Während die schwimmende Photovoltaik (Floating PV) in Japan oder China schon lange etabliert ist, ist die Zahl der Anlagen in Deutschland noch sehr überschaubar. Doch das Potenzial ist riesig, zeigen sich Tobias Völkel von Sinn Power und Boris Heller von Erdgas Südwest auf der von Cornelia Lichner (pv magazine) moderierten Group Discussion zum Thema im Rahmen der pv magazine Roundtables Europe 2022 überzeugt – das gilt für Anlagen auf Seen genauso wie für solche auf dem Meer. Interessenten können über diesen Link kostenfrei an den pv magazine Roundtables teilnehmen.
Erdgas Südwest hat hierzulande bereits mehrere Photovoltaik-Anlagen auf Baggerseen installiert. Sie eignen sich perfekt für die Versorgung der Kieswerke am Ufer, da deren Lastprofil optimal zu dem der Anlage passt, so Heller. Je nach Auslegung sind damit Stromgestehungskosten von sieben bis elf Cent pro Kilowattstunde möglich. Für die Abnehmer bedeutet das in der Regel eine Stromkosten-Ersparnis von fünf bis sieben Cent.
Die Erfahrung zeigt, dass eine Verankerung am Ufer einfacher zu realisieren ist als die Befestigung am Seegrund. In wie weit die Verschmutzung der Module mit Vogelkot zum Problem werden könnte, muss vorher geklärt werden, sagt Heller – das unterscheidet sich von Standort zu Standort stark. So oder so lassen sich die Module aber über Wartungsstege gut reinigen.
Wenig glücklich zeigt sich Heller allerdings mit dem EEG-Entwurf der Bundesregierung: Er sieht vor, dass maximal 15 Prozent der Seefläche mit Modulen belegt werden dürfen. Zudem müssen die Anlagen laut dem Entwurf 50 Meter Abstand zum Ufer halten. Wird der Entwurf tatsächlich Gesetz, würde dies die Floating PV stark ausbremsen, erklärt der Experte. So würde die Flächenbeschränkung bedeuten, dass viele kleinere Seen nicht für die Stromerzeugung genutzt werden können, weil die Anlagen dort unwirtschaftlich wären. Seiner Ansicht nach ist es besser, Themen wie die Fläche oder den Abstand im Einzelfall in den Genehmigungsverfahren zu adressieren. Heller setzt darauf, dass diese Bestimmungen im parlamentarischen Verfahren aufgeweicht werden und sich vor allem der Bundesrat für die Belange der schwimmenden Photovoltaik einsetzt.
Mittelmeer ist attraktiver Standort
Noch ganz am Anfang steht dagegen die Installation von Floating-PV-Anlagen im Meer. In dieser harschen Umgebung ist die Belastung der Anlagen natürlich weit höher als auf Seen. Wie sich dem begegnen lässt, zeigt ein Anlagenkonzept, das das Münchener Unternehmen Sinn Power entwickelt und vor Kreta erprobt hat. Die sechs Meter aus dem Meer ragende Tragekonstruktion für Module tanzt wie ein Schiff auf großen Wellen. Kleinere Wellen bewegen sich unter den Modulen hindurch. Die Anlage kommt mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 60 Metern pro Sekunde zurecht. Zudem hat das Unternehmen kleinere Anlagen dieser Art für Lagunen, Fjorde und Seen konzipiert.
Tobias Völkel von Sinn Power sieht wegen der hohen Sonneneinstrahlung gerade im Mittelmeer gute Standorte für die Technologie. Hier seien Stromgestehungskosten von sieben oder acht Cent möglich. Er berichtet von großem Interesse seitens Investoren, die ursprünglich Offshore-Windenergie im Mittelmeer finanzieren wollten, wegen der im Vergleich zur Nordsee relativ geringen Erträge nun aber erwägen, auf Photovoltaik auszuweichen.
Völkel sieht hier auch Nachbesserungsbedarf von Seiten der EU, die sich bisher zu stark auf Offshore-Windanlagen fokussiert und Photovoltaik bislang kaum im Blick hat. In der Nordsee böte die Kombination mit bestehenden Windanlagen zudem gute Chancen, die teuren Netzanbindungen auch im Sommer stärker auszulasten.
Salz kein Problem für Photovoltaik auf dem Meer
Ein anderes Konzept für die Offshore- oder Nearshore-Photovoltaik stellt Alexander Telje, CEO von Ocean Sun, auf dem Panel „Photovoltaics Everywhere“ vor, das sich neben Floating PV auch mit Agri-Photovoltaik und gebäudeintegrierter Photovoltaik beschäftigt. Sein Unternehmen hat aufbauend auf Erfahrungen aus der Aquakultur eine Art Schwimmreifen entwickelt, in dessen Mitte eine Membran gespannt ist, die Module trägt. Vor Norwegen ist nearshore ein Prototyp installiert, eine weitere Anlage entsteht zurzeit in Albanien, mit zwei Megawatt Leistung. Weitere Projekte sind unter anderem in China und Singapur geplant.
Größte Herausforderung für die Photovoltaik auf dem Meer sind die Bewegungen, die die Wellen verursachen, sagt Andrea Viario von Stäubli Electrical Connectors auf dem Panel – sie sorgen für mechanischen Stress und belasten die Verbindungen. In kalten Regionen kann auch Eis zum Problem werden, das sich an den Anlagen sammelt. Mit dem Salz kommen die Anlagen dagegen gut zurecht, die Wahl der richtigen Komponenten vorausgesetzt.
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Auf einem Baggersee, der nicht für die öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, ist das eine gute Alternative. Alles andere ist ökonomisch und ökologischer Schwachsinn. In ganz Europa gibt es genug Flächen für PV, wenn man Energiepflanzen zurückfährt. Bei Eigenverbrauch mit Überschusseinspeisung braucht es keine Förderung mehr über das EEG. Ein Solarpark an Land produziert die kWh für drei bis fünf Cent. Für 10 Gigawatt Leistung benötigen wir 15 Millionen Module mit 700 Watt. Das erfordert riesige Investitionen. Sollen wir uns da so einen technischen Schnulli wie agro-photovoltaik, PV auf Mooren oder floating Photovoltaik im großem Stil ? müssen jetzt so schnell wie möglich die schnellste und billigste Art von PV auf den Acker bringen. Wenn wir Modulreihen mit Blühstreifen und Biotopen in den Park einbringen gewinnen alle. Boden und Grundwasser, Insekten und Amphibien ohne Gift und Dünger haben was davon. Wenn dann auch die Bürger billigen Strom oder Anteil erhalten und die Gemeindekasse entlastet wird und der Betreiber ein gutes wirtschaftliches Einkommen hat sind alle zufrieden. Das ist die schnellste Art Strom im Terawattstundenbereich zu erzeugen und endlich etwas mehr Unabhängigkeit hinzubekommen.