Grün oder Blau? Über diese Frage sollte Türkis nicht vergessen werden, meinen Wintershall Dea und die VNG AG – sie haben einen Kooperationsvertrag zur Bau einer Anlage für die thermische Methanpyrolyse vereinbart. Nach derzeitigem Plan soll die Pilotanlage 2023 in Betrieb gehen und eine nominale Kapazität von 400 Kilogramm türkisem Wasserstoff pro Tag haben, was einer Jahresenergiemenge von knapp fünf Gigawattstunden entspricht. Damit wird die Anlage eine der ersten dieser Art in Deutschland sein. Die Unternehmen sind bereits im Gespräch mit potenziellen Abnehmern für den produzierten Wasserstoff sowie zu einem möglichen Standort in Ostdeutschland.
Bei der Methanpyrolyse wird Erdgas bei hohen Temperaturen in Wasserstoff und festen Kohlenstoff gespalten. Der Kohlenstoff kann als Rohstoff in der Industrie zum Einsatz kommen, beispielsweise im Straßen- oder Gebäudebau. In der Pilotanlage soll ein vom im britischen Hull angesiedelten Start-Up Hiiroc entwickeltes Verfahren der thermischen Methanpyrolyse angewandt werden. Wintershall Dea und VNG hatten erst kürzlich in Hiiroc investiert.
Beide Projektpartner sehen großes Potenzial in der Produktion von Wasserstoff durch die Methanpyrolyse. „Diese Kooperation mit VNG wird dabei helfen, das Potenzial der Technologie zu realisieren und einen Wasserstoffmarkt zu etablieren, denn Märkte entstehen nicht von allein. Sie müssen aufgebaut und organisiert werden – technologieoffen“, sagt Hugo Dijkgraaf, Chief Technology Officer bei Wintershall Dea. VNG verfüge über umfassende Erfahrungen über die gesamte Wertschöpfungskette von Erdgas und insbesondere den Endkundenzugang. Das mache das Leipziger Unternehmen zu einem äußerst wertvollen Partner für Wintershall Dea in diesem Bereich.
Klimaschützer teilen die Begeisterung für den türkisen Wasserstoff allerdings nicht – anders als grüner Wasserstoff ist er nicht wirklich klimafreundlich, da bei der Förderung und beim Transport des benötigten Erdgases ein kleiner Teil davon in die Atmosphäre entweicht. Auch wenn die Mengen nicht groß sind, so sind die Folgen für das Klima nicht zu unterschätzen. Denn Methan trägt laut Weltklimarat IPCC je nach Betrachtungsweise 28 bis 84 Mal stärker zur Erderhitzung bei als Kohlendioxid. Einer Studie der TU Hamburg und der TU Berlin zufolge werden bei der Methanpyrolyse etwa 15 Mal mehr CO2-Äquivalente pro Megajoule Wasserstoff freigesetzt als bei der Elektrolyse mit erneuerbaren Energien.
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Es darf nur für grünen Wasserstoff Förderungsgelder vom Staat geben. Mit der CO2 Steuer muss man jeden andersfarbigen Wasserstoff bestrafen oder Förderungen streichen. Wir wollen keine Waldbrände und Überschwemmungen mehr durch den Klimawandel. Das müssten auch die Lobbyisten von Wintershall Dea und Konsorten irgendwann verstehen und wenn nicht kann ich es nur über den Geldbeutel gehen. Die Bürger werden sich auf Dauer das nicht mehr von Politik, Öl-und Gaslobby gefallen lassen, dass unsere Umwelt vor die Hunde geht. Das wird nach der nächsten Wahl mit der FDP in der Regierungsverantwortung wohl nicht funktionieren, denn Herr Lindner möchte gerne synthetischen Sprit haben, für die armen Verbrenner, damit die auch noch bis 2050 oder 2060 laufen können, ohne CO2 Steuer für den Treibstoff zu zahlen. Ich hoffe nur das diese Sprit so teuer wird, dass jeder freiwillig auf ein E-Auto umstellt. Aber es wird sicherlich Leute geben die dafür dann auch noch zusätzliche Subventionen fordern.
Man fragt sich schon, wie das finanziert werden soll: Der abgeschiedene Kohlenstoff enthält noch sehr viel chemische Energie. Um diesen türkisen Wasserstoff zu produzieren (um etwas damit zu machen, was man auch mit Erdgas machen könnte,) braucht man deshalb wesentlich mehr Erdgas, als wenn man es, wie bisher üblich, direkt einsetzen würde. Dazu kommt die notwendige Prozessenergie für die Pyrolyse. Ich schätze mal, dass es etwa auf die dreifache Menge Erdgas hinausläuft + Prozessierungskosten. Da sind ein paar Rattenfänger unterwegs, die die mangelhafte Urteilskraft der Politiker ausnutzen. Diese Politiker hören Wasserstoff und sie hören „türkis“ (also schon fast grün, weil der Kohlenstoff ja abgeschieden wird!) und schon fließen die Subventionen.
Und wenn man sieht, wie manchmal in der Politik entschieden wird. Da muss man einen Politiker nur mal in einem Augenblick erwischen, wo ihm langweilig ist, schon wird eine Entscheidung getroffen, ohne noch andere, die es vielleicht besser beurteilen könnten, zu fragen. Es fehlt schon an der Übersicht, um zu merken, dass man es nicht versteht. Da reicht dann der nette Mensch, der vor einem steht, und der doch nichts böses wollen kann, um alles zu tun, was der gerade will.
Es wäre hilfreich wenn man die Emissionen vom türkisen Wasserstoff ins Verhältnis mit Grünen setzt. Solange man keine konkreten Zahlen hat was die Gramm-Mengen an Emissionen angeht, kann ich mit 15 mal so viel wenig anfangen.
Die Wndkradt produziert pro kW/h um die 12mg CO2, Solar um die 48mg, also 4 mal so viel. Ist die Solarkraft jetzt Klimaschädlich?
Nein, natürlich nicht, aber mit 4 mal so viel kann ich ein ungutes Gefühl verursachen, um eigene Interessen zu verfolgen.
Was ich damit sagen will, ist das euch als PV-Magazin Propaganda nicht steht. Dann kann ich auch gleich den Spiegel oder die Taz lesen.
Ich würde mich voel mehr interessieren, wie viel CO2 pro kg Wasserstoff frei wird und ob es mit unseren kurzfristigen Klimazielen vereinbar ist.
Nicht nur Wintershall oder VNG wetten gegen euch und die Regierung, auch Gazprom, BASF und Evonik verfolgen die Methanpyrolyse.
Ich sehe in der Hinsicht schlechte Karten für den Grünen Wasserstoff, jedenfalls bis 2035, danach schauen wir mal.
Zudem würde es mich mal interessieren um wie viel weniger CO2 im Vergleich zu grauen Wasserstoff frei wird.