Schott testet Einsatz von grünem Wasserstoff in der Glasherstellung

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Der Spezialglashersteller Schott beginnt mit Tests zur Nutzung von Wasserstoff bei der Glasherstellung. Die Pläne dafür sind nicht erst seit dem Ukraine-Krieg und dem damit verbundenen Drang, den Gasimport reduzieren zu wollen, entstanden. Bereits 2020 kündigte der Mainzer Konzern an, seine Glasproduktion bis zum Jahr 2030 klimaneutral umzubauen.

Besondern beim Schmelzen von Spezialglas entstehen viele CO2-Emissionen. Für Impfstofffläschchen, Handyschutzglas oder Mikrochips, die bei Schott in Mainz hergestellt werden, müssen in den Schmelzwannen Temperaturen von 1700 Grad herrschen. Dafür sind größere Mengen Erdgas nötig. Schon in den Jahren zuvor hatte der Glashersteller mehrere Forschungsprojekte zur Dekarbonisierung seiner Produktion gestartet. Dabei lag besonders die Arbeit mit erneuerbarem Strom und Wasserstoff im Fokus. Beim Technologiewandel in dem Unternehmen spielen auch die Verbesserung der Energieeffizienz und die Kompensation verbleibender Restemissionen zum Repertoire der Instrumente.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit werden jetzt erstmalig in groß angelegten Versuchen an einer Schmelzwanne getestet. Schott zufolge soll der Test einen Monat lang dauern. Dabei wird in drei zehntägigen Phasen der Wasserstoffanteil in der Brennkammer der Schmelzwanne erhöht. Am Ende des Tests soll der Wasserstoffanteil 35 Volumenprozent betragen. Dabei will der Glashersteller die Auswirkungen auf den Schmelzprozess untersuchen.

Die Kosten des Projekts belaufen sich auf über 714.000 Euro. Das rheinland-pfälzische Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität fördert das Projekt mit 338.000 Euro. Die zuständige Ministerin Katrin Eder erklärte, dass die Treibhausgasreduktionen in der energieintensiven Industrie notwendig wären, um das von der Landesregierung gesetzte Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2035 zu erreichen. “Wir unterstützen gerne mit Fördermitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, um durch die Verwendung von grünem Wasserstoff zu raschen Verbesserungen zu kommen. Das wird in der Industrie, aber auch bei energetischer Nutzung rasch zur Dekarbonisierung und Versorgungssicherheit beitragen“, sagt die Ministerin Eder.

Auch die Mainzer Stadtwerke sind in den Versuch involviert, denn sie liefern nicht nur Erdgas, sondern auch grünen Wasserstoff. „Wir betreiben seit 2015 mit dem Energiepark Mainz eine weltweit beachtete innovative Elektrolyseanlage“, sagt Tobias Brosze, Technischer Vorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Mainzer Stadtwerke. „Ein Teil des Wasserstoffs aus dem Energiepark wird von unserem Partner Linde bereits für industrielle Prozesse bei verschiedenen Kunden bereitgestellt.“ Der Einsatz von Wasserstoff in bisher Erdgas-befeuerten Anwendungen müsse aber im Einzelfall erprobt werden, um die Prozessführung auf „H2-ready“ umzurüsten, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende weiter. Diese Tests begleiten die Mainzer Stadtwerke als Gasversorger bei Schott und wollen somit helfen die Nutzung von klimafreundlichem Gas in der Region voranzubringen.

Schon im Herbst vergangenen Jahres haben die Mainzer Stadtwerke begonnen, einen Industriekunden in der Region mit Wasserstoff zu beliefern. Das Hygiene- und Gesundheitsunternehmen Essity startete ein Pilotprojekt, bei dem eine Papiermaschine mit grünem Wasserstoff betrieben wird.

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