Erstmals lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Last im Netz übers Jahr gemittelt bei über 50 Prozent. Wenn auch nur knapp mit 50,3 Prozent, aber ein Meilenstein ist geschafft. Das zeigt die Jahresauswertung des zur Stromerzeugung des Fraunhofer ISE.
In einem turbulenten Jahr an den Energiemärkten war Photovoltaik die einzige erneuerbare Energiequelle, die ihre von der Bundesregierung gesteckten Ausbauziele erreichen konnte. So sind 2022, Stand November, 6,1 Gigawatt an neuen EEG-Anlagen ans Netz gegangen. Insgesamt hängen somit 66 Gigawatt Photovoltaik-Leistung am deutschen Netz.
Diese Photovoltaik-Anlagen produzierten im vergangenen Jahr 58 Terawattstunden Strom. Davon wurden 53 Terawattstunden ins Netz eingespeist und nur fünf Terawattstunden selbst verbraucht. Mit diesem Wert konnte die Photovoltaik ihren Anteil an der Nettostromerzeugung, also der Strommenge die tatsächlich aus den Steckdosen kam, um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern. Für diesen Sprung ist aber auch das Wetter verantwortlich, wie das Fraunhofer ISE in seinem Bericht sagt.
Hohe Preise
Der größere Photovoltaikanteil an der Stromerzeugung konnte den Mangel an russischen Gasimporten und den Ausfall eines veritablen Teils der französischen Kernkraftwerksflotte preislich nicht abfedern. Im vergangenen Jahr mussten Stromeinkäufer im Schnitt 230,58 Euro pro Megawattstunden an der Day-Ahead Börse berappen. 2021 waren es nur 93,35 Euro pro Megawattstunde. Und im Jahr vor der Coronapandemie kostete der Strom an der Day-Ahead Börse 36,65 Euro pro Megawattstunde: rund 6,5-mal weniger als 2022.
Die erneuerbaren Energien insgesamt konnten ihren Anteil an der Stromerzeugung um 7,4 Prozent steigern, von 227 Terawattstunden auf 240 Terawattstunden. Windkraft nimmt dabei den größten Anteil ein und produzierte 123 Terawattstunden an Land und auf See. 2021 waren es 112 Terawattstunden.
Flaute beim Ausbau der Windkraft
Beim Zubau hatte die Windkraftindustrie im vergangenen Jahr wenig Grund zur Freude. An Land wuchs die installierte Leistung um 2,1 Gigawatt auf 58 Gigawatt. Auf See kamen 300 Megawatt hinzu, sodass die installierte Leistung in diesem Segment zum Jahresende 8,1 Gigawatt beträgt. Windkraft und Photovoltaikanlagen produzierten zusammen 181 Terawattstunden im vergangenen Jahr, rund 21 Terawattstunden mehr als in 2021.
Damit hat die zusätzliche Produktion von Windkraft und Photovoltaik rechnerisch fast die Abschaltung einiger Kernkraftwerke ausgleichen können. Die Produktion der Kernenergie in Deutschland fiel von 65 Terawattstunden auf 33 Terawattstunden. Ein anderes Bild zeigt sich jedoch bei der Kohleverstromung. Wurden 2021 noch 99 Terawattstunden aus Braunkohle gewonnen, waren es 2022 schon 107 Terawattstunden. Auch die Steinkohleverstromung legte einen Sprung von 47 auf 56 Terawattstunden hin. Beim Erdgas wurde aber immerhin gespart. Hier fiel die produzierte Strommenge von 52 auf 47 Terawattstunden.
Exportüberschüsse
An den Strombörsen wurden 2022 ein Exportüberschuss von 26 Terawattstunden erzielt. Das sind neun Terawattstunden mehr als noch in 2021. Davon gingen 16 Terawattstunden nach Österreich und 15, 3 Terawattstunden nach Frankreich. Die meisten Importe kamen aus Dänemark mit 10,3 Terawattstunden. Danach folgen Norwegen und Schweden mit jeweils etwas über drei Terawattstunden Strom, die diese Länder nach Deutschland exportierten.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Bei der angeblich zu erwartenden Gasmangellage scheint mir doch sehr viel Panikmache dabei zu sein. Die kommt einerseits von der Bundesnetzagentur, die immer laut schreit, wenn der Gasverbrauch (wegen kalten Wetters) hoch ist, aber nichts sagt, wenn er (dank warmer Witterung) wieder gesunken ist. Da wurde schon gejault, wenn der Gasspeicherstand an einem kalten Dezembertag um 0,3% sank, obwohl das bei leichtest zu bewältigendem Nachrechnen bedeutet, dass bei unveränderten Verhältnissen das Gas noch über 300 Tage reichen würde! Die eigentlich interessante Kennzahl, wie sich der Gasverbrauch im Verhältnis zu den Heizgradtagen (das ist kurz gesagt die Temperaturdifferenz zwischen Außentemperatur und Raumtemperatur aufsummiert) entwickelt, verweigert sie. Damit ließe sich nämlich nicht mehr so schön Panik machen.
Außerdem verdienen natürlich die Gashändler an den aufgrund der Panikstimmung hochgetriebenen Gaspreisen. Und die Presse stürzt sich auch lieber auf die Panikmeldungen als auf diejenigen, die etwas bedachter die Faktenlage prüfen.
Merkwürdigerweise wird bei den Stromexporten nach Frankreich und Österreich nie angemerkt, dass diese die Kohlestromerzeugung bei uns hochtreiben. Das fällt den Qualitätsmedien immer nur auf, wenn es um den zusätzlichen Stromverbrauch durch E-Autos und Wärmepumpen geht. Und dann wird denen gleich der CO2-Rucksack von 100% Kohlestrom aufgebürdet um im nächsten Atemzug zu behaupten, mit E-Auto und Wärmepumpe würde dem Klima nichts gutes getan. Das In-die-Tasche-lügen mancher PV-Anlagenbetreiber, sie würden ihr E-Auto mit 100% Ökostrom laden, ist natürlich genauso angreifbar, denn dieser Ökostrom fehlt ja dann im Netz und muss durch Kohlestrom ersetzt werden. Die ehrlichste Rechnung wäre wahrscheinlich, wenn man den aktuellen Strommix heranzieht. Und der entwickelt sich trotz aller Unkenrufe sehr positiv in Richtung immer höherer Ökostromanteile.
@ JCW
Wir beide sind uns gedanklich viel näher, als Sie manchmal wahrhaben wollen.
Natürlich ist da viel Panikmache dabei, davon leben die Medien nun mal, war ja bei der Pandemie ähnlich.
Schauen Sie mal was ich im Folgenden geschrieben habe.
https://www.pv-magazine.de/2022/11/09/marktwert-solar-sinkt-auf-niedrigsten-stand-seit-februar/
Womit wir wieder bei der guten alten Zeit wären, wo die Erneuerbaren noch „Physisch“ gewälzt wurden, und dem entsprechend auch in den Statistiken zu Buche schlagen konnten.
Das heißt N1 zu N2 machen und dadurch P1 auf P2 senken.
Heute sind die EE virtuelle Speicher auf die man bei Bedarf zurückgreifen kann, in dem man den Markt auf „Physisch“ umstellt. Unser Strommarktdesign ist flexibel, auf die Altgedienten zugeschnitten.
In meinem obigen Link können neu hinzugekommene Leser sehen was ich mit N1 und P1 meine.
Zum einen gab es durchaus Tage, wo der Füllstand der Speicher um ein ganzes Prozent zurückging, zum anderen weiß niemand wie der restliche Winter verläuft, der ja schließlich gerade erst begonnen hat.
Vor allem aber darf man nicht vergessen, dass wir diesen Winter mit voll aufgefüllten Speichern begonnen haben, da wir zumindest noch über weite Strecken wenn auch reduzierte Mengen russischen Gases bekamen. Nächstes Jahr werden wir die Speicher ohne Russland füllen müssen. Deshalb reicht es nicht, wenn die Speicher am 1. März nicht leer sind – sie müssen Ende des Jahres voll sein, das ist die viel größere Herausforderung.
Gleichzeitig ist absehbar, dass die Verbraucher angesichts Gaspreisdeckels weniger sparen werden.
Ich sehe bei der Netzagentur keine Panikmache (für die sind die Zeitung mit den großen Buchstaben und ihre „seriösee“ Schwester zuständig), sondern die berechtigte Warnung, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben.
JCW schreibt.
Das In-die-Tasche-lügen mancher PV-Anlagenbetreiber, sie würden ihr E-Auto mit 100% Ökostrom laden, ist natürlich genauso angreifbar, denn dieser Ökostrom fehlt ja dann im Netz und muss durch Kohlestrom ersetzt werden. Die ehrlichste Rechnung wäre wahrscheinlich, wenn man den aktuellen Strommix heranzieht. Und der entwickelt sich trotz aller Unkenrufe sehr positiv in Richtung immer höherer Ökostromanteile.
@ JCW.
Wir laden unser E-Auto mit Ökostrom vom eigenen Dach. Da wissen wir wenigstens, dass er nicht im Netz missbraucht wird, in dem er an der Börse zu Graustrom degradiert wird.
Zu meinen Betrachtungen passt auch das Folgende
Zitat aus dem Artikel…
Hohe Preise
Der größere Photovoltaikanteil an der Stromerzeugung konnte den Mangel an russischen Gasimporten und den Ausfall eines veritablen Teils der französischen Kernkraftwerksflotte preislich nicht abfedern. Im vergangenen Jahr mussten Stromeinkäufer im Schnitt 230,58 Euro pro Megawattstunden an der Day-Ahead Börse berappen. 2021 waren es nur 93,35 Euro pro Megawattstunde. Und im Jahr vor der Coronapandemie kostete der Strom an der Day-Ahead Börse 36,65 Euro pro Megawattstunde: rund 6,5-mal weniger als 2022. Zitat Ende.
Wie soll denn der PV Anteil auch die Preise abfedern, wenn die PV dort wo die Preise gemacht werden gar nicht mehr teilhaben darf.
Für neu hinzugekommene Leser siehe im Folgenden unter Auswirkungen, wo die EE „Physisch“ aus dem Rennen genommen wurden, und separat an der Börse als Überschuss verramscht werden müssen.
.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Und welche preislichen Folgenden das hat, kann man da nachvollziehen, wo an der Börse die Preise nach Angebot und Nachfrage entstehen.
Sie dazu im folgenden Link das vierte Bild von oben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Wenn die EE „Physisch“ gewälzt werden, dann haben die Versorger schon mal 35% Ökostrom „zwingend“ in ihrem Vertriebsportfolio, die sie bei der Preisbildung nicht nachfragen müssen.
Dadurch fällt auf der Merit Order Grafik N1 auf N2 und entsprechend sinkt P1 auf P2.
Die teuren Gaskraftwerke kommen nicht mehr zum Zuge, weil „Physisch“ von den EE verdrängt.
So einfach ginge Strompreisbremse, und die Scheindebatten wären zu Ende, wenn da die Lobbyisten nicht wären.
Nachtrag:
Interessant wäre mal zu erfahren, auf welcher Grundlage die Erhebungen des Fraunhofer Institutes stattfinden.
Wenn ich im Folgenden die Bezeichnung „Rechnerisch“ richtig deute, kann es eigentlich auch nur „Virtueller“ Natur sein.
Zitat:
Damit hat die zusätzliche Produktion von Windkraft und Photovoltaik rechnerisch fast die Abschaltung einiger Kernkraftwerke ausgleichen können. Zitat Ende.
Möglicherweise liest der Herr Burger hier, und nimmt mal Stellung zu meinen Kommentaren.
Ich finde es etwas zweifelhaft, ob die 19% eine positive Entwicklung darstellen, zumindest in Bezug auf die Sonnenstunden in 2022. Wenn ich mir meine Statistik der letzten Jahre so ansehe, treibt mir 2022 eher Falten auf die Stirn. Ich hoffe doch stark, dass das ein Ausreißer war, sonst wird es die nächsten Jahre und Jahrzehnte bei uns sehr kuschelig. Der Anstieg im Frühjahr sowie der Abfall im Herbst werden tendenziell deutlich stärker und kommen gleichzeitig früher bzw. später.
Vielleicht wird es ziemlich schnell deutlich kuscheliger, als uns allen lieb wäre.
Das „etwas wärmer“ wäre nicht das prinzipielle Problem, schwieriger wird es schon, wenn es bei dem „deutlich zu trocken“ in vielen Landesteilen bleibt. Das greift die Bäume zunehmend an und wird das Landschaftsbild und, wenn die Wälder fehlen, den Grundwasserhaushalt erheblich belasten.
Gegen die Wärme im Sommer können wir mit PV-Strom effektiv kühlen. Stromproduktion und -bedarf passen da zeitlich gut zueinander. Um den Bedarf nicht unnötig steigen zu lassen, sollte auch die Bauweise angepasst werden, dass Fenster in der Jahreszeit mit hohem Sonnenstand von einem ausreichenden Dachüberstand beschattet werden. Insgesamt werden wir, was die steigenden Temperaturen angeht, die Probleme bekommen, die südlicher gelegene Länder heute schon haben. Der Energiebedarf wird sich vom Winter (für Heizung) mehr in den Sommer (für Kühlung) verschieben. In Westeuropa kann es aber auch ganz anders kommen: Wenn der Golfstrom endgültig zusammenbricht, wird es bei uns erstmal deutlich kälter.
Aber wo holen wir das fehlende Süßwasser her? In Barcelona hat man schon vor 10 Jahren eine große Meerwasserentsalzungsanlage in Betrieb genommen, die allerdings auch schon wieder zu klein ist. Aber Barcelona liegt am Meer, für küstenferne Gebiete wäre eine solche Lösung nochmal wesentlich kostenaufwendiger.
Sie widersprechen sich selbst und legen geleichzeitig die rhetorische Strohpuppe aus. Macht aber nichts. Ich verstehe (trotzdem), was Sie meinen und letztlich teilen wir vermutlich die Meinung, auch wenn Sie vermutlich anderer Meinung sind.
Ein weiteres Zitat aus dem Artikel,
Im vergangenen Jahr mussten Stromeinkäufer im Schnitt 230,58 Euro pro Megawattstunden an der Day-Ahead Börse berappen. 2021 waren es nur 93,35 Euro pro Megawattstunde. Und im Jahr vor der Coronapandemie kostete der Strom an der Day-Ahead Börse 36,65 Euro pro Megawattstunde: Zitat Ende.
Auch das ist ein Fall, womit sich meine Kommentare hier Praxis nahe erklären lassen.. Bekanntlich werden die Erneuerbaren seit 2010 – losgelöst von den Bilanzkreisen der Versorger – separat am Spotmarkt der Börse verkauft., und zwar mit zwei Möglichkeiten. Zum einen im Day Ahead und zum anderen im Intra Day Handel.
Day Ahead ist der Vortageshandel, auf Basis von Angebot und Nachfrage. Wenn die EE da – Prognostiziert – angeboten werden, können sie teure Angebote, z.B. Gaskraftwerke nach dem Merit Order Prinzip verdrängen .Beim Intra Day Handel im täglichen Viertelstundentakt, nach dem Motto alles muss raus, ist das nicht mehr möglich. Für mich lassen sich nur so die 230,58 Euro/ Megawattstunde erklären.
Solche Verwerfungen wären nicht möglich, wenn die EE noch, wie bis 2010 der Fall , den Versorgern zwingend mit sogenannten Ökobändern zugeteilt würden.
Dann wäre nämlich bei Day Ahead N1 …“Zwingend“..zu N2 geworden und P1 sprich die 230,58, Euro wären entsprechend zu P2 geworden.
Wer nicht weiß was die „P und N“ bedeuten lese meine vorigen Kommentare.