Nicht wie gewöhnlich zu Beginn des Sommers, sondern erstmals im Herbst wagt die The Smarter E nach zwei Jahren ihren Restart. Etwa 15.000 Besucher aus knapp 90 Ländern werden an den drei Tagen in der fünf Messehallen in München erwartet und am Mittwoch sind die Schlangen lang am Einlass und Menschen drängen sich durch die Messehallen. Die Stände der gut 450 Aussteller sind von Anfang an gut besucht. Was vor Ort los ist, können sie auch im Live-Blog auf unserer internationalen Seite verfolgen.
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar), nutzte den ersten Morgen, um einen Überblick über den Photovoltaik-Markt weltweit und in Deutschland zu geben. Dabei zeigt sich, die Zeichen stehen auf Wachstum – trotz oder auch gerade wegen der Corona-Krise. Für dieses Jahr erwarten Analysten für den globalen Photovoltaik-Markt erneut ein zweistelliges Wachstum. Nach einer neu installierten Photovoltaik-Leistung von 138 Gigawatt im vergangenen Jahr wird dieses Jahr von einem Zubau von 163 bis 191 Gigawatt weltweit ausgegangen. Auch in Deutschland wird der Markt wohl erneut um 10 bis 15 Prozent zulegen, wie Körnig zeigt. Der BSW-Solar geht von einem Zubau von rund 5,4 Gigawatt in diesem Jahr aus – 2020 lag er knapp unter 5 Gigawatt.
Dabei entwickelt sich vor allem das Segment der privaten Photovoltaik-Dachanlagen sehr gut. Der BSW-Solar erwartet allein in diesem Jahr ein Zubau von rund 2 Gigawatt Gesamtleistung, was eine Plus von etwa 36 Prozent gegenüber 2020 darstellen würde. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die neu installierte Leistung in diesem Segment nahezu verdoppelt – in drei Jahren könnte es sich damit quasi verdreifachen. Dabei werden auch die installierten Photovoltaik-Anlagen durchschnittlich größer, nachdem die Grenze für die anteilige EEG-Umlage auf den solaren Eigenverbrauch mit dem EEG 2021 von 10 auf 30 Kilowatt angehoben wurde. Gleichzeitig treibt dieser beschleunigte Zubau im Heimbereich auch die Nachfrage nach Speichern und Wallboxen.
Live-Blog von der The Smarter E
Das Team von pv magazine finden Sie am Stand A.6.540. Wir freuen uns auf ihren Besuch und sind auch für Sie unterwegs durch die Messehalle, um interessante Produkte und Trends aufzuspüren.
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Bei den installierten Photovoltaik-Heimspeicher geht der BSW-Solar für dieses Jahr von einem Wachstum um 35 bis 40 Prozent aus. „Anfang 2022 werden wir damit wohl die Marke von 400.000 Heimspeichern in Deutschland erreichen“, sagt Körnig bei der Vorstellung der Zahlen. Insgesamt sei die Investitionsbereitschaft der privaten Haushalte, aber auch im Gewerbe weiter sehr hoch.
Doch das Gewerbesegment ist derzeit das Sorgenkind aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen im EEG 2021. Für Dachanlagen zwischen 300 bis 750 Kilowatt wird seit April ein Zuschlag aus den Ausschreibungen benötigt, um den eingespeisten Solarstrom komplett vergütet zu bekommen. Andernfalls werden nur 50 Prozent mit der Marktprämie versehen, der restliche Solarstrom müsste dann direkt vor Ort verbraucht werden. Allein zwischen Mai und August verzeichnete der BSW-Solar einen Rückgang um 68 Prozent des Segments gegenüber den vier Monaten davor. Viele Dachanlagen in dieser Größenordnung waren allerdings noch vor Auslaufen der Übergangsregelung installiert worden.
Erfreulich wiederum ist die Entwicklung bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Hierbei macht sich die Anhebung der Ausschreibungsvolumen bemerkbar. Zudem kommt der PPA-Markt, also die Errichtung von Solarparks, die nicht über das EEG, sondern Stromabnahmeverträge finanziert werden, langsam in Fahrt. Der BSW-Solar schätzt, dass 5 bis 10 Gigawatt solcher Anlagen bis 2025 in Deutschland installiert sein werden. Die Prognose sei noch eher schwierig, da sie auch stark von der Entwicklung der Strompreise sowie des Energiemarkt-Designs abhänge.
Erwartungen an 100-Tage-Programm der neuen Regierung
Nach der Bundestagswahl laufen nun die Sondierungsgespräche für die Bildung einer neuen Regierung. „Noch gibt es wenige Informationen“, sagt Körnig. Doch allein der Blick in die Wahlprogramme zeigt, dass der Stellenwert der Photovoltaik bei den meisten Parteien deutlich höher sei als noch im letzten Jahrzehnt. Gerade hinsichtlich der Klimaziele werde die Photovoltaik als wichtig eingeschätzt. „Auch wenn dies noch mit den Ausbauzielen auseinandergeht“, sagt Körnig. Hier habe die Bundesregierung eine deutlich Anhebung vor der Wahl verpasst, obwohl diese möglich gewesen wäre.
Daher ist es nach Körnigs Ansicht nun umso wichtiger, dass die neue Bundesregierung dies in ihrem 100 Tage-Programm angehe. „Unsere Wunschliste ist sehr lang“, sagt er weiter. Es brauche ein Solar-Beschleunigungsgesetz, dass alle Segmente bedenke. Markthemmnisse müssten rasch abgebaut werden. Dann kommt Körnig zu seiner Wunschliste, die er zumindest auszugsweise vorträgt. So müsse etwa die EEG-Umlage auf Eigenverbrauch abgeschafft werden, die Ausschreibungsgrenze sollte auf ein Megawatt angehoben werden. Zudem sei die Flächenkulisse deutlich zu restriktiv. Für Freiflächenanlagen sollten die benachteiligten Gebiete bundesweit freigegeben werden. Es könne nicht sein, dass die Länder dazu einzelne Verordnungen erlassen müssten.
Ganz zum Schluss kommt es noch zum Thema „Engpässe“. Dies betrifft zum einen das Material, was derzeit nur zögerlich den Weg aus Asien nach Europa findet. Viele Mitgliedsunternehmen bestätigten die angespannte Lage dem Verband. „Die Liederverzögerungen werden sich wohl noch bis in das nächste Frühjahr hinziehen. Andernfalls wäre wohl noch ein höherer Zubau in diesem Jahr möglich“, sagt Körnig. „Ich gehe aber davon aus, dass es sich um ein vorübergehendes Phänomen handelt.“ Wie sich diese Engpässe auf die Preise auswirken, ist für Körnig aktuell schwer einzuschätzen. Ein Moduleinkäufer von PVO International bestätigte pv magazine, dass die aktuellen Preise in etwa auf dem Niveau von 2018 oder 2019 liegen und sich dies wohl frühestens im nächsten Sommer ändern werde.
Der andere Engpass betrifft das Handwerk. „Gerade im Elektrohandwerk wachsen die Bäume nicht in den Himmel“, sagt Körnig. Derzeit gebe es oftmals lange Wartezeiten für die Installation einer Photovoltaik-Anlage, wenngleich es dabei große regionale Unterschiede gebe. Dennoch ist klar, dass Handwerker fehlen, um gerade im Heimsegment noch mehr Anlagen zu installieren. „Viele Handwerker haben sich als Folge des Markteinbruchs vor zehn Jahren aus der Solarbranche zurückgezogen“, sagt Körnig weiter. Es habe danach an verlässlichen Rahmenbedingungen gefehlt. „Viele warten nun noch ab, ob sich der positive Turnaround manifestiert“, so der Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. Erst wenn die Zeichen auf ein anhaltendes Wachstum stünden, seien wohl auch wieder mehr Handwerker bereit, sich der Branche zuzuwenden und auch in die Ausbildung neuer Mitarbeiter zu investieren.
Mehr zur Entwicklung im Installationsmarkt
In der pv magazine September-Ausgabe geht es unter anderem über die Frage, ob dem Installationsmarkt ein Umbruch bevorsteht und wie er sich digitalisiert (Premium Content):
- Big Money für die Installation
- Fachkräftemangel: Immer auf der Suche
- Arbeitsteilung und Digitalisierung: Ist das die Zukunft der Installation?
- BIT-Berater der Handwerkskammern: Tipps zur Digitalisierung
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Ein Wunsch fehlt bei dem 100 Tageprogramm: Die Netzbetreiber werden verpflichtet den Antrag für eine PV Anlage samt Zählerzuteilung innerhalb von 5 Werktagen zu bearbeiten.Das grösste Hindernis für den Solateure ist und bleibt die Bürokratie der EVUs, die immer noch versuchen jede PV Anlage zu verhindern
Messe hin oder her.
Aufkommende Lieferrestriktionen für PV aus Asien als Stopper.
Es sollte hier nochmals deutlich festgehalten werden:
Die Beschwernisse und Unübersichtlichkeiten im Bereich der PV-Installation haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen und zu einer außerordentlichen Verunsicherung der privaten wie auch institionellen möglichen Investoren für die PV geführt.
Dieses ist eindeutig dem Wirtschaftsministerium unter Führung von Herrn Altmeiner zuzuordnen!
Verlässliche Energiepolitik geht eigentlich anderst!