2020 erreichten die Erneuerbaren erstmals einen Anteil von 50 Prozent an der Nettostromerzeugung. Das überwiegend windarme Jahr 2021 sorgt dafür, dass der Anteil auf 45,8 Prozent wieder deutlich sank, wie aus der am Montag veröffentlichten Auswertung von Energy-Charts am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hervorgeht. Demnach ging die Erzeugung der Windparks an Land und auf See um 16,1 Terawattstunden zurück. Die Erzeugung der Photovoltaik-Anlagen stieg hingegen um 0,7 Terawattstunden im Jahresvergleich an.
Mit insgesamt 113,5 Terawattstunden verteidigte die Windkraft jedoch ihre Spitzenposition unter den Erzeugungsformen. Dies entspricht einem Anteil von rund 23,1 Prozent der Nettostromerzeugung. Allerdings kamen gerade in den windarmen Zeiten vor allem die Braunkohlekraftwerke in Deutschland zum Einsatz. Ihre Erzeugung stieg im vergangenen Jahr um 16,9 Terawattstunden und mit insgesamt 99 Terawattstunden hatten sie einen Anteil von 20,2 Prozent. Platz drei ging an die Atomkraft. So trugen die 2021 noch sechs verbliebenen Kernkraftwerke mehr als 65 Terawattstunden bei und hatten damit einen Anteil von 13,3 Prozent. Aufgrund der stark gestiegenen Gaspreise kamen dagegen diese Kraftwerke weniger zum Zug. Die Erzeugung lag gut zehn Prozent niedriger als noch 2020. Die Gaskraftwerke hatten damit einen Anteil von 10,4 Prozent an der Nettostromerzeugung, die dem Strommix entspricht, der aus der Steckdose kommt und im Gegensatz zur Bruttostromerzeugung den Eigenverbrauch der Kraftwerke nicht berücksichtigt.
Die Photovoltaik-Anlagen in Deutschland erzeugten insgesamt etwa 48,5 Terawattstunden nach Angaben von Energy-Charts. Dies entspricht einem Anteil von 9,9 Prozent, wobei 0,8 Prozent direkt in den Selbstverbrauch flossen. Die Steinkohlekraftwerke erzeugten im vergangenen Jahr ebenfalls wieder rund 20 Prozent mehr Strom und kamen auf 9,5 Prozent der Nettostromerzeugung, was knapp 46,5 Terawattstunden entspricht. Der Anteil der Biomasse lag mit 43 Terawattstunden im vergangenen Jahr bei 8,8 Prozent.
Insgesamt hatte sich die Nettostromerzeugung aufgrund der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr wieder leicht erhöht. Sie stieg um 12 auf 490,6 Terawattstunden. Nach der Auswertung sank die Erzeugung der Erneuerbaren von 239,6 auf 224,6 Terawattstunden im vergangenen Jahr und blieb damit sogar hinter den Werten von 2019 zurück. Dies lässt sich auch damit begründen, dass die Vollaststunden für Photovoltaik, Offshore- und Onshore-Windkraft deutlich hinter den Vorjahren, aber auch dem langjährigen Mittel zurückblieben. Für die Photovoltaik-Anlagen gibt Energy-Charts für 2021 die Zahl der Vollaststunden mit 857 an – 2020 waren es noch 927 und der Durchschnitt liegt bei 918 Volllaststunden. Bei der Windkraft an Land betrug die Zahl der Volllaststunden 1613 – nach 1909 Volllaststunden im Jahr 2020 und bei einem langjährigen mit 1753 Volllaststunden. Die Offshore-Windräder kamen 2021 auf 3091 Volllaststunden und damit deutlich weniger als der Durchschnittswert von 3440 Volllaststunden, der 2019 und 2020 noch deutlich übertroffen wurde.
Die Einzelbetrachtung der Solastromerzeugung zeigt, dass die maximale Leistung mit 37,8 Gigawatt am 27. April um 13 Uhr verzeichnet wurde. Den maximalen Tagesanteil erreichte die Photovoltaik dann am 30. Mai mit 30 Prozent. Den maximalen Anteil verzeichnete Energy-Charts am 27. Juni um 13:30 Uhr mit 60,9 Prozent Photovoltaik an der Stromerzeugung. Im Juni war auch die höchste monatliche Erzeugung der Photovoltaik-Anlagen zu verzeichnen. Sie erreichte 7,1 Terawattstunden. Die Freiburger Wissenschaftler verweisen zudem darauf, dass die monatliche Erzeugung der Photovoltaik-Anlagen zwischen März und August höher lag als die der Steinkohlekraftwerke und zwischen April und Oktober höher als der Gaskraftwerke.
In der Auswertung des Fraunhofer ISE ist auch die Entwicklung der Strommärkte zu finden. Lag der Day-Ahead-EPEX-Spotpreis 2020 noch volumengewichtet und inflationsbereinigt bei 30,83 Euro pro Megawattstunde, waren es 2021 dann durchschnittlich 93,35 Euro pro Megawattstunde – wobei ab September ein übermäßig starker Anstieg zu verzeichnen war. Im Dezember lag er demnach bei 216,85 Euro pro Megawattstunde. Drastisch erhöht haben sich auch die Preise für CO2-Emissionszertifikate. Er stieg von 24,52 auf 52,53 Euro pro Tonne CO2 an. Die Zahl der Stunden mit negativen Börsenstrompreisen ging hingegen im Jahresvergleich von 298 auf 139 zurück. Nach Angaben von Energy-Charts hat sich zudem der Preis für Gas im vergangenen Jahr mehr als vervierfacht – er stieg auf 46,82 Euro. Auf einem ähnlichen Niveau wie 2020 lag der Stromexport. Insgesamt exportierte Deutschland 19,1 Terawattstunden im Saldo mehr ins Ausland als es importierte. Der Spitzenwert diesbezüglich stammt mit 52,5 Terawattstunden Stromexporten aus dem Jahr 2017. Der Großteil der Stromexporte erfolgte in die Schweiz, Polen und Österreich.
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Hallo Frau Enkhardt,
mir ist in Ihrem Artikel aufgefallen, daß Sie bei den erneuerbaren E. ausschließlich von Wind und Photovoltaik sprechen. Auf Biomasse wird nur in einem einzigen kurzen Satz hingewiesen. In Ihrem Diagramm wird Biomasse mit 43 Twh fast ebenbürtig mit Photovoltaik angezeigt.
Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in den Volllaststunden. Hier wird die Biomasse überhaupt nicht erwähnt. Obwohl die Vollaststunden über 7500 liegt. Eine seriöse Berichterstattung sieht anders aus.
Wir produzieren jährlich 15 Mio. Kwh mit 8500 Volllaststunden aus Rinder- ,Hühnermist u. etwas Grünwalder. Verhindern zusätzlich, daß tausende to. an schädlichen Methan frei gesetzt werden. Und beheizen zusätzlich mehrere Industriegebäude mit umweltfreundlicher Wärmeenergie.
Wir liefern rund um die Uhr Energie und Wärme, nicht nur bei Sonnenschein und Wind.
Das sollte in Ihren zukünftigen Artikeln, nicht nur in einem Nebensatz erwähnt werden.
MfG
Andreas Kellner
Biocraft Nohra
Hallo Herr Kellner,
natürlich ist Biomasse im Gesamtkonzept wichtig. Wir sind allerdings ein Fachmagazin für Photovoltaik, deswegen mögen Sie die Fokussierung nachsehen.
Beste Grüße,
Sandra Enkhardt
Hallo Herr Kellner. Ihre Arbeit in allen Ehren, aber sie wird auch sehr gut bezahlt. Das wäre eigentlich nur gerechtfertigt, wenn die Biogasanlagen auch nur laufen würden, wenn sie gebraucht werden. Aber sie laufen alle rund um die Uhr, da damit wird sehr viel Geld verdient . Das Bioabfälle in Biogasanlagen verwertet werden ist eine gute Sache. Mich stößt es aber gewaltig auf, wenn Mais und Raps mit Kunstdünger und Spritzmitteln großgezogen, verbrannt oder vergast werden. Genau auf diesen Flächen brauchen wir die Photovoltaik! Solarmodule erzeugen das 60 bis 80 fache an Strom im Vergleich zu Raps und Mais. Zwischen den Modulreihen sorgen blühpflanzen für einen neuen Artenreichtum. Das ist die Zukunft der Landwirtschaft.
Ein Grund um stolz zu sein, ist diese hohe Zahl an Volllaststunden für die Biomasse nicht. Besser wäre es, wenn sie wie andere Gaskraftwerke auch, ihre Produktion an den Bedarf anpassen würde. Wenn die Biomasse nur produzieren würde, wenn die anderen Erneuerbaren, insbesondere Wind und PV zu wenig liefern, könnte das den Kohlekraftwerken das Leben ganz schön erschweren. Nur würde dann die Stromproduktion aus Biomasse noch teurer, als sie ohnehin schon ist. Zur Zeit werden Einspeisevergütungen bis 22ct/kWh bezahlt. Schon heute geht fast so viel EEG-Umlage an die Biomasse-Stromproduzenten, wie an die PV-Anlagen. Und das Verhältnis wird sich deutlich umkehren, wenn die älteren PV-Anlagen aus den Jahren 2009-2013 aus der Garantievergütung herausgefallen sind.
Wie Herr Gruber schon richtig angemerkt hat: Es gibt mindestens zwei Sorten Biomasse: Die eine produziert unter hohem Umwelt und Flächeneinsatz wenig Strom aus Mais und anderen Energiepflanzen, die andere aus Reststoffen der Lebensmittelproduktion. Für die letztere sollte man bezahlen, was es halt kostet, sie zu nutzen und sich bemühen, sie netzdienlicher einzusetzen. Die erstere (insbesondere „Bio“-Mais) ist weniger förderungswürdig, und sollte sukzessive zurückgefahren werden.
Es ist erstaunlich, wie oft immer noch die „Grundlastfähigkeit“ als Argument daherhalten muss. Dabei sollte doch inzwischen bekannt sein, dass „Grundlast“ ein Begriff aus der alten Energiewelt ist, der nur dann entsteht, wenn man nicht-abregelbare Kraftwerke wie Braunkohle und Kernkraft hat. In der zukünftigen Energiewelt wird in 60-70% der Zeit Strom zu 100% aus PV und Wind kommen. Nicht-abregelbare „Grundlast“-Kraftwerke wären da schädlich. Was wir brauchen werden, sind für die 30-40% der Restzeit flexible Ersatzkraftwerke. Da wäre Biogas durchaus gefragt, aber nicht mit 7500 Volllaststunden, sondern eher mit 1000, dann aber nicht mit 4,5GW, sondern eher mit der 3 bis 5-fachen Leistung.
Guten Tag Frau Enkhardt
Vielen Dank für die Veröffentlichung der eingespeisten Daten.
Die EU setzt auf Gas- und Atomkraftwerke beim Kampf gegen den Klimawandel.
Eigentlich müssen wir uns das auf die eigene Kappe schreiben. In 20 Jahren haben wir die wetterabhängige Wind- und Solarkraft nicht annähernd grundlastfähig gemacht.
Das Pumpspeicherkraftwerk Atdorf ( mit 1,2 GW Leistung und 13GWh Speicher) im Schwarzwald wurde vom BUND und den Grünen vor Ort bekämpft. Unser Landesvater H. Kretschmann hat nicht für das Projekt gekämpft. Inzwischen hat die EnBW den Stecker gezogen und investiert in Irland Windkraftanalgen. Weitere Untersuchungen in andere Pumpspeicherkraftwerks Standorte wurden gar nicht unternommen. Leider!!! Die Versprechen, anderer Speichertechnologien im GWh Bereich, stehen aus.
Lieber Herr Leicht, in den vergangenen Jahren hatten Pumpspeicherkraftwerke kein leichtes Leben am Strommarkt, weil ihre ursprüngliche Aufgabe – Abdeckung der Mittagsspitze im Lastgang des Stromverbrauchs – weggefallen war. Diese Aufgabe hatte ihnen zu über 90% die Photovoltaik abgenommen. Heute puffern sie im Durchschnitt morgendliche und nachmittägliche Defizite ab. Insgesamt müssen sie aber wesentlich flexibler auf die volatilen Produktionsverhältnisse im Netz reagieren. Da stellt es für sie eine gewisse Erschwernis dar, dass die meisten PSW etwas abseits der großen Produktions-Zentren (Norddeutsche Tiefebene) und der Verbrauchszentren (Ballungsräume um die Großstädte herum) liegen. Das erfordert Leitungen, die nicht immer frei sind. Meine Vermutung ist, dass die Bedeutung der PSW in Zukunft eher noch abnimmt, weil ihr Potential in Deutschland zu gering ist, um als Langzeitspeicher eine Funktion übernehmen zu können, und die kurzfristige Flexibilität wird eher von Batterien übernommen werden, die flexibler in der Standortwahl sind.
Danke für Ihre Nachricht
Informationen und den Glauben, dass Sie die Welt retten wollen. Was so leider nicht geht. Wir sind ein klein es Land. Das gerne viel Geld ausgeben tut. Weil es ihnem Passt macht
Deutschland ist kein kleines Land: Es stellt 1% der Weltbevölkerung, 2% des CO2-Ausstoßes und fast 10% des Welthandelsvolumens. Ein „kleines Land“ ist etwas anderes!
Der vielgepriesene „quasi konstante“ Offshore-Wind müßte mal kräftig aus den Puschen kommen (mind. Verdreifachung, besser vier)!
Da sollten die großen Stromversorger mal beweisen, was sie sonst nur zwecks Greenwashing behaupten.
Der große Anteil an Offshorewind hilft uns nur bei der Erzeugung von Wasserstoff! Vielleicht ist noch ein Transport über die Gasleitungen möglich, aber auch nicht in naher Zukunft. Diesen Strom im hohen Gigawatt-Bereich von Nord nach Süd zu bringen ist physikalisch fast unmöglich und nur Wunschdenken. Wir kommen dezentral mit Solar und Wind viel weiter.
Glückwunsch, Frau Enkhardt, Sie haben wohl den EE-Anteil selbst korrekt ermittelt!
So sehr ich die Arbeit von Prof. Burger schätze, die stabile und konsistente Summenbildung klappt dort bisher nicht. Ich habe ihn auch schon zweimal in den letzten Jahren darauf hingewiesen.