Alles wird teurer und dies gilt auch für die Netzentgelte für Strom und Gas, die von den Haushalten zu zahlen sind. Nach einer ersten Auswertung der Ankündigungen der 1600 Strom- und Gasnetzbetreiber in Deutschland ist zum Jahreswechsel mit einem Anstieg um durchschnittlich 25 Prozent auszugehen, wie Lichtblick erklärte. Sie würden damit bei 82 Euro für Strom und 86 Euro für Gas im Schnitt liegen. Der Berechnung zugrunde gelegt hat Lichtblick einen Jahresverbrauch der Haushalte von 4000 Kilowattstunden Strom und 20.000 Kilowattstunden Gas.
Nach Aussage von Lichtblick würden die Preissteigerungen noch höher ausfallen. 13 Milliarden Euro sind aus dem EEG-Topf vom Bund an die Übertragungsnetzbetreiber überwiesen worden. Die Erhöhungen zeigten nun, dass sich die jährlichen Kosten für die Übertragungsnetzbetreiber in nur kurzer Zeit von 2,9 auf 18 Milliarden Euro erhöht hätten. Wenn die großen regionalen Verteilnetze noch inkludiert würden, dann stiegen die Gesamtkosten Lichtblick zufolge von 25 auf weit mehr als 40 Milliarden Euro.
Der Hamburger Ökostrom-Anbieter spricht von einer „historisch einmaligen Kostenexplosion“. „Zugleich ist Transparenz Fehlanzeige. Die Netzbetriebe müssen ihre Bücher offenlegen und ihre Kosten nachvollziehbar begründen. Denn es ist zweifelhaft, ob sich die Mehrkosten allein durch höhere Energiepreise erklären lassen“, so Markus Adam, Chefjurist von Lichtblick. Er forderte eine Aufarbeitung der Kostenexplosion, die durch die Bundesnetzagentur oder Landesnetzagentur als Aufsichtsgremien der Netzbetreiber erfolgen müsse. „Sonst steht der Verdacht im Raum, dass Haushalte und Unternehmen deutlich zu viel für die Netze zahlen“, so Adam.
Daneben fordert Lichtblick auf mehr Effizienz bei den Netzen. So sollten Verteilnetzgebiete beim Strom von rund 900 auf 25 reduziert werden. Auch plädiert das Unternehmen für nur noch ein einziges Übertragungsnetzgebiet für Deuttschland. „Weniger Netzgebiete bedeuten geringere Kosten und eine effizientere Struktur für eine schnellere Energiewende“, sagte Adam.
Erst zum Monatsanfang hatten die vier Übertragungsnetzbetreiber angekündigt, dass sie 2023 erstmals einheitliche Netzentgelte von 3,12 Cent pro Kilowattstunde erheben wollten. Dies bedeutet für die Regelzone von Tennet eine leichte Reduktion verglichen mit den aktuellen Netzentgelten von 3,29 Cent pro Kilowattstunde. In den übrigen Regelzonen steigen die Kosten damit im nächste Jahr etwa an – am stärksten im Gebiet von Amprion, wo aktuell 2,94 Cent pro Kilowattstunde gezahlt werden müssen.
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Zitat aus dem Artikel.
Der Hamburger Ökostrom-Anbieter spricht von einer „historisch einmaligen Kostenexplosion“. „Zugleich ist Transparenz Fehlanzeige. Zitat Ende.
Neben dem EEG Konto, eine weitere „Nebelkerze“ in unserem Strommark.
Aber wenn ein EEG Selbstvermarkter, aufgrund eines politischen Fehlschusses, Übergewinne macht, ist die Aufregung groß.
Hilfe, mein Stromanbieter hat den Strompreis für Heizstrom von 22cent auf 47cent erhöht. Unser Verbrauch beträgt ca. 9000 kW pro Jahr. Kann man dagegen etwas tun?
@ Christel.
Wir haben da schon seit einigen Jahren was dagegen getan. Alle Möglichkeiten mit PV belegt, das Gebäude gedämmt, eine Wärmepumpenheizung installieren lassen, und ein Heimspeicher wird gerade angeschlossen. Der Gasanschluss ist verplombt, und unser E-Auto fährt 100 Km für 1,20 Euro vom eigenen Dach. Bei den allabendlichen Energiediskussionen, komme ich mir vor, wie auf einem anderen Stern.
Weniger Strom verbrauchen
Hallo Christel, wir haben ähnliche Probleme bezüglich der Preissteigerungen.
Vor allem aber haben wir einen ähnlich hohen Stromverbrauch und können uns trotz Kontrolle und Überprüfungen das nicht erklären.
Können wir uns darüber per Mail austauschen ?
Mit freundlichen Grüßen
Dietmar Klein
Der Artikel erhärtet leider einen fürchterlichen Verdacht: Energieunternehmen nutzen die Gunst der Stunde, um zu den realen Preissteigerungen bei der Energiebeschaffung durch den Ukraine-Krieg gleich noch ein Vielfaches drauf zu schlagen und so Fette Gewinne ein zu streichen. Dass dabei letztlich die gesamte Wirtschaft des Landes vor die Hunde gehen kann, ist den skupellosen „Kriegsgewinnlern“ Wurst. Hauptsache sie haben ihre Schäfchen im trockenen, bevor es soweit ist oder vielleicht denken sie erst gar nicht so weit, dass es ihnen auch irgendwann schlecht geht, wenn sich keiner mehr ihrer Energie leisten kann. Wie schon in ein anderen Kommentar gesagt, müssen die Versorger unbedingt von der Politik gezwungen werden, die Berechnungsgrundlage ihrer schamlosen Preissteigerungen transparent offen zu legen. Die schon Mal diskutierte Übergewinnsteuer erscheint in diesem Zusammenhang ebenfalls sinnvoll bis dringend notwendig. Warum hört davon nichts mehr?