Der russische Finanzminister Anton Siluanow hat vor wenigen Tagen mitgeteilt: Fast 14 Milliarden Euro werden in diesem Jahr zusätzlich in Russlands Kriegskasse landen durch die Einnahmen aus dem russischen Energieverkauf.
Erneut zeigt sich, dass – und dies sogar mit steigender Tendenz – insbesondere die EU und Deutschland die größten Kriegsfinanzierer Russlands sind. All das Gerede von „erfolgreicher“ Sanktionspolitik ist nichts anderes als eine Selbsttäuschung. Der Grund ist, dass Deutschland und die EU es eben nicht schaffen, die russischen Energieeinkäufe sofort zu boykottieren.
Dabei war schon mit Kriegsbeginn klar, dass nur ein sofortiger vollständiger Energieboykott echten Eindruck auf die Öl-Eliten um Putin machen würde. Deutschland und die EU aber schaffen es bis heute nicht, einen Sofortboykott durchzusetzen.
Ganz im Gegenteil: Die unkoordinierten und unüberlegten Regierungshandlungen, insbesondere um die Energiekunden vor weiter steigenden fossilen Energiepreisen zu entlasten, führen immer tiefer in die Sackgasse, sodass Putin sich am Ende bestätigt fühlt: Die fossile und atomare Energieabhängigkeit der EU und Deutschlands führen dazu, dass sie weiter die russische Kriegskasse füllen.
Wichtig dabei ist, in der öffentlichen Debatte endlich nicht mehr pauschal über Energiepreise zu reden. Massiv gestiegen sind in den letzten Monaten nur die fossilen und atomaren Energiepreise, nicht aber die der Erneuerbaren Energien. Die „Rohstoffpreise“ von Solar- und Windenergie, die Sonnenstrahlen und der Wind sind ja kostenlos. Zwar gibt es auch bei erneuerbaren Energien eine geringfügige Preissteigerung bei den Technologieinvestitionen, beispielsweise über Preissteigerungen bei Materialien, was es bei den fossilen und atomaren Energien genauso gibt. Aber im Gegensatz zu diesen steigen eben keine Energierohstoffpreise, was auch langfristig die Energiepreise für Erneuerbare Energien kalkulierbar und niedrig halten lässt.
Die Bundesregierung hat bisher ausschließlich auf kosmetische steuerliche Aktivitäten zur Senkung der fossilen Energiepreise und auf Diversifizierungen beim Einkauf von Erdöl, Erdgas und Kohle meist aus anderen kriegsführenden oder antidemokratischen Regimen (Katar, Senegal, Kolumbien und andere) gesetzt. Sie treibt damit die geopolitischen Spannungen und sogar die fossilen Energiepreise immer weiter nach oben.
Verabschiedete Gesetze für einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren oder gar effektive Energieeinsparmaßnahmen sind bis heute Fehlanzeige, obwohl nur dies echte und schnelle Entlastungen im Energiepreissektor ergeben würde. Stattdessen gibt es wirkungslose Tankrabatte, Energiepreishilfen und anderes. Alles hilflose Aktivitäten, die nur die Energiepreise und Staatsverschuldung nach oben treiben, die Kriegskasse Russlands auffüllen und das Klima schädigen.
Um das verstehen zu können, muss man sich einige wenige grundsätzliche Analysen und Fakten in Erinnerung rufen:
- Die Energiepreise werden im Wesentlichen durch die globalen Rohölpreise bestimmt. Erdgas-, Kohle-, Strompreise gehen seit Jahrzehnten im groben Muster mit den Rohölpreisen rauf und runter. Natürlich gibt es immer Sondereffekte, wie die massiv in Frankreich steigenden Strompreise infolge des Stillstandes von über der Hälfte der Atomkraftwerke. Auch sind Steuern und Abgaben zwar nicht unerheblich, aber sie haben nicht den Einfluss wie die Rohölpreise. Energiesteuersenkungen können also gar nicht starke Rohölpreisanstiege kompensieren, wie sich in der aktuellen Situation um die Tankrabatte zeigt. Hier die aktuellen und historische Entwicklungen der Rohölpreise zum Studium.
- Die Rohölpreise werden durch das globale Verhältnis von Angebot (Rohölförderung) und Nachfrage (globaler fossil/atomarer Energieverbrauch) bestimmt. Übersteigt die fossile Nachfrage die Rohölförderung, dann gehen die fossilen Preise schnell nach oben und umgekehrt. So gab es kurzfristig sogar negative Rohölpreise, als die Weltwirtschaft im April 2020 wegen Corona tief darniederlag. Seitdem zieht die Weltwirtschaft, insbesondere seit April 2021 wieder an und die Ölpreise sind daher stark gestiegen, insbesondere in diesem Jahr und das deutlich vor dem Krieg in der Ukraine. So haben sie sich von Januar 2022 von 80 US-Dollar/Barrel auf heute über 120 US-Dollar massiv verteuert. Die Ölnachfrage und mit ihr die Energiepreise werden in den nächsten Monaten nochmal deutlich ansteigen, da die Weltnachfrage von Erdöl insbesondere in USA und Europa durch die beginnende Reisesaison erheblich ansteigen wird.
- Jetzt zeigen die mit steigender Energienachfrage steigenden Energiepreise, dass das Angebot (die Förderung von Erdöl, Erdgas, Kohle) die steigende fossile Nachfrage nicht stillen kann. Ein deutliches Indiz dafür, dass die Welt den Höhepunkt der Förderung fossiler Energie wohl erreicht hat. Bestärkt wird diese Beobachtung durch Äußerungen aus der OPEC. So erklärte der Energieminister der VAE, Suhail Al-Mazrouei, vorgestern, dass das, was man von Seiten der OPEC an Mehrmengen noch liefern könne, nicht sehr ermutigend sei. Mazrouei meint, dass die Ölpreise ihre Hochs bei Weitem noch nicht erreicht haben.
- Zwar gibt es fieberhafte und höchst klimaschädliche Aktivitäten der fossilen Wirtschaft, neue Felder zu erschließen. Doch sie sind offensichtlich nicht so stark, dass sie die gestiegene fossile Energienachfrage stillen können. Die Analysen der Energy Watch Group (EWG) zeigen seit Jahren, dass dies nicht nur so bleiben wird, sondern wegen des massiven Rückgangs aus den seit Jahrzehnten erschlossenen Ölfeldern sich in den nächsten Jahren massiv verschärfen wird.
- Im Klartext bedeutet dies: Wegen unzureichender Förderung fossiler Energien (und unzureichendem Ausbau der erneuerbaren Energien) treibt jede Nachfragesteigerung die fossilen Energiepreise nach oben. Umgekehrt kann nur eine Reduzierung (Umstellung auf erneuerbare Energien, Energieeinsparung) von fossiler Energienutzung die fossilen Energiepreise nach unten drücken, nicht aber steuerliche Maßnahmen wie Tankrabatte.
Wenn man diese Grundsätze kennt, erkennt man, dass die Handlungen der Bundesregierung keine Chance haben, die fossilen Energiekund*innen zu entlasten. Am Beispiel des Tankrabatts wird dies klar: Der Tankrabatt setzt das Signal niedriger Spritpreise. Die Nachfrage wird aber von den Kunden nicht gedrosselt, sondern steigt weiter. Genauso ist es an den Wochenenden vor Pfingsten geschehen, wo es Unmengen Staus auf den deutschen Autobahnen gab. Trotz hoher Spritpreise sogar vor dem Tankrabatt sind viele Autofahrer besonders viel gefahren.
Wahrscheinlich sind dies vor allem die 60 Prozent reicheren Menschen in unserer Gesellschaft, die sich jede Autofahrt leisten können und wollen, egal wie hoch der Spritpreis ist. Das allein zeigt die Verfehlung eines Tankrabatts. Über 60 Prozent der Autofahrer fahren Autos nach ihren Wünschen und orientieren sich nicht danach, wie hoch der Spritpreis ist. Egal wie hoch die Spritpreise oder Tankrabatte sind, für die meisten Autofahrer haben sie keinen Einfluss auf das Fahrverhalten. Für die etwa 30 Prozent Menschen mit geringem Einkommen gilt das aber nicht. Sie reduzieren massiv ihre Autofahrten, insbesondere bei Freizeitfahrten. Kommt mit Aktivitäten wie dem Tankrabatt eine spürbare Entlastung, dann fahren auch sie wieder mehr und steigern damit die Nachfrage, was wiederum die Energiepreise nach oben zieht.
Energiesteuersenkungen, Tankrabatte, direkte Energiepreisunterstützung aus dem Staatshaushalt führen allesamt zu einer Nachfragesteigerung von fossiler Energie und tragen damit zum gegenteiligen Effekt des Gewünschten bei: Die fossilen Energiepreise steigen mit der erhöhten Nachfrage; mit ihnen die Staatsverschuldung in Deutschland und die russischen Energieeinnahmen. Der Effekt: die Erdtemperatur wird beschleunigt aufgeheizt. Eine absurde Strategie der Bundesregierung und vieler anderer Staaten, wie Frankreich.
Natürlich ist es richtig, einkommensschwache Haushalte bei den hohen Energiepreisen, zum Beispiel für die Fahrt zur Arbeit finanziell zu unterstützen. Doch das muss gezielt auf diese Gruppe gerichtet sein. Was aber jetzt mit Tankrabatt und anderen Maßnahmen geschieht ist ein Gießkannenprinzip. Alle, auch die Energieverschwender aus Mittel- und Oberschicht, die ja über 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen, werden nun pauschal steuerlich entlastet, was nur zu einer erhöhten Nachfrage führt. Trotz hoher Spritpreise ist der Verkehr auf Autobahnen und Landstraßen in diesem Frühjahr massiv gestiegen. Die vielen Staus oder die endlosen sonntäglichen Motorradfahrten nehmen augenfällig zu. Der hohe Spritpreis und die Tatsache, dass sie damit auch persönlich zur russischen Kriegsfinanzierung beitragen, scheint diese alle nicht zu stören. Der Tankrabatt aber entlastet sie, was zu noch mehr Fahrten führt.
Auch der touristische Flugverkehr nimmt wieder massiv zu und mit ihm die Rohölnachfrage. So stark, dass KLM und andere Fluggesellschaften den Ticketverkauf eingestellt haben und Flüge storniert haben, weil ihr durch die Coronakrise dauerhaft geschmälerter Personalbestand keine Chance zur Abwicklung der sprunghaft gestiegenen Flugtouristen zulässt. Auch die Lufthansa warnt, im Sommer den Ansturm nicht bewältigen zu können.
Bundesverkehrsminister Wissing kennt darauf wieder nur eine Antwort: Eine Jobinitiative von der Regierung unterstützt, damit der Flugverkehr auch die massenhaften Tourist*innen im Sommerurlaub befördern kann. Genau das würde aber den Flugverkehr ausweiten, mit ihm den Verbrauch von Flugbenzin und so geht die Spirale weiter: Noch höhere Rohölpreise, höhere fossile Energiekosten, höhere russische Staatseinnahmen, schneller steigende Erdtemperatur.
Wo bleiben denn die Apelle der Politiker, wenigstens mal am Sonntag das Auto, das Motorrad stehen zu lassen und den Sonntagsausflug mit dem Rad oder ÖPNV zu machen, den Sommerurlaub im Inland zu verbringen, statt um die Welt zu jetten. Gründe für diese Apelle haben sie genug: Die Bundesbürger sollen endlich Energie sparen, um die russische Kriegsfinanzierung zu stoppen. Aber nein, alle sollen weiter Luxus mit hohem fossilem Energieverbrauch erlaubt bekommen und die Toten in der Ukraine interessieren da nicht.
Um die kommende weiterhin hohe fossile Energienachfrage zu ermöglichen, fahren Minister und Kanzler weiter in alle Welt – nach Katar, Senegal, Israel, Jordanien, um LNG, also höchst klimaschädliches Erdgas aus anderen Regionen der Welt als Ersatz für Russlands Energielieferungen zu bekommen. Doch auch das wird nichts nützen, denn alle diese Erdgas- und Erdölförderregionen haben ja nicht plötzlich viel mehr Erdgas und Erdöl als zuvor, sie können nur die Lieferwege ändern. Statt den bisherigen Kunden in Pakistan, Indien, Japan, China und andere werden nun die Öl- und LNG-Tanker nach Europa umgelenkt, weil die zur Ablösung russischer Energie höhere Preise zahlen. Auch das treibt die fossilen Energiepreise massiv nach oben.
Die Ölmultis freuen sich ob massiv erhöhter Gewinne. Eine Sondersteuer wird gegen sie als multinationale Konzerne kaum durchsetzbar sein und würde eh nicht helfen, die fossilen Energiepreise zu senken.
Hinzu kommt, dass die Lieferung von LNG-Importen – auch aus den USA – keineswegs sicher ist. Das zeigt zuletzt die Explosion in der Erdgas-Förderanlage des Unternehmens Freeport, das nun die LNG-Produktion gestoppt hat. Dies führt zu Engpässen auch in Europa und damit zu weiteren Erdgas-Preissteigerungen, denn die Anlage wickelt rund 20% der LNG-Verarbeitung in den USA ab. Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, dass die Diversifizierung der Bundesregierung und der EU ein Irrweg ist.
Es bleibt nur eine Strategie, um die sich abzeichnende, weiter nach oben treibende fossile Energiepreisspirale zu durchbrechen: Schneller Umstieg auf Erneuerbare Energien in Verbindung mit Energieeinsparungen. Doch genau dies wird sträflich vernachlässigt von EU-Kommission und Bundesregierung.
Alle Versuche der Bundesregierung mit Steuerfinanzierungen wie Tankrabatten oder Hilfen für Personalaufstockungen für Urlaubsflüge führen nur immer weiter in den großen Crash aller aktuellen Krisen, die am Ende die menschliche Zivilisation auslöschen: Erdüberhitzung, Kriege, Wirtschaftscrash durch steigende fossile Energiepreise, Aufstände von Benzinwutbürger und vieles mehr.
Wann endlich begreifen Politiker aller Couleur, dass mit den schon der Vergangenheit falschen Instrumenten, der immer stärkeren Subventionierung des fossilen Energiesystem nur der tiefe Fall der gesamten Gesellschaft vorbereitet wird? Es wird höchste Zeit für eine radikale Umkehr mit im Zentru stehenden radikalen Maßnahmen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
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Meine Frage ist warum die Opposition es zugelassen hat die Abhängigkeit von Russland die letzten Jahre so mitzutragen. Auch den Zusammenbruch der deutschen Wind- und Solarindustrie und die höchstmögliche Verhinderung von erneuerbaren Energien im Netz hat man zur Kenntnis genommen, aber nie massiv angegriffen. Außer ein abstraktes 1,5 Grad Ziel und der Kampf der Atomkraftgegner ist in den Köpfen der Bevölkerung nicht hängen geblieben. Aufklärungskampagnen und aggressive Plakate habe ich vor 10 Jahren nicht gesehen. Sie schreiben auch die Regierung schafft es nicht Energieexporte aus Russland einzustellen. Mit der Energie werden wir Russland nicht klein kriegen. Da wir zehn Jahre die erneuerbaren Energien verschlafen haben ist jetzt die Abhängigkeit immer noch groß. Da ändert im Moment auch ein schneller Zubau der erneuerbaren Energien nichts. Mit einem sofortigen Embargo würden wir uns selber mehr Schaden als den Russen, da doch vieles anderweitig verkauft werden kann. Über das Bankensystem, Ersatzteile und wichtige Güter kann man mehr erreichen, aber es dauert vielleicht auch länger. Bei den Rohstoffen sind doch eher die Spekulationen das Problem und nicht die tatsächliche Verfügbarkeit. Auch die OPEC kann gut mit den hohen Preisen leben, warum soll sie dann mehr fördern? Mit einer zeitlich begrenzten Deckelung der Preise könnte man die 14 Milliarden zusätzliche Einnahmen für Putin mit einem Schlag weg haben. Das im Moment jeder der die Möglichkeit hat nach Öl und Gas bohrt ist bei den Preisen verständlich. Man beginnt den Tag und fährt mit dem 500er Mercedes an die Tankstelle und gönnt sich 100 l Benzin. Mit den 30 € Subvention fährt man dann ins Hotel zum Frühstücken. So ist der Tankrabatt wohl gedacht. Sie schreiben die Regierung hat das gemacht. Das hat die FDP durchgesetzt mit Lobby Lindner und seinem Freund aus dem Verkehrsbereich Wissing. Jeder einkommensschwache Haushalt könnte die dreifachen Mittel erhalten, wenn die besser verdienenden ausgegrenzt wären. Das muss man diesen Leuten aber auch einmal lautstark erklären. Energie muss teuer bleiben, sonst spart keiner. Man sieht es an der Nachfrage nach Solaranlagen und Wärmepumpen. Die FDP hat auch bei den Wahlen versprochen den Bürokratie Wahnsinn aufzuheben. Ich sehe davon nichts und ich sehe auch hier wieder viel zu wenig Kritik direkt an Personen und Parteien. Es wird immer nur ein bisschen pauschal verurteilt. Dadurch haben solche Parteien immer wieder die Chance Regierungsverantwortung oder besser Unverantwortung zu tragen.
Es schmerzt schon sehr, wenn auch hier wieder dieser saudumme Satz von der kostenfreien Sonnen- und Windenergie steht. Natürlich sind die laufenden Kosten von PV und Wind gering. Das heißt aber im Umkehrschluss, dass die anfänglichen Investitionskosten besonders hoch sind. Von einer höheren Warte aus gesehen, ist auch das kein Problem, im Gegenteil, angesichts der Demographie bei uns wäre es genau das richtige, jetzt viel Geld (und Arbeit) in Anlagen zu investieren, die dann in den folgenden Jahrzehnten, wenn die, die sie errichtet haben, aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind, noch ihre Rente genießen wollen und dazu auch Strom brauchen. Aber welcher Politiker nimmt diese höhere Warte ein? Da wird nur auf die hohe Kostenbelastung im Augenblick geschaut. Herr Lindner spricht in seiner Oberleherermanier davon, dass man der kommenden Generation keine Schulden aufladen dürfe, obwohl gerade unsere Nachkommen davon profitieren würde, wenn wir heute unser Geld in rentierliche Investitionen stecken würden, statt in den Import von nur einmal verbrauchbaren fossilen Brennstoffen. Die Rede von Sonne und Wind, die keine Rechnung schicken würden ist dabei kontraproduktiv, denn sie verschweigt die Rechnung für die Investitionen. Und die eleganteste Form der Lüge ist bekanntlich das Weglassen. Nur: So doof, dass er das nicht merkt, dass er da belogen werden soll, ist kaum einer. Man merkt die Absicht, und man ist verstimmt.
Also noch einmal: Man muss die Probleme und die Chancen ehrlich benennen: Problem ist, dass man jetzt viel Geld in die Hand nehmen muss. Chance ist, dass man dann für viele Jahrzehnte eine sichere und ökologische Energiequelle hat, die wenig kostet. Wer die Probleme verschweigt, lügt!
JCW schreibt.
Es schmerzt schon sehr, wenn auch hier wieder dieser saudumme Satz von der kostenfreien Sonnen- und Windenergie steht
@ JCW
Da haben Sie leider nicht genau gelesen.
Der Autor schreibt das Folgende
Zitat:…Die „Rohstoffpreise“ von Solar- und Windenergie, die Sonnenstrahlen und der Wind sind ja kostenlos. Zitat Ende.
Was ist daran falsch, oder gar saudumm ??? Oder haben Sie schon mal für Ihre PV Anlage von der Sonne eine.. „Rohstoffrechnung“ ..bekommen ???
In Ihrem nächsten Satz haben Sie das ja offensichtlich auch erkannt, wo Sie schreiben
Zitat. Von einer höheren Warte aus gesehen, ist auch das kein Problem, Zitat Ende.
Hätten Sie gleich von der höheren Warte betrachtet, wäre Ihnen der Schmerz erspart geblieben.
Unser Problem ist, dass die Energiewende massiv ausgebremst worden ist.
Wer heute davon profitiert, sieht man ja.
Nur, jetzt einfach zu sagen: „Alles fossile sofort kappen!“ macht hier im Land alles kaputt.
Wir brauchen das Gas noch einige Jahre. Warum? Nun:
Haben wir bis zum Ende des Jahres (was ja auch schon einem sofortigen Embargo entgegen läuft) überall genug Windkraftanlagen und Freiflächen-PV stehen?
Sind ALLE Gebäude auf Wärmeerzeugung durch EE umgerüstet?
Sind diese Gebäude bis dahin alle dafür ertüchtigt?
Wie sieht das der Denkmalschutz bei Gebäuden, wo es ohne Abriss und Neubau nicht geht?
Wer produziert die ganzen nötigen Komponenten?
Wo kommen die Grundstoffe dafür her?
Wer installiert das alles?
Nochmal: Bis zum Ende des Jahres!
Ein Ding der absoluten Unmöglichkeit.
Und das ist nur Wärme für’s Wohnen.
Bei der Mobilität gibt es das Problem, dass viele Leute ihre Arbeitsstelle nicht fußläufig erreichen können. Oder mit dem Rad. Oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Was ist mit denen? Sollen die umziehen? Wohin denn? gibt doch keine Wohnungen! Wer soll die denn jetzt noch bauen?
Womit denn? Elektroauto kaufen? Welches denn und mit welchem Geld, wenn das schon alles für die energetische Sanierung der eigenen Hütte drauf geht?
Nicht jeder hat unbegrenzt Geld zum Investieren oder ist kreditwürdig genug. Was sollen diese Leute machen?
Es ist richtig, dass was passieren muss und ich bin voll dafür. Nur wir können das nicht alles auf einmal und mit einem Fingerschnipp machen! Eine solche Transition braucht leider Zeit. Zeit, die uns in den letzten 40 Jahren geklaut worden ist. Und 40 Jahre in 6 Monaten aufholen? DAS will ich sehen!
MfG
In diesem Forum soll es darum gehen auch Lösungsvorschläge anzubieten und nicht nur Frust abzulassen, dem keiner weiterhilft. Was wollen Sie denn in sechs Monaten alles verbessern? Hat hier irgendjemand geschrieben das die Energiewende zum Jahresende vollzogen sein soll? Wir wollen gut und einigermaßen warm über den nächsten Winter kommen. Dazu trägt jedes Stück erneuerbare Energie bei, mehr nicht.
@Ernst Gruber: Es ist immer zu beobachten, dass gefordert wird, alles sofort zu stoppen, was mit Gas und Öl zu tun hat.
Mir fehlt dabei aber grundsätzlich die differenzierte Betrachtung, dass nicht jedermann Knall auf Fall eine Wärmepumpe am Haus, eine PV-Anlage auf dem Dach und ein E-Auto in der Einfahrt oder Garage hat, geschweige denn dieses alles finanzieren kann.
Lösungen sind nur so lange gut, wie man alle betroffenen dabei mitnehmen kann.
Jeder kann und sollte nur das ihm jeweils mögliche machen den Bedarf zu reduzieren (auch im Punkt Mobilität!) und nach Möglichkeit den Energieträger zumindest für Teile des Bedarfs wechseln (z. B. zunächst eine BWWP mit zusätzlichem Wärmetauscher statt eines normalen Speichers).
In sechs Monaten kann man leider nicht die ganze Energiewelt umkrempeln…außer vielleicht in China. Aber genau das ist der Punkt. Ab Jahresende kann hier in D direkt LNG anlanden. Ein Aufschrei, was da durch die Welt geht, Kritik von vorne bis hinten. Was wäre aber die Alternative dazu? Das ist genau der Zeitrahmen, in dem sich alles abspielen müsste, was in den letzten 40 Jahren hätte passieren müssen, wenn das Gas aus bleibt. Da denkt immer keiner dran.
Es sind nicht mal 1% der Wahlbevölkerung, welche einen sofortigen Komplettaufstieg aus fossilien Energien fordert. Durch den lauten Aufschrei dieser Minderheit meint man immer es sind mehr. Auch das China alles in kürzester Zeit regeln kann ist eine Stammtischparole. Auch da wird gegen Photovoltaik angegangen und mit Platz für Ernährung statt PV Werbung für Kohlekraftwerke gemacht. Pro Einwohner und installierter Leistung hängt China weit hinter Deutschland zurück. Auch bei uns wird die Ernährung als großes Problem bei PV dargestellt. Pflanzen sollen in der Landwirtschaft für die Ernährung von Mensch und Tier da sein, aber nicht für Bio Sprit und Gaskammer. Wir werden in 10 Jahren auch viele Wärmepumpen im Altbau installiert haben und die aufwendige Sanierung erfolgt erst Jahre später. Das müssen wir uns mit grüner Energie bis dorthin leisten können. Aber auch andere Länder denken massiv um. In Spanien gibt es eine Antragsflut für Solarparks. Regionalregierungen wollen oder müssen schon regulierend eingreifen damit das Landschaftsbild nicht zu sehr leidet. Sie wollen in Europa ein Big Player werden, auch mit Wasserstoff. Auch bei uns tut sich etwas bei PV aber der Wind ist noch das Stiefkind.
Ist das Szenario wirklich so, wie von Hans-Josef dargestellt?
„Moskau rechnet mit 13,7 Milliarden Euro Mehreinnahmen für 2022“???
Bisher wurde das Verfahren immer so dargestellt, daß es sich midestens bei Gas um lagfristige Lieferrverträge mit entsprechendem Fixpreis handeln würde? offensichtlich ist eine Preisgleitklausel beinhaltet.
Ansonsten ist die Tendenz des Artikels von Herrn Fell leider ausnahmslos zu teilen:
Der Energiewende wird gerade nichts Gutes getan.
Alternative, meist autokratische Systeme, für die Erdöl und Erdgas basierten Lieferanten wurden umworben und offensichtlich auch teilweise erfolgreich gefunden.
Tenor: Die nächsten 2-3 Winter werden wir mit den gefundenen Ersatzlieferanten schon bis zum Greifen der Energiewende überstehen? Das war eine gut Reaktion des Wirtschaftsministeriums.
War´s das jetzt? Können wir uns wieder dem auch durch Corona aufgestautem Konsum zuwenden?
Auto-, Flug- und auch noch verbilligte Bahnreisen!
Offensichtlich fehlt hier die entscheidende Erkentniss, daß die ges. BRD (EU) mit all seinen Facetten sich im ungebremsten Konsum von fossilen Energieen bequem gemacht hat und nicht realisiert, daß das oppulente Verhältniss der allseitigen Verfügbarkeit recht plötzlich zu Ende sein könnte.
Spätestenz wird im Oktober das Gezeter mit beginnender Heizsaison und auch dem gleichzeitigem von für 3 Monaten verbilligten Situationen wieder losgehen….
Ich kann nur jeden Eigenheimbesitzer wie auch Unternehmer mit Gas oder Öl-Konsum warnen, sich vor zukünftigen plötzlichen weiter einschneidenden Änderungen geschützt zu wähnen.
Mieter wie auch andere Abhängige werden leider durch die Röhre schauen und sich den Verhältnissen ergeben müssen.
Denkbar wären, ein Gasversorgungssystem ins Leben zu rufen, bei dem nur privilegierte mit dem ausreichendem Gas-Versorgungsdruck versorgt werden; andere müßten sich mit entsprechnder Minderleistung und variierender Unterversorgung zufrieden geben!
Aber das sollten wir jetzt mal den Fachgremien überlassen, die da jetzt (hoffentlich) bestimmt im Detail tätig werden.
Der Verteilungskampf hat länst begonnen.
Leider haben wir nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Nur mit sehr hohen Energiepreisen können wir große Reisen mit Flugzeug Kreuzfahrtschiff oder dickem Auto reduzieren. Das 9 € Ticket wäre dauerhaft zu begrüßen denn die Bahn ist immer noch das umweltfreundlichste Verkehrsmittel. Mit diesem Ticket werden mehr Deutschlandreisen gemacht und das ausgegebene Geld bleibt im Land. Auch Flugreisen in den Süden werden damit vermieden. Andererseits spielt das Putin immer mehr Geld in die Taschen trotz geringerer Lieferungen. Hier müssen andere Sanktionen greifen und man sieht auch schon Erfolge. Das Bruttosozialprodukt in Russland wird zweistellig einbrechen. Aber auch in Deutschland und weltweit werden wir eine Rezession erleben. Die energieintensive Industrie hat lange genug von extra billiger Energie profitiert. Das ist nun vorbei und auch in diesem Bereich werden erneuerbare Energien zum Zwang, wenn das Überleben des Betriebes zum Handeln zwingt. Viele Firmen decken sich jetzt schon mit Verträgen für grüne Energie ein, um überleben zu können. Laut Gesetz haben private Haushalte Vorrang bei der Gaslieferung und energieintensive Betriebe müssen zuerst abschalten. Zwischen privilegiert und Normalo wird es keinen Unterschied geben, denn der ist technisch nicht machbar.
Wie kann es sein das bei meinem 100% Ökostromvertrag der Energiepreis von ca 25 Cent im Januar auf jetzt 46 Cent gestiegen ist. Der Wegfall der EEG Umlage von ca 3,72% wird natürlich weitergegeben aber leider wird der Strompreis am 01 .Juni noch einmal um 5,52 Cent angehoben.Das bedeutet nach entfall der EEG Umlage eine nochmalige Preiserhöhung von fast 2 Cent .Die Politiker sind wieder einmal absolut ahnungslos und reden weiterhin von Entlastung. Eine Anfrage BMUV (Bundesamt für Umwelt und Verbraucherschutz ) ist bisher unbeantwortet geblieben . Die Politiker und Bundesbeamten scheinen nicht Willens oder in der Lage zu sein die versprochenen Entlastungen gegenüber den Energiekonzernen durchsetzen zu können.(siehe auch z.B. Kraftstoffpreise )
Putin hat Öl und Gas schon 2021 zur Vorbereitung seines Krieges verknappt. Dann fielen in Frankreich 30% der Kernkraftwerke aus. Schon das reichte um die Strompreise auf das gegenwärtige Niveau zu heben. Sie fallen jetzt nicht, weil sich der Krieg in der Ukraine hinzieht. Wohl dem, der nur etwas mehr für seinen Strom bezahlen muss. Ich möchte jetzt kein Ukrainer, Russe oder Afrikaner sein.
Zu H.M.: man fragt sich seltsamer nie, w a r u m die Politiker’innen nicht weiterdenken wollen: die Geldanlagen in Energieaktien (FOSSIL) gelten immer noch als sehr sicher und auf hohem Niveau rentabel. Und nahezu jeder Politiker oder hohe Ministerialbeamte will sich seine Altersbezüge mit solchen Investitionen aufstocken: in GER vor allem EON und RWE. Diese AG’s brauchen also gar keine so kostenintensive Lobbyarbeit auf sich zu nehmen, es genügt schon das Eigeninteresse der Politiker, um eine möglichst rasche Umsetzung der Energiewende zu verhindern. Und das mit Mitteln, welche die wenigsten Leute durchschauen- vor allem Journalisten nicht! Diese Mittel sind: komplizierte wirtschaftsrechtliche Vorschriften zur Vermeidung von Mieterbeteilung, finanzrechtliche und betriebsrechtliche Vorschriften zur Vermeidung von PV- Anlagen in mittelständischen Betrieben etc.
Also: schuld an der ganzen Misere ist die Entartung der freien sozialen Marktwirtschaft zu einer reinen Spekulationswirtschaft sichtbar am globalen unkontrollierten Aktienhandel. Schon lange nicht mehr kann z.B. das Bundeskartellamt Preisabsprachen zwischen großen Ölfirmen kontrollieren oder unterbinden: diese werden schon lange in übernational tätigen und von keiner Regierung kontrollierten Gremien und Verbänden gesteuert., dort genügen schon schnelle, für Nicht-Eingeweihte unverständliche Formulierungen, sodass diese iuristisch nicht verwertbar sind, falls doch abgehört wird. Somit ist der ‚Tankrabatt‘ ja sofort ‚unisono‘ ausgenutzt worden, um die reichen Aktienbesitzer noch reicher zu machen. Dazu käme noch der innenpolitische Schaden durch die Bevorzugung der besserverdienenden Vielfahrer und Vielzylinderfahrer. Soziale !Marktwirtschaft findet schon lange nicht mehr statt
Wir hatten schon mal eine Energiekrise, da sind die Familien mit dem Fahrrad auf der Autobahn gefahren. Da sind auch Stimmen laut geworden dass der Staat einen Tankrabatt finanziert. Graf Lambsdorff von der FDP hat dies damals strikt abgelehnt, da er vorausschauend nur höhere Gewinne bei den Öl Multis und keinen Nutzen für das eigene Land gesehen hat. Parteigenosse Lindner hätte sich mal mit ihm unterhalten sollen bevor er so einen teuren Schwachsinn auf den Markt bringt. Bei den Aktien gab es einen Bullenmarkt der über 10 Jahre andauerte. Auch ungeübte Anleger konnten hier bei Aktien und Kryptowährungen fast nichts falsch machen. Das ist jetzt vorbei und die zusätzliche Altersvorsorge wird etwas bescheidener ausfallen. So könnte es sein, dass die Verhinderungspolitik vieler Entscheider diesen auf die eigenen Füße fällt. Auch Eon und RWE müssen sie nach den Weltmarktpreisen richten, auch wenn Sie die Preise hierzulande kartellartig kontrollieren und bestimmen. Sie haben ja die Kohlekraft auch reduziert als das Gas billig zu haben war. Fracking Gas, egal woher, wird die nächsten 10 Jahre ein Mehrfaches des russischen Gases kosten. Deshalb ist das festhalten der alten Energie nicht mehr sinnvoll, da die neue Energie nach großen Anfangsinvestitionen dauerhaft billiger Strom liefert. Das europäische Netz ist für grüne Energie sehr gut geeignet, da Sonne und Wind sehr unterschiedlich aufgeteilt sind und länderübergreifend kombiniert werden kann. Einige Länder wie Italien Österreich und Deutschland bremsen noch, aber Spanien z.B hat keine Kohle- und Atomlobby und erlebt gerade eine Explosion bei der Planung von Solar und Windparks. Sie wollen auch zum größten Wasserstoffproduzenten Europas werden. Auch sie werden uns helfen schneller von dem schädlichen teuren Fracking-gas wegzukommen. Wenn wir diesen Umstieg europaweit zeitnah schaffen, dann können wir unsere grüne Industrie auch mit Strafzöllen für fossil erzeugte Produkte aus dem Ausland schützen. Das kann und muss gelingen, denn die globale Welt vor dem Ukrainekrieg wird es nicht mehr geben.
PS Mein Beitrag ist natürlich an fast slle Teilnehmer gerichtet, vor allem auch an den Autor
H.M. schreibt.
Wie kann es sein das bei meinem 100% Ökostromvertrag der Energiepreis von ca 25 Cent im Januar auf jetzt 46 Cent gestiegen ist. Der Wegfall der EEG Umlage von ca 3,72% wird natürlich weitergegeben aber leider wird der Strompreis am 01 .Juni noch einmal um 5,52 Cent angehoben.
@ H.M.
In der Zeit als Otto Graf Lambsdorff Wirtschaftsminister war, hatten wir auch eine Phase wo die Benzin und Ölpreise ins uferlose stiegen und alle nach staatlichen Eingriffen geschrien haben.
Ich erinnere mich, dass der damals strikt, die gegenwärtig getroffenen Maßnahmen ablehnte, mit der Begründung, dass das lediglich ein Anreiz für die Ölmultis wäre, von diesem Kuchen ein großes Stück für sich abzuschneiden. Ähnlich entwickelt sich das gegenwärtig auch. Und nicht anderes wird das mit dem Wegfall der EEG Umlage, die ohne hin, für nichts mehr benötigt wird, nach dem der EE Marktwert zeitweise sogar „über“ den EE Vergütungen liegt.