Große Defizite bei Photovoltaik auf landeseigenen Dächern in Bayern

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Insgesamt 10.866 Gebäude besitzt der Freistaat Bayern, so das Landesbauministerium. Bis Ende 2021 waren davon nur 403 mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Das entspricht einem Anteil von 3,7 Prozent. Die installierte Leistung summiert sich auf knapp 21 Megawatt. Im Durchschnitt kommt eine einzelne Anlage damit auf eine Leistung von etwa 15 Kilowatt.

Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion, sieht darin „mehr als ein Armutszeugnis“. Das gelte auch für Neubauten. Stümpfig rechnet vor, dass von den 1.600 seit dem Jahr 2000 errichteten Gebäuden nur 15 Prozent eine Photovoltaik-Anlage haben. Dort seien gerade einmal 5.000 Kilowatt Leistung entstanden. „Das ist wirklich mehr als lächerlich“, sagt der Grünen-Experte. Auch gebe es lediglich 18 Fassadenanlagen und keine einzige Anlage auf einem landeseigenen Parkplatz.

„Bei der leichtesten Aufgabe, Solaranlagen auf die Dächer zu schrauben, versagt die Staatsregierung auf ganzer Linie“, so Stümpfig. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spreche öfter vom Sonnenland Bayern. „Bei der Staatsregierung selbst ist von Sonnenland nichts zu spüren – sie fristet ein jämmerliches Schattendasein.“ Söder hatte im Juli 2021 erklärt, die installierte Leistung auf landeseigenen Dächern zu vervierfachen. Einen Zieltermin hat er aber nicht genannt. „Bei dem Tempo sind wir erst im Jahr 2050 bei einer Vervierfachung“, sagt Stümpfig.

Die Landtagsfraktion der Grünen hatte im Februar 2022 beantragt, die Staatsregierung aufzufordern, bei der geplanten Überprüfung der Liegenschaften des Freistaates auf ihre Photovoltaik-Eignung die Einstufung der Dachflächen zu überarbeiten. So sollte dabei der Klimaschutz als Hauptkriterium zugrunde gelegt werden. Zudem sollten auch Fassaden und Parkplatzflächen auf ihre Eignung geprüft werden. Der bayerische Landtag hat diesen Antrag abgelehnt.

Bauminister Bernreiter: Die meisten Dächer sind ungeeignet

Der bayerische Bauminister Christian Bernreiter (CSU) hält dagegen, dass von den knapp 11.000 staatlichen Dächern nur rund 1.300 für Photovoltaik-Anlagen geeignet sind. Davon sind 400 mit Photovoltaikanlagen belegt, weitere 100 Anlagen befinden sich derzeit in Planung oder Bau. Das entspricht insgesamt 40 Prozent. „Wir stehen klar zu dem Ziel, auf so vielen staatlichen Dächern wie möglich Photovoltaikanlagen zu bauen“, so Bernreiter. „Auf jedem Toilettenhäuschen oder jedem Müllgebäude wird es aber nicht gehen.“

Das bayerische Bauministerium führt dafür vielfältige Gründe an. Teilweise seien die Dachflächen der Nebengebäude zu klein, von der Lage her nicht geeignet, verschattet oder kämen aus baufachlichen Gründen nicht in Frage. Um die 800 noch freien, geeigneten Dächer mit staatseigenen Photovoltaikanlagen zu belegen, bestünde ein Investitionsbedarf von rund 110 Millionen Euro. „Wir müssen genau prüfen, wo wir die verfügbaren Mittel mit dem größten Nutzen einsetzen“, sagt Bernreiter. Im Entwurf für den Haushalt für 2022 sind bislang fünf Millionen Euro Sondermittel für den Bau von Photovoltaikanlagen auf staatlichen Dächern vorgesehen.

Parallel zur Prüfung der bestehenden Dachflächen werden Photovoltaikanlagen bei Neubauten und Sanierungen schon so gut wie möglich mitgeplant, so das Ministerium. Im Jahr 2021 wurden 3,5 Millionen Euro für den Bau von Photovoltaik-Anlagen bei großen Baumaßnahmen im Haushaltsauschuss genehmigt. Damit entstehen 22 Anlagen mit einer Gesamtleistung von knapp 2.400 Kilowatt. Zusätzlich wurden 2021 weitere acht Millionen Euro an Sondermitteln für den Bau weiterer Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von knapp 2.800 Kilowatt eingesetzt.

„Enorme Bandbreite an technischen Lösungen“

Grünen-Politiker Stümpfig hält diese Argumente nicht für stichhaltig. So könnten auch Anlagen auf Dächer mit Ost- und Westausrichtung entstehen. Und technisch gebe es mittlerweile eine enorme Breite an Lösungen. „Es gibt Module, die auch bei teilweiser Verschattung sehr gut arbeiten. Es sind Leichtbaumodule verfügbar bei Statikproblemen. Dachintegration ist gerade beim Denkmalschutz eine gute Lösung – oder farbige Module“, sagt der Energieexperte. „Der Minister sollte den Spieß umdrehen: nicht 90 Prozent der Dächer für nicht geeignet erklären, sondern 90 Prozent für geeignet ansehen und die richtige Lösung finden. Das wäre die richtige Antwort in dieser Energiekrise, die von uns allen kreative und ambitionierte Lösungen erwartet“, so Stümpfig. Die Haltung der Staatsregierung sei maximal unambitioniert.

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