Herr Kühnel, werden Photovoltaikanlagen, die von der DKB finanziert werden, grundsätzlich immer technisch geprüft? Oder werden bestimmte Module oder EPC-Unternehmen, also Firmen aus dem Bereich Engineering, Procurement und Construction, von Prüfungen befreit?
Jede Projektfinanzierungsanfrage wird von uns im Detail geprüft, unabhängig davon, ob es sich um Solar-, Windenergie- oder Biogasanlagen handelt. Es gibt im Bereich der Photovoltaik zahlreiche Komponentenhersteller und EPC-Unternehmen, die unser grundsätzliches Vertrauen genießen. Dennoch kann auch das beste Produkt durch fehlerhafte Planung und mangelhafte Umsetzung Schaden nehmen, so dass es dann im Betrieb nicht das leistet, was es eigentlich könnte. Deshalb prüfen wir in jedem Fall.
Werden Sie häufig mit neuer Technologie konfrontiert?
Das ist immer öfter die Regel und führt zu einer deutlichen Erhöhung unseres Prüfaufwandes. Sind schnelle Entscheidungen erwünscht, sollten möglichst bekannte, mit hinreichenden Referenzen ausgestattete Komponenten verwendet werden.
Zu den Standards, die von der DKB abgefragt werden, gehören Modulzertifikate, Netzanschluss, Genehmigungen der Anlage, Gebäudestatik, Versicherungen der Anlage, Haftpflichtversicherung, Sachschaden- und Elektronikversicherung. Welche Risiken sind damit nicht abgedeckt
und werden überprüft?
Modulzertifikate können nicht vor Fehlern schützen, die in der Produktion auftreten. Ein Beispiel ist die Verwendung abweichender Materialien aus Kostengründen. Wenn wir ein großes Projekt finanzieren wollen, werden wir die zu verwendenden Module aus diesem Grund projektspezifisch testen lassen. Konkret beauflagen wir dann die Nachvermessung der Nennleistung einer Stichprobe durch ein Prüfinstitut, das unser Vertrauen genießt. Zudem lassen wir Elektrolumineszenzbilder von der Stichprobe anfertigen. Vor erstmaliger Akzeptanz eines Modultyps lassen wir uns zusätzlich die Qualität der Verkapselung über einen EVA-Vernetzungs- beziehungsweise Peel-off-Test nachweisen.
Wie viel Prozent der eingeplanten Module werden geprüft?
In der Regel verlangen wir von zehn Modulen pro Megawatt Nennleistungstests und Elektrolumineszenzaufnahmen. Bei den Verkapselungstests gehen wir individuell vor, da es sich um einen Zerstörungstest handelt, bei dem die Module hinterher nicht mehr verwendbar sind.
Mit welchen Prüflaboren arbeiten Sie zusammen?
Aktuell akzeptieren wir generell den TÜV Rheinland, das Photovoltaik-Institut Berlin und das PV Lab Potsdam. Für die Elektrolumineszenzaufnahmen und die Tests unter Standard-Testbedingungen sind es mehr Institute, unter anderem Adler Solar Service aus Bremen. Wir empfehlen hierzu immer eine frühzeitige Abstimmung zwischen Kunde und Bank.
Vergibt die DKB auch Kredite für Photovoltaikprojekte im Ausland?
Unsere Finanzierungsaktivitäten sind ausschließlich auf Deutschland begrenzt, dies aber unabhängig von der
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Herkunft des Investors. Aber unsere Geschäftssprache ist Deutsch, und sämtliche Verträge schließen wir in deutscher Sprache und auf Basis deutschen Rechts ab.
Wie hoch ist der Eigenkapitalanteil?
Unsere Eigenkapitalforderungen werden projektspezifisch ermittelt. Dabei stehen die Kapitaldienstfähigkeit der Projektgesellschaft sowie eine angemessene Verteilung der Risiken zwischen Bank und Investor im Vordergrund.
Wie groß waren die Projekte in der Regel in den Jahren 2010 und 2011?
In den letzten Jahren sind die uns angetragenen Projekte kontinuierlich größer geworden. Bei Inkrafttreten des EEG 2004, das der Photovoltaik in Deutschland zum Durchbruch verholfen hat, lag die Durchschnittsgröße noch bei circa 100 Kilowatt. Der aktuelle Durchschnitt liegt bereits bei etwa fünf bis sechs Megawatt. Das war und ist unverändert eine große Herausforderung für uns. Um dieser Marktdynamik und den sich dadurch kontinuierlich verlagernden Risikofeldern folgen zu können, sind permanente Überprüfungen und Modifizierungen unserer Finanzierungsrichtlinien erforderlich.
Ist das ein Spezifikum von Photovoltaikprojekten?
Ja, definitiv! Das Segment Windenergie beispielsweise bewegt sich für uns trotz der kontinuierlichen Zuwächse in einem wesentlich ruhigeren Fahrwasser. Hier ist auch die Anzahl der Technologieanbieter deutlich geringer. Es gibt im Kern seit Jahren etwa sechs bis acht relevante Hersteller, während wir es bei der Photovoltaik jedes Jahr mit neuen Akteuren zu tun haben. Vor diesem Hintergrund sind auch fixe Positivlisten wenig zielführend. Der Prüfaufwand wäre bei der Anzahl der Komponentenhersteller nicht zu bewältigen, und zum anderen sind pauschale Freigaben nicht gerade hilfreich, wenn der Markt so dynamisch ist.
Wie geht die DKB mit dieser Herausforderung um?
Mit definierten Grundkriterien, die zwingend erfüllt werden müssen. Zum Beispiel ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für uns nicht erfüllt, wenn das Modul nicht vom TÜV Rheinland oder vom VDE zertifiziert ist. Gerade neue Hersteller lassen oft bei einem Testinstitut zertifizieren, das zwar international zertifiziert ist, von dem wir aber nicht einschätzen können, wie vertrauenswürdig es ist. Es gibt weltweit schätzungsweise rund 500 Modulhersteller. Bei vielen ist nicht nachvollziehbar, ob sie diese Module wirklich selbst herstellen oder einfach nur labeln. Ein von uns akzeptierter Hersteller sollte mindestens drei Jahre Erfahrung in der Serienproduktion haben. Ungefähr 300 Megawatt realer Output sollte die Produktionskapazität betragen, um nicht gleich bei jedem Ausschlag nach oben oder unten Probleme zu bekommen. Kumuliert sollten bereits Module über 500 Megawatt produziert worden sein, um von ausreichenden Erfahrungen ausgehen zu können.
Welche weiteren Instrumente nutzt die DKB, um Risiken zu minimieren?
Weitere Risiken liegen in der Umsetzung der Projekte. Bei Newcomern, die wir selbst weder als Planer noch als Generalübernehmer kennen, erwarten wir eine Begleitung durch einen unabhängigen Gutachter. Diese Begleitung beinhaltet eineÜberprüfung der Planung, die Baubegleitung und eine Endabnahme der Anlage. Darüber hinaus ist ab 500.000 Euro Finanzierungsvolumen eine detaillierte gutachterliche Ertragsprognose vorzulegen, die die technische Detailplanung der Anlage widerspiegeln muss.
Wird diese Ertragsprognose dann von der DKB übernommen? Oder werden bestimmte Abschläge vorgenommen?
Bei Projektfinanzierungen gehören Risikoabschläge als Basis der bankseitigen Kalkulation zum Standard. In der Praxis sehen wir immer wieder Anlagen, die prognostizierte Erträge nicht erreichen.
Welche Planungsfehler werden typischerweise gemacht?
Einen typischen Fehler sehen wir nicht. Es gibt aber Kombinationen, die auf Gefahren hinweisen. Zum Beispiel wenn ein branchenfremder Investor Ertragsprognosen erhält, die als sehr optimistisch einzuschätzen sind.
Das heißt, es werden pauschale Abzüge vorgenommen an den Ertragsprognosen eines allzu optimistischen Gutachters, keine Abschläge für einzelne Risiken?
Nicht zwangsläufig. Eine Abweichung von fünf Prozent lassen wir gegebenenfalls zu, alles, was darüber liegt, begrenzen wir.
Was wünschen Sie sich von Photovoltaikunternehmen?
Die Branche muss sich noch mehr professionalisieren und die immer noch weit verbreitete Goldgräberstimmung hinter sich lassen. Erfolg versprechend ist es, sich so schnell wie möglich an die Qualitätsstandards etablierter Industrieunternehmen anzulehnen und Transparenz in Bezug auf das Produkt und den Produktionsprozess herzustellen. Dann können wir viele Maßnahmen, die wir jetzt als Sicherungsmechanismen eingeführt haben, reduzieren. Zukünftig wird die Branche ein Qualitätskonzept über die gesamte Wertschöpfungskette entwickeln müssen.
Ist das anders bei anderen erneuerbaren Energien?
Unsere Qualitätsansprüche sind auch bei den anderen erneuerbaren Energieerzeugungsarten sehr hoch. Sofern diese eingehalten werden, sehen wir die Photovoltaik für uns als risikoärmste Technologie in der Stromerzeugung an. Begründbar ist dies mit den geringen Schwankungsbreiten auf der Inputseite. Auf der Globalstrahlungsseite wird der ursprünglich geplante Strahlungsinput meist erreicht. Wir haben hier gute Erfahrungen mit den Globalstrahlungswerten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gemacht. Bei der Windenergie sehen wir Standorte, bei denen das reale Windpotenzial teilweise deutlich unter dem liegt, was ursprünglich geplant war. Biomasse ist wesentlich komplexer und somit risikobehafteter, denn hier haben wir keine frei zur Verfügung stehende Energiequelle wie Wind oder Strahlung, sondern komplexe Inputstoffe, verschiedene Hersteller dieser Stoffe und damit vorhandene Lieferantenbeziehungen. Hier muss sichergestellt werden, dass die vereinbarte Menge und Qualität geliefert wird. Es besteht das Risiko von Missernten. Dazu kommen mitunter auch Lieferkosten, die abhängig sind von Kraftstoff- oder Energiepreisen. Bei der Photovoltaik gibt es dieses Ausmaß an beeinflussenden Faktoren nicht.
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