Die Preise für Solarmodule sind in diesem Monat zum ersten Mal seit Februar dieses Jahres wieder etwas gesunken. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits bremst die Wechselrichter-Knappheit beziehungsweise die schlechte Verfügbarkeit elektronischer Bauteile den weiteren schnellen Zubau von Photovoltaik-Anlagen. Die Errichter haben ihre Lager voller Module, können diese aber nur eingeschränkt verbauen, wenn die zügige Fertigstellung der Gesamtanlage nicht gesichert ist. Weitere Module können sie bis auf Weiteres nicht gebrauchen und versuchen daher, die anstehenden Lieferungen möglichst weit hinauszuzögern. So bleiben die Großhändler und Hersteller auf Teilen ihrer Produkte sitzen, die sie dann versuchen müssen, anderweitig und gegebenenfalls mit Preisnachlass in den Markt zu bringen.
Andererseits hat sich nach der ersten Freude über die positive Stimmung im Hinblick auf den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien in der europäischen Politik im Allgemeinen und über die Ankündigungen innerhalb des „Osterpakets“ der Bundesregierung im Speziellen Ernüchterung breitgemacht. Dass die Handelspreise an der Strombörse in ungeahnte Höhen schnellen, müsste dem Marktwachstum ja eigentlich zuträglich sein, den Zubau exponentiell beschleunigen. Es vergeht jedoch kein Tag, an dem nicht über ein neues Strommarktdesign oder eine Erhebung einer Übergewinnsteuer auch bei Betreibern von Photovoltaik-Anlagen diskutiert wird – unter Umständen sogar rückwirkend. Das erzeugt Unmut und vor allem Unsicherheit in der Branche. Was dem zügigen Photovoltaik-Ausbau nämlich immer schon am meisten geschadet hat, ist die mangelnde Planungssicherheit.
Wie stellt sich die momentane Situation im Vergleich zu der vor dem Osterpaket und der aktuellen Entwicklung am Strommarkt eigentlich dar?
Früher gab es die im EEG festgeschriebene Einspeisevergütung über 20 Jahre, mit der man auskommen musste und die den Anlagenbetreibern eine mehr oder weniger vorhersehbare Wirtschaftlichkeit und Rendite bescherte, je nachdem wie optimistisch oder konservativ projektiert wurde. Banken bauten ihre Risikoabwägung in der Regel auf eher konservativen Szenarien auf und standen mit einer entsprechenden Finanzierung zur Seite. Heute ist die gesetzlich gesicherte Vergütungshöhe so gering, dass ein wirtschaftlicher Betrieb allein auf dieser Basis nicht mehr möglich ist, erst recht bei den momentanen Anlagenpreisen. Das ändert sich auch nicht wesentlich durch die neuesten Erhöhungen innerhalb des „Osterpakets“ auf 8,1 Cent pro Kilowattstunde, der Vergütung für Dachanlagen zwischen 400 und 1.000 Kilowattpeak. Auch damit kann die Volleinspeisung also nur eine Fall-Back-Lösung sein.
Der wirtschaftliche Betrieb von mittleren bis großen Photovoltaik-Anlagen ist also nur noch innerhalb von Power Purchase Agreements (PPAs) oder der Direktvermarktung möglich. Der Marktwert Solar ist mit aktuell 30 bis 40 Cent pro Kilowattstunde schon ein Vielfaches höher, als die bereits erhöhte EEG-Vergütung. Die alles entscheidende Frage ist natürlich: Wie lange bleibt es so? Da die feste Einspeisevergütung nur noch als eine Art „Versicherung“ gegen stark fallende Marktpreise dient, gibt es auch keinen Grund mehr für Kalkulation über nur 20 Jahre Anlagenbetrieb – die meisten Projektierer rechnen bereits mit 25 Jahren oder mehr. Dies ist jedoch eine sehr lange Zeit mit vielen Unwägbarkeiten. Theorien zur Entwicklung des zukünftigen Strompreises gibt es viele, doch an welche soll man sich halten?
Einige Annahmen gehen langfristig mit hohen Strompreisen von mehr als 20 Cent pro Kilowattstunde aus, andere tragen der Zunahme von solaren Erzeugungskapazitäten Rechnung und kalkulieren mit Werten gegen Null. Wenn sehr viele Windkraftanlagen oder Solarparks gleichzeitig produzieren, ist der Strom ohne gigantische Speicherkapazitäten beziehungsweise Umwandlungsmöglichkeiten (Power-to-X) schließlich nichts mehr wert. Noch andere Theorien gehen von einem komplett veränderten Marktdesign aus, etwa „Flatrate“-Stromtarifen oder anderen progressiven Modellen – der Endkunde bezahlt nur noch für den Stromanschluss, aber es ist egal, wie viel Strom er tatsächlich verbraucht. Diese Idee basiert auf den Veränderungen im Mobilfunk- und Internet-Markt, in dem heute auch nur noch Verträge zu monatlichen Festpreisen üblich sind. Bereits seit Jahren wird in Deutschland und Europa auch die Einführung eines Kapazitätsmarktes diskutiert.
Die angekündigten Steuererleichterungen hingegen bringen in dem angesprochenen Segment, welches einen wesentlichen Anteil zur Erreichung der allgemeinen Ausbauziele beitragen wird und daher dringend unterstützt werden muss, leider auch nur wenige Vorteile. Stattdessen wird ein Marktsegment begünstigt, welches auch vor dem „Osterpaket“ schon sehr lukrativ und daher erfolgreich war. Die diskutierte Einkommensteuerbefreiung betrifft schließlich nur Photovoltaik-Anlagen kleiner 30 Kilowattpeak. Der Grund, dass nicht noch mehr kleine Photovoltaik-Anlagen gebaut werden, liegt ja eher am gravierenden Mangel bei den verfügbaren Montagekapazitäten. Darüber hinaus betrifft es noch die Mehrfamilienhäuser, bei denen die Einkommensteuerbefreiung sogar bis 100 Kilowattpeak greifen soll. Dieses Marktsegment ist aufgrund anderer bürokratischer Hürden aktuell beinahe nicht existent und somit irrelevant. Das gleiche gilt dann auch für die Umsatzsteuerbefreiung für diese Anlagen. Ist nett gemeint, hilft aber uns nicht substanziell beim Erreichen der Ausbauziele. Hier müssen noch ganz andere Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit diese Projekte fliegen.
Nun also die Diskussion um eine zusätzliche Besteuerung der gewerblichen und Investoren-Anlagen, die von den oben erwähnten Steuererleichterungen ja unberührt bleiben und die nach Jahren des knappen Kalküls und der Ernüchterung ihren Betreibern nun endlich einmal Spaß und eine schöne Rendite bringen. Selbst bei starker zeitlicher Begrenzung der Abschöpfung von sogenannten „Übergewinnen“ – was auch immer genau darunter zu verstehen ist – bleibt der fade Beigeschmack, dass diese Form der Besteuerung ja jederzeit wiedereingeführt werden könnte, je nachdem wie die politische Wetterlage ist und die Volkswirtschaft dasteht. Planungssicherheit auf Basis des Bestandsschutzes wäre damit auch in Deutschland dahin, wie es ja bereits in einigen europäischen Nachbarländern der Fall ist. Eine Projektierung und die damit verbundene Wirtschaftlichkeitsrechnung muss dann also in Zukunft mit vielen Variablen und großen Sicherheitsabschlägen durchgeführt werden.
Eine wesentliche Intention der Politik war ja schon immer, die durch günstige Bedingungen einsetzenden wirtschaftlichen Erfolge einer Branche oder Technologie unter Kontrolle zu halten und einen Wildwuchs und eine Überförderung zu vermeiden – so weit so verständlich. Das Vorhaben kann jedoch schnell nach hinten losgehen, wie wir an der Energiepolitik in Deutschland unter der Führung der CDU in den vergangenen 16 Jahren gesehen haben. Im schlimmsten Fall wird eine solide Entwicklung abgewürgt und eine ausgereifte, zukunftsweisende Technologie wie die Windkraft und die Photovoltaik klein gehalten. Bis die Verantwortlichen dann merken, dass sie ohne einen dominierenden Anteil von erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieerzeugung nicht auskommen, ist es beinahe schon zu spät. Bitte lasst uns nicht schon wieder in diese Falle tappen. Den Akteuren in der Branche muss ausreichend Spielraum gegeben werden, dass notwendige Investitionen getätigt werden und der rasante Ausbau, wie wir ihn dringend brauchen, auch tatsächlich gelingt.
Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im September 2022 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 19.09.2022):
Über die Autoren:
Tobias Kurth ist Gründer und CEO der DETO Solarstrom GmbH. Seit 2010 projektiert und errichtet er mit seinen Firmen Photovoltaik-Anlagen in Deutschland. Die DETO Solarstrom GmbH betreibt aktuell bundesweit rund 100 Megawattpeak Photovoltaik-Anlagen, hauptsächlich als Aufdachanlagen. Dafür pachtet die Firma große Dachflächen auf Landwirtschafts-, Gewerbe- und Industriegebäuden, aber auch Freiflächen. Seit 2021 verschiebt sich der Fokus dabei zunehmend von Volleinspeisungsanlagen zu integrierten Eigenverbrauchslösungen von Mieterstrom bis Energie-Contracting.
Martin Schachinger ist studierter Elektroingenieur und seit über 20 Jahren im Bereich Photovoltaik und regenerative Energien aktiv. 2004 machte er sich selbständig und gründete die international bekannte Online-Handelsplattform pvXchange.com, über die Großhändler, Installateure und Servicefirmen neben Standardkomponenten für Neuinstallationen auch Solarmodule und Wechselrichter beziehen können, welche nicht mehr hergestellt werden, die aber für die Instandsetzung defekter Photovoltaik-Anlagen dringend benötigt werden.
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Diese oben genannte Deto betreibt 100 Megawatt Stromerzeugungsanlagen. Damit erzeugt sie 100 Gigawattstunden Strom im Jahr. Wollen Sie wirklich für diese 100 Millionen Kilowattstunden 40 bis vielleicht sogar 80 Cent haben, je nachdem wie sich die Preise entwickeln? Das sind dann vielleicht 50 Millionen Euro Einnahmen. Sie haben sicherlich mit weniger geplant um noch Gewinne zu erwirtschaften. Sie möchten einen hohen fünfstelligen Millionenbetrag ohne mit der Wimper zu zucken mitnehmen. Jetzt sind sie ja noch ein kleiner Fisch. EnBW hat im Norden von Berlin ein GWP Photovoltaikleistung aufgebaut. Sie haben zwar PPA Verträge abgeschlossen aber könnten theoretisch eine halbe Milliarde Euro im Jahr kassieren. Reicht hier denn eine Vergütung von 18 oder 20 Cent nicht aus? Einen Bonus darüber hinaus kann ich mir bei einem Invest in Speichertechnologie vorstellen, aber es will ja keiner Vorschriften haben wie er sein Geld anlegt. Die Freiheit mit dem Geld wieder einen Solarpark zu bauen oder die preiswerte Yacht eines Oligarchen zu finanzieren möchte jeder selbst entscheiden. Viele Rentner haben über 40 Jahre gearbeitet und bekommen jetzt vielleicht 800 € Rente. Auch Leute welche jetzt im Niedriglohnsektor arbeiten tragen oder haben zum Wohlstand vieler Unternehmen beigetragen. Mit dieser Einstellung lässt man diese Leute wieder im Regen stehen obwohl sie vom letzten Regen noch nass sind.
Bei einem PPA-Vertrag geht schon mal die Frage los, wem in diesem Fall in die Tasche gegriffen werden soll:
Dem Endverbraucher, der sich mit dem PPA vor Preissteigerungen absichern sollte? Weil er damit jetzt besser dasteht als seine direkten Konkurrenten, die sich u.a. auf Strom aus Russlandgas verlassen hatten, zu „Tagespreisen“?
Dem Erzeuger, der zwar weiterhin nur den unveränderten Erlös des PPA bekommt, bei dem man aber im Grunde differenzieren kann zwischen Übergewinnen bei der Stromerzeugung zu Marktpreisen und einen dummerweise verlustträchtigen PPA-Vertrag?
Soll in dem Fall auf die Beschlagnahmung des Stroms unter Marktwert verzichtet werden?
Wie wäre es, wenn beide Seiten des PPA zum selben Konzern gehören?
Ernst, ich teile hier völlig ihre Meinung.
Die Deto möchte sich hier gerne, mit grünem Anstrich, die Taschen auf Kosten der Bürger richtig voll machen. Solche Positionen schaden leider der ganzen Branche.
Da muss ich leider zustimmen. Ich arbeite selbst in der PV Branche, und jeder weiß dass die derzeitigen Preise für Solarstrom ausschließlich dem Merrit-Order-Prinzip des Stromhandels zuzuschreiben sind. Einnahmen von über 40 Cent sind weit über dem kalkulierten Gewinnen der Anlagenbetreiber und Investoren. Sicher ist der Ausbau der PV Technik einer der wichtigsten Voraussetzungen um die Ziele der Energiewende zu erreichen. Aber im Moment fahren einige Wenige fette Gewinne ein, während sehr viele Bürger nicht wissen wie sie ihren Strom bezahlen sollen. Das Merrit-Order-Prinzip funktioniert nicht bei Rohstoffmangel und Energieknappheit. Es führt zu unüblich hohen Energiepreisen auf der einen Seite, und damit zu unmoralisch hohen Gewinnen auf der anderen Seite. Wir PV-ler sind dabei unseren Idealismus zu verlieren und stellen uns auf die Seite großer Energiekonzerne. Ich bin daher dafür diese Gewinne höher zu besteuern, gleichzeitig sollte die Regierung den Ausbau der PV Energiegewinnung durch gezielte Förderung vorantreiben. Wir brauchen jetzt günstige Finanzierungen damit steigende Zinsen den Ausbau der EEn nicht ausbremsen.
Außerdem muss der Strompreis vom Gaspreis entkoppelt werden, indem es in Zukunft einen separaten Strommarkt für erneuerbare Energien geben sollte. Experten sprechen sich für diese Teilung des Strommarktes aus.
Wir sollte mit Solidarität und Sachverstand diese schwierige Zeit bewältigen. Einseitig hohe Gewinne bei gleichzeitig hohen Preisen führen zu sozialem Unfrieden, und das zu Recht.
Einen Marktwert von knapp uner 40 Cent gab es jetzt erst einmal in der Geschichte der Solarenergie, nämlich im August 2022. Bezieht man das auf eine Nutzungsdauer der Anlage von z.B. 400 Monaten, ergibt das einen Übergewinn von 0,1 Cent als Mittelwert über die Nutzungsdauer.
Die Inflation von 10% wertet hingegen die Erlöse nach EEG kräftig ab. Wer z.B. noch 100 Monate lang einen Erlös von 10 Cent/kWh erwartet hatte, der jetzt nur noch 9 Cent Kaufkraft hat, hat bereits mit dieser Inflation eines Jahres die zehnfache EInbußen hinzunehmen.
Wer eine Anlage günstig für 1200 Euro/kW gekauft hatte und jetzt einen Monat lang 40 Cent/kWh erzielte, und im August vielleicht 150 kWh/kW erzeugen konnte, der verdiente möglicherweise 60 Euro je kW entsprechend 5% der Investition (ode der Direktvermarkter verdiente das Geld). Das ist ganz ordentlich, aber die übrigen 95% der Investition müssen auch erst mal hereinkommen, bevor es ans Geldverdienen geht. Der Sommer ist bekanntlich endlich und durch Ausbauförderung und bei wieder sinkenden Anlagenpreisen wird es auch Preisdruck auf die PV geben.
Bei anderswo mal höhere Renditen erzhielt werden, z.B. eine jährliche Wertsteigerung von 10% für Wohnimmobilien in verschiedenen Großstädten, z.B. Berlin im letzten Jahrzehnt. Da rufen die Berliner Politiker nicht nach einer Abschöpfung der „Übergewinne“.
ich kann die Meinungvon Herrn Gruber nur unterstützen. Einen Gewinn auf das geleistete Investment will ich niemanden absprechen. Darum geht es auch nicht. Neue Investitionen werden getätigt, weil man sich daraus eine Rendite in den nächsten Jahren verspricht. Vergangene Gewinne sind aber nicht Voraussetzung dafür. Energie ist ein Grundbedürfnis jeden Menschens und darf nicht durch Spekulanten und Kapitaleigner beliebig preislich manipuliert werden. Hier ist jetzt Verantwortung gefragt und nicht die Gier darf das letzte Wort haben.
Eine Neid-Diskussion bringt hier gar nichts. Wir müssen den Photovoltaikausbau dringend auf das etwas 20-fache des heutigen Tempos beschleunigen, um die Klimaziele auch nur annähernd zu erreichen. Dafür sind Investitionen in unvorstellbarer Höhe notwendig – woher sollen die kommen wenn nicht von Firmen und Institutionen, die endlich einmal ein bisschen mehr verdienen, als sie zum Überleben unbedingt brauchen? Der Staat wird es wohl nicht richten – unsere Politiker sind ja leider jetzt schon reichlich überfordert, wenn man sich die Diskussion um einen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken anhört oder aber die Gasumlage…
Ich bitte die geschätzten Leser, mal etwas über den eigenen Tellerrand zu blicken und sich vorzustellen, welche Finanzierungsthemen und sonstige Herausforderungen in den nächsten Jahren auf uns zukommen. Danke!
eine akzeptable Rendite ist zwingend erforderlich, aber bei Preisen von vielleicht 10ct maximal sollte die gegeben sein. Dann gibt es auch keine Probleme, Investoren zu finden, denn eine sichere Rendite wurde und wird immer gesucht. Dadurch alleine wäre der Ausbau schon gewährleistet oder könnte durch eine maßvolle Anhebung der Vergütung (vermutlich aber wesentlich effektiver durch Beseitigung rechtlicher und bürokratischer Hemmnisse) weiter beschleunigt werden.
Wenn stattdessen ein Vielfaches am Markt erzielt wird, landen die als windfall profits in den Taschen der Betreiber und es ist keineswegs gesagt, dass diese potentiell gigantischen Übergewinne direkt in den weiteren Ausbau der PV fließen – schließlich wird jedem klar sein, dass diese Mondpreise nicht von Dauer sind. Die Versuchung wird daher groß sein, die Chips vom Tisch zu nehmen um sich einer Kasino-Terminologie zu bedienen – zum Schaden der Öffentlichkeit und des PV-Ausbaus.
Von den hohen Erlösen profitieren fast nur Anlagen mit über 100kWp, also klassische Investorenanlagen. Leute mit einer Anlage auf ihrem Wohnhaus sind nicht dabei, das bleibt häufig unerwähnt. Diese Privatleute könnten das gleiche Argument bringen, dass sie auch die hohen Erlöse brauchen für weitere Investitionen in eine größere Anlage, Speicher, Dämmung usw. Und irgendwann kommen immer mehr aus noch ganz anderen Bereichen mit diesem Argument…
Das Problem ist einfach, dass der PV-Markt mittlerweile so vielfältig ist, dass viele nur ihren Teil sehen, getragen wird die Energiewende aber von allen.
Privatleute mit kleinen Dachanlagen profitieren natürlich auch vermehrt von ihrer Investition, weil die gegenüber Fremdbezug ersparte Energie einen höheren Wert hat.
Durch echte Bürgerprojekte in Form von ehrlichen und transparenten Kommanditbeteiligungen lässt sich jedes rentable PV oder Windprojekt problemlos mit Unterstützung der Anwohner, Landwirte, lokalen Banken etc. finanzieren und realisieren.
Sämtliche Steuern werden vor Ort entrichtet und die Akzeptanz ist auch gesichert.
Keiner braucht neue Strombarone die fernab sitzen und bei der nächsten Gelegenheit das Portfolio an Finanzinvestoren im Ausland weiterreichen.
Erst einmal vielen Dank an Martin Schachinger für den Artikel.
Es ist erstaunlich, wie stark sich die Leute hier den Sozialismus wünschen. Der Staat (sagen wir mal die DDR) hat den Gewinn eines Unternehmens ausgerechnet und damit den Endpreis gesetzt. Alle waren entspannt und zufrieden.
Dann kamen die Wessis, also die, die jetzt nach Abschöpfung bzw. Enteignung (von Gewinnen) schreien und sagten uns, Euer System ist Mist und Ihr seid deswegen auch bankrottgegangen. Der freie Markt, das ist die Wahrheit, Angebot und Nachfrage…
Was denn nun? Kapitalismus, wenn es mir gut geht, aber bitte Sozialismus, wenn nicht so ganz.
Lasst uns doch mal den Gewinn ausrechnen, wenn eine Bank sich Geld für 0,00% beschafft und es den etwas schwächeren unter uns für 8,9% (bis zu 12%) als Dispokredit weiterreichen. Mathematisch kann man das eigentlich gar nicht beziffern, die Marge ist unendlich groß. Da geht aber kein Politiker ran. Es wäre doch so einfach.
Der Strompreis ist gerade so hoch, weil es jemand gibt, der bereit ist so viel dafür zu zahlen. Oder wie war das?
Merrit-Order-Prinzip: gibt es jeden Tag, in allen Geschäften, bei eBay, auf dem Wochenmarkt und im privaten Miteinander auch. Läuft es nicht genauso bei „Bares für Rares“?
Zufallsgewinn: ich kaufe mir einen Golf für ca. 1500 DM, stelle dann fest, der Papst saß mal hinterm Steuer, der Golf geht für 290.000 DM auf eBay weg. Abschöpfen?
Ich frage mich, warum wohl beim Erzeuger (Solaranlagebesitzer) ein Preislimit gesetzt wird und nicht beim Verkäufer (Energieversorger), der den Solarstrom an den Endverbraucher weiterreicht… Schon mal überlegt? Der Solarbesitzer soll für 18 Cent verkaufen (an wen eigentlich), der Endverbraucher zahlt aber dennoch 50 Cent oder was auch immer bei seinem Energieversorger. Interessant. Wer unterstützt wen?
Schönen Abend noch!
Sozialismus und Kapitalismus sind zunächst mal Schlagworte. In der Realität gab es nirgends einen reinen Sozialismus noch einen reinen Kapitalismus (i.S.v. der Markt regelt alles), auch wenn ironischerweise China diesem eine Zeitlang am nächsten kam.
Wer sich je näher mit Markttheorie beschäftigt hat, weiß dass für das Funktionieren von Märkten eine Reihe von Voraussetzungen gegegeben sein müssen, und viele Märkte eben imperfekt sind – zum Beispiel weil Nachfrage oder Angebot unflexibel sind, oder weil Nachfrage oder Angebot sehr stark konzentriert sind. Für den Strommarkt trifft beides zu, weswegen ebay-Vergleiche nicht zielführend sind. Aufgabe des Staates ist es, einen gesetzlichen und regulatorischen Rahmen zu schaffen, der soweit möglich die unbestrittenen Vorteile des Marktes (Preisfindung, Effizienz, Steuerungswirkung) nutzt, während die Risiken eines unvollkommenen Marktes minimiert werden.
Das ist speziell in Zeiten des Umbruchs wie jetzt keine einfache Aufgabe.
Hallo Martin, wenn Sie die obigen Kommentare gelesen haben, sollten sie zumindest etwas nachdenken. Sie machen einen großen Fehler wenn sie Neid mit Gerechtigkeit gleichsetzen. Die Energiewende scheitert nicht am Geld. Wir werden wieder eine Goldgräberstimmung erleben, wenn die bürokratischen Fesseln zum Großteil gelöst werden. Wir brauchen auch keinen 20-fachen Ausbau von PV, sondern einen 20 fachen Ausbau bei Wind, da wir ohne diesen zu viel Wasserstoff brauchen. PV ist die billigste Energie und wird ein Selbstläufer wenn man die Zahlen der Projektierer sieht, welche oft einzelne über 10 Gigawatt in der Pipeline haben. Durch die Bürokratie wird der massive Zubau erst nächstes Jahr richtig anlaufen. Wenn sie meinen Beitrag richtig gelesen haben habe ich von zusätzlichen Millionengewinnen gesprochen und nicht von ein bisschen verdienen.
Die falschen Buhmänner.
Da haben Lobbyisten der Energiewende 2010 ein „Faules Ei“ ins Nest gelegt, in dem man die Erneuerbaren aus dem Versorgungssystem raus genommen hat und zum separaten „verramschen“ an die Börse verbannt hat, jetzt geht der Schuss nach hinten los, und plötzlich sind diejenigen die Buhmänner die wegen dieser Fehlkonstruktion von 2010 überraschend hohe Gewinne machen.
Aber mal der Reihe nach.
Siehe hier, unter Auswirkungen
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung.
Die EE wurden zwar „Physisch“ raus genommen aus dem Versorgungssystem, nicht aber „Virtuell“ Ginge ja auch gar nicht, denn sie werden ja vorrangig eingespeist.
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Ganz links, noch vor den AKW werden die eingespeist auf der Merit Order Kurve, und werden nach dem letzten noch für die Nachfrage benötigten Kraftwerk bezahlt. Und das sind nun mal gegenwärtig die teuren Gaskraftwerke.
Und jetzt kommt der Punkt.
Wären die Erneuerbaren noch „Physisch“ drinnen im System, wie bis 2010 gesetzlich geregelt, könnten Gaskraftwerke den Preis gar nicht bestimmen, weil sie von den Erneuerbaren verdrängt würden. Die Börsenpreise ( Marktwert PV ) wären weitaus niedriger und die PV Erzeuger hätten keine Übergewinne. Übrigens auch nicht alle anderen, die auf der Merit Order Kurve vom so genannten „Mitnahme Effekt“ profitieren.
Wir hätten nicht nur niedrigere Börsenpreise, sondern würden auch noch Gas sparen, das ohnehin nur „Virteull“ als Verbrauch anfällt. Sonst hätten wir ja nicht so überraschend schnell die Gasspeicher zu über 90% gefüllt.
Und wie das zustande kommt, was ich geschrieben habe, zeigt das Folgende.
Siehe hier das dritte Bild von oben, wie nach Angebot und Nachfrage der Preis und der Bedarf ermittelt wird.
Wenn die Erneuerbaren noch „Physisch“ den Versorgern zugeteilt würden, müssten die an der Börse weniger nachfragen. Infolge dessen sinkt die Nachfrage N1 auf N2, weil Gaskraftwerke nicht mehr zum Zuge kommen, und somit entsprechend P1 auf P2. Und mit P2 hätten die EE Erzeuger sicher keine Übergewinne.
Man sieht die derzeitigen Buhmänner sind unwissend Opfer von Lobbyisten, die der Energiewende 2010 ein Faules Ei ins Nest gelegt haben.
Nachtrag.
Siehe hier das dritte Bild von oben habe ich geschrieben, doch kein Bild ist da, aber jetzt
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Lieber Hans Diehl, vielen Dank für die Klarstellung! 🙂
Im Gegensatz zu den Konventionellen, scheinen die Erzeuger der Erneuerbaren phänomenal unter Beobachtung zu stehen.
Als die Börsenpreise noch kontinuierlich sanken, die Versorger sich dadurch billigen Strom beschaffen konnten, und deswegen für ihre Kunden der Strompreis erhöht wurde, weil „paradoxerweise“ deshalb EEG Umlagen stieg, hat da hier im Forum kein Hahn danach gekräht. Im Gegenteil, ich wurde sogar noch kritisiert, wegen meiner ständigen Wiederholungen, mit denen ich auf dieses “Paradoxon“ aufmerksam gemacht habe.
Jetzt steigen die Börsenpreise, und der auf ein bestimmtes Ziel gerichtete Schuss geht nach hinten los. Ursprünglich sollten nämlich Investoren – die sich die Umstände nicht antun wollten – mit dem Selbst oder Teil Vermarktungsmodus abgeschreckt werden. Diejenigen die es doch getan haben, sind jetzt das Thema hier.
Natürlich muss künftig mehr zu Ende gedacht werden, aber dann bitte auch auf der konventionellen Seite.
Das Hauptproblem ist m.E auch nicht die Vergütungshöhe, sondern der unglaubliche Aufwand beim Netzanschluss, Anlagenzertifikat, ganz speziellen Vorgaben der Netzbetreiber usw, was die Projekte nicht nur verzögert, sondern unverschämt hohe Kosten dem Anlahenerrichter bzw. Betreiber aufbürdet. Auch die langen Genehmigungen bei Freiflächen sind ein Problem.
Wäre das alles „normal“, würden alle wunderbar mit der Einspeisevergütung klar kommen.
Wir sollten vermeiden, diese Missstände einfach hinzunehmen und stattdessen alles mit Geld auszugleichen!
ImMo schreibt.
Das Hauptproblem ist m.E auch nicht die Vergütungshöhe, sondern der unglaubliche Aufwand beim Netzanschluss, Anlagenzertifikat, ganz speziellen Vorgaben der Netzbetreiber usw, was die Projekte nicht nur verzögert, sondern unverschämt hohe Kosten dem Anlahenerrichter bzw. Betreiber aufbürdet.
@ ImMo.
Die Investoren konnten ja nicht ahnen, was „monetär“ aus dem wird, was ihnen garantiert wurde. Die gegenwärtige Situation ist ausschließlich denen geschuldet, die damals einmal mehr ein Energiewende Bremsklotz auf den Weg gebracht hatten. Ein Bremsklotz, – in der Form wie Sie es beschrieben haben – das sich dieses mal — auf dem Weg zum Ziel — für diejenigen die sich nicht davor gescheut haben, als „Goldstück“ erwiesen hat.
Ich zähle diejenigen, die all die Schwierigkeiten in Kauf genommen haben, und investiert haben, zu den wahren Freunden der Energiewende. Wir dürfen nicht vergessen, die Energiewende ist nach wie vor ein „Kalter Krieg“ zwischen zwei Systemen, „Bitte lasst uns nicht schon wieder in eine Falle tappen“ heißt es zurecht im Artikel.
Auf der konventionellen Seite gibt es so Vieles was man „Übergewinne“ nennen kann, und keiner will darüber reden.
Zum Beispiel hier:
https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Ab Minute 3 sagt der Ex Chef vom Fraunhofer Institut, dass er zu hören bekam, ach das ist schon so ausgelutscht, das interessiert keinen mehr.
Von den folgenden „Übergewinnen“ spricht z.B. keiner.
Ergebnis einer Hochschulrecherche.
Zitat: Diese zwei Artikel beantworteten sehr gut unsere Frage, wer eigentlich an der Strombörse einkauft. Denn es wurde immer nur von Versorgungsunternehmen, Stromhändlern, industriellen Großkunden und Banken gesprochen. Nun wissen wir dazu gehören auch die Stadtwerke und Unternehmen, wie E.ON, RWE usw. Es gibt also keinen Zwischenhändler mehr. Der Grund dafür, dass Unternehmen wie RWE auch an der Börse einkaufen, obwohl sie selbst rund 30 Kraftwerke besitzen und somit eigentlich genug Strom produzieren, ist einfach. Es gibt Tage, da ist der Strompreis an der Börse so günstig, dass eine Eigenproduktion viel teurer wäre. Daher werden dann die Kraftwerke gedrosselt und lieber günstig eingekauft. Zitat Ende.
Wenn ein Langzeitvertrag am Terminmarkt mit einem fixen Preis vereinbart ist, und man bedient ihn immer dann, wenn ein Sturmtief dafür sorgt, dass man noch Geld bekommt wenn man den Strom abnimmt, kommen da auch schnell ein paar Mille zusammen.
Nur nennt man das in solchen Fällen Ertragsoptimierung.
Siehe hier ab Seite 4
https://green-planet-energy.de/fileadmin/news_import/Studie_Ertragsoptimierung_von_Kraftwerken_durch_EEG-Regelungen.pdf
Übrigens auch eine Folge dessen, was ich das „Faule EI“ von 2010 nenne. Denn wenn die EE noch „Physisch“ gewälzt würden, nämlich den Versorgern zwingend zugeteilt würden, könnten das allenfalls „Prognose“ Abweichungen sein, die da am Spotmarkt zur Verfügung stehen.
Und diese Abweichungen betragen gerade mal 2% wie einer sagt der es wissen muss.
Siehe hier:
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html
Zitat: Das weicht bei Wind nur noch um etwa zwei Prozentpunkte von der Realeinspeisung ab. Zitat Ende
Wie schon gesagt, auf der konventionellen Seite, spielt Geld keine Rolle, nur wenn im Grünen Bereich mal einer ein paar Euro mehr verdient, und das auch noch ohne Absicht, ist das sofort ein Thema.
Damit da kein falscher Eindruck entsteht, ich betreibe keine solche Anlage, bin lediglich der Meinung, man darf nicht Grüne Ungereimtheiten zum Hauptthema werden lassen, wogegen auf der konventionellen Seite, diesbezüglich weit mehr totgeschwiegen wird.
@Hans, super Beitrag! Danke
Wie schon vor 1-2 Jahren hier im Forum die Frage gestellt: wem nützt die Strombörse?
Heute muß ich fragen, wer braucht diese Strombörse.
Hans, wie von Ihnen wunderschön dargelegt, wird in einigen Fällen die Strombörse von potenten Stromerzeugern genutzt, die eigene Erzeugung herrunter zu fahren, um sich mit billigeren Kontingenten ein zu decken. Vermutlich stört die Stombörse physikalisch mehr als das sie nützt.
Die Erneuerbaren Anlagen sind doch mittlerweile aus dem Gröbsten raus und würden durch eine zwingende Abnahme bei den zugeordneten Stadtwerken eine Vergütung finden.
Stadtwerke untereinander oder auch unter Mitwirkung von Netzversorgern sollten den kaufmännischen Teil lösen können.
Wer braucht da noch eine Strombörse?
Es ist glaube ich mittlerweile eine eher idealistische Einstellung, dass Investitionen in größere Anlagen wegen der Energiewende gemacht werde. Ich wäre froh, es würde mehr „Überzeugungstäter“ geben, da ich aber viele dieser Projekte begleite weiß ich, dass es vor allem wirtschaftliche Gründe und insbesondere steuerliche Gründe sind. Das ist der wahre Grund, warum Leute trotz relativ geringer Vergütung wie noch Anfang des Jahres Anlagen jenseits der 1000€/kWp gekauft haben, also zu Preisen, von denen die viele im Solarbereich annehmen, das geht nicht. Trotzdem wurde so in den letzten Jahren ein nennenswerter Anteil am Zubau realisiert, das darf man nicht vergessen. Aber wenn man bei solchen Kosten ewig auf die Einspeisung wartet, Extrakosten tragen muss usw. dann überlegt man sich, ob man das nochmal macht. Nur: wir brauchen auch diese etwas vermögenden Bürger für eine schnelle Energiewende, für die nächsten Anlagen. Es zeigt aber auch: es geht mit weniger Vergütung, wenn der Netzanschluss fair abläuft, was er im Moment definitiv nicht ist!
@Hans Diehl
Besten Dank für Ihre ausgezeichneten Erläuterungen.
@ImMo
Sollte man bei den Plänen der Regierung auf Hinblick von Preisobergrenzen, Abschöpfen von Übergewinnen etc. noch in PV investieren? Ich denke dabei an PV von ca. 300 kWp oder etwas mehr.
Beste Grüße