EWI: Koalitionsvertrag lässt Emissionen im Stromsektor deutlich unter sektorales Klimaziel rutschen

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Die neue Bundesregierung strebt an, den Kohleausstieg auf „idealerweise“ 2030 vorzuziehen. Was das eine Umsetzung dieses Vorhabens unter Berücksichtigung weitere Zielvorgaben des Koalitionsvertrags für den Stromsektor bedeuten würde, haben die Forschenden des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität zu Köln (EWI) analysiert. Der Kraftakt könnte sich lohnen, denn die Treibhausgasemissionen des Energiesektors können so bis zum Jahr 2030 auf 82 Millionen Tonnen pro Jahr begrenzt werden. 2019 waren das noch 257 Millionen Tonnen. Außerdem würde die aktuelle Zielsetzung aus dem Klimaschutzgesetz von 108 Millionen Tonnen deutlich unterboten.

Um den vorzeitigen Kohleausstieg zu schaffen, müssten pro Jahr 14,6 Gigawatt Photovoltaik und 2,2, Gigawatt Windkraft auf See sowie 3,9 Gigawatt Windkraft an Land pro Jahr ausgebaut werden. „Der durchschnittliche jährliche Zubau von Photovoltaik und Offshore-Wind der vergangenen zehn Jahre müsste dafür mehr als verdreifacht werden“, sagt Johannes Wagner, Manager am EWI. Hinzu käme der einmalige Bedarf von wasserstofffähigen Gaskraftwerken, der bei rund 23 Gigawatt liegen dürfte. Aktuell liegt der geplante Ausbau solcher Kraftwerke bei 2,3 Gigawatt.

Bereits vor den Wahlen habe das EWI das Szenario „Klimaneutralität 100“ für ein Gutachten im Rahmen der „Dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität“ entwickelt. Dasselbe Szenario kam auch bei dieser Analyse zum Einsatz und wurde um die Ziele des Koalitionsvertrags erweitert. So ermittelten die Forschenden, dass die inflexible Nachfragespitze auf dem Rücken des Kohleausstiegs von 77 Gigawatt im Jahr 2019 auf 95 Gigawatt im Jahr 2030 ansteigen werde. Außerdem berechneten sie, dass Deutschland aufgrund des hohen Zubaus von erneuerbaren Energien weiterhin Netto-Exporteur von Strom mit einer  Exportbilanz von etwa 14 Terrawattstunden bleiben werde.

Bedingt durch den Markthochlauf von Elektromobilität und der Wasserstoffwirtschaft erwarten die Autoren der Analyse, dass die Bruttostromnachfrage von 577 Terrawattstunden im Jahr 2019 auf 725 Terrawattstunden im Jahr 2030 steigen werde. Allein im Verkehrssektor kämen 60 Terrawattstunden, die nur für Elektroautos gebraucht werden, hinzu. Der Koalitionsvertrag sieht vor, 15 Millionen solcher Fahrzeug bis 2030 auf die Straßen zu bringen. Dafür wäre ein Anteil an den Neuzulassungen von 83 Prozent bis 2025 nötig. Fünf Jahre später müssten es 94 Prozent werden.

Auch bei den Elektrolyseuren soll die Kapazität auf zehn Gigawatt wachsen. Um die Anlagen mit Strom zu versorgen, rechnen die Kölner Forschenden mit noch mal mit 29 Terrawattstunden mehr Bruttostrombedarf im Jahr 2030. Der Ersatz von Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wird den Annahmen der Autoren zu Folge aus „Power-to-heat“-Anlagen geschaffen. Also Anlagen, in denen Elektrizität direkt in Wärme umgewandelt wird. Dabei entsteht ein weiterer Strombedarf von elf Terrawattstunden im Jahr.

Hinzu kommt, dass die Bruttostromnachfrage nicht nur kräftig ansteigen werde, sondern im Koalitionsvertrag festgehalten wurde, dass die Nachfrage zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden muss. Bei der Windkraft werde das dazu führen, dass der Ausbau bis 2030 auf 94 Gigawatt vorangeschritten sein wird.

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