Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat am Donnerstag ein 10-Punkte-Programm vorgestellt, um den aktuell explodierenden Strom- und Gaspreisen zu begegnen. Nach eigenen Angaben konkretisiert und erweitert sie damit das von der EU am Mittwoch veröffentlichte Maßnahmenpaket, mit dem Brüssel einer Überlastung von Industrie und Privathaushalten verhindern will. Die 10 Punkte umfassen so Maßnahmen, die teils kurz-, teils mittel- und langfristig umgesetzt werden sollten. In die erste Kategorie fällt bei der DUH die Senkung der Stromsteuer auf das EU-rechtliche Minimum sowie die Absenkung der EEG-Umlage durch die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung. Zudem sollten Mieter vom CO2-Preis im Gebäude entlastet werden und bei energetischen Sanierungen von Mietwohnungen ein Drittelmodell eingeführt werden. Dies bedeutet, dass die Kosten fair zwischen öffentlicher Hand, Vermietern und Mietern aufgeteilt werden sollen.
Am morgigen Freitag wird die Bundesnetzagentur die Höhe der EEG-Umlage für 2022 bekanntgeben. Weithin wird davon ausgegangen, dass sie sinkt. „Die für morgen erwartete Senkung der EEG-Umlage ist eine gute Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher. Ursache sind die niedrigen Erzeugungskosten der Erneuerbaren und die gestiegenen Großhandelspreise an der Börse“, erklärte Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH. Die Organisation fordert zur schnellen Entlastung der Verbraucher, die EEG-Umlage möglichst schnell auf null zu senken. Finanziert werden soll dies durch die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung. Dafür sollten die CO2-Mindestpreise bereits 2023 auf 60 Euro pro Tonne angehoben werden.
Bezüglich der Stromsteuer sei es europarechtlich möglich, diese von derzeit 2,05 auf 0,1 Cent pro Kilowattstunde für nichtgewerbliche Verbraucher abzusenken. Für gewerbliche Stromkunden sei eine Reduzierung auf 0,05 Cent pro Kilowattstunde möglich.
Darüber hinaus darf nach Ansicht der DUH die Energiewende „nicht länger verstolpert werden. „Die Botschaft ist klar: Mehr Erneuerbare bedeuten niedrigere Stromkosten“, so Zerger. Daher müssten die Erneuerbaren auch konsequent ausgebaut und bis 2030 vervielfacht werden. So taucht unter den mittel- und langfristigen Maßnahmen auch die Forderung nach einem „Sofortprogramm zum Ausbau der erneuerbaren Energien“ auf. Damit soll der Anteil der Erneuerbaren bis 2030 auf mindestens 75 Prozent gesteigert werden. Die Ausbaupfade sollten auf zehn Gigawatt jährlich für Photovoltaik und sechs Gigawatt Windkraft an Land angehoben werden. Zusätzlich sollten bis 2040 insgesamt 40 Gigawatt Offshore-Windparks installiert werden. Ein Zubau der Erneuerbaren in diesen Größenordnungen würde sich mit einer stärkeren europäischen Vernetzung preisdämpfend auf die Großhandelspreise auswirken. Eine wichtige Voraussetzung dafür sei auch ein integriertes europäisches Stromsystem.
Solar- und Windstrom senken den Strompreis!
Jedes zusätzliche GW Solar- und Windstrom senkt den Strompreis am Day-Ahead Markt in Deutschland um 1,24 Euro/MWh.
39 GW Solar- und Windstrom halbieren bereits den Strompreis.https://t.co/6FGLJ09HF7 pic.twitter.com/lLLic6gUcR— Bruno Burger (@energy_charts_d) October 13, 2021
Weitere Punkte im DUH-Programm sind die Anhebung der Effizienzstandards im Gebäudesektor und eine entsprechende Förderung, ein planbar gestalteter und sozialpolitisch abgefederter CO2-Preis, ein Stopp des Ausbaus des Gasnetzes und die Abschaffung des KWK-Gesetzes. Zudem verlangt die DUH, die bestehende Infrastruktur, etwa bei Gasspeichern, nicht weiter zu privatisieren, die Einführung eines Grenzausgleichsmechanismus zum Schutz der europäischen Industrie sowie den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, der mit Differenzverträgen abgesichert wird.
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Zitat aus dem Artikel.
Am morgigen Freitag wird die Bundesnetzagentur die Höhe der EEG-Umlage für 2022 bekanntgeben. Weithin wird davon ausgegangen, dass sie sinkt. „Die für morgen erwartete Senkung der EEG-Umlage ist eine gute Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher. Zitat Ende.
So gut ist die Nachricht, dass die EEG Umlage gesenkt wird auch wieder nicht. Die befördert für den genauen Betrachter lediglich den Umlagenschwindel seit 2010 einmal mehr ans Tageslicht.. Oder glaubt hier tatsächlich jemand daran, dass die gestiegenen Großhandelspreise ( Börsenpreise ) nicht an die Verbraucher weiter gereicht würden, und somit die Strompreise steigen ??
Das einzig Gute ist, dass man wegen der.. „steigenden“.. Börsenpreise – System bedingt – die EEG Umlage nicht mehr missbrauchen kann, um damit die Preiserhöhungen zu begründen.
Als die Börsenpreise.. „gesunken“.. sind, in Zahlen ausgedrückt, sich von 2011 bis 2016 fast halbiert haben, war die Schuldzuweisung noch möglich, denn in dieser Zeit ist die Umlage – dem paradoxen System geschuldet – von 3,530 auf 6,354 Cent/kWh gestiegen.
Die Strompreise sind somit auch gestiegen, obwohl die Großhandelspreise rapide gesunken waren.
Schade, das da keiner mal tiefgründiger drauf eingeht, und auch wie hier gerade wieder sich mit der lapidaren Feststellung begnügt , die da lautet,
„Die für morgen erwartete Senkung der EEG-Umlage ist eine gute Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher. „
Es ist nun mal unter diesen Umstände keine gute Nachricht.
Ob das KWK-Gesetz reformiert gehört, kann ich nicht beurteilen. Was ich weiß: Die KWK muss gefördert werden, nicht um Erdgas dabei zu verbrennen – das allenfalls noch in einer Übergangszeit – sondern wenn wir auf 100% Erneuerbar umstellen wollen. Stromgeführte Wasserstoff-KWK-Anlagen werden dann die unausweichlichen Stromlücken füllen, und die Abwärme wird in Nah- und Fernwärmenetzen den Wärmebedarf decken. Damit die Anlagen stromgeführt laufen können, bedarf es noch ausreichend dimensionierter Wärmespeicher, die auch die Zeiten überbrücken, in denen kein Wasserstoff zur Stromproduktion verbrannt werden muss.
@JWC,
nach meinen Informationen wäre die Verbrennung von Wasserstoff doch die unrentabelste!
Wasserstoff ist eine Energieart zur effizienten Zwischenspeicherung von Eunererbaren und durch ihr geriges Gewicht für mobile Anwendungen prädestiniert!
Einfach stationäres Verbrennen geht einfach gar nicht!
Und wie wollten Sie mehrtägige Stromlücken füllen? Mit den derzeit verfügbaren Batterietechnologien geht das nicht. Die sind zu teuer, wenn sie nicht täglich be- und entladen werden. Li-Ion altert nämlich unabhängig von der Benutzung – entsprechend kosten sie jeden Tag, verdienen aber nur Geld, wenn sie auch einen vollständigen Be- und Entladezyklus durchlaufen.
Im Übrigen glaube ich, dass der gegenwärtige Energiepreisanstieg ein vorübergehendes Phänomen ist, dessentwegen man jetzt nicht in hektischen Aktivismus verfallen muss. Auch die „führenden Wirtschaftsforschungsinstitute“ gehen in ihrem Herbstgutachten davon aus, dass die Inflationsrate dank zurückgehender Energiepreise in den nächsten zwei Jahren wieder unter 2% sinken wird. Das schnelle Wiederhochfahren der Wirtschaft nach dem Corona-Einbruch ist mit Reibungsverlusten verbunden. Die Produzenten nutzen jede vorübergehende Mangelsituation, um die maximalen Preise herauszuschlagen. Das ist halt freier Markt, da sind solche Verwerfungen völlig normal. Gut, dass wir uns mit viel lokaler Energieerzeugung zu garantiert niedrigen Preisen davon etwas unabhängig gemacht haben. Ich sehe es in meinem Passivhaus auch sehr gelassen: Den Flüssiggastank muss ich frühestens in drei Jahren auffüllen, und da habe ich ja noch ein wenig Zeit, zu sparen, dass ich es mir dann auch leisten kann.
JCW sagt:
Im Übrigen glaube ich, dass der gegenwärtige Energiepreisanstieg ein vorübergehendes Phänomen ist, dessentwegen man jetzt nicht in hektischen Aktivismus verfallen muss.
@ JCW
Das sehe ich auch so, deswegen soll mein Aktivismus auch nicht als hektisch verstanden werden, sondern einmal mehr einen Blick in die Dunkelkammer werfen, in der die EEG Umlage ermittelt wird.
Ein ähnliches Phänomen hatten wir übrigens schon mal 2011
Siehe hier:
https://www.iwr-institut.de/images/seiteninhalte/presse/grafiken/strompreis_terminmarkt.png
Als 2010 die Erneuerbaren zum verramschen an die Börse verbannt wurden, dort als Überschuss anfielen, hätten die Börsenpreise sinken müssen. Das ist aber erst mit Verzug ab 2011 geschehen, wie der Grafik zu entnehmen ist.
Grund war die bevorstehende Abschaltung der ersten AKW, und die Schlagzeilen in den einschlägigen Medien, so wie Kommentare von Oppositions Politikern, dass nun die Strompreise explodieren würden.
Vorsorgemaßnahmen durch Langzeitverträge der großen Abnehmer waren der Grund für erhöhte Nachfrage.
Eine ähnliche Situation haben wir gegenwärtig auch wieder, dazu kommt noch der Nachholbedarf infolge von Corona.