Die zunehmenden Starkregenfälle und Hitzeperioden zeigen es: Wir alle müssen sowohl Klimaschutz als auch Klimaanpassung schnell verwirklichen!
Klimaschutz bedeutet alle Emissionen zu vermeiden. Hierfür bildet der Ausbau auf 100 Prozent Erneuerbare den alles entscheiden Kern. Der Ausbau von Solaranlagen ist dabei der wichtigste Beitrag. Gleichzeitig müssen aber auch viele Kohlenstoffsenken geschaffen werden, was im Wesentlichen bedeutet, überall viel Grün mit Pflanzen zu schaffen, insbesondere dort, wo heute keine wachsen.
Klimaanpassung bedeutet, die Auswirkungen der nicht mehr zu verhindernden Katastrophen infolge der Erdüberhitzung abzumildern. Hitzeperioden in den Städten können und müssen mit viel Begrünungen von Dächern, Fassaden, Plätzen abgemildert werden, da die Verdunstungskälte der Pflanzen erhebliche Temperaturabsenkungen bewirken kann. Hochwasserspitzen in Starkregenfällen müssen in ihren Auswirkungen abgemildert werden. Die Entwicklung von Schwammstädten ist hier besonders zielführend. Gemeint ist damit, dass Flächen entsiegelt werden, viele Bäume in die Städte gepflanzt werden, viele Grünanlagen, sowie Dach- und Fassadenbegrünungen geschaffen werden, damit das Regenwasser zunächst von den Böden aufgesaugt wird, statt sofort die Hochwasserspitzen anzufachen. Die optimale Verbindung der beiden Ziele sind Solaranlagen auf begrünten Flächen und Dächern.
Die Stadt Wien hat nun einen hervorragenden Leitfaden entwickelt, wie Begrünungen und Solaranlagen in Städten verwirklicht werden können. Alle Städte und Kommunen sollten sich an diesem Leitfaden orientieren und viel Grün in den Städten verwirklichen sowie diese mit Solaranlagen verbinden.
In diesem Leitfaden steht auch, dass die Stadt Wien für diese Kombination eine höhere Förderung gewährt als für Solaranlagen ohne Begrünung. Alle Städte der Welt sollten ähnliche Förderprogramme auflegen. Damit kann wirksam der Aufheizung der Städte in Hitzeperioden, dem schnellen Anwachsen von Hochwasserspitzen entgegengewirkt werden. Zudem werden dadurch CO2-freie Stromerzeugung und Kohlenstoffsenken gefördert und auch die Biodiversität erhält einen enormen Zuwachs. Alle Architekten, Städteplaner und Häuslebauer generell sollten sich diesen Leitfaden ansehen und eine Kombination aus Begrünung und Solaranlagen auch und insbesondere in den Städten verwirklichen.
Meine Solaranlage auf meinem Privathaus erbaut 1991 ist auf meinem Grasdach auf meinem Holzhaus installiert. Diese Kombination zeigt alle erwünschten Effekte: CO2-freie Stromerzeugung mit der Solaranlage. Die Kühlung durch die Pflanzen erniedrigt die Temperatur der Solarmodule und steigert so den Stromertrag, denn mit tieferen Temperaturen erhöht sich die Effizienz der Photovoltaik-Module. Als kürzlich ein heftiges Starkregenereignis auch meine Heimat Franken traf, konnte ich sehen, wie erst nach über einer Stunde nach Einsetzen des Starkregens das Grasdach vollgesogen war und erstes Wasser aus der Dachdrainage kam. Mein Grasdach lieferte einen Beitrag zur Abmilderung der ersten Hochspitze. Werden viele Dächer, mit solchen Begrünungen ausgestattet, so können sie in der Summe einen erheblichen Beitrag zur Abmilderung der ersten Hochspitze liefern.
Auf meinem Solar-Grasdach sehe ich seltene Pflanzenarten, Hummelnester, Blütenpflanzen, die Bienen und Schmetterlinge ernähren. Alle Pflanzen und die Mikroorganismen entziehen der Atmosphäre CO2, was ein Ziegeldach mit Photovoltaik-Anlage niemals kann. Grüne Dächer in Verbindung mit Solaranlagen sind die optimale Kombination aus Klimaschutz und Klimaanpassung. Wo immer möglich sollten sie verwirklicht werden.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
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Lieber Herr Fell,
Ihren Beitrag ist eine sehr gute Möglichkeit, vor allem für Großstädte. Dort findet jedoch gerade genau das Gegenteil statt. Da ich viele Jahre in München gelebt habe, habe ich die Entwicklung sehr gut mitverfolgen können. In der Fasanerie, wo ich zuletzt lebte, gab es sehr viele Häuser auf Grundstücken mit viel Grünflächen . Sobald jedoch die Eigentümer versterben, wird nachverdichtet. Das bedeutet, dass dort die Oberflächen nicht entsiegelt werden, wie Sie es fordern, sondern zusätzlich große Flächen versiegelt werden. Die Erben verkaufen die Grundstücke zu enormen Preisen. Investoren kaufen sie. Egal, was darauf steht, wird abgerissen und es kommen Gebäude dorthin, die möglichst vielen Bewohnern Platz bieten. Es wird dort schnell und möglichst billig gebaut. Je preiswerter, desto größer der Gewinn. Die FDP hält das Bauen in den Großstädten für die einzige Möglichkeit, Wohnraum bezahlbar zu halten. Dadurch wird ein Bauboom angefacht, der die Flächenversiegelung weiter befeuert. Die nächste Regierung sollte unbedingt dazu beitragen, dass Investoren sich nicht noch mehr städtische Gebiete unter die Nägel reißen.
Lieber Herr Eichhorn,
Dass in München eine enorme Nachfrage nach Baugrund besteht, sieht man an den astronomischen Grundstücks- und Immobilienpreisen. Die Attraktivität und das
daraus resultierende Wachstum der Stadt innerhalb der limitierenden Stadtgrenzen führt folgerichtig und unumgänglich zu einer Nachverdichtung und damit zunehmender Bodenversiegelung. Nun gibt es aber schön seit sicher weit über einem Jahrzehnt, wenn ich mich nicht irre, die Koppelung der Baugenehmigung an eine Versickerung der Grundstücksentwässerung, wenn die , bzw. soweit die Rahmenbedingungen das hergeben und die Vorschrift, neue Flachdächer zu begrünen, zumindest extensiv.. Daraus ergibt sich zumindest eine deutliche Abminderung der zusätzlichen Versiegelung und bei Errichtung einer Flach-PV-Anlage fast zwangsläufig eine Kombination, wie von Herrn Fell vorgeshlagen, mit allen von ihm geltend gemachten Vorteilen. München ist diesbezüglich also auch nicht grade – auf gut bayrisch- „auf der Brennsuppn dahergschwommen“, will sagen, fast auf Wiener Niveau!
Gut, wenn man ein festgefügtes Feindbild hat. Die „Investoren“ tun auch nur das, was man sie lässt. Das Planungsrecht der Kommunen geht sehr weit. Deren Egoismus allerdings auch. Deshalb versuchen sie immer noch dem ländlichen Raum dieses oder jenes Unternehmen abzujagen und steigern damit die Konzentration. Trotz Schaffung von zusätzlichem Wohnraum auf der nicht gewachsenen Fläche steigt gleichzeitig der Bedarf an Einpendlern, um die Arbeitsplätze zu besetzen, die geschaffen werden ohne nachzurechnen, wo die Arbeitnehmer dafür herkommen sollen. Hier wäre eine sinnvolle Strukturpolitik der Länder gefordert, aber die sind schon völlig davon absorbiert, ihre Beamtenschaft etwas gleichmäßiger übers Land zu verteilen. Die freie Wirtschaft und die Kommunen sorgen in trauter Einigkeit für die zunehmende Konzentration. Was die Investoren da hinterherarbeiten reicht bei weitem nicht, um den Bedarf zu befriedigen. Wer sich dagegen sträubt, sorgt für ein weiteres Anwachsen der Pendlerlawine und wundert sich dann, warum der Verkehr immer mehr CO2 produziert statt weniger.
Ich finde es sehr gut, dass die Diskussion um die aktive Kühlung der Städte Fahrt aufnimmt. Habe meinen Artikel zu den vertikal aufgestellten beidseitigen Modulen und silbernen Pflanzen aus dem 2019 Jahr um einen Albedo Rechner und einen Temperatur Koeffizient Rechner erweitert. Verlinkt auf meinem Namen. Heute würde ich eher Spiegel statt begrünte Dächer empfehlen, da die radiative Kühlung effizienter als die Verdunstungskühlung ist.
In einem der letzten Beitrage habe ich gelesen, dass man Solaranlagen auch mieten kann, das war mir nicht bewusst. Jedenfalls möchte wir unsere Dachterrasse begrünen und eine Solaranlage anbringen. Wir wissen noch nicht ganz genau, wie die Planung dafür aussieht. Der Beitrag hat uns aber schonmal geholfen.
Ich hätte nicht gedacht, dass man den Klimaschutz fördern kann, wen man die Solaranlage mit einer Dachbegrünung kombiniert. Ich möchte auch gerne eine Solaranlage anbringen. Ich werde definitiv über diese Kombination nachdenken.