Kurz vor dem Jahresende sind am Dienstag noch zwei neue Abschlüsse für Stromabnahmeverträge (PPA) für Photovoltaik-Anlagen bekannt geworden. Zum einen haben RWE und Enerparc einen PPA für einen Solarpark in Hessen geschlossen, zum anderen einigten sich GP Joule und Airbus Helicopters auf eine Liefervereinbarung.
Im hessischen Lauterbach realisiert das Hamburger EPC-Unternehmen Enerparc derzeit ein Photovoltaik-Kraftwerk mit 57 Megawatt Gesamtleistung. 125.000 Solarmodule werden auf einem Areal von 54 Hektar im Vogelsbergkreis installiert und die Anlage soll im Laufe des kommenden Jahres in Betrieb gehen. RWE Supply & Trading hat nun einen PPA für die Abnahme eines Teils des Solarstroms mit Enerparc unterzeichnet. Damit kommt der Solarpark ohne Förderung aus. Jährlich 35 Gigawattstunden Solarstrom werde die RWE-Tochter künftig aus der Anlage vermarkten. Die Laufzeit des PPAs betrage zehn Jahre. Zum vereinbarten Abnahmepreis machten die Unternehmen keine Angaben.
RWE hatte zuvor im Zuge seiner Wachstumsinitiative „Growing Green“ angekündigt, massiv in den Ausbau von erneuerbaren Energien, Batteriespeichern und Wasserstoff investieren zu wollen. „Wir freuen uns, Enerparc bei der Realisierung einer weiteren Anlage unterstützen und unser Portfolio an erneuerbaren Energien damit ausbauen zu können“, erklärte Hendrik Niebaum, Leiter Commodity Solutions bei RWE Supply & Trading. Für Enerparc ist der PPA-Abschluss ein weiterer Schritt für einen beschleunigten Ausbau der Photovoltaik in Deutschland. „Deren Kapazität in Deutschland beträgt derzeit lediglich 59 Gigawatt, von der Politik werden bis zum Jahre 2030 circa 200 Gigawatt angestrebt“, ergänzte Christoph Koeppen, CEO von Enerparc. Die eigene Handelstochter Sunnic Lighthouse werde sich um die vertragsgerechte Lieferung des Solarstroms an RWE kümmern.
Der Vorteil der PPAs sei, dass sie mehr Flexibilität bei der Standortwahl ermöglichten. Neue Photovoltaik-Projekte könnten so schneller realisiert werden. Auch die Teilnahme an Ausschreibungen entfällt. RWE Supply & Trading beliefert nach eigenen Angaben bereits viele industrielle Großkunden im In- und Ausland direkt via PPAs mit Ökostrom, darunter die Deutsche Bahn, Bosch, BMW und Volkswagen.
Solarstrom per sechs Kilometer langer Direktleitung
Solarstrom via PPA will künftig auch Airbus Helicopter für seinen Standort in Donauwörth beziehen. Dazu hat es mit GP Joule einen Stromliefervertrag geschlossen. Die Lieferung des Solarstroms soll aus einer Photovoltaik-Freiflächenanlage mit 3,5 Megawatt in der Gemeinde Tapfheim per Direktlieferung erfolgen. Der Solarpark befinde sich etwa fünf Kilometer von dem Werksgelände entfernt, wo Airbus Hubschrauber und Flugzeugtüren fertige, hieß es von den Unternehmen. Eine gut sechs Kilometer lange Direktleitung verbindet den Solarpark mit dem Mittelspannungsnetz von Airbus, wie die Planungen vorsehen.
Noch muss das Photovoltaik-Kraftwerk allerdings gebaut werden. Die Genehmigung liegt GP Joule zufolge vor. Voraussichtlich Anfang 2022 werde mit der knapp 8000 Solarmodule von Trina Solar auf der Fläche von rund 4,6 Hektar begonnen. Die Photovoltaik-Anlage soll jährlich rund 3,85 Gigawattstunden Solarstrom für Airbus produzieren. Nach der Inbetriebnahme werde GP Joule die technische und kaufmännische Betriebsführung der Anlage übernehmen. „Regional erzeugter Strom aus Solar und Windenergieanlagen ist schon heute für viele Betriebe günstiger als der Strom, den ihre Versorger liefern. Ein langfristiger Direktbelieferungsvertrag ermöglicht es dem Anlagenbetreiber, günstig zu produzieren, und sichert dem Energiekunden die dringend benötigte Energie für lange Zeit zu niedrigen Kosten“ erklärt Heinrich Gärtner, Mitgründer und CTO von GP Joule.
Zu den vereinbarten PPA-Preisen äußerten sich die Unternehmen nicht. Allerdings hieß es, dass der der Strom aus dem Energiepark Donauried im Vergleich günstig sei. Dies liege an den stark gesunkenen Kosten für die Stromerzeugung aus Photovoltaik in den vergangenen Jahren und keine Kosten für CO2-Zertifikaten anfallen, was bei fossilen Kraftwerken der Fall ist. Der CO2-Preis wird sich angesichts ambitionierter Klimaziele in den kommenden Jahren zudem noch deutlich erhöhen. „Die Energiekosten sind ein zentraler Standortfaktor für Betriebe – ein Faktor, der mit steigenden CO2-Kosten noch an Bedeutung gewinnen wird“, erklärt Patrick Augustin, Projektmanager bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben. „Deshalb bin ich sicher, dass das Liefermodell, das GP Joule und Airbus vereinbart haben, Nachahmer finden wird.“
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Zitat aus dem Artikel.
Zu den vereinbarten PPA-Preisen äußerten sich die Unternehmen nicht. Allerdings hieß es, dass der der Strom aus dem Energiepark Donauried im Vergleich günstig sei. Dies liege an den stark gesunkenen Kosten für die Stromerzeugung aus Photovoltaik in den vergangenen Jahren und keine Kosten für CO2-Zertifikaten anfallen, was bei fossilen Kraftwerken der Fall ist. Der CO2-Preis wird sich angesichts ambitionierter Klimaziele in den kommenden Jahren zudem noch deutlich erhöhen.
Zitat Ende.
In dieser Aussage spiegelt sich die gesamte Brisanz, des gegenwärtigen Strommarktdesign.
Die Stromproduktion aus PV ist stark gesunken, nicht zuletzt deswegen, weil für PV keine CO2 Kosten anfallen. Die Co2 Zertifikate bewirken bei PV sogar das Gegenteil . PV wird nicht nur ohne Co2 Auflagen produziert, sondern profitiert auch noch von den, mit Co2 belasteten Kohlekraftwerken, weil die an der Börse als „Grenzkraftwerke“ den Börsenpreis, sprich Marktpreis bestimmen. Der wiederum kann den PPA Erzeugern nicht hoch genug sein, weil der ja als Richtlinie für deren Vergütung dient. Damit das nicht allzu schnell auffällt, heißt es auch bei den PPA Verträgen über die Vergütungen war nichts zu erfahren.
Das ist das, was ich hier die Energiewende der „Großen“ nenne. Nämlich der gleiche Strom aus der selben Sonne , der auf dezentralen Dachanlagen produziert wird, muss weiterhin an der Börse verramscht werden, und dient allenfalls dazu, wenn ein PPA Erzeuger für kleines Geld eventuell einen Speicher füllt, um seine Lieferungen zu glätten.
„Die Stromproduktion aus PV ist stark gesunken, nicht zuletzt deswegen, weil für PV keine CO2 Kosten anfallen“
Für diese These wäre ein Beweis zu liefern – zunächst ist sie in keiner Weise nachvollziehbar.
Ich würde eher sagen, dass die PV-produktion in 2021 gesunken ist, weil die Sonneneinstrahlung gegenüber den Vorjahren deutlich geringer war.
Die paar Mini-anlagen, die aus der Förderung gefallen sind und tatsächlich stillgelegt wurden spielen fast keine Rolle.
Da haben Sie Recht. Das ist von mir sehr unglücklich formuliert.
Ich habe mich auf das Folgende bezogen.
Zitat;…Allerdings hieß es, dass der der Strom aus dem Energiepark Donauried im Vergleich günstig sei. Dies liege an den stark gesunkenen Kosten für die Stromerzeugung aus Photovoltaik in den vergangenen Jahren und keine Kosten für CO2-Zertifikaten anfallen, was bei fossilen Kraftwerken der Fall ist. Zitat Ende.
Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass der EE Strom – im Gegensatz zu Kohlestrom – nicht mit Zertifikaten belastet wird.
Im Kontext soll heißen EE Strom ist im Vergleich zu fossilem Strom billig herzustellen, profitiert aber dann von den Co2 belasteten fossilen Kraftwerken, weil die an der Börse als Grenzkraftwerke den Preis bestimmen.
… und in Zukunft, wenn das Angebot an EE-Strom nicht reicht, um die Nachfrage zu decken, werden die Grenzkosten nicht mehr durch fossile Kraftwerke, sondern durch Speicher bestimmt werden. Der teuerste noch benötigte Speicher bestimmt den Börsenpreis für alle. Damit wird gesichert sein, dass Erneuerbare im angebotsbestimmten Markt teuer bezahlt werden.
Im nachfragebestimmten Markt, wenn es ein Überangebot an EE-Strom gibt, läuft es dann umgekehrt: Dann kann der Strom nur zu dem Preis verkauft werden, den der teuerste Speicher beim Einspeichern zu zahlen bereit ist. Das kann dann auch mal Null sein, wenn kein Speicher mehr was brauchen kann.
Wenn Angebot und Nachfrage im Mittel ausgeglichen sind, sollten die Einnahmen der EE-Erzeuger kostendeckend sein. Da aus Sicherheitsgründen immer etwas zuviel Erzeuger errichtet werden, wird man noch einen Mechanismus brauchen, der dafür sorgt, dass trotzdem jeder Erzeuger leben kann. Die unbeliebte Alternative wäre eine höhere Unsicherheit in der Stromversorgung. Den EEG-Fonds, über den die Börseneinnahmen weiter laufen könnten, könnte dann auch in „Sicherheitsreserve-Fonds“ umbenannt werden. Was heute EEG-Umlage heißt, wäre dann eine Sicherheits-Umlage. Am Prinzip würde sich aber nichts ändern: Investoren haben eine garantierte Rendite und wenig Risko – damit können sie billig anbieten. Die Börse gibt die richtigen Preissignale, welcher Speicher tätig werden sollte.
JCW sagt.
und in Zukunft, wenn das Angebot an EE-Strom nicht reicht, um die Nachfrage zu decken, werden die Grenzkosten nicht mehr durch fossile Kraftwerke, sondern durch Speicher bestimmt werden. Der teuerste noch benötigte Speicher bestimmt den Börsenpreis für alle. Damit wird gesichert sein, dass Erneuerbare im angebotsbestimmten Markt teuer bezahlt werden.
@ JCW.
Dann müssen wir aber schon 100% Erneuerbare haben. Denn wenn auch nur noch ein fossiles Kraftwerk für die Nachfrage benötigt wird, bestimmt das den Preis.
Jupp, Männer, Hans Diehl + JVC, wir sind doch mit dem Beitrag schon einmal einen richtigen Schritt weitergekommen!
Jetzt müssen wir doch nur noch klären, wie der Zugriff auf den Speicher und die zunehmende Alterung der Materiealien durch erhöten Zugriff auswirken wird und welche Technologie an Speichern sich letztendlich durchsetzen wird.