Tonnen der gesundheitsschädlichen Feinstaub-Partikel. Dazu kommen knapp 1.300 Kilogramm des Nervengifts Quecksilber und ein Mix aus Cadmium, Arsen, Blei, Zink, Schwefeldioxid, Stickoxiden und anderen Schadstoffen. Und das trotz vermeintlich bester Filtertechnik.“
Wenn Robert Habeck bei der Amtseinführung aufgefpaßt hat, dann hat er dort ungefähr folgendes gesagt: „…meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden…“ Artikel 2 (2) des GG lautet: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit….“ Mir scheint, Robert Habeck hört schlecht, kennt das Grundgesetz nicht und dient mehr den Wirtschaftsinteressen als den Menschen. Auf nach Berlin und so lange protestieren, bis Robert Habeck seinen Amtseid begriffen hat…
Bei allen Risiken und Nachteilen, die mit der CCS-Technologie verbunden sind, wird es glaube ich aber auch Zeit, sich von der Idee zu verabschieden dass wir ohne CO2-Abscheidung (ob aus der Atmosphäre oder direkt bei Verbrennungsprozessen) noch das 1.5 Grad Ziel erreichen könnten.
Man kann sich natürlich darauf versteifen, dass Klimaschutz nur nach der reinen Lehre erreicht werden soll, aber realistisch ist das einfach nicht mehr. Gleichzeitig muss man zur Kenntnis nehmen, dass auch beim besten Willen nicht eine komplett auf fossilen Energien basierende Infrastruktur schwarz-weiß auf Idealzustand umgestellt werden kann. Wenn man zu einer Wasserstoffwirtschaft kommen will, wird man wohl einen Übergangszustand namens blauen Wasserstoff, der allemal besser ist als grauer Wasserstoff, akzeptieren müssen. Wir stellen schließlich auch auf Elektroautos um, bevor der Strom zu 100% aus Erneuerbaren kommt.
Die Interessen der fossilen Industrie und der großen Versorger sind bekannt, und man darf unterstellen dass sie auch Habeck bekannt sind. Insofern, zur Frage „Denkt Habeck weiter?“: Ja, das tut er, und als Minister muss man Realpolitik machen, nicht Fundamentalismus betreiben.
Was Realpolitik ist, das ist ja gerade die Frage. Mir scheint bei der planmäßigen CO2-Verpressung auch sehr viel – schwarzer – Fundamentalismus beteiligt zu sein. Realpolitik wäre es, wenn man einen echten Craddle-to-Craddle Vergleich machte zwischen Erdgas+CO2-Verpressung zu Wind/PV+Elektrolyse. Dieser Vergleich wäre aber gar nicht so einfach, weil die Variante mit der Elektrolyse auch noch die Option beinhaltet den Strombedarf dafür an das Angebot anzupassen und damit den Nachteil der Unflexibilität, die Wind und PV haben, auszugleichen. Man müsste also die Gesamtsysteme vergleichen, und das kann man nur näherungsweise. Für das Gefühl und die Ideologie bliebe da noch viel Platz.
Warum die Norweger so an ihrem Erdgas hängen, erschließt sich mir dabei nicht ganz. Die haben ja auch unglaubliche Möglichkeiten, erneuerbaren Strom zu erzeugen. Als es im Sommer darum ging, ob sie die russischen Erdgas-Lieferausfälle ausgleichen könnten, hieß es, ihre Gasfelder wären schon weitgehend ausgebeutet, und die Produktion ginge zurück. Aber vielleicht wollten sie damit bloß den Preis hochtreiben? Da wäre Habeck nicht der einzige Politiker, der sich mit der Behauptung von Lieferschwierigkeiten zu Geschäften zu überhöhten Preisen drängen lässt, Stichwort „Maskengeschäfte“. Immerhin glaube ich nicht, dass er sich selbst daran bereichert, so wie das leider für einige Unionspolitiker gilt, die damit dem Vertrauen in die Demokratie schweren Schaden zugefügt haben.
Realpolitik ist eine Frage des Standpunkts und somit erklären sich die verschiedenen Interessen.
Wenn Herr Habeck auch nur halb so viel Kraft in den Ausbau von EE stecken würde, wie für seine neuen Lieblingsthema: Öl, Kohle und Gas – dann wäre schon langsam richtig erfrischend.
Seine Anhänger in Lützerath werden ihm schon zeigen, was sie von dem neuen „grünen Weg“ (Fokus auf Fossiles, weil wegen geht nicht anders etc.) halten.
Ich vermute, dass sich das Thema CCS vollständig erledigen würde, wenn Betreiber von unterirdischen CO2 Lagerstätten die Dichtheit zwar nicht technisch, wohl aber wirtschaftlich garantieren müssten. Wenn sie also vor Beginn der Einlagerung einen Versicherungsschutz nachweisen müssten, der im Falle des Entweichen von CO2 aus der Lagerstätte oder anderer Folgen (Trinkwasserkontamination etc.) eine ewige, ungedeckelte Haftung trägt (natürlich inklusive erneuter Beseitigung des entwichenen CO2 aus der Atmosphäre)… Dann würden die wahren Kosten von CCS transparent und das Thema wäre durch.
Absolute Zustimmung! Wenn das CO2 innerhalb der nächsten 1000 Jahre irgendwo austritt, hat man nichts gewonnen. Vielmerh hat man das ganze zusätzliche CO2 aus dem energieaufwändigen CCS-Prozess an der Backe.
Über CCSW kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Es ist ebenso unwirtschaftlich wie unnötig (solange wir noch fossile Brennstoffe nutzen).
Guter Artikel; fundierte Diskussion!
Bei dem Argument dichter Lagerstätten fällt mir ein, dass wir sehr wohl in der Lage sind, mit einem „Reifenpilot“ einen platten Autoreifen über die Runden zu helfen. Bei Gas-Lagerstätten wäre das allerdings eine andere Dimension…….aber unmöglich????
Bei der ganzen -ja sehr sinnvollen -Diskussion vermisse ich parallel den Aufruf, Energie zu sparen oder den bisherigen Gasverbrauch wesentlich einzuschränken:
Können wir es noch weiterhin vertreten, weitere Gasverbräuche, ob im Häuslebau oder im Kraftwerksbau zu installieren?
Bis vor einiger Zeit wurde der Einbau einer Gasheizung weiterhin als eine Lösung zur Beheizung gesehen und proper gefördert! Hier wäre es an der Zeit, ein politisches Signal oder auch ein Verbot auszusprechen.
Die Bezeichnung für neu zu errichtende Kraftwerke und auch Transportnetze als „Wasserstoff ready“ ist für mich allerdings nur ein momentanes Feigenblatt. Wurde schon mal eine Stromerzeugung mittels Wasserstoff wirklich durchgerechnet? Nach meinem Wissen eignet sich Wasserstoff-Produktion nur, in dem Strom als Erzeugungsenergie nahezu kostenfrei zur Verfügung steht, oder als Regelenergie für die Konstanz des Stromnetzes kurzzeitig einzusetzen.
Gibt es Handlungs-Empfehlungen für den Eigenheimbesitzer, der vor 3 – 5 Jahren dem Argument der Gasindustrie aufgesessen ist, bei seinem Neubau auf einen Lagerraum für Brennstoff zu verzichten zu können und sich besser eine Gasheizung einbauen ließ?
Ja, eine vertrakte Situation! CCS scheint hier nicht wirklich die allheilende Technologie.
Die Lösungen liegen wahrscheinlich viel tiefer in der umfassenden Umgestaltung der Energielandschaft. Versorgungssicherheit geht erstmal vor; ok!
Armer Habeck
Alles, alles für die Wirtschaft und da werden wir als Verbraucher noch so viel sparen können aber es wird nicht reichen. Und über die nächsten hunderte Jahre brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen die wird der Planet ohne uns Menschen besser verbringen.
Also CO2 in unterirdische Salzkavernen pressen ist pöse, aber das verpressen von riesigen Mengen Methan ist ok.
Das macht Sinn.
Für mich ist der Kommentar insgesamt zu sehr nach Art des Dammbrucharguments (Slippery-Slope-Argument) verfasst. Wenn sie einmal genehmigt wurde, dann wird sie immer genehmigt und wir unternehmen weniger in Sachen Erneuerbare Energien, weil wir das CO2 ja einfach in die Erde pressen können.
So ist es ja nicht, und so wird es vermutlich auch niemals sein. Das alles kann politisch gesteuert werden. Und dann kostet es ja auch Geld, sodass ja schon ein wirtschaftliches Interesse daran besteht, CCS nicht in Anspruch nehmen zu müssen.
Ich habe auch wenig Zweifel daran, dass das technisch machbar und langfristig dicht eingelagert werden kann. Die Erdgasvorkommen lagern schließlich auch schon ein paar hunderttausend Jahre (millionen?) unter der Erde, ohne entwichen worden zu sein.
Mir fallen auch deutlich weniger Beispiele für den Fall ein, dass das technisch Geplante dann nicht funktioniert hat. Insgesamt leben wir in Deutschland und Europa sehr sicher und gesund. Was nicht heißt, dass man nicht tausende Sachen verbessern müsste. Aber ich sehe einfach keinen Grund für eine Fundamentalkritik an CCS, für das es ja auch gute Gründe gibt, es in Erwägung zu ziehen.
Davon abgesehen werden alle CCS-Aktivitäten der Welt natürlich niemals auch nur annähernd reichen, CO2-neutral zu leben, wenn nicht massiv von fossilen auf erneuerbare umgestellt wird. CCS als Anti-Erneuerbare-Energien-Maßnahme zu betrachten – ich sehe nicht, wie diese Kausalität hergestellt werden könnte.
Um nur mal „Die Erdgasvorkommen lagern schließlich auch schon ein paar hunderttausend Jahre (millionen?) unter der Erde, ohne entwichen worden zu sein.“ herauszugreifen: Genau mit diesem Pseudo-Argument versuchten Gaz de France, Vattenfall und Geoforschungszentrum Potsdam die Bevölkerung der Altmark (Sachsen-Anhalt) dazu zu bewegen, die Verwandlung ihrer Region in eine CO2-Deponie zu akzeptieren. Pseudo deshalb, weil die Deckschicht, die das Erdgas über lange Zeiträume sicher einschloss, nicht mehr im Originalzustand ist, nachdem sie von mehr als 600 Bohrungen zwecks Förderung des Erdgases durchlöchert und aufgrund der durch die Gasentnahme verursachten Erdbeben und Niveausenkungen von Wegsamkeiten durchsetzt ist. Dies kommunizierten die CCS-Akteure allerdings nicht. Es herauszufinden und bekannt zu machen, blieb der Initiative der betroffenen Bürger und ihrem Fleiß, sich die entsprechende Sachkenntnis anzueignen, überlassen.