Eines vorab: Ich freue mich über den erfrischenden und provokativen Diskussionsbeitrag zur Agri-Photovoltaik von Ralf Schnitzler. Wie er bin ich der Meinung, dass das Thema Agri-Photovoltaik im öffentlichen Diskurs bisher viel zu wenig Beachtung gefunden haben – allerdings insbesondere die damit verbundenen Chancen. Und auch ich bin der Meinung, dass viel stärker zwischen besseren und schlechteren Formen der erneuerbaren Energieerzeugung unterschieden werden sollte – und erhebliche Potenziale in der Umwandlung von bisherigen Energiepflanzenanbau in (Agri-)Photovoltaik stecken.
Agri-Photovoltaik – eine Nische?
Agri-Photovoltaik, die Doppelnutzung einer Fläche für Stromerzeugung und Landwirtschaft, ist ein sehr weites Feld mit sehr unterschiedlichen Ansätzen und Möglichkeiten. Sehr zu meinem Erstaunen wird in Deutschland jüngst häufig versucht, Agri-Photovoltaik auf den Einsatz im Nischenbereich der landwirtschaftlichen Sonderkulturen (beispielsweise Obstplantagen oder Beerenanbau) zu fokussieren. Hier gibt es sicher sehr interessante Anwendungsmöglichkeiten, so die Nutzung von Photovoltaik als Schattenspender und Hagelschutz für diese Pflanzenarten. Wir sprechen hier allerdings über eine sehr kleine Nische, die etwas mehr als ein Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland ausmacht. Selbst wenn alle geeigneten Standorte (sicher nur ein sehr kleiner Anteil) in diesem Segment für Agri-Photovoltaik genutzt würden, wäre der Beitrag für die Energiewende in Deutschland doch eher bescheiden.
Die breite Masse dürfte bei Agri-Photovoltaik wohl als erstes an hochaufgeständerte Anlagen wie in Heggelbach oder künftig im Lüchow denken. Dieses Segment bietet sehr interessante Möglichkeiten gerade im Hinblick auf die Anpassung an den Klimawandel, die eine enorme Herausforderung darstellt. Mit dem fortschreitenden Klimawandel wird es in den heutigen ariden und semiariden Zonen, die bisher einen erheblichen Teil der landwirtschaftlichen Produktion beitragen, zunehmend schwierig die Bedingungen für eine landwirtschaftliche Nutzung aufrecht zu erhalten.
Vor diesem Hintergrund halte ich die Ansicht von Ralf Schnitzler, dass landwirtschaftliche Flächen in Deutschland nicht knapp sind, für nicht zutreffend. Selbst wenn man den von ihm galant postulierten Wandel der Ernährungsgewohnheiten hin zum Vegetarismus unterstellt, wird der notwendige Beitrag der knappen Flächen in humiden Zonen absehbar einen größeren Beitrag zur Ernährung der weiter steigenden Weltbevölkerung beitragen müssen.
Um auch in den (semi-)ariden Zonen unter geänderten klimatischen Bedingungen weiterhin Nutzpflanzenanbau betreiben zu können, können hochaufgeständerte Agri-Photovoltaik-Anlagen einen wichtigen Beitrag leisten und als Schattenspender für die Nutzpflanzen die Weiterbewirtschaftung teilweise überhaupt erst ermöglichen. Und gerade in diesen sehr strahlungsintensiven Regionen dürften die von Ralf Schnitzler kritisieren Mehrkosten dieses Anlagentyps bezogen auf die bereitgestellte Energiemenge überschaubar sein.
In den humiden Regionen Mittel- und Nordeuropas steckt ein erhebliches Potenzial in bodennah aufgeständerten Agri-Photovoltaik-Konzepten wie dem vertikalen bifazialen Anlagenkonzept. Durch die geringe Überbauung (bei vertikalen bifazialen Anlagen typischerweise unter einem Prozent der Fläche) geht kaum Fläche verloren und erste Untersuchungen zeigen, dass der moderate Schattenwurf der Anlagen den landwirtschaftlichen Ertrag der Flächen gerade in trockenen Perioden erheblich unterstützen kann.
Die Forschungsgruppe von Christoph Gerhards am Fraunhofer IMW hat berechnet, dass allein auf den 2,3 Millionen Hektar, auf denen aktuell Energiepflanzen angebaut werden, mit vertikaler bifazialer Agri-Photovoltaik mit circa 750 Terawattstunden gut 30 Prozent des gesamten deutschen Energiebedarfs 2030 gedeckt werden könnte mit Energiepflanzen auf dieser Fläche wären es nur circa zwei Prozent. Gleichzeitig stünde diese Fläche durch die Doppelnutzung wieder weitgehend für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung.
Biodiversität und Agri-Photovoltaik – eine hervorragende Symbiose
Ralf Schnitzler adressiert in seinem Beitrag völlig zurecht, dass die Biodiversität neben dem Klimawandel eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist. Es besteht jedoch keineswegs ein Widerspruch zwischen Agri-Photovoltaik und Biodiversität – ganz im Gegenteil: Gerade Agri-Photovoltaik-Anlagen können hier einen sehr wertvollen Beitrag leisten. Die regelmäßigen Unterbrechungen der landwirtschaftlichen Monokulturen durch die Modulreihen können nicht nur die bodennahen Winde bremsen und so die Bodenerosion vermindern, sondern zur gezielten Förderung der Biodiversität eingesetzt werden. Während die eigentliche Überbauung der Flächen bei vertikalen bifazialen Anlagen unter einem Prozent liegt, zeigen erste Erfahrungen, dass etwa 90 Prozent der Fläche maschinell bewirtschaftet und weiterhin effizient landwirtschaftlich genutzt werden können. Somit verbleiben knapp zehn Prozent im unmittelbaren Umfeld der Modulreihen, die für Altgras- und Blühstreifen genutzt werden können und so gerade und auch in großen landwirtschaftlichen Monokulturen neue Habitat-Strukturen für eine diverse Flora und Fauna schaffen können.
Netzdienliche Agri-Photovoltaik als wichtiger Baustein für eine beschleunigte Energiewende
Ganz nebenbei kann diese Art der Agri-Photovoltaik auch noch einen weiteren kritischen Faktor für die Energiewende in den kommenden Jahren entschärfen: Die Netzstabilität und die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien über den Tag. Konventionelle südausgerichtete Photovoltaik-Anlagen mit einer Peak-Produktion um die Mittagszeit führen schon jetzt häufig zu einem Strom-Überangebot zur Tagesmitte, während die Tagesrandzeiten weiterhin im Wesentlichen auf konventionelle Energieerzeugung angewiesen sind. Die für die landwirtschaftliche Primärnutzung erforderliche geringere Belegungsdichte ermöglicht neue, netzdienliche PV-Konzepte. So haben Ost-West-ausgerichtete vertikale bifaziale Anlagen ihre Peak-Produktion in den Morgen- und Abendstunden und können so die Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom über den Tag erheblich verbessern, den Bedarf für knappe und kostenintensive Stromspeicherung vermindern und die mögliche Geschwindigkeit bei der weiteren Energiewende erhöhen.
Sozioökonomische Chancen der Agri-Photovoltaik
Der – erheblich subventionierte – Anbau von Energiepflanzen und die konventionelle Photovoltaik stehen vor allem auch deshalb in der Kritik, da sie in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen und einen erheblichen Druck auf die Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen ausüben. Was den ökonomisch fokussierten Landeigentümer freuen mag, kann für den Landwirt mit Pachtflächen in existenzielle Schwierigkeiten bringen. Die Pachtpreise steigen, und wichtige Flächen fallen für die Nahrungs- und Futtermittelerzeugung weg. Nicht so bei Agri-Photovoltaik – hier wird der „Tank-Teller-Tradeoff“ aufgelöst und Pächter und Landeigentümer können gleichermaßen von der Doppelnutzung profitieren: Der Landeigentümer durch zusätzlichen Pachtertrag von der Photovoltaik, der Pächter durch eine geringere Pacht, eine langfristige Sicherung der Bewirtschaftbarkeit und die positiven Effekte der Modulreihen im Hinblick auf die Bodenerosion und den landwirtschaftlichen Ertrag.
All diese Vorteile der Agri-Photovoltaik sind aus meiner Sicht in den bisherigen Überlegungen zum weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien noch viel zu wenig berücksichtigt. Es gilt, die Vorteile von Agri-Photovoltaik für die weitere Gestaltung der Energiewende zu nutzen und dafür die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Agri-Photovoltaik hat das Potenzial, ein wesentlicher Pfeiler für eine beschleunigte Energiewende in Deutschland zu werden. Damit Agri-Photovoltaik ihre volle Wirkung entfalten kann, müssen aber schnellstmöglich die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden:
- eine großflächige Förderung von Agri-Photovoltaik im EEG-Regime
- ein exklusiver Zugang für Agri-Photovoltaik zu landwirtschaftlichen Vorrangflächen
- eine Erhaltung der landwirtschaftlichen Flächenprämie auf Agri-Photovoltaik-Flächen
Erste Schritte sind hier durchaus erkennbar, zum Beispiel in Niedersachsen – ich hoffe auf eine baldige Verstetigung.
— Der Autor Sascha Krause-Tünker ist Geschäftsführer und Gesellschafter der Next2Sun GmbH. Der langjährige Unternehmensberater und Interim-Manager hat 2018 entschieden, seine Erfahrungen im Auf- und Umbau von Unternehmen für die Next2Sun im Bereich der erneuerbaren Energien einzusetzen. Er ist seit 2019 Gesellschafter der Next2Sun GmbH und seit 2020 auch Geschäftsführer. https://www.next2sun.de/ —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Ohne auf Einzelheiten eingehen zu wollen, ziehe ich den Kreis ein wenig größer, um den fundamentalen Unterschied von Agri-Photovoltaik und Biodiv-Photovoltaik zu kennzeichnen:
Unser Enkel werden – wenn wir uns nicht gewaltig ins Zeug legen – eine Weltordnung erleben, die nicht so bequem wir die heutige sein wird. Das wird vermutlich mit viel Leid verbunden sein, politischen Risiken, Kriegen und Streit um Nahrung, Güter und Lebensräume. Wir sind auf einem Hochrisiko-Pfad und das Bundesverfassungsgericht erinnert uns an unsere Verantwortung für eine anderen Zukunft. Um andere Zukünfte zu erleben, ist es im Bereich der Nahrungsmittelproduktion nicht mit einem WEITER-SO getan. Da bedarf es des radikalen Wandels. Darum habe ich keine Hemmungen, 3 Millionen Hektar hochwertige ökologische Vorrangflächen in der Agrarlandschaft für Biodiv-Solarparks zu fordern. Dafür bedürfte es keiner Förderung durch EU-Agrarhaushalte, sondern einfach nur einer guten Planung durch gemeinsames Agieren von Naturschützern und Flächeneigentümern. Die Bewahrung der Schöpfung erscheint mir in diesem Zusammenhang auch wichtiger als die Intteressen von Pächtern. Den Strukturwandel in der Landwirtschaft mit Hilfe des Geldes aus der Energieproduktion zu befeuern und abzufedern sollte doch möglich sein. Was ich auf keinen Fall möchte, sind subversiontsabhängige EU-Knechte, sondern selbständige Unternehmer, die Ihr Eigentum für schönere Zukünfte nutzen, als hochintensiven Ackerbau zu betreiben. Das geht z.B. in der Ukraine besser als in Deutschland!
Schmunzel: Subversionsabhängige Landwirte sind nicht gemeint gewesen, sondern subventionsabhängige Landwirte. Ich wünsche mir Landwirte, die als freie Unternehmer ohne Subventionen von und mit hochwertigen Produkten gut leben können, und dabei ihre Existenzgrundlage – den Boden – in sehr gutem Zustand erhalten.
Zur Einordnung meines Plädoyers für die große Menge an Biodiv-Solarparks möchte ich meine Perspektive bzw. Herangehensweise deutlicher machen:
Der Energieverbrauch im Jahr 2050 wird bis zu 3.000 Terawattstunden pro Jahr betragen. Womit sollte man diese Menge erzeugen? Mit Solarenergie aus großen Solarparks, denn das ist schon jetzt die preiswerteste Form der Erneuerbaren. Wieviel Solarleistung ist dafür notwendig? 3 Millionen Hektar. Gibt es dafür genug Fläche im Agrarland? Ja, denn derzeit werden ca. 2,3 Millionen Hektar für Energiepflanzen und 6 Millionen Hektar für Futterpflanzen verwendet. Energiepflanzenanbau ist extrem ineffizient, tierische Produkte sind vielfach ethisch fragwürdig und die Erzeugung ist energetisch auch ineffizient. Zusätzlich fordern Biodiversitätsforscher dringend 3,3 Millionen Hektar hochwertige ökologische Vorrangflächen in der Agrarlandschaft um die Biodiversitätskrise zu stoppen. So komme ich auf Biodiv-Solarparks, um Energiewende im Einklang mit den Anforderungen der Biodiversität anzugehen.
Nicht erwähnt wurde die Möglichkeit, die PV Wände als Träger für Foliendächer oder Hagelschutznetze mit zu nutzen!
Unsere Ackerbauern haben bezüglich „Klimawandel“ kein wirkliches Problem. Die Schwankungen lassen sich durch Änderung der Kulturen kompensieren, da muß man nicht unbedingt ganze Landschaften mit Gerüsten überstellen. Ich sehe gegenwärtig klare Vorteile nur bei Sonderkulturen, s. Großprojekte in Holland. Es gibt allerdings bei uns ackerbauliche Grenzertragsstandorte, die eigentlich natürliches Grünland oder sogar Wald sind, wie Sandböden, Feuchtbereiche, Hangzonen, extrem flachgründige und steinige Lagen. Die werden zukünftig möglicherweise aus der ökologisch unverträglichen Ackernutzung fallen, was ja umweltbezogen vorteilhaft ist. Was wiederum nicht heißt, daß man dann die oft für den Artenschutz und das Landschaftsbild wertvollen Bereiche mit Modulen überstellt. Gegenüber entsprechenden Vorstellungen in Bayern, wo das in „benachteiligten Gebieten“ unterstützt wird, sollte man vorsichtig sein. Das kann viel Ärger geben.
Dass wir in D und der EU zuviel Fläche haben, dem kann ich nicht zustimmen. Aktuell brauchen wir in D 19 Mio. ha um uns zu versorgen (mit zunehmender Tendenz wegen der geringeren Erträge von Öko) haben aber nur noch 16,7 Mio. ha zur Verfügung (mit abnehmender Tendenz wegen Zunahme von Verkehrs- und Siedlungsflächen).
Die Differenz rauben wir den Armen (die dann irgendwann zu uns kommen wollen) oder roden dafür den Regenwald..
Das KIT schreibt dazu:
„Beispielsweise haben die europäischen Wälder zwischen 1990 und 2014 um 9% zugenommen, was ungefähr der Größe Griechenlands entspricht (13 Millionen Hektar; Mha) (siehe „Kompromisse“; http://www.fao.org/faostat/en ). In anderen Ländern wurden rund 11 Mha abgeholzt, um Pflanzen anzubauen, die innerhalb der EU konsumiert wurden“.
Ob Wald, Siedlungs- und Verkehrsflächen oder Agri-PV, alle reduzieren die verfügbare Fläche für Nahrungsmittelproduktion und ob es gelingt den Bedarf durch Umstellung der Bevölkerung auf fleischlose Ernährung, zu reduzieren, ist zumindest eine offene Frage. Außerdem filen damit rund 1/4 der LN, nämlich das komplette Grünland das nur über Wiederkäuer verwertbar ist, aus der Produktion.
Daher Agri-PV m. E. ja, aber vielleicht nur als Zwischenlösung und mit geklärter Rückumwandlungsmöglichkeit (Strom kann man noch immer nicht essen) und mit offensiven Konzepten zur Steigerung der Erträge auf den verbleibenden Flächen. Da Düngung und chem. Pflanzensschutz zum Schutz der Biodiversität zurückgefahren werden müssen, ist dafür eine vorurteilsfreie Auseinadersetzung mit den Möglichkeiten der neuen Züchtungstechniken (CRISPER/Cas) erforderlich. Das veraltete Gentechnikgesetz muss daher dringend renoviert werden !.
Der Einschätzung dass wir zu viel Fläche hätten kann ich nicht zustimmen. Aktuell brauchen wir in D 19 Mio. ha um uns zu versorgen (mit zunehmender Tendenz wegen der geringeren Erträge von Öko) haben aber nur noch 16,7 Mio. ha zur Verfügung (mit abnehmender Tendenz wegen Zunahme von Verkehrs- und Siedlungsflächen). Die Differenz rauben wir den Armen (Zahl der Hungernden nimmt wieder zu) oder roden dafür den Regenwald. Das KIT schreibt dazu: „Beispielsweise haben die europäischen Wälder zwischen 1990 und 2014 um 9% zugenommen was ungefähr der Größe Griechenlands entspricht (13 Millionen Hektar; Mha). In anderen Ländern wurden rund 11 Mha abgeholzt, um Pflanzen anzubauen, die innerhalb der EU konsumiert wurden“
Ob Wald, Siedlungs- und Verkehrsflächen oder Agri-PV, in allen Fällen geht Fläche für die Nahrungsmittelproduktion verlosen.
Agri-PV daher ja, aber mit Bedacht und mit der Möglichkeit der Rückumwandlung, wenn erforderlich (noch immer kann man Strom nicht essen). Und ergänzt durch Ertragssteigerungen auf den verbleibenden Flächen. Nachdem die Düngung aus wasserschutzgründen und der chemische Pflanzenschutz zum Schutz der Biodiversität ausscheiden brauchen wir daher eine neue Pflanzenzüchtungsoffensive. Das veraltete Gentechnikgesetz muss daher dringend renoviert werden und ein Weg für die neuen Techniken (CRISPER/Cas) gefunden werden.
Würde man „nur“ die Fläche welche für „Energiepflanzen“ (Biogas, Biodiesel) verwenden. Könnte diese Fläche mit PV den Kompletten Strombedarf von Deutschland rund 4 mal oder zu 400% decken.
Wir haben die Fläche .
Der Ökostromanteil im Deutschen Strommix liegtaktuell meines Wissens um die 50 %.
Wenn nun möglichst kurzfristig, 100 GW Peak durch Solarparks und 50 GW Peak von Dächern dazu kommen würden ,hätten wir in Deutschland die Möglichkeit Speichertechniken weiter zu entwickeln .
Deren Kosten würden sinken und auch für andere Länder interessant werden.
Der hochsubventionierte Energiepflanzenanbau wird dann zurück gefahren werden .
Unterm Strich werden mehr Flächen für die Nahrungsmittelproduktion frei und das langfristig Weltweit .
Hochwertige Ackerflächen stehen nach 30 Jahren und Rückbau von Solarparks wieder ausgeruht zur Verfügung.
Dann werden wir den Wasserstoff aus sonnenreicheren Ländern bekommen können wo sowiso nichts wächst.
Anschieben können wir das.
Solange wir noch reichlich freie Flächen auf Dächern und an Fassaden haben, sollte Agri PV nicht auf der Tagesordnung stehen. PV den Dächern unser Städte ist effizienter und kostengünstiger erzeugung nahe am Verbraucher kein Verlust langen Transport kein teurer Netzanschluss notwendig. Wenn die Dächer belegt sind ist noch reichlich Platz über Parkplätze.
Die senkrecht aufgestellten Module können auch auf dem Mttelstreifen von Autobahnen und Eisenbahntrassen stehen, diese Flächen gehören dem Bund, man müsste nur eine Ausschreibung machen… Dass wäre doch mal ein innovatives Projekt für DB Energie 100 km Ost-West-ausgerichtete vertikale bifaziale Anlagen in der Mitte von einer Eisenbahntrasse mit direkter Einspeisung ins Bahnstromnetz…
Ich kann beiden Positionen – Agri-PV wie auch Biodiv-PV – etwas abgewinnen.
Wenn ich könnte und dürfte, wie ich wollte, dann wäre ich für eine komplette Transformation aller Lebensbereiche und Sektoren auf einen Minus-Emmissionskurs.
Um allerdings dahin zu kommen, bedarf es eines langen Atems, d.h. für dieKräfte sammeln, die Reihen schließen und auf das gemeinsame Ziel fokussieren.
Was sind die gemeinsamen Ziele? Welche Probleme gilt es zu lösen?
Geht es nur um 1,5 oder 2 Grad?
Global gesehen – gibt es viele weitere Nachhaltigkeitssziele (SDGs https://sdgs.un.org/goals).
Als Ziele 1 und 2 werden die Bekämpfung von Armut und Hunger genannt. Als 7. die Verfügbarkeit von bezahlbarer sauberer Energie, als 13. der Kampf gegen die Klimakrise und als 14. und 15. den Schutz der Biodiversität an Meer und Land.
In der Reihenfolge kann man eine Wertung sehen (insbesondere für die Politik), für unser Thema würde ich aber eine Gleichwertigkeit der Ziele annehmen.
Bei vielen weiteren Zielen gäbe es Anknüpfungspunkte, doch hat das vlt weniger mit der Diskussion Agri-PV vs. Biodiv-PV zu tun.
Obwohl ich selbst aus der Naturschutzecke komme, wage ich zu behaupten, das für Agri-PV schon sehr Vieles spricht:
– kein Verlust an Fläche für z.B. Herstellung von Nahrungsmitteln
– Einbindung der Landwirtschaft – oft nur Pächter und daher meist „not amused“, wenn es um das Thema Verknappung von Ackerfläche geht
– die Verschattung der Module kann in heißen Jahren helfen, die Erträge zu sichern
Die Biodiversitätswirkung, welche Herr Krause-Tünker unterstellt, muss allerdings erst den Praxisbeweis antreten. Mein Wunsch wäre es z.B., auf der Fläche möglichst nach Bio-Kriterien zu wirtschaften. Doch: eine hochintensive Produktion unter PV wäre durchaus möglich und vom DBV sicher auch gewollt! By the way, der Quatsch mit den BGA – der nicht nur Fläche sondern auch zig Millionen an EEG kostet, CO2 mäßig kaum was bringt, begann ja auch mal sehr vielversprechend als sinnvolle Resteverwertung…
Der Ansatz mit Biodiv-PV ist erwiesenermaßen
– sehr gut für die Biodiversität im Offenland
– hat – unter den gegenwärtigen Bedingungen – Kostenvorteile, durch günstigere Ständersysteme und höhere Moduldichte
– eine extensive Beweidung ist möglich und auch aus Naturschutzsicht eine sinnvolle Flächenpflege
– es gibt im Naturschutz der Agrarlandschaft den Ausdruck „Schutz durch Nutzung“, d.h. eine extensive landwirtschaftliche Nutzung ist für den Erhalt der Offenlandökosysteme meist der Königsweg
– Nachteil 1: die Fläche produziert nur noch wenig bis keine Nahrungsmittel (in Deutschland bei dem derzeitigen Anteil aber noch kein Problem)
– Nachteil 2: ich bekomme solche Naturschutzvorzeigeanlagen auf Normalflächen (also außerhalb von Verkehrskorridoren und Konversionsflächen) nicht genehmigt
Warum nicht? Leider hat die konventionelle Landwirtschaftslobby (Kammern, DBV) immer noch zuviel Einfluss. Darauf zu warten, bis sich daran etwas ändert hieße, den Polen beim schmelzen zuzusehen.
Also was würde ich mir wünschen?
Gerne Biodiv-PV dort, wo Eigentümer, Kommune und Betreiber sich einig sind und die Landwirte nicht querschießen,
zusätzlich – und das wird wahrscheinlich flächenmäßig eines Tages mehr sein als jetzige Freiflächen-PV –
AgriPV auf allen anderen Flächen. Natürlich gerne mit nachhaltiger, biodiversitätsfördernder Nutzung verknüpft (sollte bei derzeitiger Gewinnmarge auch schon möglich sein, das zu beauflagen).