In sogenannten Reallaboren soll die Technologie der Zukunft erforscht werden. Eines von ihnen ist das Reallabor „Referenzkraftwerk Lausitz“ (RefLau), das einer der Gewinner des Ideenwettbewerbs „Reallabore der Energiewende“ des Bundeswirtschaftsministeriums ist. Dort soll nun ein Wasserstoff-Speicherkraftwerk entstehen, wie der Zweckverband Industriepark Schwarze Pumpe (ZV ISP) mit den Unternehmen Energiequelle GmbH und Enertrag sowie der Universität Rostock vereinbart hat. Bis 2024 soll es im Industriepark entstehen, wie die Beteiligten am Montag erklärten. Das Kraftwerke werde ausschließlich unter Nutzung erneuerbarer Energien die Möglichkeiten der Sektorenkopplung aufzeigen und neue Wertschöpfungspotenziale erschließen. Dabei sei geplant, grünen Wasserstoff für die Nutzung in den Sektoren Verkehr, Industrie und Wärme zu erzeugen. Überdies solle das Kraftwerk alle Systemdienstleistungen erbringen, die bislang von konventionellen Kraftwerken bereitgestellt würden.
Im August werde nach mehrjähriger Projektentwicklung die Referenzkraftwerk Lausitz GmbH gegründet. Sie sei für die Vorbereitung, Umsetzung und Inbetriebnahme des Speicherkraftwerkes verantwortlich. Dabei würden Brandenburg und Sachsen in das Projekt einbezogen, was auch Bestandteil der Wasserstoffstrategie beider Länder sowie des Bundes sei. Die Anlaufberatungen zu den umfangreichen Genehmigungsverfahren mit den Behörden des Landes Brandenburg und des Freistaats Sachsen hätten im Juli 2021 begonnen. Die Grundsteinlegung für die Anlagen sei für das zweite Halbjahr 2022 vorgesehen.
Derzeit werden den Beteiligten zufolge auch die ersten Vereinbarungen zur Bereitstellung von erneuerbaren Energien mit Betreibern von Photovoltaik- und Windkraftanlagen vorgenommen. Es sei klar, dass in den kommenden drei Jahren weitere Kapazitäten an Erneuerbaren für die Versorgung des Referenzkraftwerks aufgebaut werden müssten. Diesbezüglich gebe es bereits Abstimmungen mit den regionalen Planungsverbänden in Brandenburg und Sachsen. „Es bleibt eine Herausforderung, rechtzeitig bis zur Inbetriebnahme die benötigte Erzeugerleistung aus Wind und PV-Anlagen zu installieren. Aber wir sind optimistisch mit Unterstützung der Region termingemäß das Planungsrecht zu erhalten“, so René Just vom Projektpartner Energiequelle. Die Investitionskosten für das Wasserstoff-Kraftwerk werden auf etwa 50 Millionen Euro geschätzt. Das Bundeswirtschaftsministerium habe die Bereitstellung von Fördermitteln von bis zu 30 Millionen Euro bereits bestätigt. Entsprechende Förderanträge für die Auszahlung der Mittel sollen Mitte September eingereicht werden, wie es weiter hieß.
Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Anlage sei mit positivem Ergebnis abgeschlossen, die Planung ist fixiert und die Anträge zur Förderung stünden kurz vor Fertigstellung, hieß es weiter. Langfristiges Ziel sei es, Anlagen mit einer hochskalierten Erzeugerleistung im dreistelligen Megawatt-Bereich, also größer 100 Megawatt, auch an anderen Industrie- und Kraftwerksstandorten zu realisieren. Dafür sei das Vorhaben in Schwarze Pumpe als Prototyp konzipiert. „Was beim in Schwarze Pumpe zu errichtenden Prototypen von 10 Megawatt Gesamtleistung mit 1 Megawatt Rückverstromungsleistung geht, kann man idealerweise später auch bis zu 100 oder gar 500 Megawatt hochskalieren. Dadurch bestünde dann die Möglichkeit, mittels dieser neuartigen Speicherkraftwerke dezentral an verschiedenen Standorten Deutschlands (und darüber hinaus) Energie nicht nur zu speichern, sondern auch wieder ins Netz rückzuspeisen“, erklärte Harald Weber vom Institut für Elektrische Energietechnik der Universität Rostock.
Das Wasserstoff-Speicherkraftwerk soll auch in Zeiten von „Dunkelflauten“, also wenn weder der Wind weht noch die Sonne scheint, Strom liefern können, wie es weiter hieß. Der Wasserstoffversorgung im Lausitzer Raum könne „RefLau“ als Speicherkraftwerk mit rund 10 Megawatt Leistung gerecht werden. Das Projektkonsortium habe dazu umfangreiche wirtschaftliche Berechnungen durchgeführt. Es geht davon aus, dass die modulare Bauweise mit dieser Leistung in den nächsten Jahren wirtschaftlich betrieben werden kann. Eine Erweiterung werde wohl erst 2029 oder 2030 notwendig, was auch am europäischen IPCEI-Projekt „Wasserstoffcluster Ost-Brandenburg“ liege, das an den Industriepark Schwarze Pumpe angebunden werden soll.
In der derzeitige Absatz-Strategie des „RefLau“ spiele die Versorgung der im Strukturwandel umzurüstenden Bahnstrecken auf Wasserstoffantriebe eine dominante Rolle. In den laufenden Abstimmungen zur Vorbereitung von Lieferverträgen mit regionalen Stadtwerken, Betreibern des öffentlichen Nahverkehrs sowie der Industrie und der Wärmeversorgung gebe es bereits umfangreiche Anfragen und Angebote von regionalen und überregionalen Gasversorgern zum Einsatz von Wasserstoff.
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