Das Bundesamt für Energie (BFE) veröffentlichte am Donnerstag seine offiziellen Photovoltaik-Zubauzahlen und konnten den Rekordwert von 683 Megawatt neu installierter Leistung für 2021 vermelden. Ein Plus von 43 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor, wobei die Nachfrage in allen Segmenten wuchs. Damit bestätigten sich die kürzlich gemachten Angaben der Netzbetreiber zum Rekordausbau. Nach Einschätzung des Schweizer Branchenverbands setzt sich die positive Entwicklung auch in diesem Jahr fort. Er rechnet mit einem Zubau von 850 bis 900 Megawatt für dieses Jahr – dies wäre erneut ein Anstieg um bis zu 30 Prozent.
Im vergangenen Jahr betrug das Wachstum bei privaten Photovoltaik-Anlagen 60 Prozent und bei industriellen sowie gewerblichen Dachanlagen 53 Prozent. Zuwächse gab es zudem bei Photovoltaik-Kraftwerken mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt. Die Neuanlagen waren mit 25,3 Kilowatt im Schnitt leistungsstärker als noch 2020. Zum Jahresende 2021 waren in der Schweiz Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 3,655 Gigawatt installiert. Sie deckten fast sechs Prozent des Strombedarfs im Land.
Nach Einschätzung von Swissolar liegen die Gründe für den Photovoltaik-Boom auf der Hand. „Noch nie war es so naheliegend, eine Solaranlage zu installieren: Sie liefert den Strom für die Elektromobilität und die Wärmepumpe, leistet einen Beitrag an die Versorgungssicherheit und schützt vor den rekordhohen Strompreisen“, erklärte Geschäftsleiter David Stickelberger. Auch die Anzahl der Batteriespeicher habe sich gegenüber 2020 um den Faktor 2,5 erhöht. Etwa jede dritte neue Photovoltaik-Anlage auf einem Einfamilienhaus werde mit einem Heimspeicher kombiniert. Insgesamt habe die installierte Speicherkapazität bis Ende 2021 bei 157.000 Kilowattstunden gelegen.
Dagegen weniger erfreulich ist die Entwicklung bei der Solarthermie in der Schweiz. Die Verkaufszahlen seien weiter rückläufig – 2021 lag das Minus bei 25 Prozent. Swissolar führt dies unter anderem auf die Dominanz von Wärmepumpen im Neubau und bei Heizungssanierungen, die meist mit einer Photovoltaik-Anlage kombiniert werden. Trotz seien Zuwächse im Einfamilienhaus-Bereich zu verzeichnen gewesen. Dort seien 48 Prozent mehr Anlagen installiert worden. Der Verband hält die Solarthermie für einen wesentlichen Faktor, um die Wärmewende in der Schweiz zu schaffen.
Doch auch die Photovoltaik muss noch stärker ausgebaut werden. Swissolar hat einen 11-Punkte-Plan veröffentlicht, der auf das Ziel ausgerichtet ist, 2050 jährlich 45 Terawattstunden Solarstrom zu produzieren. Dieser ließe sich erzeugen, wenn knapp 40 Prozent der bestehenden Dachflächen in der Schweiz für die Photovoltaik-Erzeugung genutzt würden. Der jährliche Photovoltaik-Zubau müsste überdies auf 2000 Megawatt gesteigert werden – quasi eine Verdreifachung gegenüber 2021. Die dazu notwenigen Rahmenbedingungen zeigt der Plan des Verbands auch auf. In den bereits verabschiedeten Maßnahmen zur Solarförderung ab 2023 sieht er einen guten Grundstock. Allerdings ist die Förderung bis auf das Jahr 2030 begrenzt und müsste auch darüber hinaus sichergestellt werden. Damit auch mehr Photovoltaik-Anlagen im Hochgebirge oder parallel zur landwirtschaftlichen Nutzung entstehen könnten, brauche es weitere Anpassungen im Raumplanungsrecht.
Die aktuelle Zubauprognose für 2022 enthält einige Unsicherheit. So könnten Engpässe bei Material und Personal die Projekte verzögern. Um den aktuellen Personalmangel zu beseitigen fordert Swissolar Perspektiven für ein kontinuierliches Marktwachstum von der Politik. Wer jetzt seine berufliche Laufbahn auf die Solarenergie ausrichtet, möchte sicher sein, dass das politisch bedingte ‘Stop-and-Go’ des letzten Jahrzehnts der Vergangenheit angehört», so Stickelberger. Mit der Einführung einer Berufslehre ab 2024 und Maßnahmen für Quereinsteiger habe die Branche bereits erste Schritte gegen den Personalmangel eingeleitet. Bei den aktuellen Engpässen in der Lieferkette hofft Swissolar im Laufe des nächsten Jahres auf eine Normalisierung.
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