Die Netzrenditen, die von der Bundesnetzagentur festgelegt werden, sorgen immer wieder für Wirbel. Die einen halten sie für zu hoch, die Betreiber der Strom- und Gasnetze dagegen eher für zu niedrig. So ist es auch in diesem Jahr und wenige Tage vor der Entscheidung der Bonner Behörde zur künftigen Kapitalverzinsung bringt sich EnBW nochmal in Stellung. Denn der Vorschlag einer Absenkung der Netzrendite von derzeit 6,91 auf 4,59 Prozent bei Neuanlagen ab 2024 liegt schon auf dem Tisch.
„Die Energiewende funktioniert nur mit modernen und leistungsfähigen Netzen. Die erzielbaren Renditen müssen deshalb für Unternehmen und den Kapitalmarkt so bemessen sein, dass sie in der Konkurrenz zu anderen, auch internationalen Investitionsmöglichkeiten mithalten können“, erklärte EnbW-Vorstand Dirk Güsewell am Montag. Daher müsse der bislang von der Bundesnetzagentur aufgerufene Wert von 4,59 Prozent um mindestens 1,6 Prozent höher liegen, wie der süddeutsche Energiekonzern berechnet habe.
Eine niedrigere Kapitalverzinsung für neue Leitungen bringe zwar auf den ersten Blick Einsparungen für die Verbraucher. „Auf mittlere und lange Sicht werden sie teuer erkauft und führen dazu, dass wir den Umbau des Energiesystems, die Sektorkopplung und am Ende unsere Klimaziele nicht werden stemmen können“, so Güsewell weiter, der das Vorstandsressort Systemkritische Infrastruktur verantwortet. Nach eigenen Angaben plant EnBW in den kommenden Jahren einen zweistelligen Milliardenbetrag in die Netzinfrastruktur in Deutschland zu investieren.
Die Bundesnetzagentur habe noch Handlungsspielräume, um vor der endgültigen Festlegung noch nachzusteuern, erklärte Güsewell. Ein zentraler Ansatzpunkt sei dabei die ökonomisch korrekte Ermittlung der sogenannten Marktrisikoprämie. Nach Ansicht des Energiekonzerns ist diese bislang in den Berechnungen unterschätzt worden, was zu den niedrigen Eigenkapitalsatz geführt habe.
Für zu hoch halten die Netzrenditen dagegen Lichtblick und der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne). Eine von ihnen bei der Universität Lüneburg beauftragte Rechnung zeigt, dass die Renditen noch weit stärker abgesenkt werden könnten. Die Rendite könnte bei Neuanlagen auf 3,79 Prozent reduziert werden – aufgrund des dauerhaft niedrigen Zinsniveaus, der Monopolvorteile der Netzfirmen und des nahezu risikofreien Geschäftsmodells wären Netz-Investitionen auch dann weiterhin ein lohnendes Geschäft, so Volkswirt Thomas Wein in seinem Gutachten. Die Netzrendite bei Altanlagen soll von derzeit 5,12 auf 3,03 Prozent nach dem Vorschlag der Bundesnetzagentur sinken. In dem von Lichtblick und bne beauftragten Gutachten wird dagegen ein Zinsniveau von 2,23 Prozent für möglich gehalten.
Die aus den niedrigeren Renditen bezifferten Entlastungen für die privaten Stromverbraucher belaufen sich zwischen 2024 und 2028 auf insgesamt zwei Milliarden Euro. Dies wären nochmals 810 Milliarden Euro mehr, als durch die geplante Absenkung der Netzrenditen durch die Bundesnetzagentur zustande kommen.
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Und unter anderem aus diesem Grund tanke ich auch keinen Strom bei EnBW. Manche bekommen den Hals einfach nicht voll. Als man früher mit PV Renditen einfahren konnte wurde es der Branche nicht gegönnt aber mit Netzen soll man nun das große Geld verdienen dürfen. Ein Witz, wenngleich ein schlechter.
6% Rendite sind ok. Aber mit Re-Investitionszwang von 4%. Nix Ausschüttung an die Teilhaber.
Zitat aus dem Artikel.
Die Energiewende funktioniert nur mit modernen und leistungsfähigen Netzen.
Das kann man auch anders sehen.
Hier z. B. der Prof. Jarras.
https://www.t-online.de/nachhaltigkeit/id_90849364/wahlkampfthema-stromnetzausbau-experte-erklaert-was-die-politik-uebersieht.html
Der Prof. hat übrigens schon frühzeitig vor dem „Faulen Ei“ gewarnt, das den Erneuerbaren und der gesamten Energiewende 2010 ins Nest gelegt wurde.
Siehe hier unter Auswirkung, und die Stellungnahme von Jarras.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Zitat:…Das Auftreten dieser Wirkungen wurde bereits vor der Reform des Ausgleichsmechanismus antizipiert. So wiesen bereits 2009 Jarass et al darauf hin, dass die Weiterentwicklung des Ausgleichsmechanismus große Nachteile für die Vermarktung von EEG-Strom haben würde. Damit nahmen sie die Entwicklung am Strommarkt weitestgehend vorweg. So sei u. a. die Entpflichtung von Stromnetzbetreibern von der effizienten Vermarktung von EEG-Strom geplant sowie Elektrizitätsversorgungsunternehmen von der Verpflichtung entbunden, EEG-Strom prozentual anteilig an der Produktion abzunehmen. Da es somit möglich wäre, dass Unternehmen und EVUs auch vollständig auf die Abnahme von EEG-Strom verzichten könnten, ergäbe sich ein massiver Nachfragerückgang nach EEG-Strom, der somit weitgehend entwertet würde.[19]
„Sollte es allerdings den konventionellen Kraftwerken erlaubt werden, mit voller Leistung auch bei massiver EEG-Einspeisung voll weiter zu produzieren, dann würden große Probleme resultieren: Der Übertragungsnetzbetreiber würde dann häufig nur einen sehr niedrigen Börsenpreis für den EEG-Strom erzielen, viel niedriger, als wenn – wie bisher – die an Letztverbraucher liefernden Elektrizitätsversorgungsunternehmen den EEG-Strom übernehmen und vermarkten müssten. Damit wird künstlich eine sehr hohe Differenz zwischen EEG-Einspeisepreis und an der Strombörse erzieltem Verkaufserlös kreiert und damit eine scheinbar sehr hohe Förderung durch das EEG ausgewiesen und so das EEG eventuell in Misskredit gebracht.“
– Lorenz Jarass, Gustav M. Obermair, Wilfried Voigt, Windenergie. Zuverlässige Integration in die Energieversorgung, Berlin – Heidelberg 2009, S. 108 …Zitat Ende.
Schon zum Referentenentwurf in 2009 habe ich diese Kritik von Jarras gelesen, und genau so ist es gekommen.
Der scheint seine Pappenheimer zu kennen.
angesichts der Gewinne (Editda) von ca. 1,2 Mrd allein im 1. HJ 2021 ist diese Forderung ein Skandal. Das ist eine Enteignung aller Stromkunden, die das über die Netzentgelte zahlen müssen. Vor allem Ärmere trifft das hart.
Daß EnBW dabei zu hohen Anteilen dem grünen BaWü selbst, bzw. Kommunen gehört macht die Sache nicht besser, sondern schlimmer.
In der Schweiz beträgt der Zinssatz (WACC) für 2022 lediglich 3.83% !
Die Netzbetreiber haben kein Problem sich zu finanzieren am Kapitalmarkt.
Abgesehen davon, dass eine Rendite von fast 6% auf eine de facto risikolose Anlage obszön hoch ist, ergibt sich noch ein weiteres Problem – die Betreiber haben keinerlei Anreiz, kostengünstig zu bauen. Denn je teurer das Netz, desto mehr verdienen sie.
wer, von den beauftragten Aufpassern, versagt hier?
Ja hier wollen die Gierigen den Strom teuer und die eigenen Taschen voll machen.
Ach, übrigens:
Wird die Übertragung nicht eueropaweit auszuschreiben sein?
Bin mal gespannt auf die entsprechenden Auswertungen!
Nein! 6% sind in der jetzigen Zeit wirklich nicht angemessen.