EU-Kommission schlägt erneuerbare PPAs gegen Strompreisanstieg vor

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Erneuerbare Energien könnten die derzeitig volatilen Strommärkte stabilisieren und auch in Zukunft gegen enorme Preisschwankungen am Gasmarkt absichern. Zu dieser Einschätzung ist die Europäische Kommission als Antwort auf die weltweit anhaltend hohen Energiepreise gekommen.

Seit einigen Wochen wird der Blick auf die steigenden Preise an Gas- und Strommärkten immer besorgniserregender. Am 13. Oktober verkündete der tschechische Energieversorger Bohemia Energy, der rund 900.000 Kunden zählt, den Konzern mit sofortiger Wirkung stillzulegen. Die Kunden werden jetzt über einen Notfallversorger weiterversorgt. Vor diesem Hintergrund hat die EU-Kommission eine Mitteilung zu den Energiepreisen beschlossen. Darin enthalten ist ein sogenanntes Instrumentarium, aus dem sich die Mitgliedstaaten bedienen können, um dem rapiden Preisanstieg auf den Energiemärkten Einhalt zu gebieten. Ziel des Instrumentariums ist es, sowohl die unmittelbaren Auswirkungen des derzeitigen Preisanstiegs zu bewältigen, als auch die Resilienz gegen künftige Preisschocks zu verstärken.

„Der weltweite Anstieg der Energiepreise gibt der EU Anlass zu ernsthafter Besorgnis“, so die EU-Kommissarin für Energiepolitik Kadri Simson. „Nun, da wir die Pandemie hinter uns lassen und unsere wirtschaftliche Erholung in Gang setzen, ist es wichtig, benachteiligte Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen und die europäischen Unternehmen zu unterstützen. Die Kommission steht den Mitgliedstaaten bei der Ergreifung von Sofortmaßnahmen zur Seite, um die Auswirkungen auf Haushalte und Unternehmen diesen Winter einzudämmen. Zugleich ermitteln wir weitere mittelfristige Maßnahmen, um sicherzustellen, dass unser Energiesystem resilienter und flexibler wird, damit es künftigen Schwankungen während des Übergangs standhalten kann.“

In dem Schreiben der Kommission heißt es, dass ein Übergang zu sauberer Energie die beste Absicherung gegen künftige Preisschocks wäre. Daher schlägt die Kommission als Antwort auf die hohen Preise unter anderem vor, mehr Investitionen in erneuerbare Energien zu tätigen und die Beschleunigung der Auktionen und Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energie voranzutreiben. Außerdem soll es auch beim Ausbau der Speicherkapazitäten sowohl für Wasserstoffsysteme als auch Batterien schneller gehen.

Auch am Strommarkt selbst könnte sich auch einiges ändern, denn die europäische Regulierungsstelle ACER soll damit beauftragt werden, die Vor- und Nachteile der aktuellen Ausgestaltung des Strommarktes zu untersuchen. So soll in Zukunft auch der Zusammenschluss von erneuerbaren Energiegemeinschaften zur örtlichen Versorgung zugänglicher geregelt werden. Außerdem soll der Markt für Stromabnahmeverträge (PPA) zwischen Produzenten und Endverbraucher durch „flankierende“ Maßnahmen weiter gefördert werden.

„Die aktuelle Energiepreiskrise zeigt, wie dringend notwendig es für Unternehmen ist, in zuverlässigen, kostengünstigen Strom aus erneuerbaren Energien zu investieren“, sagt Walburga Hemetsberger, Geschäftsführerin von Solarpower Europe. „Die Europäische Kommission hat die strategische Bedeutung von Stromabnahmeverträgen für erneuerbare Energien für den Kontinent erkannt, und wir freuen uns darauf, dass die Kommission den Mitgliedstaaten vor 2023 zusätzliche Leitlinien für PPA-Rahmenregelungen vorlegen wird. Die gute Nachricht ist, dass Stromabnahmeverträge und die Vor-Ort-Beschaffung in Europa boomen und ein weiteres Rekordjahr verzeichnen. Wir können noch mehr und schneller vorankommen, wenn wir die Entwicklung von Rechtsrahmen für PPAs beschleunigen, Maßnahmen wie standardisierte Verträge ergreifen und Anreize für Endverbraucher schaffen.“

Europaweit wurden in diesem Jahr Stromabnahmeverträge für eine Erneuerbaren-Leistung von 3,5 Gigawatt unterzeichnet – ein Rekordjahr so wie es schon die letzten acht Jahre der Fall war. Bei Solarpower Europe geht man bis 2030 von einer Gesamtleistung von 407 Gigawatt aus, die bis dahin unter Stromabnahmeverträgen entstehen sollen. Auch in Deutschland zieht der PPA-Markt ordentlich an. Einer Datenerhebung des Beratungsunternehmens Enervis zufolge könnten in diesem Jahr vier Gigawatt Photovoltaik-Leistung im PPA-Segment ihre baubehördlichen Aufstellungsbeschlüsse erhalten. In den letzten Jahren lag diese Zahl, den Angaben von Enervis nach bei gerade einmal ein bis zwei Gigawatt jährlich.

Allerdings ist selbst der PPA-Markt nicht komplett vor der derzeitigen Energiekrise geschützt. Die Verwerfungen am Energiemarkt wirkten sich in diesem Jahr negativ auf die Preisbildung  aus. Im Vergleich zum letzten Quartal stiegen die Angebotspreise für die preiswertesten 25 Prozent der PPAs in Europa um acht Prozent. Das geht aus einer Erhebung des Handelsdienstleisters für erneuerbare Energie Level Ten Energy hervor. Die Preise für Photovoltaik-PPAs in Deutschland stiegen demnach im Vergleich zum letzten Quartal um 8,9 Prozent auf 53 Euro pro Megawattstunde an. Stromabnahmeverträge für Windkraft stiegen sogar um 13,4 Prozent auf 64,2 Euro an.

Die Mitteilung der Kommission wird nun durch Kommissarin Simson dem Europäischen Parlament vorgestellt. Auch bei der Tagung des Europäischen Rats am 21. und 22. Oktober soll die Mittelung als Gegenstand zur Diskussion über Energiepreise dienen. Am 26. Oktober soll werde Simson die Mitteilung auf den Energieministern vorstellen. Zusätzlich verweist die Kommission darauf, bei der angespannten Lage fortlaufende Gespräche mit Entscheidungsträgern innerhalb der EU zu suchen. Außerdem wolle man im Austausch mit nationalen Behörden, der Industrie, Verbraucherverbänden und internationalen Partnern bleiben.

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