Vorsicht vor Eichenprozessionsspinnern: Reinigung der Photovoltaik-Anlage lieber auf Juli verschieben

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Die Sonne strahlt seit Tagen von einem weitgehend wolkenlosen Himmel herab. Die Photovoltaik-Anlagen in Deutschland laufen auf Hochtouren. Der eine oder andere Betreiber kommt da der Gedanke, seine Solarmodule nochmal zu reinigen, um den Ertrag seiner Photovoltaik-Anlage zusätzlich zu steigern. So auch unser Herausgeber, der auf seinem Privathaus eine Photovoltaik-Anlage installiert hat. Doch nur kurz später stellte er rote Pusteln auf seinen Händen und Armen fest.

Aktuell gibt es in vielen Regionen Deutschlands wieder Warnungen vor dem Eichenprozessionsspinner. In vielen Parks finden sich Schilder an den Eichenbäumen, um Menschen zu warnen, sich in deren Nähe aufzuhalten. Denn seit Ende April/Anfang Mai befinden sich die eigentlich ungefährlichen Nachtfalter in ihrem dritten Larvenstadium, in dem sie für Menschen gesundheitsgefährdende Brennhaare ausbilden. Diese Brennhaare enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, das bei Mensch und Tier entzündliche Reaktionen auslösen kann. Wenn Sie durch Einatmen in die Lunge eindringen, können sie Husten, Bronchitis und sogar Asthma oder einen anaphylaktischen Schock bei Menschen verursachen. Bei einem Kontakt der 0,1 bis 0,3 Millimeter langen mit Widerhaken versehenen Haare mit den Augen kann dies zu Reizungen und ernsthaften Entzündungen führen. Auch der Kontakt mit den Brennhaaren mit der Haut kann zu Quaddeln oder schmerzhaften Entzündungen führen, die als Raupendermatitis bezeichnet werden.

Letzteres traf den pv magazine-Herausgeber, als er kürzlich die Module reinigte. In unmittelbarer Nähe seiner Photovoltaik-Dachanlage befinden sich Eichen, die offenbar stark von Eichenprozessionsspinnern besiedelt sind. Die Brennhaare können sich dabei kaum erkennbar für die Betreiber der Photovoltaik-Anlagen auf den Modulen oder dem Dach befinden. „Die Härchen fliegen auch weitere Strecken durch die Luft, hängen auch auf der Dachfläche fest und lösen teils sehr heftige allergische Reaktionen aus, die auch langanhaltend sein können“, erklärt Michael Mattstedt vom Fachbetrieb Ökologische Solarreinigung auf Anfrage von pv magazine.

Die Reinigung lieber in den Juli verschieben, wenn in der Nähe befallene Eichenbäume sind, rät Michael Mattedt.

Foto: Ökologische Solarreinigung

In amtlichen Warnungen heißt es, dass die Nester – auch nicht alte Nester – angefasst und selbstständig entfernt werden sollten. Besitzer privater Grundstücke sollten damit Fachfirmen beauftragen und in jedem Fall das zuständige Gesundheitsamt vom Befall informieren. Mattstedt rät vor der Reinigung der Photovoltaik-Anlagen immer prüfen, ob sich Eichen in der Nähe befinden und von Eichenprozessionsspinnern befallen sind. „Im Zweifelsfall die Reinigungsarbeiten einfach wieder ab Juli durchführen, wenn die Gefahr vorüber ist“, so der Tipp des Fachmanns. Dann erfolgt die Verpuppung und eine drei- bis sechswöchige Puppenruhe, ehe Ende August die Nachtfalter schlüpfen.  „Bei Extrembefall muss man dennoch auch später vorsichtig sein, was man anfasst, weil die Haare auch längere Zeit liegen bleiben können“, sagt Mattstedt. Auf der Dacheindeckung komme dies wahrscheinlich weniger vor, weil Wind und Regen die Härchen entfernen. Wer die paar Wochen nicht abwarten kann, der sollte sich für die Reinigung seiner Photovoltaik-Anlage dann aber wenigstens mit der erforderlichen Spezialausrüstung ausstatten – Ganzkörperschutzanzug und Atemmaske.

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