pv magazine highlight top innovation für Meyer Burger: Gut durchdachter Solardachziegel kann Photovoltaik voranbringen

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Dachziegel sind knapp. Manche Hersteller nehmen derzeit gar keine Bestellungen an und die Preise haben sich seit letztem Jahr verdoppelt, berichtet Dachdeckermeister Pascal Wiesen. Auch in der Presse ist das seit dem Frühjahr ein wiederkehrendes Thema. Die Knappheit hängt unmittelbar mit den hohen Energiepreisen infolge des Kriegs in der Ukraine zusammen, denn Tonziegel müssen bei hohen Temperaturen gebrannt werden und die alternativen Dachsteine aus Beton benötigen ebenfalls viel Energie für den Rohstoff Zement sowie Zeit zum Aushärten.

Trotzdem hat Pascal Wiesen sein eigenes Haus in Solingen in diesem Jahr neu eingedeckt. Als einer der Ersten hatte er Zugriff auf einen ganz besonderen, neuen Dachziegel, der selbst Energie produziert, statt sie zu verbrauchen. Es ist der Meyer Burger Tile, der Solardachziegel, den das Unternehmen erstmalig auf der Intersolar Europe 2021 vorgestellt hat und der nun 2023 zunächst in Kleinserie und ab dem zweiten Halbjahr in Serienfertigung herauskommt.

„Eigentlich hatte ich mich schon gegen Photovoltaik auf dem Dach entschieden“, sagt Wiesen. Denn neu eingebaute Gauben hatten das Dach in kleinere Teilbereiche zerstückelt, so dass eine klassische Aufdachmontage nicht mehr infrage gekommen wäre. Der Meyer Burger Tile fügt sich nun nahtlos ein und macht aus dem rundum sanierten Fachwerkhaus äußerlich und energetisch einen Neubau.

Kleinteiligkeit für Dächer mit Ecken und Kanten

Für solche Dächer bietet sich das Produkt an. Für Sanierungsobjekte, deren Dachflächen eben nicht auf die Photovoltaik in optimaler Größe und Neigung ausgerichtet sind, für Häuser, bei denen das Denkmalamt mitredet oder Aufdachmodule nicht gern gesehen sind. Aber auch, wer den CO₂-Fußabdruck seines Neubaus senken will, kann zu dem Produkt greifen. Dieses wird in Europa produziert und laut Hersteller ohne den Einsatz von Blei, aber mit 100 Prozent erneuerbarer Energie. Damit können Bauherren von vornherein auf einen Großteil der herkömmlichen Dachziegel verzichten.

highlights und spotlights

Preis für gute Ideen:

In der November-Runde zeichnet pv magazine eine Einreichung als highlight top innovation und eine als spotlight aus. Mit spotlights wollen wir Produkte und Konzepte in Szene setzen, die aus Sicht der Juroren einen genaueren Blick lohnen und auf überzeugenden Ideen basieren. Das sagt die Jury:

Meyer Burger: Eleganter Solardachziegel für anspruchsvolle Kunden

Die Energiewende hat viele Gesichter. Ein Premium-Solardachziegel kann dazu beitragen, dass Dächer genutzt werden, auf denen bisher keine Photovoltaik-Anlage installiert ist. Mit der Lösung könnten Denkmalschützer oder Hausbesitzer überzeugt werden, die sich aus ästhetischen Gründen bisher dagegen entschieden haben. Außerdem kann der Solardachziegel mehr Dachdecker dafür begeistern, an der Energiewende mitzuwirken. Umso besser, dass der Meyer Burger Tile auch sonst Funktionalitäten hat, die überzeugen. Nach Ansicht der Jury haben die Produktentwickler alles bedacht, was bei dieser Art der Gebäudeintegration wichtig ist. Sie zeichnet das Produkt daher mit dem Prädikat pv magazine top innovation aus.

Die Juroren

Volker Quaschning ist Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Hans Urban ist langjähriger Experte und Consultant für Photovoltaik, Speicher und E-Mobilität. Winfried Wahl leitet das Produktmanagement bei Longi Solar in Deutschland.

Mehr Infos, bisherige Preisträger und alles zur Bewerbung unter: www.pv-magazine.de/highlights
Einsendeschluss für die nächste Runde: 20. Januar 2023

Einige Dachsteine benötigte Wiesen aber trotzdem. „Ein Komplementärstein ist notwendig. Den setzen wir überall dort ein, wo wir schneiden müssen, aber auch dort, wo keine Sonne hinkommt. Außerdem bieten die Hersteller zu jeder Dachpfanne passende Abschlusssteine und Formteile an, die gemeinsam mit dem Solarziegel verlegt werden können, ohne dass zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen nötig sind. Wiesen selbst hat sich für den flachen „Planum“ von Nelskamp entschieden, aber ähnliche Produkte von anderen Herstellern würden ebenso gut passen und sogar an gewellte Pfannen sei ein Anschluss möglich.

Gemäß dem vorläufigen Datenblatt hat der Meyer Burger Tile ein typisches Ziegeldeckmaß von 300 Millimeter Deckbreite und 340 Millimeter Decklänge und er ist mit 2,7 Kilogramm deutlich leichter als ein Dachstein. Aufgrund der Überdeckung liegen zehn bis elf der Tiles auf einem Quadratmeter. Jeder Ziegel mit Heterojunction-Solarzellen und Smart-Wire-Technologie hat bei Standardtestbedingungen 15 Wattpeak. Pro Quadratmeter sind das 150 bis 165 Watt.

Die Zellen sind in zwei Schichten Glas mit 6,2 Millimeter Dicke eingebettet. Die Module sind als harte Bedachung klassifiziert, was eine Verlegung bis zum Dachrand ohne zusätzliche Sicherheitsabstände ermögliche, und sie seien hagelschlagsicher bis zu 55 Millimeter Korngröße. Meyer Burger bietet eine Produkt- und Leistungsgarantie über 30 Jahre. Nach dieser Zeit muss die Leistung noch bei mindestens 93,2 Prozent liegen, so dass auch danach mit einem weiterhin hohen Ertrag zu rechnen ist. „Für Dächer aus Schiefer, Ton- oder Betonziegeln gibt es von den Herstellern nur Garantien für höchstens 30 Jahre, unsere Meyer Burger Tiles sind aus Aluminium und Glas gefertigt. Theoretisch überstehen sie auch 80 bis 100 Jahre auf einem Dach, da die Kabel und Stecker unter dem Modul vor UV-Licht geschützt verlegt sind“, sagt Produktmanager Claudio Ferrara.

Luftzug ist gewährleistet

Der neue Photovoltaik-Dachziegel wird zunächst in Deutschland, Österreich und der Schweiz angeboten.

Foto: Meyer Burger

Bei vielen anderen Solardachziegeln am Markt schmiegen sich die Solarzellen direkt an die Oberfläche eines Steins oder an ein optisch dem Stein nachgebildetes Plastikelement. Der Meyer Burger Tile erinnert dagegen eher an eine flache, 2,6 Zentimeter hohe Metallkiste mit Schiebedeckel. Die Wanne aus beschichtetem Aluminium bildet eine zweite wasserführende Schicht, die das Dach abdichtet. Innen liegen geschützt Kabel und Stecker, während der Glasdeckel mit den Solarzellen das Element nach oben hin dicht abschließt. Es ist aber nicht nur Platz für den Anschluss, auch warme Luft kann durch Lüftungsschlitze zum Giebel hin abziehen während von unten kühlere Luft nachströmt. Die Metallformen sind länger als die aktive Photovoltaikfläche, so dass sie sich wie herkömmliche Ziegel überlappen. Der Glasdeckel lässt sich verschieben, so dass Trittstufen für den Dachdecker entstehen. Diese Kombination an Eigenschaften hat die Jury überzeugt, dem Produkt das Prädikat pv magazine highlight top innovation zu verleihen.

Im Gegensatz zu empfindlichen Standardmodulen, deren große Flächen man tunlichst nicht zu stark belasten sollte, weil das zu Zellrissen führen kann, wirken die Solardachziegel recht robust. Für ein Installationsvideo und Messeauftritte werfen sich Pascal Wiesen und seine Kollegen die Ziegel übers Dach zu, treten und springen sogar auf die Modulfläche. „Auf dem Kundendach würden wir das eher nicht machen“, sagt er. Zum einen sei es gar nicht nötig, auf die Module zu treten, weil es die praktischen Steighilfen gibt. Zum anderen geht das Verlegen nicht ganz so schnell wie bei Dachsteinen, weil jedes Modul mit Schrauben an den Dachlatten befestigt wird und dann noch der Anschluss an den Strang eingesteckt werden muss.

„Hier muss man sehr sorgfältig und gründlich arbeiten, denn eine Fehlersuche im Nachgang kann sich hinziehen“, so Wiesen. Bis zu 380 Solardachziegel können bei einer maximalen Systemspannung von 1.000 Volt in Reihe zu einem Strang zusammengeschaltet werden, sagt Ferrara. Die Mindestmenge ist je nach Projekt abhängig von der Mindesteingangsspannung des Wechselrichters. Wiesen empfiehlt, immer fünf Dachziegel nebeneinanderzulegen und sich dann bis zum Dachfirst hochzuarbeiten. Wie üblich sollte der Solarteur im Schaltplan vorgeben, welche Flächen zu einem Strang zusammengefasst werden.

Der Aufbau eines Photovoltaik-Dachs mit Meyer Burger Tiles wird im Vergleich zur Installation einer Aufdach-Photovoltaik-Anlage Zeit sparen. Aufgrund der hochwertigen Komponenten ist es preislich im Premiumsegment anzusiedeln. „Das elegante Design ist optisch vollständig inte­griert und somit gerade für anspruchsvolle Architektur ideal“, sagt Ferrara. Ein genauer Preis wird erst vorliegen, wenn das Produkt ab Mitte 2023 im Dachdecker-Großhandel verfügbar ist. Bis dahin beziehen Wiesen und ausgewählte Kollegen Dachziegel für weitere Pilotprojekte direkt vom Hersteller.

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