Nachhaltige Investments: Keine Wirkung im Kampf gegen den Klimawandel

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„Wir dürfen uns nicht auf die Kapitalmärkte verlassen, um den Klimawandel zu stoppen“, sagt Michael Grote. Er ist Professor für Corporate Finance an der Frankfurt School of Finance & Management und Mitverfasser einer Studie, die zeigt, dass die meisten nachhalten Investitionen am Kapitalmarkt nicht dazu beitragen, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Der ESG-Investitions-Prozess sei kaputt. Die Begründung der Finanzbranche, grünere Unternehmen kämen günstiger an Geld, stimme so nicht, sagt Grote weiter. Der Unterschied bei den Konditionen eines Green Bonds im Vergleich zu einem herkömmlichen Bond betrage im Durchschnitt 0,1 bis 0,16 Prozentpunkte. „Ich würde sagen, durch diese Zinsdifferenz werden nur wenige grüne Projekte angestoßen“, schätzt der Wissenschaftler.

Anders ausgedrückt: die meisten grünen Investitionen kämen ohnehin zustande, ohne ökologische Motivation der Unternehmen. Grote vergleicht das mit einem neuen Kühlschrank: Den kaufe man auch mit einer möglichst hohen Energieeffizienz, nicht, weil er umweltfreundlich ist, sondern weil er langfristig wegen des niedrigeren Energiebedarfs Geld spart.

Der Finanzindustrie sind hehre Ziele fremd. „Für die Banken geht es vor allem um eine Business-Opportunity und nicht darum, die Welt zu retten“, stellt Grote klar. Es gebe viel Greenwashing. Wo immer es gehe, werde ein grünes Label draufgeklebt.

Für Investoren sei es wegen der zahlreichen Ratingagenturen, die Unternehmen auf ökologische, ethische und soziale Aspekte untersuchen, ohnehin sehr unübersichtlich. Mehr als 600 dieser Agenturen gebe es mittlerweile. „Ihre Ergebnisse liegen weit auseinander“, beklagt Grote. Das unterscheide sie von den Agenturen, die Kreditrisiken analysieren. Deren Ergebnisse lägen immer dicht beieinander.

Die Resultate der ESG-Agenturen seien daher nur schwierig als Richtlinie für Geldanlagen heranzuziehen. Zwar suggerierten sie, ihre Bewertungen zeigten, wie grün ein Unternehmen sei. „Das ist aber dezidiert nicht der Fall, sie zeigen lediglich, wie gut Unternehmen für mögliche kommende Regulierungen aufgestellt sind“, kritisiert Grote. Wenn Finanzinstitute ihre Portfolios bereinigen, dann, um keine ESG-Finanzkrise zu bekommen.

Anlegern wiederum gehe es oft darum, ein „warmes Gefühl“ zu bekommen. Sie wollten sich gut fühlen. Eine Befragung zeige aber: den meisten genüge es, wenn eine Investition ziemlich grün sei, sehr grün müsse sie gar nicht sein. „Sie fühlen sich mit ihrer Investition gut, was mit dem Geld passiert, steht auf einem anderen Blatt“, sagt Grote.

Und so seien alle glücklich, Banken, Ratingagenturen, Politiker, Verbände, NGOs und Investoren. Nachhaltige Geldanlage gebe eine Illusion von Aktion, beschreibt der Wissenschaftler den Effekt: „Alle sind glücklich, wer nicht glücklich ist, ist die Erdtemperatur, die steigt weiter.“ Dass ein Produkt nachhaltig heiße, bedeute nicht viel. Es reduziere zwar Risiken, aber für die Umwelt werde nichts Gutes getan.

Er fordert, den Hype um nachhaltige Geldanlagen zurückzudrehen. Green Finance wäre nicht der richtige Lösungsbaustein, um den Klimawandel zu stoppen. Andere Ansätze versprächen mehr Erfolg, höhere Preise für CO2 beispielsweise. „Das ist natürlich viel unpopulärer“, räumt er ein.

Aber wenn man schon einen Impact durchs eine Investments haben wolle, müsse man grundsätzlich anders rangehen. „Eigentlich müsste man in die schmutzigen Unternehmen investieren, um etwas zu verändern“, sagt Grote. Da seid er Hebel viel größer. Schließlich nütze es der Umwelt auch nicht, in einen Bioimker zu investieren. Klar, der ist ja schon ökologische orientiert.

Ein weiterer sinnvoller Ansatz wäre eine Kennzeichnung von Fonds, sagt Grote. Die Frage dabei: „Wie stark werden CO2-Emissionen reduziert, wenn ich hier investiere?“ Das müsste klar ersichtlich sein.

Oder Anleger sollten gleich einen anderen Weg wählen, wenn sie bereit sind, keine Rendite zu erzielen, aber stattdessen eine möglichst große Wirkung zu erzielen. Auch wenn es einige Ausnahmen gebe, beispielsweise im Bereich Venture Capital, ist sich der Wissenschaftler sicher: „Der Impact durch Spenden (an eine Umweltorganisation, d.Red.) ist vermutlich höher, als wenn man irgendeinen Fonds kauft.“ (Jochen Bettzieche)

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