Photovoltaik-Anlagen und im speziellen Freiflächenanlagen sind ein wichtiger Pfeiler der Energiewende. Denn nur mit einem verstärkten Ausbau kann Deutschland in der Zukunft seine Abhängigkeit vom russischen Gas und Öl sowie von Kohle oder Atomstrom weiter reduzieren und schlussendlich komplett beenden. Trotzdem stößt man bei einigen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie kommunalen Gremien immer wieder auf Vorbehalte. Nicht wenige halten sie für zu teuer oder nicht nachhaltig genug. Sie fürchten mögliche Flächenversieglungen oder Gefahren für Fauna und Flora. Neue Bauvorhaben müssen sich immer wieder gegen veraltete Vorstellungen in dieser Hinsicht durchsetzen, bevor es überhaupt zu weiteren Planungen kommen kann. Dabei haben Freiflächenanlagen meistens noch ein schlechteres Image als ihre Pendants auf den deutschen Dächern. Dies muss sich im Zuge der jetzigen Situation dringend ändern, um einen weiteren Ausbau von Solarenergie nicht zu behindern. Daher braucht es eine Aufdeckung der bestehenden Fakenews und eine Klarstellung der Fakten.
Austausch statt Verschluss
Vor allem Bürgerinnen und Bürger äußern oft den Kritikpunkt, dass neue Freiflächenanlagen im Endeffekt nur zu einer Versiegelung von wertvollen Flächen führen. Viele befürchten, dass es einer Vorbereitung des Bodens mit Beton oder Asphalt bedarf, um einen sicheren Stand der Module zu gewährleisten. Diesem Vorurteil können fast alle Unternehmen in der Photovoltaik-Branche mit gutem Gewissen widersprechen. Moderne Anlagen sollen im Einklang mit der regionalen Umwelt existieren und aus diesem Grund kommt es in der Regel zu keiner flächendeckenden Versieglung des Geländes. Daher bleibt die Bodendurchlüftung sowie der Wasser- und Gasaustausch erhalten. Zudem benötigt das Einschlagen von einigen Trägern für die Unterkonstruktion nur einen sehr kleinen Prozentsatz der Fläche, während der restliche Anteil an die Natur zurückgegeben wird. Somit bieten Freiflächenanlagen ungenutztem Gelände die Chance, sich zu einer Schatzkammer für Fauna und Flora zu entwickeln.
Artenvielfalt statt ökologischer Schaden
Bei der Tier- und Pflanzenwelt setzt ein weiteres Vorurteil einiger Kritikerinnen und Kritiker von Freiflächenanlagen an. Sie sehen die regionale Natur und den Artenschutz durch die Errichtung solcher Module bedroht. Dabei sorgen Solarparks auch aufgrund von strengen Vorschriften für ein relativ freies Wachstum vieler verschiedener Arten und führen somit zu einer Steigerung der Biodiversität auf dem Photovoltaik-Gelände. Solche Anlagen bieten Tieren und Pflanzen zudem eine Schutzmöglichkeit bei unberechenbaren Wetterverhältnissen. Im Gegensatz zur Landwirtschaft können hier Ökosysteme für gefährdete Tierarten entstehen, da sich die Natur beinah unberührt ausbreiten kann. Nur bei einer Verschattung braucht es einen Eingriff durch Grünschnitt, der in der Vorarbeit gern auch durch Schafe oder ähnliche Tiere erledigt werden kann. Sollte der Erhalt eines Lebensraums einmal nicht möglich sein, verpflichten gesetzliche Vorgaben den Träger dazu, in der näheren Umgebung ein neues Habitat für das Geschöpf zu schaffen. Somit fühlen sich heimische Reptilien, verschiedene Insekten oder auch der Turmfalke in der Umgebung von solchen Projekten im Allgemeinen recht wohl.
Miteinander statt gegeneinander
Für manche stehen solche Anlagen in Konkurrenz zur hiesigen Lebensmittelproduktion. Als Grundstück für Freiflächenanlagen dienen in der Regel nur brachliegende Flächen, die für die Lebensmittelindustrie, beispielsweise aufgrund der geringen Bodenpunktzahl, keinen oder nur geringen Wert haben. Bei den nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) besonders geförderten Flächen handelt es sich ausschließlich um alte Abbauflächen, Konversionsflächen, sogenannte ‚sonstige bauliche Anlagen‘ oder um Gelände neben Autobahnen und Zugtrassen. Zudem verbraucht die Photovoltaik anders als Biogasanlagen mit Mais keine essbaren Lebensmittel, welche auch auf dem menschlichen oder tierischen Speiseplan landen könnten. Momentan gibt es auch schon einige Versuche, die Photovoltaik und die Landwirtschaft mithilfe der Agri-Photovoltaik auf einer Fläche zu vereinen, um somit einen doppelten Ertrag bei Lebensmitteln und Strom zu erwirtschaften.
Bereicherung statt Schandfleck
Auf den ersten Blick erscheinen Großprojekte wie eine Freiflächenanlage sehr teuer.. Deutschland muss sich jedoch noch mit einem weiteren Vorurteil auseinandersetzen, welches sich für die Photovoltaikindustrie und die Energiewende immer mehr zu einem Problem entwickelt. Denn während sich viele Bürgerinnen und Bürger an Solardachanlagen gewöhnt haben und diese sogar für ihr eigenes Heim in Betracht ziehen, lösen Freiflächenanlagen trotzdem immer wieder Unbehagen in der Bevölkerung aus. Sie halten sie für Störobjekte in ihrer Heimatidylle. Dabei bieten sie neben der sauberen Stromerzeugung die Möglichkeit, ungenutzte Fläche zu renaturieren oder sonstige regionale Schandflecke effektiv zu nutzen. Anders als bei großen Windkraftanlagen passt sich die Photovoltaik der Umgebung an oder lässt sich ansonsten durch ihre im Vergleich geringe Größe hinter einer etwas höheren Hecke verstecken.
Zweite Chance statt Sondermüll
Einige zweifeln an der Nachhaltigkeit von Solarmodulen, im Besonderen am Recyclingprozess, an der Lebensdauer oder daran, dass sie ihre Produktionsenergie mit der Stromproduktion schnell wieder hereinholen. Natürlich kostet diese Solartechnologie auch einiges an Leistung in der Herstellung und verbraucht Rohstoffe in der Fertigung, aber dieses Minus macht sie in der Regel durch die fortschreitende Erzeugung von sauberer Energie schnell wieder wett. Solarmodule bieten neben einer jahrzehntelangen Haltbarkeit auch die Möglichkeit eines fast 95 prozentigen Recyclings. Die klassischen mono- und polykristalline Module lassen sich sehr gut wieder in ihre einzelnen Materialien wie Glas, Silizium oder Aluminium zerlegen. Lassen wir es nicht zu, dass Vorurteile oder Fehlinformation unsere Energiewende behindern. Jetzt braucht es die Initiative Deutschlands, damit die Photovoltaik endlich aus dem Schatten treten kann und für die saubere, nachhaltige und naturnahe Stromproduktion der Zukunft sorgt.“
— Der Autor ist Diplom-Kaufmann Thomas Schoy, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Privates Institut. Nach seiner Tätigkeit für Banken, Versicherungen und Finanzberatungsunternehmen war er einer der ersten Investmentberater, der sich auf das Thema erneuerbare Energien konzentrierte. Dabei setzte er etwa Beteiligungsmodelle für Onshore-Windparks um. Daneben vermittelt er sein betriebswirtschaftliches Know-how auch als Privatdozent in verschiedenen Instituten. www.privates-institut.com —
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Soviel ich weiß, gehen die Errichter von PV-Freiflächenanlagen davon aus, dass es nicht möglich sein wird, die in den Boden eingeschlagenen Pfähle nach Ende der Nutzungszeit wieder herauszuziehen. Das sollte man ansprechen: Ist das ein Problem oder ist es akzeptabel, wenn diese Pfähle im Boden bleiben? Gibt es wirtschaftliche, d.h. nur unwesentlich teurere Alternativen?
Ohne Antworten auf diese Fragen scheint mir die Diskussion doch sehr an der Oberfläche zu kratzen.
Zur Verwendung kommen hier feuerverzinkte Stahlträger zum Einsatz. Diese werden in den Boden gerammt und beim Rückbau wieder herausgezogen. Je nach Bodenbeschaffenheit und Feuchtigkeit können diese Träger auch Rost ansetzen. Die Stabilität dürfte aber für 50 Jahre gewährleistet sein. Je nach Bodenbeschaffenheit bilden sich an den Trägern in Verbindung mit Rost und Boden steinartige Auswüchse. Dadurch kann die Entfernung dieser etwas mehr Krafteinsatz erfordern. Aber Sie müssen zurückgebaut werden wenn der Vertrag ausläuft oder nicht mehr verlängert wird. Auch diese T-träger werden dem Recycling zugeführt