Aus Pacifico Renewables Yield soll Tion Renewables werden

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Christoph Strasser (links) und Martin Siddiqui sind seit Oktober 2019 als Co-CEOs der Pacifico Renewables Yield AG tätig.
Christoph Strasser (links) und Martin Siddiqui sind seit Oktober 2019 als Co-CEOs der Pacifico Renewables Yield AG tätig.

Foto: Pacifico Renewables Yield AG

Sie haben einen Anteil von 21,9 Prozent an Clearvise erworben und wollen die Beteiligung noch ausbauen. Wie soll das erfolgen und warum haben Sie sich zu dem Einstieg entschlossen? 

Martin Siddiqui, Co-CEO der Pacifico Renewables Yield AG/Tion Renewables AG: Hierzu muss ich etwas weiter ausholen. Die Zusammenarbeit mit der Clearvise AG ist eine von drei strategischen Initiativen, die wir vorantreiben. Den Kern dieser Initiativen bilden für uns jedoch die zukünftigen Investitionen in grüne skalierbare Technologien wie zum Beispiel Batteriespeicheranlagen, auch wenn zuletzt vor allem unsere Zusammenarbeit mit Clearvise im Fokus stand. Wir möchten mit einem vielversprechenden und innovativem Geschäftsmodell am Kapitalmarkt präsent sein und so den größtmöglichen Beitrag zur Beschleunigung der Energiewende leisten. Dazu müssen wir uns weiterentwickeln und uns von Clearvise und anderen IPPs klar abgrenzen. Das gelingt, indem wir breiter in die gesamte Energiewende investieren.

Sie werden aber zusammenarbeiten?

Martin Siddiqui: Mit Blick auf die Zusammenarbeit mit clearvise möchten wir den Betrieb von Photovoltaik-Kraftwerken und Windparks an Land in Europa perspektivisch bei Clearvise bündeln und so von unseren Anlagen weiterhin durch die Beteiligung an Clearvise profitieren. Das ermöglicht uns, uns finanziell und personell auf die eben genannten zukünftigen Investitionen in grüne skalierbare Technologien wie zum Beispiel Batteriespeicheranlagen zu fokussieren. Ich muss ebenso betonen, dass die 21,9 Prozent-Beteiligung an Clearvise für uns auch isoliert betrachtet ein gutes Investment ist.

Die Beteiligung soll ja auch weiter ausgebaut werden, richtig?

Martin Siddiqui: Mit dem nächsten Schritt bauen wir diese Beteiligung an Clearvise als eine von drei Initiativen unserer strategischen Weiterentwicklung aus. Hierzu bringen wir unsere großen Wind- und Solarparks in Europa in  Clearvise gegen zusätzliche Aktien und einen Barausgleich ein. Clearvise würde hiernach zum zweitgrößten börsennotierten IPP – also unabhängigen Stromproduzenten – in Deutschland werden und wir zu dessen größten Aktionär. Sowohl uns als auch Clearvise würden die damit einhergehenden Größeneffekte aus der Kombination unser beider Portfolien zugutekommen. Ich möchte hervorheben, dass die Kooperationsbereitschaft und Agilität des Managements von Clearvise uns beim Gehen dieses Schrittes maßgeblich bestärkt hat. Diese Transaktion hat klaren symbiotischen Charakter – wir zweifeln daher nicht daran, sie gemeinsam realisieren zu können.

Warum halten Sie die Erweiterung des Geschäftsmodells und einen stärkeren Fokus auf Batteriespeicher und Wasserstoffprojekte für wichtig?

Christoph Strasser, Co-CEO der Pacifico Renewables Yield AG/Tion Renewables AG: Im Rahmen der Energiewende werden mehr als zwei Drittel der bis 2050 benötigten Investitionen nicht unmittelbar in erneuerbare Energien – wie die bisher durch uns gehaltenen Wind- und Solarparks – fließen müssen. Mögen auch erneuerbare Energien in der öffentlichen Wahrnehmung im Mittelpunkt der Energiewende stehen, werden mit dem voranschreitenden Ausbau von erneuerbaren Energien zunehmend Investitionen darüber hinaus benötigt. Just dieses Potenzial möchten wir nutzen. Da gibt es einerseits Felder, die aktuell noch nicht wirtschaftlich skalierbar sind – nehmen wir die Speicherung von CO2 oder grüne Wasserstoffprojekte. Andererseits ist das Ermöglichen der Integration eines steigenden Anteils von erneuerbaren Energien in unser Stromnetz schon heute ein wichtiges Thema, an dem Batteriespeicher, die in etwa die Größe eines Containers haben, als kosteneffiziente Lösung ansetzen, indem sie das Stromnetz stabilisieren und darüber hinaus von Marktpreisschwankungen profitieren können. Diese Batteriespeicher lassen sich – wie ein Wind- oder Solarpark – ebenfalls als eigenständige Projekte realisieren und betreiben. Entsprechend werden sie nicht in allen, aber in einigen Märkten schon jetzt immer präsenter. Wir möchten insbesondere in Lithium-Ionen-Batterien als etablierte und erprobte Technologie investieren, von der wir uns ein großes Zukunftspotenzial versprechen.

Steht diese Neuausrichtung auch im Zusammenhang mit der Umbenennung der Pacifco Renewables Yield Co. AG in Tion Renewables AG?

Christoph Strasser, Co-CEO: Wir werden immer wieder gefragt, wieso wir diese Umbenennung vorantreiben, obwohl wir in den letzten Jahren doch gerade unter der Marke Pacifico Renewables Yield AG schnell gewachsen sind. Um das nachzuvollziehen, muss man die Bedeutung von “Tion” verstehen.

Wofür steht Tion?

Christoph Strasser, Co-CEO: Die Energiewende wird zu unserem Investitionsfokus mit der von Martin erläuterten strategischen Weiterentwicklung. Das muss sich in unserer Marke wiederfinden. Deshalb schlagen wir auf der anstehenden ordentlichen Hauptversammlung die Umfirmierung in Tion Renewables AG vor. Konkret: der Name „Tion“ findet sich in den letzten vier Buchstaben der englischen Bezeichnung für “Energiewende”: „energy transition“ und daneben in anderen dynamischen Begriffen wie „acceleration“, „motion“ oder „innovation“. Damit identifizieren wir uns. In “Tion” steckt auch das Wort „Ion“. Ionen stellen einen Bezug zu elektrischer Ladung dar. Das soll den Kontext unserer Unternehmenstätigkeit – Energie – beschreiben. Unsere seit Anbeginn enge Zusammenarbeit mit der Pacifico Energy Partners GmbH wird davon nicht tangiert. Wir kooperieren wie eh und je, die Marke Pacifico bleibt lebendig.

Inwiefern ist Pacifico Energy Partners, das sich bislang um die Projektentwicklung kümmerte, von der Veränderung betroffen und wird das Unternehmen ebenfalls neu ausgerichtet?

Ulf Oesterlin, Co-CEO & Founder von Pacifico Energy Partners: Pacifico wird sich weiterhin auf Projektentwicklung und Asset Management von Wind- und Solaranlagen in Europa konzentrieren. Seit unserer Gründung 2016 sind wir in diesen Geschäftsfeldern aktiv, haben bereits eine Projektpipeline von etwa 2 Gigawatt aufgebaut und werden unseren Erfolgskurs in der Projektentwicklung weiter fortsetzen. Wenn wir uns die europäischen Ziele und den Bedarf an neuen Projekten vor Augen führen, sehen wir in unserem Kerngeschäft ein sehr hohes Wachstum mit exzellenten Aussichten für Projektentwickler. Zusätzlich sehen wir auch im Bereich der Batterien (Co-located und Stand-alone) sowie Wasserstoff große Chancen und sind hier bereits in der Projektentwicklung aktiv. In Bezug auf die Zusammenarbeit, stimme ich Christoph Strasser zu – wir werden weiterhin eng zusammenarbeiten. Explizit heißt das, dass wir auch in Zukunft Asset Management Services für das Anlagenportfolio der Tion Renewables AG bereitstellen werden. Außerdem freuen wir uns darauf, in Zukunft der Tion von uns entwickelte Batterie- und Wasserstoffprojekte zum Kauf anbieten zu können.

Haben Sie noch weitere Pläne?

Ulf Oesterlin: Darüber hinaus sehen wir es positiv, dass unsere Geschäftsmodelle sich beidseitig weiterentwickelt haben. Mit dem Börsengang im Jahr 2019 auf Basis unseres anfänglich aufgebauten Portfolios, war unser Ziel ja genau, zwei unabhängige und starke Gesellschaften aufzubauen. Mit der Namensänderung der Pacifico Renewables Yield AG wird diese Eigenständigkeit transparenter für andere Marktteilnehmer und wir freuen uns, Pacifico als einen bedeutenden Projektentwickler und Asset Manager in Europa weiterzuentwickeln.

Auf welche Länder werden sie künftig bei Photovoltaik und Windkraft, aber auch Batteriespeicher- und Wasserstoffprojekten bei der Entwicklung ihren Fokus legen und warum?

Fabian Herberg, Co-CEO & Founder von Pacifico Energy Partners: Unser regionaler Fokus ist und bleibt der europäische Markt. Bei Wind- und Photovoltaik-Projekten werden wir uns auf unsere Kernmärkte Deutschland, Italien, Polen, Spanien und die Niederlande konzentrieren. Der Grund hierfür ist einfach – all diese Märkte sind gerade in einer sehr dynamischen Wachstumsphase und unsere jeweiligen Länderteams kennen sich in diesen Märkte sehr gut aus. Zusätzlich prüfen wir kontinuierlich Eintrittschancen in neue Märkte wie Griechenland, Großbritannien, und Österreich. Bei Batterieprojekten konzentrieren wir uns derzeit auf Deutschland, Italien und die Niederlande. Diese Märkte sind aus regulatorischen und ökonomischen Gründen unserer Meinung derzeit am besten für Batterien geeignet, wenngleich es zweifelsohne Verbesserungspotenziale aus regulatorischer Sicht in diesen Märkten gibt. Aus dem gleichen Grund konzentrieren wir unsere Bestrebungen Wasserstoffprojekte umzusetzen derzeit auf Deutschland. Hier sind die regulatorischen Rahmenbedingungen bereits vergleichsweise gut ausgearbeitet. Da sich Märkte sehr dynamisch weiterentwickeln, kann sich hier aber schnell etwas ändern. Die Pacifico DNA ist, immer unternehmerisch und hungrig für Neues zu sein – wenn wir eine Wachstumschance sehen, werden wir diese Chance umgehend nutzen.

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