pv magazine: Die Strom- und Gaspreise sind drastisch gestiegen. Wie sind wir eigentlich hier angekommen?
Mirko Schlossarczyk: Der Krieg in der Ukraine, der damit einhergehende Lieferstopp von Erdgas aus Russland, sowie die Knappheit der Stromerzeugungskapazitäten in Mitteleuropa sind die ganz zentralen Treiber für die Strompreise. Am Day-Ahead-Markt wird der Preis nach der Merit-Order-Kurve gebildet. Das Kraftwerk was als Letztes zur Nachfragedeckung benötigt wird, bestimmt mit seinen Stromgestehungskosten den Strompreis. An dieser Position befinden sich derzeit die Gaskraftwerke. Deren Stromproduktionskosten sind sehr hoch. Jedoch wird deren Erzeugungskapazität benötigt und sie setzen damit den Preis.
Gaskraftwerke kamen doch eher in der flexiblen Versorgung oder wärmegeführten Versorgung zum Einsatz. Warum sind sie jetzt so preisbestimmend?
Weil das Angebot am Strommarkt so gering ist. In diesem Jahr haben wir massive Probleme im französischen Kernkraftwerkspark. Mehr als die Hälfte der Kernkraftwerke sind ausgefallen und immer noch nicht am Netz. Der heiße Sommer und die Dürre sorgten dann auch noch dafür, dass die Wasserkraftwerke in Europa nur 75 Prozent der Strommenge, gegenüber einem Referenzjahr lieferten. Auf der Nachfrageseite hat der heiße Sommer zudem dafür gesorgt, dass die Klimaanlagen mehr liefen. Das hat zu einer Stromknappheit am Markt geführt. Es werden dementsprechend alle verfügbaren Kraftwerke benötigt. Also auch Gaskraftwerke, trotzdem sie so teuer sind.
Um den hohen Preisen etwas vorzubeugen wird erwägt einen Strompreisdeckel von 180 Euro pro Megawattstunde an der Börse einzuziehen. Ihre Analysen ergeben, dass so ein Deckel im Jahr 2023 an 5.500 Stunden im Jahr greifen würde. Haben wir denn bis 2023 immer noch nicht genügend LNG-Terminals. Und sind die französischen Kernkraftwerke immer noch vom Netz?
Die Erdgaspreise liegen an den Terminbörsen weiterhin deutlich über dem Vorkriegsniveau. Daran ändern auch die drei neuen LNG-Häfen wenig. Diese Kapazität kann nur ansatzweise die Gasmenge aus den russischen Pipelines ersetzen. Das heißt, es wird auch auf Sparmaßnahmen ankommen. In der Industrie sind bereits Einsparungen von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahresverbrauch zu beobachten. Im Endverbrauchersegment bewegt sich allerdings fast nichts. Für die Stabilität der Versorgungssicherheit im europäischen Markt, sollte EDF so schnell wie möglich alle Kernkraftwerke wieder ans Netz bringen. Das Thema wird uns aber vermutlich bis ins nächste Jahr hinein begleiten. In Deutschland steht der Kernenergieausstieg auf der Agenda. Zum Jahresende sollen die letzten drei Blöcke vom Netz gehen. Sofern dass der Fall sein sollte, haben wir auch im deutschen Markt im nächsten Jahr eine zunehmende Angebotsknappheit. Übrigens würden auch an vielen dieser 5.500 Stunden Steinkohlekraftwerke, die explizit vom Preisdeckel ausgenommen sind, preissetzend sein. Deren Stromgestehungskosten liegen, wegen der hohen Steinkohle- und CO2-Preise, inzwischen auch bei über als 180 Euro pro Megawattstunde.
Sie sagten die LNG-Häfen würden nicht ausreichen, um das russische Gas zu ersetzen. Was sind denn aktuell unsere Optionen das Gas zu ersetzen?
LNG wird als Allheilmittel gefeiert, ist aber kurzfristig gar nicht in den notwendigen Mengen zu beschaffen. Minister Habeck und Bundeskanzler Scholz waren im Nahen Osten und in Kanada, um über LNG-Lieferungen zu verhandeln. Die Lieferkapazitäten dieser Länder sind allerdings langfristig an asiatische Staaten gebunden. Hinzu kommt, dass diese Staaten eine lange Lieferdauer und sehr hohen Abnahmemengen als Bedingung für LNG-Lieferungen stellen. Dazu ist die Bundesregierung wohl nicht bereit. Denn Gas soll, unter klimapolitischen Gesichtspunkten, in der Stromerzeugung nur eine Brückentechnologie und keine langfristige Alternative sein.
Über welche Lieferzeiträume reden wir hier?
Bei LNG sprechen wir von Langfristverträgen von mindestens 20 Jahren, in der Regel sogar noch länger. Um die CO2-Minderungsziele in der Stromerzeugung einzuhalten, müssten man bis dahin aber schon längst auf Wasserstoff umgestiegen sein. Zudem sind Abnahmemengen gewaltig. Sie überschreiten, was für die Verstromung überhaupt notwendig wäre. Ein Weg könnte sein, solche Lieferverträge über die EU zu verhandeln.
Welche Lieferanten gibt es sonst noch?
Ein weiterer Lieferant sind die USA, die künftig eine zentrale Rolle für Europa spielen werden. Dafür müssen aber zunächst die notwendige Infrastruktur und die Transportkapazitäten aufgebaut werden. Neben den drei Häfen in Deutschland wären dann noch Anlandepunkte für Osteuropa notwendig. Zudem müssten Pipelines von der iberischen Halbinsel nach Frankreich fertiggestellt werden, die in den letzten Jahren seitens Frankreichs politisch blockiert wurden. Weiterhin gibt es noch Norwegen und die Niederlande, die für einen gewissen Zeitraum ihre Liefermengen deutlich erhöhen können. Die Norweger können das wahrscheinlich nur bis 2030, dann sind auch deren Kapazitäten rückläufig. In den Niederlanden ist es eine etwas unglückliche Situation. Die Niederländer legen ein großes Gasfeld in Groningen still, weil es dort Erdbeben gab. Insgesamt wird es darauf hinauslaufen, das aktuelle Angebot zu erhöhen, die Lieferquellen zu diversifizieren und gleichzeitig die Nachfrage zu senken.
Sie sprachen es vorhin schon an. Wenn es so eine Angebotslücke beim Strom gibt, welche Auswirkung hat es, die letzten drei Atomkraftwerke jetzt abzuschalten?
In der Vergangenheit, mit einem Überangebot von Erzeugungskapazitäten in der Grundlast, wurden Gaskraftwerke in der Regel nur zu Spitzenlastzeiten eingesetzt. Inzwischen ist es so, dass Gaskraftwerke durchaus häufiger benötigt werden, da das Grundlastangebot infolge Kernenergie- und Kohleausstieg sukzessive zurückgegangen ist. Sofern die Kernkraftwerke am Netz blieben, hätte das natürlich einen preismindernden Effekt auf den Strompreis. Er wäre vergleichsweise gering, aber er wäre da. Zudem würde es zu Gaseinsparungen im Stromsektor führen. Damit wären zusätzliche Mengen für den Verbrauch in der Industrie oder in den Haushalten verfügbar. Auch aus diesen Gründen wäre es zu empfehlen, die drei Kernkraftwerksblöcke weiterlaufen zu lassen, um jede verfügbare Kapazität ans Netz zu bringen, um die angespannte Situation etwas zu entschärfen. Im Übrigen gilt das auch für die Steinkohlekraftwerke, aus der Netzreserve und der Sicherheitsbereitschaft, die so schnell wie möglich an den Strommarkt zurückkehren sollten.
Wie groß wäre denn der positive Effekt auf den Strompreis?
Wenn man die drei Kernkraftwerke am Netz lassen würde, haben wir im Jahresmittel 2023 einen strompreismindernden Effekt von etwa 15 Euro pro Megawattstunde berechnet. Man darf aber nicht außer Acht lassen: Wenn infolge eines Weiterbetriebs der AKW die Gasverstromung zurückgeht, könnte die Gaseinsparung im Strommarkt in 2023 ungefähr 14 Terawattstunden betragen.
Auf welchen Zeitraum sollten Unternehmen und Haushalte sich einstellen über den hinweg die Energiepreise hoch bleiben?
Im Strommarkt ist ein ganz zentraler Punkt die Höhe des Gaspreises und die Ausbaugeschwindigkeit der erneuerbaren Energien. Auch politische Maßnahmen, wie die angestrebte Gaspreisbremse sind hier zentrale Instrumente. Zumindest im Strom-Großhandelsmarkt rechnen wir noch bis Ende der 2020er Jahre mit Preisen deutlich über 100 Euro pro Megawattstunde im Jahresmittel.
Was hat man während vergangener Energiekrisen gemacht, um Strompreise zu senken oder Versorgungsengpässe aufzulösen?
Während der Ölkrise in den Siebzigern wurde beispielsweise in Frankreich und Deutschland politisch der Bau von Kernkraftwerke forciert, um unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden. Ansonsten waren die Energiemärkte in der Vergangenheit weitestgehend in sich geschlossen. Es gab Langfristverträge zur Energiebereitstellung und Preisfindung. Bis Ende der 90er Jahre existierten in Europa keine Strombörsen. Der Markt, soweit man ihn so bezeichnen kann, war höchst ineffizient und intransparent. Deswegen auch immer wieder der Appell: Die Merit-Order-Kurve zur Preisfindung am Strommarkt mag möglicherweise nicht perfekt sein, aber Sie ist das beste Instrument was wir heute kennen, um einen transparenten und effizienten Markt zu schaffen. Die derzeit hohen Strompreise sind ein Indikator für Knappheiten. Hohe Preise sind ein Symptom, jedoch nicht die Ursache des Übels. Und hohe Strompreise sind ein Anreiz jetzt spürbar in erneuerbare Energien zu investieren. Die Refinanzierungszeiten für Wind und Photovoltaik sind attraktiv. Vor diesem Hintergrund mag ein Strompreisdeckel von 180 Euro pro Megawattstunde kontraproduktiv sein. Investitionen werden nicht attraktiver, wenn Erlöse gekappt werden.
Aber haben die Betreiber jemals mit so hohen Preisen gerechnet? Sie erhalten doch schon locker das Dreifache von dem was vor der Krise ausgereicht hat, um in eine Photovoltaik-Anlage zu investieren.
Das sollte allerdings in einer Marktwirtschaft und in einem liberalisierten Markt keine Rolle spielen. Auch diese Kraftwerke decken den Strombedarf in Deutschland und sie werden benötigt. Dann sollen sie auch genau den Preis bekommen, der diese Knappheit widerspiegelt. Strom ist ein homogenes Gut. Wir haben einen liberalisierten Strommarkt der Knappheiten aufzeigt. Es geht jetzt nicht darum Neiddebatten anzustoßen oder zu entscheiden, was wem zusteht. Die Erneuerbaren sind über einige Jahre auch mit geringen Marktwerten konfrontiert gewesen. Beim Wind haben wir in den vergangenen Jahren fast keinen Zubau gesehen, bei der Photovoltaik ist auch vieles im Dornröschenschlaf. Wenn die Politik eingreift und Preisgrenzen setzt, wird die Investitionssicherheit sicher nicht steigen.
Das Argument ist doch aber, dass 18 Cent pro Kilowattstunde trotzdem noch eine enorme Rendite für Kraftwerksbetreiber darstellen. Warum sollten die nicht genügend Anreize für neue Investitionen finden?
Richtig, aber solche Preise beziehungsweise hohen Renditen sieht man in funktionierenden Märkten in der Regel nicht konstant über einen langen Zeitraum. Wenn die Renditen so hoch sind, setzt es üblicherweise Investitionsanreize und infolge des gesteigerten Angebotes sinken Preise dann auch wieder. Deswegen ist die Merit-Order grundsätzlich ein geeignetes Instrument, um transparent und effizient ein Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage zum günstigsten Preis herzustellen.
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Wer in Anbetracht solcher absurd hohen Preise noch von Neiddebatten spricht und dieses ( in der Krise) völlig versagende Merit Order Prinzip noch verteidigt, der hat meines Erachtens nicht verstanden, welche Brisanz das für den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft bedeutet. Das hält keine Gesellschaft mehr aus und ist Sprengstoff für jede Demokratie…
Außerdem finde ich die pauschale Aussage, dass der Strompreis dauerhaft so hoch bleiben wird, zumindest fragwürdig. Jeder weiß doch, dass wir mit immer mehr Erneuerbaren wahrscheinlich schon in 2-3 Jahren in Bereiche kommen werden, wo wir zeitweise 100% mit Grünstrom erreichen werden… das wiederum bedeutet natürlich sinkende Preise in diesen Phasen. Will sagen, dass wir alle mit Flexibilität und passenden Stromtarifen diese Sektorenkopplung mit Überschüssen machen werden können, das kann dann in der Jahresbilanz sogar in sinkenden Preisen resultieren… zumindest zum Ende des Jahrzehnts mit angepeilten 80% regenerativen Anteil im Strommix, wobei Wärmepumpe oder E-Auto als große Überschussabnehmer wirken können.
Ich wünschte es wäre so. Die Planungszeit für Windparks liegt im Bereich von 5-7 Jahren im Schnitt. Die Vorgängerregierungen haben die Windbranche an die Wand gefahren. Selbst wenn man heute im Eiltempo wieder in die Planung ginge so würde es deutlich mehr als 2-3 Jahre dauern bis wir in Richtung temporär 100% Erneuerbare kämen. Das verschlafene Jahrzehnt lässt sich nicht in Kürze einfach wieder gut machen. Wir sind noch immer weit entfernt von es wird besser. Man sehe nach Amerika wo man die Erneuerbaren mit aller Gewalt voranbringt. Europa schläft weiter vor sich hin und träumt von neuen Mini-Akws die vermutlich in 15 Jahren noch nicht laufen. Veraltete Kraftwerke wohin man sieht. England, Frankreich, Belgien. Andere Länder wie Italien haben selbst die alten Kraftwerke nicht und sind auf den Import aus Frankreich angewiesen. In Frankreich stehen 58 komplett runter gekommene veralterte AKW´s. Wie sollen die denn so schnell ersetzt werden? Der Strompreis in Europa, er wird auf sehr hohem Niveau bleiben. Für lange Zeit. Herzlichen Dank an Peter Altmeier und seine Freunde von der FDP.
Das sehe ich deutlich positiver. Photovoltaik wird durchstarten und wird nur noch gebremst durch Arbeitskräfte und Ressourcen, auch Wind wird (mit etwas Verzögerung) sehr viel schneller ausgebaut, als bislang. Die 80% sind das Ziel, die Notwendigkeit ist mehr denn je von allen Beteiligten gesehen… selbst aus konservativsten Kreisen, welche bislang nur gebremst haben… und ich schätze Habeck so ein, dass er das durchzieht, es ist ja durchaus schon etwas geschehen… wir werden sehen.
„…, aber solche Preise beziehungsweise hohen Renditen sieht man in funktionierenden Märkten in der Regel nicht konstant über einen langen Zeitraum. Wenn die Renditen so hoch sind, setzt es üblicherweise Investitionsanreize und infolge des gesteigerten Angebotes sinken Preise dann auch wieder.“
Jetzt könnte Hr. Diehl wieder seinen Einwand bringen, daß EEG Strom nur virtuell gehandelt wird und deswegen nicht preisdämpfend wirkt, egal wieviel zur Verfügung steht. Und die Kraftwerksbetreiber haben doch garkein Interesse mehr zu investieren und dann vielleicht irgendwann vorhandenen konventionellen Kraftwerkspark runterzufahren, das sind doch schöne Gewinne! Also für mich der entscheidende Denkfehler in der Argumentation des liberalen „Laßt-das-mal-den-Markt-machen“.
Christian Kuppler schreibt.
Und die Kraftwerksbetreiber haben doch garkein Interesse mehr zu investieren und dann vielleicht irgendwann vorhandenen konventionellen Kraftwerkspark runterzufahren, das sind doch schöne Gewinne! Also für mich der entscheidende Denkfehler in der Argumentation des liberalen „Laßt-das-mal-den-Markt-machen“.
@ Christian Kuppler.
Wir streben doch eine mehrheitlich beschlossene Energiewende an. Eine Wende hin zu Erneuerbaren Energien ( EE ). Das wird nicht zu erreichen sein, wenn man die Hauptakteure, nämlich die EE, aus diesem Prozeß ausschließt.
Wie hier geschehen
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Die EE werden seit 2010 als Überschuss an der Börse verramscht, mit der Folge, dass der Preis dämpfende Merit Order Effekt bei den nicht privilegierten Stromverbraucher nicht an kommt. Das Gegenteil ist der Fall, für die steigt sogar noch die EEG Umlage, wenn Sonne und Wind – Merit Order bedingt – die Börsenpreise senken.
Siehe hier:
https://www.iwr-institut.de/images/seiteninhalte/presse/grafiken/strompreis_terminmarkt.png
Alleine von 2011 bis 2016 haben sich die Beschaffungskosten der Versorger fast halbiert, und genau deswegen hat sich für deren Kunden die EEG Umlage von3,530 auf 6,354 Cent/kWh erhöht.
Sie sehen, wenn der Markt regeln soll, müssen auch die Rahmenbedingungen, auf das Ziel Energiewende abgestimmt sein.
Natürlich wirkt der Strom aus Erneuerbaren auch im jetzigen System preisdämpfend. Warum ist denn der Börsenpreis im Sommer Mittags (= mitten in den Lastspitzen) oft auf dem Tagestief. Und wo wäre er um die selbe Uhrzeit ohne die preisdämpfende Wirkung des Solarstroms? Die Preisdämpfung passiert schlicht dadurch, dass teure Kraftwerke aus dem Marktgedrängt werden, wenn genug billigere Kraftwerke vorhanden sind. Und genau da ist aktuell die Krux: Es rächt sich bitter, dass man vor ein paar Jahre auf massiv aus die Ausbaubremse getreten hat, weil man fürchtete die Erneuerbaren wären zu teuer. Und das genau an dem Punkt, als sie eigentlich marktfähig wurden.
Das Schöne an den Erneuerbaren ist ja, dass die Investitionen in Erneuerbaren auch unabhängig von dem passieren, was die konventionellen Kraftwerksbetreibern machen. Wenn man ihnen das passende Marktumfeld gibt.
Und die konventionellen Kraftwerksbetreiber (siehe z.B. die Investitionen von RWE) investieren ebenfalls auf hohem Niveau in erneuerbare. Was auch logisch ist, wenn sie nicht in spätestens 10 Jahren aus dem Markt gefegt werden möchten.
Sorry aber exakt am Beispiel RWE kann man sehen, dass in Deutschland nahezu gar nicht investiert wird. RWE baut auf der ganzen Welt blos in Deutschland nicht. Denen ist die Energiewende in Deutschland völlig egal. Die bauen da wo es sich am meisten lohnt und das ist schon lange nicht mehr in Deutschland. Das Wachstum der Erneuerbaren hängt mehr und mehr auch an Lieferketten weil kaum mehr was aus Europa kommt. Immer mehr Hersteller wenden sich anderen Märkten zu weil dort mehr zu verdienen ist. Auch hier wieder das Beispiel Amerika. Unser Zubau mag auf höherem Niveau als die letzten Jahre gelingen aber etwas mehr reicht nicht. Der Zubau müsste verzehnfacht werden. Dafür fehlt es an Material, Arbeitskräften und nach wie vor an politischen Willen. Herr Habeck kämpft allein an einsamer Front. Die anderen Parteien heucheln blos und tun so als würden sie etwas machen wollen. In der Tat hatten sie dazu viele Jahre Zeit und haben alles blockiert.
Krid schreibt.
Natürlich wirkt der Strom aus Erneuerbaren auch im jetzigen System preisdämpfend. Warum ist denn der Börsenpreis im Sommer Mittags (= mitten in den Lastspitzen) oft auf dem Tagestief. Und wo wäre er um die selbe Uhrzeit ohne die preisdämpfende Wirkung des Solarstroms?
@ Krid
Natürlich wirken die EE preisdämpfend, aber doch nicht für Sie als nicht privilegierter Stromverbraucher. Und das tritt doch gegenwärtig besonders zutage. Nach der gegenwärtigen Gesetzeslage profitieren die folgenden Akteure davon.
Siehe hier::
Zitat: Diese zwei Artikel beantworteten sehr gut unsere Frage, wer eigentlich an der Strombörse einkauft. Denn es wurde immer nur von Versorgungsunternehmen, Stromhändlern, industriellen Großkunden und Banken gesprochen. Nun wissen wir dazu gehören auch die Stadtwerke und Unternehmen, wie E.ON, RWE usw. Es gibt also keinen Zwischenhändler mehr. Der Grund dafür, dass Unternehmen wie RWE auch an der Börse einkaufen, obwohl sie selbst rund 30 Kraftwerke besitzen und somit eigentlich genug Strom produzieren, ist einfach. Es gibt Tage, da ist der Strompreis an der Börse so günstig, dass eine Eigenproduktion viel teurer wäre. Daher werden dann die Kraftwerke gedrosselt und lieber günstig eingekauft. Zitat Ende.
Es sei denn Sie wechseln zu einem Anbieter, der Ihnen davon was zukommen lässt. Was aber jetzt auch nicht mehr geht nach dem die Börsenpreise steigen, und diejenigen, die seither die Verbraucher auch haben merken lassen, dass Sonne und Wind keine Rechnungen schicken, Insolvenz anmelden mussten.
Die einzige Möglichkeit, dass der normal sterbliche Stromverbraucher was abbekommt vom preisdämpfenden Merit Order Effekt, ist die Folgende.
Die Erneuerbaren ( EE ) müssen wieder „Physisch“ gewälzt werden, wie es bis 2010 der Fall war.
Siehe hier unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Das heißt die EE müssen wieder „zwingend“ den Versorgern mit Ökobändern zugeteilt werden.
Dann passiert Folgendes.
Siehe hier das vierte Bild von oben, wie nach Angebot und Nachfrage die Preise und der Bedarf ermittelt wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Bei gegenwärtig mehr als 40% EE in den Netzen, haben die Versorger, prognostiziert mindestens 20 bis 30% schon in ihrem Portfolio. Dem entsprechend müssen sie an der Börse weniger nachfragen. Infolge dessen sinkt auf der Grafik N1 auf N2 und dadurch P1 auf P2., weil die teuren Gaskraftwerke in der Merit Order Reihenfolge nicht mehr zum Zuge kommen.
Zu aufwändig und teuer hieß es 2010 in der Begründung für diese Änderung des Wälzmechanismus.
Wie einfach das geht, zeigt einer der der Energiewende wohlgesonnen ist..
Siehe hier:
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Zitat:…Wir verstehen uns als Labor der Energiewende. Unser Netzgebiet umfasst mit dem Nordosten etwa ein Drittel Deutschlands. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch rechnerisch bei 49,5 Prozent. Wir werden in diesem Jahr deutlich oberhalb von 50 Prozent liegen. Es gibt keine andere Region, die vergleichbar viel nicht stetige Energien, wie Solar- und Windstrom, sicher ins System integriert hat. Die Versorgungssicherheit ist derweil sogar noch gewachsen.
Es gibt inzwischen gute Vorhersagen, wie viel Wind- oder Solarstrom voraussichtlich ins Netz eingespeist werden wird. Das weicht bei Wind nur noch um etwa zwei Prozentpunkte von der Realeinspeisung ab Zitat Ende.
Man sieht, mit den 25 bis 30% die ich oben als weniger Nachfrage angenommen habe, liege ich am untersten Rande.
Für die Fans der AKWs hier noch eine Rechnung für den Abbau der Schrottmeiler die der Guardian für GB aufmacht:
https://www.theguardian.com/environment/2022/sep/23/uk-nuclear-waste-cleanup-decommissioning-power-stations?CMP=share_btn_tw
Abbauzeitraum: 100 Jahre
Kosten: viele Hunderte Mrd. GBP, die nicht im Strompreis enthalten sind, sondern aus Steuermitteln finanziert werden müssen.
In D. und überall ist das genauso, wie eine Doku über den Abriss des AKW Greifswald dieses Jahr aufzeigte.
RGS schreibt.
Für die Fans der AKWs hier noch eine Rechnung für den Abbau der Schrottmeiler die der Guardian für GB aufmacht:
@ RGS
Und hier eine Rechnung für den Fall, dass sie weiterlaufen.
Siehe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Ganz links auf der Merit Order Kurve werden sie mit den niedrigsten Gestehungskosten eingespeist, und nach dem teuersten Kraftwerk ganz rechts bezahlt. Deshalb nennt man doch abgeschriebene AKW im Volksmund auch „Gelddruckmaschinen“
Und was den Strompreis betrifft sind wir wieder bei.. „Physisch und Virtuell“
Wenn die Erneuerbaren noch „Physisch“ gewälzt würden, wie es bis 2010 der Fall war, siehe hier unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
würden bei gegenwärtig etwa 40% EE, Strom physikalisch im Netz, dieser EE Strom einen weitaus größeren Verdrängungs Effekt ( Merit Order ) bewirken, als 8% AKW Strom.
Schon alleine die Bezeichnung „Physikalische Wälzung“ macht deutlich, wie verschleiert Lobbyisten das 2010 der Politik untergejubelt haben.
Wenn die gesagt hätten die Erneuerbaren dürfen zwar noch vorrangig eingespeist werden, aber nicht mehr vorrangig im Lande verbraucht werden, wäre selbst der unbedarfteste Politiker stutzig geworden. Das ist kein Vorwurf an die Politiker, die können in kürzester Zeit nicht Durchblicken.
Es war ja eine Ermächtigungsverordnung die da „Durchgewunken“ wurde.
Als Kind habe ich immer die Erwachsenen sagen hören „Geld regiert die Welt“ konnte aber nichts damit anfangen.
Ein Markt-Fundi.
Er hat das einmal so gelernt und darum will er nicht, dass sich dabei etwas ändert. Auch wenn das System Amok läuft und die Kollateralschäden verheerend sind.
Sorry, der Energiemarkt scheint sowas von verseucht!
Blick da überhaupt jemand der Verantwortlichen durch?
Gaskraftwerke werden seit geraumer Zeit zur Abdeckung von Spitzenlast eingesetzt und führen durch die gesetzte Merrit-Order-Berechnung zur Berechnung des Strompreises auf Mittelspannungsniveau.
Wenn deren Einsatzkosten durch jetzt die Decke gehen, sollte hier tunlichst über die Sinnhaftigkeit dieser Berechngsformel und damit eine grundsätzliche Änderung der Berechnung des Strompreises nachgedacht werden; und zwar schnell!
Wer ist hierfür verantwortlich? Gut bezahlte Staatssekritäre des Wirtschaftsministeriums? Bitte Schnell!
Der Artikel von Mirko Schlossarczyk als Partner beim Energiemarktanalyse-Unternehmen enervis energy advisors GmbH scheint nicht unbedingt frei von Verpflichtungen seinem Arbeitgeber gegenüber.
@Marian Willuhn; Warum dieser Artikel hier veröffentlicht wird bleibt erklärungsbedürtig?
Mit welchem Hintergedanken wird solch einem Statement hier im Forum überhaupt eine entspechende Plattform geboten?
Ein Strompreis sollte sich an dem Angebot der Teilnehmer orientieren.
Die wachsende Anzahl an Erzeugern der Erneuerbaren mit ihren recht geringen Erzeugerpreisen sollte sich auch im allgm. Strompreis wiederspiegeln.
Eine Strompreisbörse, wie die Vergangenheit gezeigt, ist nicht unbedingt hilfreich in der Findung der kostengünstien Stromlieferung und wird mehr als Störfaktor empfunden und sollte m.E. ersatzlos abgeschafft werden.
Haben die Marktteilnehmer, insbesondere die Stadtwerke keine anderen Möglichkeiten?
Hallo Thomas.I,
danke für Ihren Kommentar. Als Fachmedium in der Energiebranche führen wir Interviews mit verschiedenen Experten. Wenn die Großwetterlage am Energiemarkt thematisiert werden soll, gehören auch Energiemarktanalysten dazu. Der Hintergedanke ist, unseren Leserinnen und Lesern Zugang zu verschiedenen Experteneinschätzungen zu verschaffen. Wenn Sie sich für das Thema interessieren, kann ich Ihnen wärmstens unsere Rubrik „Meinung“ empfehlen. In den vergangen Wochen haben hier zahlreiche Gastautoren spannende Beiträge zur Lage am Strommarkt und der Notwendigkeit von Änderungen am Marktmechanismus verfasst.
Thomas I schreibt.
Der Artikel von Mirko Schlossarczyk als Partner beim Energiemarktanalyse-Unternehmen enervis energy advisors GmbH scheint nicht unbedingt frei von Verpflichtungen seinem Arbeitgeber gegenüber.
@ Thomas I
Da stimme ich Ihnen zu. Es sei denn der Herr Schlossarczyk ist tatsächlich nicht so ganz mit der komplexen Materie vertraut.
Zu erkennen ist das, meiner Meinung nach, an der folgenden Aussage.
Zitat;….Weil das Angebot am Strommarkt so gering ist. In diesem Jahr haben wir massive Probleme im französischen Kernkraftwerkspark. Mehr als die Hälfte der Kernkraftwerke sind ausgefallen und immer noch nicht am Netz Zitat Ende.
Das Angebot ist ja nur.. „Virtuell“ .so gering. „Physikalisch“ ist der Strom doch im Netz. Strom aus Erneuerbaren ( EE ) ist „vorrangig“ im Netz, wird aber seit der bekannten Ermächtigungsverordnung von 2010 nicht mehr im Versorgungssystem berücksichtigt, weil er separat an der Börse als „Überschuss“ verkauft werden muss.
Siehe hier unter Auswirkungen..
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Und wie das in der Praxis aussieht, hat das IWR treffend erklärt.
Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise. Zitat Ende.
Ich hoffe dass der Herr Schlossarczyk hier liest, und versuche ihm zu erklären., weshalb er das Angebot auf dem Strommarkt zu gering findet
Dazu siehe im folgenden Link das vierte Bild von oben, wo gezeigt ist, wie nach Angebot und Nachfrage, Bedarf und Preis für Strom ermittelt wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Wenn die EE noch wie es bis 2010 der Fall war physisch gewälzt würden, das heißt den Versorgern zwingend zugeteilt würden, hätten die „zwingend“ etwa 30 bis 40% Ökostrom in ihrem Vertriebsportfolio, und müssten an der Börse weniger nachfragen. Infolge dessen würde N1 auf der Grafik auf N2 fallen und entsprechend P1 auf P2 sinken.
Mann sieht „Virtuell“ ist nicht nur das Angebot zu gering, sondern auch die Nachfrage zu hoch. Da muss ja so was entstehen wie wir gegenwärtig erleben.
Fazit, wenn die EE wieder „physikalisch“ gehandelt werden, haben wir auch kein geringes Angebot auf dem Strommarkt.
Virtuell und Physikalisch, das sind die zwei Varianten, mit denen der Strommarkt für Viele nicht überschaubar abgewickelt wird. Offensichtlich hat der Herr Schlossarczyk auch noch einige Probleme damit. Das soll bei diesem komplexen System nicht unbedingt ein Vorwurf sein, sondern eher ein Hinweis, von einem der sich schon sehr lange damit beschäftigt. Hobbymäßig wohlgemerkt.
Wie das „Physikalisch“ aussieht kann man im Folgenden sehen.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153533/umfrage/stromimportsaldo-von-deutschland-seit-1990/
So lange die blaue Kurve noch so weit unter der „Null Linie“ verläuft, kann das Angebot nicht gering sein.
Besonders auffallend ist die Entwicklung seit 2010. Das ist die Phase, wo die Ermächtigungsverordmung wirksam wurde, und die EE als „Überschuss“ an die Börse verbannt wurden .Die einschlägigen Medien berichteten, dass für Millionen Euro Ökostrom ins Ausland verschenkt werden musste. Obwohl das gar nicht möglich sein kann, weil der dezentral erzeugte Ökostrom — physikalisch — gar nicht weiter kommen kann, als zum nächsten Verbraucher um der Ecke.
Ich schließe mich dem an was Thomas I schreibt.
Sorry, der Energiemarkt scheint sowas von verseucht!
Blick da überhaupt jemand der Verantwortlichen durch?
Von einem Marktanalysten wie Mirko Schlossarczyk für Energie könnte man eine kritische Bestandsaufnahme zum Thema Marktdesign/Marktordnung erwarten. Leider liefert er die aber hier nicht.
Die Begründung, die aktuelle Marktordnung sei gut, weil sie Strom teuer macht und damit Investitionen in Erneuerbare attraktiv, ist doch nur die Investorensicht.
Strom ist ein Gut der Daseinsvorsorge für die Menschen, wie Wasser und Gesundheitsversorgung.
Die Marktregeln haben sich dieser Prämisse zuerst unterzuordnen. Die aktuellen Marktregeln tun das nicht.
Thomas I schreibt.
@Marian Willuhn; Warum dieser Artikel hier veröffentlicht wird bleibt erklärungsbedürtig?
Mit welchem Hintergedanken wird solch einem Statement hier im Forum überhaupt eine entspechende Plattform geboten?
@ Thomas. I
Ich finde es gut wenn solche Artikel hier veröffentlicht werden.
Sie schreiben doch selbst, blickt da jemand der Verantwortlichen durch.
Das Gleiche gilt auch für die Experten, und Berater.
Deshalb ist es Zielführend, wenn die Ausführungen vom Herrn Schlossarczyk hier diskutiert werden. Ich habe seiner Expertise bezüglich dem geringen Angebot am Strommarkt mit meinem Kommentar vom 29 Sept. um 12.32 Uhr widersprochen. Bin mal gespannt, ob er dazu was erwidern kann.
wenn das stimmt was in den Artikel unten steht braucht es keinen zu wundern.
https://reitschuster.de/post/lieber-stromkunde-sie-werden-verarscht/?fbclid=IwAR0eRKR8ll65FvU_znErvTeKDoheZMhEuXyfQJ0YQdZghGBF424cPOn1Uso
@ Fritz Hofmann.
Ja das stimmt was da unten steht. Das sind die Schüsse, die auf die Energiewende gerichtet waren, und jetzt nach hinten los gehen.
Auslöser ist das, was ich hier das „Faule Ei“ nenne, das der Energiewende 2010 von Lobbyisten ins Nest gelegt wurde.
Siehe hier unter Auswirkungen
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung.
Die Erneuerbaren werden nicht mehr „Physisch“ gewälzt. Das heißt den Versorgern nicht mehr „Zwingend“ ihrem Vertriebsportfolio zugeteilt
Siehe hier wie es vor 2010, der oben verlinkten Ermächtigungsverordnung, war.
https://www.google.com/search?q=merit+order&oq=merit+order&aqs=chrome.0.69i59j35i39j0i433i512j0i20i263i512j0i67i131i433j0i512l2j0i67j0i512l2.5521j0j15&sourceid=chrome&ie=UTF-8
Und hier nach der Ermächtigungsverordnung
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Die Erneuerbaren sind links auf der Merit Order Angebotskurve nicht mehr vorhanden
Bis 2010, wo die Erneuerbaren den Versorgern zwingend zugeteilt wurden, konnten die teuren Gaskraftwerke nicht den Preis bestimmen, weil sie auf der Merit Order Angebotskurve von den Erneuerbaren verdrängt wurden. Seitdem die Erneuerbaren als Überschuss separat an der Börse, quasi verramscht werden müssen, ist das nicht mehr möglich.. Die Gaskraftwerke werden wieder gebraucht, und bestimmen den Preis.
Fazit: Wir nehmen seit 2010 etwa 35% Ökostrom aus dem offiziellen Versorgungssystem, benötigen deshalb mehr Gaskraftwerke, die den Strom verteuern. Weil dieser merkwürdige Prozeß „Physikalisch“ gar nicht möglich sein kann, hat man 2010 gleich mit beschlossen, dass Ökostrom nur noch „Kaufmännisch“ ( Virtuell ) gehandelt werden darf.
Siehe hier:https://www.google.com/search?q=merit+order&oq=merit+order&aqs=chrome.0.69i59j35i39j0i433i512j0i20i263i512j0i67i131i433j0i512l2j0i67j0i512l2.5521j0j15&sourceid=chrome&ie=UTF-8
Der Herr Schlossarczyk geht davon aus, dass das Strom Angebot zu gering ist. Dem habe ich mit Daten und Fakten belegt widersprochen.
Diese Fehleinschätzung des Herrn Schlossarczyk, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Interview.
Im folgenden versuche ich unter diesem Gesichtspunkt das Interview zu betrachten.
Frage, von PVM….Gaskraftwerke kamen doch eher in der flexiblen Versorgung oder wärmegeführten Versorgung zum Einsatz. Warum sind sie jetzt so preisbestimmend?
Antwort: Schlossarczyk,..Weil das Angebot am Strommarkt so gering ist..
Bemerkung von mir: Das Angebot ist „Physikalisch“ gar nicht gering, Lediglich das Versorgungssystem wurdet 2010, von Lobbyisten mit der bekannten Ermächtigungsverordnung so verunstaltet, dass es heute „Virtuell“ quasi missbraucht wird.. Die Erneuerbaren werden im offiziellen Versorgungssystem nicht mehr berücksichtigt, und werden seit 2010 als „Überschuss“ geführt. Wenn die wieder integriert würden, hätten wir die Probleme heute nicht.
Siehe hier unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Mit anderen Worten, die Versorger haben keinen Ökostrom mehr „Zwingend“ in ihrem Vertriebsportfolio, und müssen deshalb mehr an der Börse „Nachfragen.“
Dazu siehe im folgenden Link das vierte Bild von oben, wo nach Angebot und Nachfrage, Strombedarf und Preis ermittelt wird
https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Merit-Order
Wenn die Erneuerbaren noch „Physisch“ gewälzt würden, das heißt den Versorgern „Zwingend“ zugeteilt würden, müssten diese „zwingend“ an der Börse weniger Nachfragen. Auf der Grafik würde N1 „Zwingend“ auf N2 fallen, und entsprechend P1 „zwingend“ auf P2 sinken. Die Erneuerbaren könnte wieder – wie es bis 2010 der Fall war – Gaskraftwerke verdrängen, und dadurch ihren preismindernden Merit Order Effekt einbringen.
Man sieht an dieser Darstellung, wir haben kein geringes Stromangebot, sondern wir nutzen lediglich etwa 35% Ökostrom nicht, und haben deshalb an der Börse eine höhere Nachfrage. Das aber nur „Virtuell“, bei der Preisbildung wohlgemerkt. Denn „Physikalisch“ ist der Ökostrom ja vorrangig im Netz, und wird wenn der Peis stimmt als Schäppchen genutzt. Einschlägige Medien berichten dann, um die Netze nicht zu überlasten mussten wieder für Millionen Ökostrom ins Ausland verschenken werden. Alleine das müsste doch denen zu Denken geben, die von zu wenig Strom im Angebot sprechen.
Was wir ins Ausland exportieren, kann man am Folgenden sehen.
wie sich das nach 2010 entwickelt hat.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153533/umfrage/stromimportsaldo-von-deutschland-seit-1990/
Verschenkt wird da nichts, und schon gar kein Ökostrom. Denn der kommt – dezentral erzeugt – „Physikalisch“ nicht weiter bis zum nächsten Verbraucher um der Ecke.
Frage von PVM …Wie groß wäre denn der positive Effekt auf den Strompreis?
Antwort … Schlossarczyk,…Wenn man die drei Kernkraftwerke am Netz lassen würde, haben wir im Jahresmittel 2023 einen strompreismindernden Effekt von etwa 15 Euro pro Megawattstunde berechnet. Man darf aber nicht außer Acht lassen: Wenn infolge eines Weiterbetriebs der AKW die Gasverstromung zurückgeht, könnte die Gaseinsparung im Strommarkt in 2023 ungefähr 14 Terawattstunden betragen.
Bemerkung von mir: Wenn die 8% AKW Strom schon 15 Euro/Megawattstunde an Minderung bringen, und die Gasverdrängung ungefähr 14 Terawattstunden beträgt, kann man sich ja vorstellen, was 40% Erneuerbare auslösen könnten , , wenn sie denn berücksichtigt würden
Antwort, Schlossarczyk,
Die Merit-Order-Kurve zur Preisfindung am Strommarkt mag möglicherweise nicht perfekt sein, aber Sie ist das beste Instrument was wir heute kennen, um einen transparenten und effizienten Markt zu schaffen. Die derzeit hohen Strompreise sind ein Indikator für Knappheiten. Hohe Preise sind ein Symptom, jedoch nicht die Ursache des Übels.
Bemerkung von mir: Passt aber nicht zu der gegenwärtigen Gesetzeslage, weil die Erneuerbaren ihren preismindernden Merit Order Effekt gar nicht einbringen können, wie ich oben beschrieben habe.
Frage von PVM Aber haben die Betreiber jemals mit so hohen Preisen gerechnet? Sie erhalten doch schon locker das Dreifache von dem was vor der Krise ausgereicht hat, um in eine Photovoltaik-Anlage zu investieren.
Antwort: Schlossarczyk,…Das sollte allerdings in einer Marktwirtschaft und in einem liberalisierten Markt keine Rolle spielen. Auch diese Kraftwerke decken den Strombedarf in Deutschland und sie werden benötigt. Dann sollen sie auch genau den Preis bekommen, der diese Knappheit widerspiegelt
Bemerkung von mir. Das war ein Schuß ins Knie. der Altgedienten. Sollte ursprünglich ein Bremsklotz für den EE Ausbau werden.
Siehe hier meinen Kommentar vom 23 Sept. um11.38 Uhr.
https://www.pv-magazine.de/2022/09/19/diskussion-zur-uebergewinnsteuer-bremst-den-schnellen-photovoltaik-ausbau/#comments
@Hans Diehl
Zugegeben! Diskussion ist befruchtend und gehört zugelassen
Hallo Thomas I
Merken Sie wie zielführend es ist solche Interviews, mit Experten und Beratern in einem Fachforum, wie diesem hier zu veröffentlichen.
Offensichtlich haben wir dem Herrn Schlossarczyk, neue Erkenntnisse zum Nachdenken geliefert.
Damit ich nicht falsch verstanden werde. Das soll nun kein Vorwurf an den Herrn Schlossarczyk, sein, sonder lediglich darauf hinweisen, wie undurchsichtig verklausuliert unser Strommarkt Design gestaltet ist..
Zum Beispiel, wo es bei der bekannten Änderung von 2010 heißt die Erneuerbaren werden künftig nicht mehr „Physisch“ gewälzt, hätte man die Wahrheit auch deutlicher zum Ausdruck bringen können, und schreiben können, dass die Erneuerbaren nicht mehr „vorrangig“ im Lande verbraucht müssen. Da wäre nicht nur mancher Politiker stutzig geworden, sondern auch Inteviews hier, und wo auch sonst noch wären anders verlaufen.
@Hans Diehl, mal so ein Gedankenexperiment:
Wenn zukünftig mehr als 50% der Stromerzeugung den Erneuerbaren zuzuschreiben sind, wäre es doch angemessen, den bisherigen „Verrechnungsschlüssels“ entsprechend in der Form umzustellen und die Erneuerbaren nicht ständig außen vor zu lassen:
Freie Fahrt den Erneuerbaren mit ihren angebotenen Preisen; konventionelle Kraftwerke als ausgleichende „Lückenbüßer“ in Leistung und auch Preisen!
Dann müßte/ sollte auch deren Vergütung einem neu zu kreierenden Mechanismus zur Verrechnung erfolgen, in dem auch zusäzlich die Vergütung von Regelenergie mit untergebracht werden sollte
Mein Fazit: Wir brauchen ein neues Strommarktdesign!….dringend